Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Rund um Bibel und Glaube
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Naqual
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#31 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von Naqual » So 5. Jan 2014, 11:32

Rembremerding hat geschrieben: Die Liebe fordert Freiwilligkeit, den freien Willen (ja, ich weiß @closs :mrgreen: ).
Mit dem "freien Willen" ist es so eine Sache. Wenn Du wirklich intensiv liebst, bist Du nicht mehr frei, sondern Dich drängt es so des anderen Last zu tragen, dass Du gar nicht anders kannst. (Frag mal Mütter in Bezug auf ihre Kinder, z.B.)


Gottes Wille ist, dass wir heilig und untadelig bei ihm das ewige Leben erlangen, weil er uns liebt. Ist unser Wille eins mit dem Willen des Vaters, so sind wir gehorsam und eins in der Liebe des Vaters. Unser Gehorsam bedeutet also, dass wir mit unserem Willen das tun, was die Liebe fordert, damit es uns gut geht.
Wenn unser Willen eins ist mit dem Willen des Vaters, sind wir nicht gehorsam. Sondern viel besser dran als mit Gehorsam.
Gehorsam steht dafür den eigenen Willen einem abweichenden anderen Willen zu unterwerfen. Bei Dir wird der Bedeutungsinhalt von Gehorsam verwischt. Wenn Du aber etwas (und sei es aus Gehorsam) gegen Deinen eigenen Willen tun musst, dann leidest Du dabei. Das ist aber nicht Sinn der Sache.
Der springende Punkt bei den ganzen Überlegungen ist es, dass viele Christen auf das Handeln fixiert sind, und so lieben sie Gehorsamkeit. Stattdessen geht es aber nicht um Handeln, sondern um das Sein der Seele (die dann Handlungen bewirkt). Auf letzterem sollte der Blickpunkt sein. Es nützt Dir nichts, wenn Du gehorsam bist und dabei leidest. Es geht letztlich immer auf Einssein hinaus. Zwei gegeneinander kämpfende Willen bedeuten immer Leid. Also das eigene Sein muss sich dem Sein Gottes nähern. Bereits die innere Einstellung, die Gefühle, das Denken. Wenn auch mit dem Handicap räumlicher und zeitlicher Beschränktheit im Vergleich zu Gott.


Die Sünde ist das, was du beschrieben hast: Man hat Angst, Furcht vor dem Leben und vor Gott, weil man nicht mit Gott sein will. Aber der Herr sagt: "Fürchtet euch nicht ..."
Warum will man nicht mit Gott sein? Ganz einfach, weil man nicht die "Last des Nächsten" tragen will. "Bei Gott sein" wird mit Glücklichsein gleichgesetzt und deswegen will man zu Gott. Also eigentlich will man nicht zu Gott (d.h. Tragen der Lasten), sondern man will bloß glücklich sein. Der Unterschied ist aber absolut wichtig und wird meist gar nicht wahrgenommen.

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kamille
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#32 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von kamille » So 5. Jan 2014, 11:42

Hallo Naqual, das sehe ich genauso wie du.

Solange der Mensch nicht in der Liebe Eins mit Gott ist, also aus dem Geiste lebt und liebt, solange kreist er um sein Ego, sucht Erlösung im Gehorsam, bezwingt täglich seinen Willen und setzt sich den göttlichen auf.

Ich denke aber, dass das am Anfang garnicht anders geht, dass diese Entwicklungsstufe auch die Übung in der Selbstverleugnung genannt werden kann.
Ja, diese Art von Liebe ist noch sehr leident, aber die Erlösung daraus ist nahe, denn die beharrliche Selbstverleugnung führt zum Tod des Egos und dann................ :Herz:
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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Naqual
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#33 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von Naqual » So 5. Jan 2014, 16:52

kamille hat geschrieben: Ich denke aber, dass das am Anfang garnicht anders geht, dass diese Entwicklungsstufe auch die Übung in der Selbstverleugnung genannt werden kann.
Ja, diese Art von Liebe ist noch sehr leident, aber die Erlösung daraus ist nahe, denn die beharrliche Selbstverleugnung führt zum Tod des Egos und dann................ :Herz:
Hi Kamille,
ich denke, es kommt wirklich darauf an, was man unter "Selbstverleugnung" versteht.
Leugnen sollte man eigentlich die Illusion, dass es einen etwas bringt für sich vereinzelt zu denken und sich zum Zentrum zu machen (da leide ich durchaus auch dran). Wir leben für uns, sollten aber für das "Ganze" da sein. Ich stelle mir das so vor wie Zahnrad in einer schönen alten analogen Uhr. Das Zahnrad kann sich selbst bewundern, wie es glänzt und glitzert, aber es ist ohne Bedeutung. Die Bedeutung erfährt das Zahnrad darüber das es für den gesamten Mechanismus funktioniert.
D.h. aber auch, dass jedes einzelne Zahnrad wichtig ist, nur seine Funktion ist nicht in der Selbstbezogenheit, sondern Sinn ergibt es erst in Bezug auf das Ganze (auf das Übergeordnete Gottes). Der einzelne findet sich also nur im Nächsten, wenn ein Zahn des einen Zahnrads in den entsprechenden Zahn des anderen Zahnrads greift und das Ganze dann in die richtige Richtung bewegt wird.

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#34 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von Wind » Mo 6. Jan 2014, 13:47

Hi Naqual,

dein Vergleich mit dem Zahnrad finde ich gut passend. Für mich rundet das, mit deinen Aussagen insgesamt zu diesem Thema, das Verständnis einen menschlichen Bezug zur Liebe Gottes ganz gut ab.

Naqual hat geschrieben:Leugnen sollte man eigentlich die Illusion, dass es einen etwas bringt für sich vereinzelt zu denken und sich zum Zentrum zu machen

Die Illusionen sind es nämlich, welche das menschliche Denken erst einmal als solche erkennen muss, um die Liebe Gottes im ganz persönlichen Leben überhaupt zu erkennen. Man beurteilt etwas nach dem, wie man sich fühlt oder nach der Quantität dessen, was für einem selbst in verschiedenen Situationen herauskommt. So kann es sein, dass man zunächst Freude und Zufriedenheit in einer Situation erlebt. Wenn man aber mit dem Ziel, diese Dinge einfach nur wieder erfahren zu wollen die Handlungen der Vorerfahrungen kopiert, kann es sein, dass die Freude dabei ausbleibt. Weil die Freude nicht aus der Handlung an sich kam, sondern aus der Liebe zum Nächsten heraus geschah.

Naqual hat geschrieben:Der springende Punkt bei den ganzen Überlegungen ist es, dass viele Christen auf das Handeln fixiert sind, und so lieben sie Gehorsamkeit. Stattdessen geht es aber nicht um Handeln, sondern um das Sein der Seele (die dann Handlungen bewirkt).

Ganz richtig!
Und dabei kann man dann auch sehr gut erkennen, dass Egoismus für den Menschen selbst schädlich ist und die Aufforderung nicht nur ein Gebot ist, dem man folgen sollte, damit es einem selbst gut geht.

Außerdem kann man dann auch viel besser mit den Geboten umgehen, welche Jesus gepredigt hat. Da geht es nämlich überhaupt nicht um Gehorsam einer Vorschrift, sondern darum, die Lebensführung zu erkennen, welche wirklich zur Erfüllung des Lebens beiträgt und selbst bereichert. Nämlich nach dem Grundsatz: "Gebt, so wird euch gegeben". (Lukas 6,38)
Wobei sogar dieser Spruch auch in die falsche Richtung führen kann, wenn man nur deshalb gibt, um etwas zu empfangen. :)

Das Problem wird sein, dass das Gebot der Liebe oft im strikten Gegensatz zur Mathematik von Gewinn und Verlust steht.

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kamille
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#35 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von kamille » Di 7. Jan 2014, 19:42

naqual hat geschrieben:ich denke, es kommt wirklich darauf an, was man unter "Selbstverleugnung" versteht.
Ich meine damit das unreine Selbst, das Ego schlechthin.
Wer seinem Gewissen folgt, der verleugnet automatisch sein Ego und dass kann eine Weile sehr schmerzhaft sein.
Das Ego wird aber dadurch gereinigt, oder transzendiert, denn nichts geht verloren.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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#36 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von 2Lena » Do 9. Jan 2014, 07:39

kamille hat geschrieben:
naqual hat geschrieben:ich denke, es kommt wirklich darauf an, was man unter "Selbstverleugnung" versteht.
Ich meine damit das unreine Selbst, das Ego schlechthin. Wer seinem Gewissen folgt, der verleugnet automatisch sein Ego und dass kann eine Weile sehr schmerzhaft sein.
Das Ego wird aber dadurch gereinigt, oder transzendiert, denn nichts geht verloren.

Das Problem ist der "Mechanismus".
Wer Regeln annimmt, die nicht perfekt sind - und dann in sein "Gewissen" einbaut, der wird immer schlechter. Seine Entscheidungen werden immer verrückter. Schließlich liegt der Mensch in Konflikt mit sich selbst, zudem im Streit mit zahllosen anderen und er weiß keinen Ausweg mehr - weil er seine Entscheidungsfreiheit abgegeben hat.

So lautet denn die wichtige GRUNDAUSBILDUNG in den ersten Genesiskapiteln (über die Auslegung erfahrbar) nur das Gute nehmen und das auch behalten. Das war ein wichtiger Grundsatz beim "Eingottglauben", und mit ein Grund, warum das so gerühmt wurde.

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#37 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von closs » Do 9. Jan 2014, 08:14

2Lena hat geschrieben:nur das Gute nehmen und das auch behalten
"Prüfet alles und behaltet das Gute", steht ja auch irgendwo im NT.

Allerdings gibt es da glaubensgemeinschaftliche Auffassungen, die diesen Gedanken dadurch unterlaufen, dass sie folgendes meinen: Der Mensch sei durch den "Sündenfall" geistig tot in DEM Sinne, dass er jetzt ein Vakuum sei, das mit den Worten der Schrift aufzufüllen sei.

DEMNACH heisst "Prüfet alles und behaltet das Gute", man möge NICHT mit dem Gewissen prüfen, sondern mit der Schrift. - Das stellt dann natürlich alles auf den Kopf.

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Naqual
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#38 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von Naqual » Do 9. Jan 2014, 19:20

kamille hat geschrieben:
naqual hat geschrieben:ich denke, es kommt wirklich darauf an, was man unter "Selbstverleugnung" versteht.
Ich meine damit das unreine Selbst, das Ego schlechthin.
Wer seinem Gewissen folgt, der verleugnet automatisch sein Ego und dass kann eine Weile sehr schmerzhaft sein.
Das Ego wird aber dadurch gereinigt, oder transzendiert, denn nichts geht verloren.

In den Schlussfolgerungen sehe ich es so wie Du.
Allerdings (es ist eine Frage der Betrachtung oder der Begrifflichkeit, nicht ob verkehrt oder richtig) sehe ich das Ego nicht als unrein.
Das Ego ist vom Schöpfer mitgeschaffen. Es dient dem Überleben bzw. Selbschutz. Das ist erst einmal gut und richtig.
Das Problem entsteht dann wie bei Kain und Abel. Wenn Kains Ego sich über Abel erhebt und besser sein will, Dinge für sich allein will (und sei es die Liebe Gottes) gegebenenfalls auf Kosten des anderen.
Genaugenommen baut die gesamte Konsumgesellschaft auf Kain und Abel auf (aus der Sicht des Kain). Wer hat das schnellere Auto, teuerere Smartphone, mehr Anerkennung, bessere Noten, usw.

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#39 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von Naqual » Do 9. Jan 2014, 19:39

2Lena hat geschrieben:
Das Problem ist der "Mechanismus".
Wer Regeln annimmt, die nicht perfekt sind - und dann in sein "Gewissen" einbaut, der wird immer schlechter.
Ein wichtiger Aspekt von Dir, ja. Das Gewissen ist nichts Festes/Unveränderliches und vor allem nicht einfach ein Aspekt des Heiligen Geistes 1:1, wie manche sogar annehmen. Das Gewissen ist formbar (wenn auch immer schwerer, je länger die "Inhalte" des Gewissens bestehen).
Das Gewissen ist m.E. in seiner Essenz das Ahnen von schmerzhaften Folgen, wenn man den Erwartungen der gesellschaftlichen Umwelt nicht nachkommt. Wenn das Gewissen sich meldet ist immer ein innerer Konflikt da. Man will etwas für sich, kann dies aber nicht mehr gefühlsmäßig ausleben, weil man etwas mit Rücksicht auf andere tun müsste oder lassen müsste. Das Gewissen ist eine Art "Shortcut" zu Erlebnissen, die man früher hatte, ohne dass diese konkret aus dem Gedächtnis geholt werden müssten. Nur das maue Gefühl kommt an die Oberfläche des Bewusstseins und bremst einem beim ungezügelten Ausleben des Egos.
Das Gewissen wird geformt durch gesellschaftliche Einflüsse, auch durch Einflüsse von Leuten, mit denen man sich oft umgibt. Und die müssen nicht von vornherein gut sein.

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#40 Re: Überlegungen zur Liebe (Gottes)

Beitrag von Naqual » Do 9. Jan 2014, 19:46

closs hat geschrieben:DEMNACH heisst "Prüfet alles und behaltet das Gute", man möge NICHT mit dem Gewissen prüfen, sondern mit der Schrift. - Das stellt dann natürlich alles auf den Kopf.
Eigentlich ergibt sich dies sogar recht klar aus dem Kontext bei 1. Thess 5:
20 Prophetische Rede verachtet nicht.
21 Prüft aber alles und das Gute behaltet.

Prophetische Rede kann man nicht anhand der Bibel prüfen, weil sonst wäre es ein Ablesen oder Wiederholen biblischer Prophezeiungen.
Eine Prophezeiung kann man also nur darauf prüfen, ob sie - bei Beherzigung/Berücksichtigung das Gute bewirkt.

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