Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
JackSparrow
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#311 Re: Theodizee

Beitrag von JackSparrow » Mo 19. Sep 2016, 23:04

closs hat geschrieben: nur dass es nur dann ein Mythos ist, wenn das erfundene Bild kulturübergreifend sinnstiftend ist
Ein Mythos ist eine Erzählung, eine Sage oder ein Märchen. Wenn der gefiederte Gott Quetzacoatl aus zwei Maispflanzen das erste erste Paar Azteken erschafft, dann ist dieser Schöpfungsmythos ein nicht kulturübergreifendes und nicht sinnstiftendes Märchen.

Wäre es ein Gleichnis, dann würde es Parabel heißen und nicht Mythos.

Man muss extrem geistig begnadet sein, wenn man es aus dem AT-Kontext heraus versteht
Ja, um zwei völlig konträre und gegeneinander offensichtlich feindlich gesinnte Weltanschauungen so hinzubiegen, dass es so aussieht, als diene die eine die nur der Vorbereitung der anderen, braucht man entweder eine Menge Fantasie oder ein hohes kriminelles Potenzial. Und möglichst einen Überläufer wie Paulus als Lockvogel - ganz egal ob echt oder erfunden.

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Münek
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#312 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mo 19. Sep 2016, 23:10

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Doch doch - es wäre ja eine historische Frage.
ALLES, was im Dasein real ist, ist eine historische Frage - insofern Zustimmung. - Mein Punkt ist, dass sich die HKM schwer tun würde, Mustern zu folgen ("Paradigmenwechsel/Heilsgeschichte"), die ihrer Methodik nicht guttun.
Wenn irgendetwas ihrer Methodik nicht "guttut", wird sie die Finger davon lassen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Sie haben keine "wissenschaftliche" Perspektive, sondern eine Glaubensperspektive.
Auch Glaubensperspektiven lassen sich wissenschafts-methodisch bearbeiten - auch der kritisch-rationale Ansatz der HKM ist eine Glaubensperspektive - und trotzdem ist es eine Wissenschaft.
Ich spreche hier ausschließlich vom "Gottesglauben". Der hat bekanntlich mit Wissenschaft nix zu tun.

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#313 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mo 19. Sep 2016, 23:11

JackSparrow hat geschrieben:Geistige Bereiche werden in der Bibel nicht erwähnt.
Die gesamte Bibel basiert darauf - dazu muss man nicht einmal "Gott ist Geist" von Jh. kennen. - Ohne das könnte man auch ein Telefonbuch auslegen - es wäre prinzipiell dasselbe.

JackSparrow hat geschrieben:Das dürfte mir in diesem Zustand relativ egal sein, selbst wenn der Papst persönlich vorbeikommt und noch Torte mitbringt.
Das wird auch nicht passieren. :lol:

JackSparrow hat geschrieben:Wenn der gefiederte Gott Quetzacoatl aus zwei Maispflanzen das erste erste Paar Azteken erschafft, dann ist dieser Schöpfungsmythos ein nicht kulturübergreifendes und nicht sinnstiftendes Märchen.
Doch - weil es woanders "Schildkröte" oder (im Nordischen) eine Schädelschale ist. - Tema con variazione.

JackSparrow hat geschrieben:Wäre es ein Gleichnis, dann würde es Parabel heißen und nicht Mythos.
Nein. - Natürlich kann man Gemeinsamkeiten zwischen "Mythos", "Parabel" und "Allegorie" finden - aber diese Begriffen haben ihre eigene Geschichte und ihre eigenen SChwerpunkte.

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#314 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mo 19. Sep 2016, 23:13

Münek hat geschrieben:Wenn irgendetwas ihrer Methodik nicht "guttut", wird sie die Finger davon lassen.
Eben - deshalb hält sich die HKM hier raus. - Dieses Feld bleibt von ihr unbesetzt.

Münek hat geschrieben:Ich spreche hier ausschließlich vom "Gottesglauben". Der hat bekanntlich mit Wissenschaft nix zu tun.
Man kann Setzungen (hier: "Gottesglauben") in ihren Konsequenzen wissenschaftlich bearbeiten.

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#315 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mo 19. Sep 2016, 23:31

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Hast du schon eine Prognose, wann das ungefähr eintreffen wird?
Komplett wurscht. - Im Einzelnen geschieht es innerhalb seiner Lebensspanne, weltgeschichtlich kann es Jahrtausende dauern. - Dass es nach 2000 Jahren noch nicht (oder nicht mehr) verstanden wird, sehen wir ja.
Jesus hat das Eintreffen der Gottesherrschaft nicht in tausenden von Jahren erwartet, sondern noch innerhalb seiner Generation. Das es so geschieht, hat er seinen Jüngern ausdrücklich zugesichert.

Steht alles klar und eindeutig und auch für Laien nachvollziehbar in den synoptischen Evangelien. Ich verlasse mich da im Übrigen auch voll und ganz auf die neutestamentliche Bibelforschung, die in diesem Punkt einer Meinung ist...

Das ist für mich das Entscheidende...

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#316 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mo 19. Sep 2016, 23:49

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn irgendetwas ihrer Methodik nicht "guttut", wird sie die Finger davon lassen.
Eben - deshalb hält sich die HKM hier raus. - Dieses Feld bleibt von ihr unbesetzt.
Ja - die historisch-wissenschaftlich arbeitenden Profis sind in der Tat sehr dizipliniert.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich spreche hier ausschließlich vom "Gottesglauben". Der hat bekanntlich mit Wissenschaft nix zu tun.
Man kann Setzungen (hier: "Gottesglauben") in ihren Konsequenzen wissenschaftlich bearbeiten.
Solange Du kirchliche Glaubensdogmen nicht hinterfragen darfst, kannst Du ihnen mit Wissenschaft nicht offen-kritisch zu Leibe rücken. Da wären Dir die Hände gebunden, weil Deine wissenschaftliche Freiheit aus ideologischen Gründen massiv eingeschränkt ist.

Aber ich denke, das weißt Du genauso gut wie ich.

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#317 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 20. Sep 2016, 00:19

Münek hat geschrieben:Ja - die historisch-wissenschaftlich arbeitenden Profis sind in der Tat sehr dizipliniert.
Das verlangt ihr methodischer Rahmen von ihnen - undiszipliniert sind sie, wenn sie diesen Rahmen überschreiten.

Münek hat geschrieben:Solange Du kirchliche Glaubensdogmen nicht hinterfragen darfst
Kann man doch - aber man sollte die Reihenfolge einhalten "Erst kapieren - dann kritisieren". - Diesbezüglich ist in unserem heutigen Betrieb etwas eingerissen.

Münek hat geschrieben:Jesus hat das Eintreffen der Gottesherrschaft nicht in tausenden von Jahren erwartet, sondern noch innerhalb seiner Generation.
Es ist bekannt, dass es hier zwischen HKM und Theologie Differenzen gibt - das müssen wir nicht weiter ausbreiten.

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#318 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 20. Sep 2016, 02:29

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Solange Du kirchliche Glaubensdogmen nicht hinterfragen darfst
Kann man doch - aber man sollte die Reihenfolge einhalten "Erst kapieren - dann kritisieren".
Für absolut und ewig-gültig erklärte Dogmen gilt die Freiheit der Wissenschaft und Forschung nicht. Sonst droht der Entzug der Lehrerlaubnis.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Jesus hat das Eintreffen der Gottesherrschaft nicht in tausenden von Jahren erwartet, sondern noch innerhalb seiner Generation.
Es ist bekannt, dass es hier zwischen HKM und Theologie Differenzen gibt - das müssen wir nicht weiter ausbreiten.
Für historische Fragen in der Textauslegung ist die Dogmatik nicht zuständig. Deshalb äußert sie sich nicht zur Naherwartungsfrage. Es gibt hier keine Differenzen. Oder kannst Du das Gegenteil belegen?

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#319 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Di 20. Sep 2016, 06:16

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:nur sollte sie sich von dem Wunschdenken lösen, dass Gott einen leiblichen, unehelichen Sohn hat.
In solchen Kategorien denkt die Theologie nicht, soweit sie spirituell orientiert ist.
Wohl eher, weil sie voreingenommen und nicht ergebnisoffen ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#320 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 20. Sep 2016, 09:08

Münek hat geschrieben:Für absolut und ewig-gültig erklärte Dogmen gilt die Freiheit der Wissenschaft und Forschung nicht.
Du verstehst nicht, dass die Freiheit der Wissenschaft in der Art der Untersuchung liegt - "wie beurteile ich etwas systematisch/methodisch, also wissenschaftlich". - Und wenn im Jahr 1914 der Krieg ausgebrochen ist, dann ist dieses Ereignis auch nicht frei verfügbar - aber dessen Beurteilung (wie kam es dazu - wer war schuld daran - welche Folgen hatte er - etc.).

Zum Mitschreiben:
"Wissenschaftlich" ist, wenn man etwas dementsprechend untersucht - das können auch Setzungen sein. - Die HKM untersucht doch auch auf der Setzung des Kritischen Rationalismus.

Münek hat geschrieben: Es gibt hier keine Differenzen. Oder kannst Du das Gegenteil belegen?
Ja - damit, dass ein durchschnittlicher evangelischer, orthodoxer, katholischer Theologe die einschlägigen Bibeltexte aus seiner Perspektive anders als Du interpretiert. - Versteh doch: Es geht nicht um die Frage "Wissenschaft oder NICHT Wissenschaft", sondern um die Frage, unter welchen wissenschaftlichen Perspektiven man die Bibel im Großen und Ganzen auslegt.

sven23 hat geschrieben:Wohl eher, weil sie voreingenommen und nicht ergebnisoffen ist.
Ja - sie hat geistige Setzungen, während andere säkulare Setzungen hat. - Wenn's gut gemacht ist, haben beide im Sinne ihrer Ausgangslage recht.

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