Die Bibel der Zeugen Jehovas (NWÜ)- tendenziös übersetzt?

Rund um Bibel und Glaube
bato
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#321

Beitrag von bato » Mo 11. Jul 2016, 11:27

Hallo,

da Bibelübersetzungen eines meiner Hobbies sind, finde ich das Thema hoch interessant. Ich habe, wie wohl die meisten hier, die NWÜ zu Beginn, als gefälscht abgelehnt - nur auf Grund von schlauen Artikeln im Netz.
Aber als ich mir dann eine zugelegt hatte, muss ich meine Meinung ziemlich revidieren.

Erstmal ist jede Übersetzung Mist.

Die Juden pflegen zu sagen:

Wenn du aus der Thora (hebräisch) ließt, ist es wie das trinken aus der reinen Quelle;
wenn du aus der Septuaginta (griechisch) ließt, ist das wie das trinken aus dem trüben Unterlauf des Flusses;
wenn du aus der Vulgata (latein) ließt, ist es wie das trinken aus einer dreckigen Pfütze!


Zurück zur NWÜ: Ich habe die 32 Seiten nur überflogen; verzeiht mir bitte, wenn ich etwas wiederholen sollte.

Ich will nur zwei Punkte aufgreifen:

1. Herr vs. Jehova

Das Jehova der falsche Name ist, ist ja hoffentlich hinlänglich bekannt. Vermutlich hieß es Jahve oder auch anders, aber Jehova ist nicht möglich. Jehova bekommt man wenn man JVHV und adonai kombiniert.

Aber ist JHVH im NT falsch? Richtig ist es kommt nicht im NT vor. Da steht κύριος. Aber in der Septuaginta wurde יְהוָ֣ה auch mit κύριος übersetzt. Wenn aus dem originalen hebräischen יְהוָ֣ה im griechischen κύριος wird, wieso dann kann man konsequenterweise auch κύριος mit יְהוָ֣ה wiedergeben. Die Christenheit hat sich, auch wegen des Antijudaismus, für Herr satt Jahve entschieden, aber wenn jemand aus irgendeinem Grund sich durchgängig für Jahve (bzw. Jehova) entscheidet, ist das sogar besser. Leider ist man in der NWÜ nicht 100% konsequent und 'vergisst' manchmal so zu handeln.

2. Lukas 23,43

Grammatikalisch ist das Komma/der Doppelpunkt sowohl vor als auch nach Heute möglich. Wer's nicht wusste: damals gab's keine Satzzeichen. Also wenn jemand schreibt, dass die Kommasetzung der ZJ falsch ist, der sollte lieber mal ruhig sein.
Obwohl ich keineswegs Sympathisant der ZJ bin, muss ich ihnen hier recht geben.
Erstmal kann das "Heute" als Verstärkung gesehen werden. Im AT finden wir Das einige Male. Also auch sprachlich üblich.
Dazu kommt, dass Jesus selber sagte in Johannes 20,17 er sei immer noch nicht im Himmel gewesen. Also wenn wir annehmen das Jesus nicht den Schächer angelogen hat, dann müssen wir zähneknirschschend zugeben, dass hier die ZJ recht haben.

Die beiden Punkte bedeuten aber nicht, dass ich die NWÜ empfehlen würde - aber so schlecht wie dargestellt, ist sie auch wieder nicht.

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Magdalena61
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#322 Re:

Beitrag von Magdalena61 » Mo 11. Jul 2016, 23:59

bato hat geschrieben:Aber ist JHVH im NT falsch? Richtig ist es kommt nicht im NT vor. Da steht κύριος. Aber in der Septuaginta wurde יְהוָ֣ה auch mit κύριος übersetzt. Wenn aus dem originalen hebräischen יְהוָ֣ה im griechischen κύριος wird, wieso dann kann man konsequenterweise auch κύριος mit יְהוָ֣ה wiedergeben.
Das wäre so, als nennt man Max einfach Gott, obwohl er es vielleicht gar nicht ist. Und Gott nennt man Max.

Sehr eigenwillig.

Es GIBT ja einen Unterschied zwischen Vater und Sohn. Der Vater ist NICHT der Sohn, und der Sohn ist NICHT der Vater.
So weit stimme ich den ZJ zu.

Darüber hinaus denke ich: Die dem Menschen zugewandte, offenbarte "Seite" des einzigen Gottes ist JHWH = Jesus.
Den Vater, der in einem unzugänglichen Licht wohnt, hat noch nie jemand gesehen.

Hier stimmen mir ZJ nicht zu.

Das "HERR" im AT soll ja gar nicht "kyrios" bedeuten, sondern das ist eine Buchstabenfolge für JHWH.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

bato
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#323 Re: Die Bibel der Zeugen Jehovas (NWÜ)- tendenziös übersetzt?

Beitrag von bato » Di 12. Jul 2016, 01:31

Liebe Magdalena,
aber Jesus hat aller Wahrscheinlichkeit nach JHVH (wie auch immer man das ausspricht) gesagt (oder elohim) und mit Sicherheit nicht Herr (adonai). Das griechische κύριος ist die Übersetzung vom hebräischen אֲדֹנָי (adonai). Adonai passt aber oft nicht - elohim bzw. JHVH immer.

Wer ist JHVH. Da ist die Bibel ganz eindeutig: elohim JHVH (z.B. 1. Mose 2,4; erscheint einige hundert Mal). Elohim steht im Plural! Wer ist also JHVH?
Man kann im AT JHVH und Jesus nicht gleichsetzen, JHVH ist die ganze Dreieinigkeit, sonst würde es nicht im Plural stehen.

Bitte nicht den pluralis majestatis/excellentiae als Argument aufführen. Der angebliche pluralis excellentiae taucht außer bei elohim nur noch beim Behemoth auf, und daraus eine Regel zu konstruieren ist mehr als lächerlich.

Also ich denke schon, dass die ZJ in diesem Fall legitim übersetzt haben.
Das hebräische Matthäusevangelium z.B. verwendet nie adonai, sondern immer elohim.

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Münek
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#324 Re: Die Bibel der Zeugen Jehovas (NWÜ)- tendenziös übersetzt?

Beitrag von Münek » Di 12. Jul 2016, 02:32

Meines Wissens spricht Jesus Gott NIE mit dem Namen JHWH an, sondern entweder mit "Vater" (aram. "Abba") oder mit "Gott" (hebr. "elohim").

bato
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#325 Re: Die Bibel der Zeugen Jehovas (NWÜ)- tendenziös übersetzt?

Beitrag von bato » Di 12. Jul 2016, 03:03

Du hast natürlich recht: Aber z.B. in Matthäus 4,10 paraphrasiert Jesus das AT. Da steht in Griechisch Κύριον τὸν θεόν (Gott den Herrn) im AT steht יְהוָ֧ה אֱלֹהֶ֛יךָ (JHVH dein Götter; 5. Mose 6,13).
Die Bibel setzt selber JHVH und κύριος gleich.

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#326 Re: Die Bibel der Zeugen Jehovas (NWÜ)- tendenziös übersetzt?

Beitrag von Rembremerding » Di 12. Jul 2016, 06:09

... und da die Anrede "Herr" im Griechischen von den hebräisch sprechenden jüdischen Übersetzern für JHWH verwendet wurde und man Jesus im NT mit "Herr" anredete, ja er selbst das "Ich bin ..." von JHWH für sich in Anspruch nahm, wird Jehova in der NWÜ deshalb verwendet, um eine ganz bestimmte Information zu verschleiern.
Es geht hier nicht um eine "legitime" Übersetzung, es geht um eine gezielte Auswahl von manchmal auch verwendbaren Übersetzungsmöglichkeiten, welche eine Absicht durchsetzen soll.

Für den Glauben an den Herrn ist es unerheblich, ob man Gott mit Jehova, Jahwe oder Herr anredet, Hauptsache es ist Ehrfurcht, Gottesfurcht vorhanden. Bei den Juden mag es verboten sein den Namen Gottes auszusprechen, Christen gehen zum Vater nicht mit den Füßen auf dem Weg voran, der Jesus ist, sondern mit ihrer Gesinnung.

Servus :wave:
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

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Münek
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#327 Re: Die Bibel der Zeugen Jehovas (NWÜ)- tendenziös übersetzt?

Beitrag von Münek » Di 12. Jul 2016, 07:06

bato hat geschrieben:Wer ist JHVH. Da ist die Bibel ganz eindeutig: elohim JHVH (z.B. 1. Mose 2,4; erscheint einige hundert Mal). Elohim steht im Plural! Wer ist also JHVH? Man kann im AT JHVH und Jesus nicht gleichsetzen, JHVH ist die ganze Dreieinigkeit, sonst würde es nicht im Plural stehen.
Mit Verlaub - die Hebräer/Juden verehrten und verehren keinen "dreieinigen" Gott. Die "Heiligste Dreifaltigkeit" (Trinität, Wesenseinheit Gottes in drei Personen) ist eine Erfindung der christlichen Kirche.

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#328 Re: Die Bibel der Zeugen Jehovas (NWÜ)- tendenziös übersetzt?

Beitrag von bato » Di 12. Jul 2016, 10:01

Rembremerding hat geschrieben: Es geht hier nicht um eine "legitime" Übersetzung, es geht um eine gezielte Auswahl von manchmal auch verwendbaren Übersetzungsmöglichkeiten, welche eine Absicht durchsetzen soll.
Ich hatte je schon geschrieben dass das Problem die fehlende Konsequenz ist. Entweder immer JHVH (oder Jehova) oder nie. Hier ging es mir aber nur darum zu sagen, dass JHVH nicht falsch ist.

Rembremerding hat geschrieben: Für den Glauben an den Herrn ist es unerheblich, ob man Gott mit Jehova, Jahwe oder Herr anredet, Hauptsache es ist Ehrfurcht, Gottesfurcht vorhanden.
Amen!

Münek hat geschrieben: Mit Verlaub - die Hebräer/Juden verehrten und verehren keinen "dreieinigen" Gott. Die "Heiligste Dreifaltigkeit" (Trinität, Wesenseinheit Gottes in drei Personen) ist eine Erfindung der christlichen Kirche.
Nein, die Dreieinigkeit ist eine Erfindung Gottes - weil er Dreieinig ist :D
Ich habe schon verstanden worauf du hinaus willst. Aber ich würde vorschlagen, wir führen diese Diskussion in dem entsprechenden Thread weiter.

2Lena
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#329 Re: Die Bibel der Zeugen Jehovas (NWÜ)- tendenziös übersetzt?

Beitrag von 2Lena » Di 12. Jul 2016, 10:28

Hallo bato,

Ich staune über deine Kenntnisse!
Gut geschrieben hast du, aber es fehlt noch eine kleine manuelle Feineinstellung!

bato hat geschrieben:Das Jehova der falsche Name ist, ist ja hoffentlich hinlänglich bekannt. Vermutlich hieß es Jahve oder auch anders, aber Jehova ist nicht möglich. Jehova bekommt man wenn man JVHV und adonai kombiniert.
Ist es dir (falls du die hebräische Schrift lesen kannst) schon aufgefallen, dass die BHS (Stuttgartensia - Handschrift vor ca. 1000 Jahren, später im Druck) sehr verschiedene Vokalisierungen beim Tetragramm JHWH aufweist?

Es gibt bis zu fünf Arten das zu lesen, recht unterschiedlich in verschiedenen Texten. Dies wurde (leider) bei allen Kommentaren über das Thema übersehen und fand auch in der Fachliteratur keine Beachtung. Statt dessen kam das Rumgeschiebe ... Geht mal der Sache auf den Grund und fangt an, die "Inhalte" zu lesen.

bato hat geschrieben:Die Christenheit hat sich, auch wegen des Antijudaismus, für Herr satt Jahve entschieden, aber wenn jemand aus irgendeinem Grund sich durchgängig für Jahve (bzw. Jehova) entscheidet, ist das sogar besser.
Mit deinen Argumenten und dem was du schreibst stimme ich weitgehend überein - nur das hier nicht. Ich gebe zu bedenken, dass es bei den fünf verschiedenen Aussprachen - und den verschiedenen Bezeichnungen Gründe hat, auch für dort wo Elohim steht. Es ist der Bibeltext jeweils anders zu lesen (was aber bei einer Übersetzung nicht geht). Daher kam der Spruch von Hieronymus: "In der hebräischen Schrift liegt die Wahrheit". Das "nur" wurde übersehen, vor allem warum ... Eine Übersetzung kann nur ein 1:1 Argument liefern. Ein flexibler Text ist jedoch anders zu lesen. Er bringt mehr Informationen.

Auch die Vokalisierung fixierte den Text. Die Punktierung des hebräischen Textes war notwenig geworden, weil Hebräisch lange keine gesprochene Sprache war, in der Schreibweise nur wenige Vokale kannte. Aber die Regeln für die Aussprache liefert der Text selbst (und die Grammatik). Es ist nicht so, dass die Übersetzungen "falsch" sind. Manches, wie "Herr" im NT ist absolut richtig - obwohl es nach Ansicht von vielen, die keine Glaubensgeheimnisse kennen aber Kommentare darüber schreiben, "falsch" ist.

Vom Judentum, das sich wiederum in zahllose Meinungen verstrickte, kam da wenig Deutliches.
Eindeutig war im Christentum HERR. Deswegen steht im NT von Jesus.
Gott selbst inkarnierte an der Stelle, wo König Melchisedek bereits regiert hatte. Verschiedene Einzelheiten, die ein "gläubiges" Gesamtbild ergeben würden, wurden nur nachlässig tradiert. Nun mutet es "falsch" an, wenn in der Lutherbibel "Herr" steht, während die textgenaue unrev. Elberfelder im AT durchgängig Jehova schreibt, wo JHWH steht.

Durch die "Ungläubigkeit" und die falsche Zielrichtung der ZJ können sie ihre Bibel nicht richtig machen.

Dann las mal einer Elohim, ein anderer buchstabierte Jahwe - und schon war die schönste Verwirrung da. Man benutzte auch nicht die hebräischen Erklärungen. Das "ich bin der ich sein werde" wurde nur mystisch gedeutet und nicht als Grammatikform (dazu). Es erklärt in 1. Person, was 3. Person JHWH heißt. In den ganz verschiedenen anderen Texten wird im gleichen Schema weiter erklärt: Was hat keine Zukunft I-HWH, was wird werden und wie soll es richtig sein JHWH? Im Grunde steckt da noch viel, viel mehr, das Seiten kosten würde alles zu schreiben, und trotzdem reichts dann noch lange nicht aus.

Wenn ich Zeugen Jehovas in Deutsch ausgesprochen höre (jeehooova) läuft mir seit meinen Hebräischkursen die Gänsehaut auf den Rücken. Wenigsten, wie man das spricht, hätten sie feststellen können. Sie sind keine Zeugen. Das ist ein Witz. Selbst wenn sie das andere nehmen, passt das noch lange nicht - obwohl sie grad vorn sein wollen, liegen sie weit hinter den anderen Kirchen zurück. Sie werden auch mit ihren Vorstellungen nicht fertig.

Münek hat geschrieben:Mit Verlaub - die Hebräer/Juden verehrten und verehren keinen "dreieinigen" Gott. Die "Heiligste Dreifaltigkeit" (Trinität, Wesenseinheit Gottes in drei Personen) ist eine Erfindung der christlichen Kirche.

Müneki, kommt nicht immer mit Vorschlaghämmern. Lösungen gehen besser mit "Fingerspitzengefühl".

2Lena
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#330 Re: Die Bibel der Zeugen Jehovas (NWÜ)- tendenziös übersetzt?

Beitrag von 2Lena » Di 12. Jul 2016, 10:40

Magdalena61 hat geschrieben:Es GIBT ja einen Unterschied zwischen Vater und Sohn. Der Vater ist NICHT der Sohn, und der Sohn ist NICHT der Vater.
So weit stimme ich den ZJ zu.

Bitte übe Mathematik ...
Teilmenge, Kummulierungspunkte, Streuungen, inhaltliche Übereinstimmungen u.a.

Und weil die "Wissenschaft" solche nicht kennt, breitet sie ein Fachwissen aus, das nie und nimmer zur geordneten Basis wird. Kann damit auch nicht Seelenkunde, Erforschung der Psychologie u.v.m. wenn es schon an der Grundlage mangelt.

Mit dem verbreiteten mangelhaften Wissen, dazu falschen Vorstellungen, kommt überhaupt nirgends etwas Richtiges auf. Das verwirrt sogar die paar selbstdenkenden Einsichtigen gewaltig - durch Mehrheitsdruck und die lügenhafte Scheinlogik.

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