Detlef hat geschrieben:Hast du dich schon mal gefragt, ob du einer anderen Religion oder überhaupt einer Religion angehören würdest, wenn du in einer anderen Familie, in einem anderen Land oder zu einer anderen Zeit geboren wärest?
Natürlich - die Antwort lautet: Wäre ich geistig aktiviert, würde ich diese anderen Offenbarungsformen zur Matrix für mein Erkennen nehmen.
Dabei kann es sein, dass der Hermeneutische Zirkel eher aufhört zu zirkeln - aber der Weg wäre der Selbe. - Verstehe es so: Religionen ziehen oft (nicht immer!!!) am selben Strang, nur an einer anderen Stelle. - Religionen sind Offenbarungsgrößen/Chiffren/Gleichnisse - nenne es, wie Du willst.
Detlef hat geschrieben:"Warum würdest du nur denken und denkst nicht wirklich?
Weil spirituelles Denken über kritisch-rationales Denken hinausgehen soll - schau nur bei Kant, der am Ende seines Lebens sinngemäß gesagt hat, dass er die Vernunft an ihr Ende getrieben hat, um Platz für den Glauben zu haben. - Kant wusste, dass etwas über anthropogener Vernunft ist.
Detlef hat geschrieben:Deine seltsam groben Pauschaleinschätzungen zu "kritischen Realismus" , "Aufklärung" usw. , welche sich per "copy/paste" von Beitrag zu Beitrag ziehen, lassen leider keinen anderen Schluss zu.
Da solltest Du genau zuhören. - Das Problem ist nicht Popper, der nichts anderes getan hat, als eine METHODIK zu entwickeln: "Ich untersuche alles, was falsifizierbar ist - meine Methodik taugt nur für das, was falsifÃzierbar ist".
Ideologisiert wurde daraus: "Es gibt nichts, was nicht falsifizierbar ist" - nur dieses greife ich an. - Poppers METHODIK ist aus meiner Sicht non plus ultra.
Detlef hat geschrieben:Definiere "Religion" und "Unglaube", evtl. würde dir ja etwas auffallen...
Ja - aus dem Kontext gerissen habe ich mich unpräzise ausgedrückt. - Allgemein müsste es heißen: "Ob man an Jahwe glaubt oder daran, dass es nichts gibt, was nicht falsifizierbar ist, ist beides Glaube. - Man kann das eine spirituelle und das andere naturalistische "Religion" nennen.
Detlef hat geschrieben:Das "über", "unter", "höher, "außer"... immer von euch behauptet, ohne irgendwelche Evidenzen vorweisen zu können.
Das liegt daran, dass Ihr "Evidenz" kritisch-rational definiert und nicht hermeneutisch - mit anderen Worten: Ihr definiert so, dass es im Spirituellen apriori keine Evidenz geben KANN.
Münek hat geschrieben:Umso bemerkenswerter finde ich, mit welchen Attributen der Superlative Christen ihren Gott ausstatten.
Da stimme ich Dir teilweise zu. - Es gibt einerseits logisch zwingende Eigenschaften, ohne die es keinen Sinn macht, von "Gott" zu sprechen - andererseits geht mir manche überhöhende Schwärmerei genauso auf den Sack wie Dir.
1Johannes4 hat geschrieben:Selbstverständlich wird dadurch in gewisser Weise der Umfang der Wirklichkeit in dem jeweiligen Modell (Abbildung) eingeschränkt, aber das implizite Ziel der Sprache ist ja auch nicht ein perfektes Abbild der Wirklichkeit sondern die Kommunikation zwischen Menschen zu ermöglichen.
Wichtiger Satz!

- Aber genau das wird dann vereitelt, wenn man in SEINEM Verständnis nach "Falsifikations-Punkten" sucht, ohne sich vorher die Mühe zu geben, substantiell zu verstehen.
"Kritik" ist heute sehr oft nicht Ausdruck von Substanz, sondern Ersatz dafür.
1Johannes4 hat geschrieben:Auch bei Deinem Beispiel, wo man einen Mr. X um Ratschläge für Musik bittet, möchte man ja am Liebsten solche Musik, die der eigenen Erwartung entspricht bzw. solche, die einem womöglich gefallen könnte. Die Auswahl bildet dann auch nicht die komplette Musikwelt ab.
Richtig - aber das ist auch nicht das Ziel. - Es ging hier um das Ergriffen-Werden-Können über analytische Untersuchung hinaus. - Was nützt es, Kamasutra in- und auswendig analysieren zu können, wenn man nie mit einer Frau im Bett war?
1Johannes4 hat geschrieben:Also stellt sich die Frage, was bei einem religiösen Gespräch geeignete Auswahlkriterien sind um etwaige Ansprüche einer These zu belegen oder andere Thesen als Irrlehren ablehnen zu können. Kurzum: warum tanzt Du nicht nackt um ein Feuer für eine bessere Ernte?
Da gibt es eine genauso hilflose wie souveräne Antwort von Chr. M. Wieland (Aufklärer!): Als die geistig aufgeklärte Hauptfigur in "Geschichte der Abderiten" (übrigens: damals war "Aufklärung" im Gegensatz zu heute GEISTIGE Aufklärung!) von einem Schlaumeier gefragt wird, wie man Geist nachweisen können, sagt diese Figur: "Man kann Geist nicht nachweisen - aber das ist auch nicht nötig, weil sich Geist gegenseitig erkennt".
Ich habe nie einen Satz gelesen, der sich mit meiner Lebenserfahrung mehr gedeckt hat, als dieser.