#331 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen
Verfasst: Mo 18. Mär 2019, 09:18
Mein lieber Münek,
wie bringe ich dir möglichst schonend bei, dass du Unrecht hast?
In den Naturwissenschaften besteht ein Beleg in der Beobachtung eines Vorgangs.
In den Geschichtswissenschaften existieren aber KEINE VORGÄNGE, die du aktuell beobachten könntest!
Alle Vorgänge liegen Jahrhunderte oder Jahrtausende zurück. Deshalb bist du hier auf "Schriftzeugnisse" angewiesen, in denen die Vorgänge schriftlich bezeugt werden oder auf Ur-kunden, in denen die Ur-Vorgänge verkündet werden. Es handelt sich dabei IMMER um Zeugenaussagen und Aufgabe der Geschichtswissenschaften ist es, diese Aussagen zu bewerten. Dabei sollte sie aber methodisch primär inhärent vorgehen, so wie auch die Naturwissenschaft methodisch inhärent vorgeht.
Schriftquellen sind - richtig! - keine naturwissenschaftlich verwertbare Belege für Vorgänge, sie sind aber geisteswissenschaftlich gültige Belege für die Aussage über Vorgänge. Insofern hast du Recht, aber etwas anderes gibt es nicht.
Die Naturwissenschaft macht es dir insofern leicht, als naturwissenschaftliche Vorgänge rekonstruierbar sein müssen. Also: auch wenn du die Evolution nicht rekonstruieren kannst, kannst du aber die Schlussfolgerungen Darwins aus seinen Beobachtungen rekonstruieren und nachvollziehen.
Auch Geschichte ist nicht rekonstruierbar. Sie muss aus den Quellen - den Zeugenaussagen - rekonstruiert werden.
Im Fall der Bibel sprechen die Quellen von übernatürlichen Vorgängen. Inhärent, aus den Quellen selbst, die sich auch noch gegenseitig bestätigen, lassen sich diese nicht widerlegen. Du kannst die Aussagen bestenfalls ausgehend von deiner gegenwärtigen Beobachtung empirisch widerlegen, kannst aber keine gültige Aussage über die Gültigkeit vor 2000 Jahren treffen. Insofern ist die Ablehung übernatürlicher Vorgänge, wie sie in der Bibel beschrieben werden präjudizierend.
wie bringe ich dir möglichst schonend bei, dass du Unrecht hast?
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Du verwendest den Begriff "Beleg" hier aus einer naturwissenschaftlichen Perspektive.Münek hat geschrieben: ↑Fr 15. Mär 2019, 22:24Bei den Bibelstellen, die von einem Eingreifen Gottes berichten, handelt es sich um Glaubenszeugnisse der Textverfasser. Ob sie historischen Tatsachen entsprechen, ist völlig offen.Peß hat geschrieben:Die Textquellen von denen wir sprechen, sind die biblischen. Sie sagen aus, dass Gott in die Welt eingreift. Warum wird diese Aussage in Zweifel gezogen? Was ist dafür die Rechtfertigung? Etwa unsere heutige Meinung, dass es ein Eingreifen Gottes nicht geben darf?
In den Naturwissenschaften besteht ein Beleg in der Beobachtung eines Vorgangs.
In den Geschichtswissenschaften existieren aber KEINE VORGÄNGE, die du aktuell beobachten könntest!
Alle Vorgänge liegen Jahrhunderte oder Jahrtausende zurück. Deshalb bist du hier auf "Schriftzeugnisse" angewiesen, in denen die Vorgänge schriftlich bezeugt werden oder auf Ur-kunden, in denen die Ur-Vorgänge verkündet werden. Es handelt sich dabei IMMER um Zeugenaussagen und Aufgabe der Geschichtswissenschaften ist es, diese Aussagen zu bewerten. Dabei sollte sie aber methodisch primär inhärent vorgehen, so wie auch die Naturwissenschaft methodisch inhärent vorgeht.
Schriftquellen sind - richtig! - keine naturwissenschaftlich verwertbare Belege für Vorgänge, sie sind aber geisteswissenschaftlich gültige Belege für die Aussage über Vorgänge. Insofern hast du Recht, aber etwas anderes gibt es nicht.
Streng genommen ist das nicht richtig. Charles Darwins "Über die Entstehung der Arten" ist nämlich im eigentlichen Sinn lediglich ein geisteswissenschaftlicher Beleg für die Beobachtung naturwissenschaftlicher Vorgänge - die du nicht selbst beobachtet hast. Deshalb bist du abhängig von der "Zeugenaussage" von Charles Darwin.Münek hat geschrieben: ↑Fr 15. Mär 2019, 22:24Der Vergleich hinkt; denn hier geht es um Biologie, um Naturwissenschaft - nicht um transzendente Welten und Wesen.Peß hat geschrieben:Demnach könnte sie sich also auch mit Charles Darwins "Über die Entstehung der Arten" beschäftigen, ohne auf die Evolutionstheorie einzugehen?
Die Naturwissenschaft macht es dir insofern leicht, als naturwissenschaftliche Vorgänge rekonstruierbar sein müssen. Also: auch wenn du die Evolution nicht rekonstruieren kannst, kannst du aber die Schlussfolgerungen Darwins aus seinen Beobachtungen rekonstruieren und nachvollziehen.
Auch Geschichte ist nicht rekonstruierbar. Sie muss aus den Quellen - den Zeugenaussagen - rekonstruiert werden.
Im Fall der Bibel sprechen die Quellen von übernatürlichen Vorgängen. Inhärent, aus den Quellen selbst, die sich auch noch gegenseitig bestätigen, lassen sich diese nicht widerlegen. Du kannst die Aussagen bestenfalls ausgehend von deiner gegenwärtigen Beobachtung empirisch widerlegen, kannst aber keine gültige Aussage über die Gültigkeit vor 2000 Jahren treffen. Insofern ist die Ablehung übernatürlicher Vorgänge, wie sie in der Bibel beschrieben werden präjudizierend.