Dogmen

Rund um Bibel und Glaube
closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#291 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mo 22. Aug 2016, 14:26

sven23 hat geschrieben:Beethoven war fast taub und hat trotzdem noch komponiert.
Das entspräche einem Exegeten, der sagen kann: "Ich bin zwar nicht gläubig im Sinne des Christentums, aber so spirituell befähigt, dass ich substantiell mitreden kann". - Auch das gibt es, wenn Du bspw. an wirklich fähige Rabbis und Imame denkst.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#292 Re: Dogmen

Beitrag von sven23 » Mo 22. Aug 2016, 15:07

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Beethoven war fast taub und hat trotzdem noch komponiert.
Das entspräche einem Exegeten, der sagen kann: "Ich bin zwar nicht gläubig im Sinne des Christentums, aber so spirituell befähigt, dass ich substantiell mitreden kann". - Auch das gibt es, wenn Du bspw. an wirklich fähige Rabbis und Imame denkst.
Das ist Standard in der Forschung. Allerdings sollte man das Verstehen eines Glaubenskonstrukts nicht gleichsetzen mit dem kritiklosen Glauben an selbiges.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#293 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mo 22. Aug 2016, 15:52

sven23 hat geschrieben:Allerdings sollte man das Verstehen eines Glaubenskonstrukts nicht gleichsetzen mit dem kritiklosen Glauben an selbiges.
Absolut richtig - aber um ein geistiges Grundlagen-Vermögen wird man nicht rum kommen, wenn man die Bibel über materialistisch geprägte Exegese verstehen will.

sven23 hat geschrieben:Das ist Standard in der Forschung.
Das ist nicht Stand DER Forschung, sondern der historisch-kritischen, also kritisch-rationalistischen Forschung - das sind zwei Paar Stiefel.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#294 Re: Dogmen

Beitrag von sven23 » Mo 22. Aug 2016, 15:59

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist Standard in der Forschung.
Das ist nicht Stand DER Forschung, sondern der historisch-kritischen, also kritisch-rationalistischen Forschung - das sind zwei Paar Stiefel.
Eben, und das ist diejenige Forschung, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, um in der historischen Jesusforschung Anwendung zu finden. Alles andere kannst du in die Tonne kloppen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#295 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mo 22. Aug 2016, 16:01

sven23 hat geschrieben: das ist diejenige Forschung, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, um in der historischen Jesusforschung Anwendung zu finden
Lassen wir es einmal so stehen: Was kommt denn raus, außer entweder Peripheres oder Übergriffiges? - Die HKM-Euphorie ist doch längst vorbei - zurück ins Körbchen.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#296 Re: Dogmen

Beitrag von Münek » Mo 22. Aug 2016, 16:10

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der Erlösungsgedanke wird doch selbstverständlich beschreiben, weil er Teil des christlichen Glaubenskonstrukts ist.
Er wird aber von der HKM nicht theologisch, sondern religions-geschichtlich beschrieben - also nicht von innen, sondern von außen.
Die Soteriologie ist ein Teilgebiet der theologischen DOGMATIK. Sie bezeichnet die kirchliche LEHRE von der Erlösung des Menschen durch Jesus Christus.

Ob der Kreuzestod Jesu tatsächlich zur Versöhnung der sündhaften Menschheit mit Gott führte, weiß niemand, ist ausschließlich eine Sache des persönlichen Glaubens und deshalb selbstverständlich nicht Gegenstand neutestamentlicher Wissenschaft.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#297 Re: Dogmen

Beitrag von sven23 » Mo 22. Aug 2016, 16:12

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: das ist diejenige Forschung, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, um in der historischen Jesusforschung Anwendung zu finden
Lassen wir es einmal so stehen: Was kommt denn raus, außer entweder Peripheres oder Übergriffiges? - Die HKM-Euphorie ist doch längst vorbei - zurück ins Körbchen.
Sagen wir mal so: die ursprüngliche Hoffnung, dass die historisch-kritische Forschung das Glaubenskonstrukt mit historischen Fakten untermauern könnte, hat sich längst zerschlagen oder sogar ins Gegenteil verkehrt. Die besten Argumente gegen die Vergottung des Wanderpredigers kommen aus dem eigenen Haus. Das ärgert natürlich Leute wie Ratzinger und Berger aber auch sie können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 832
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

#298 Re: Dogmen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mo 22. Aug 2016, 16:27

sven23 hat geschrieben: Sagen wir mal so: die ursprüngliche Hoffnung, dass die historisch-kritische Forschung das Glaubenskonstrukt mit historischen Fakten untermauern könnte, hat sich längst zerschlagen oder sogar ins Gegenteil verkehrt.
Wer sagt denn, dass das die ursprüngliche Hoffnung war ? Von wem ?
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#299 Re: Dogmen

Beitrag von sven23 » Mo 22. Aug 2016, 17:01

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Sagen wir mal so: die ursprüngliche Hoffnung, dass die historisch-kritische Forschung das Glaubenskonstrukt mit historischen Fakten untermauern könnte, hat sich längst zerschlagen oder sogar ins Gegenteil verkehrt.
Wer sagt denn, dass das die ursprüngliche Hoffnung war ? Von wem ?

Sicher nicht von allen, aber manche geben die Hoffnung bis heute nicht auf. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#300 Re: Dogmen

Beitrag von Münek » Mo 22. Aug 2016, 17:25

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Welche Wissenschaft an den theologischen Fakultäten außer der Exegese befasst sich noch mit der Bibel?
Es gibt meinetwegen nur eine Exegese, die aber aufgesplittet ist in unterschiedlichste methodische Ansätze.
Die historisch-kritische Methode ist nach wie vor DIE Standardmethode an den theologischen Fakultäten. Eine breite Mehrheit der Theologen, die diese Auslegungsmethode in Forschung und Lehre anwenden, kam nach äußerst sorgfältigen Untersuchungen aller relevanten Quellen zu dem Schluss, dass sich Jesus eklatant geirrt hat.

Dass Dir dieses Ergebnis aus Glaubensgründen nicht schmeckt, ist belanglos.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was Jesus mit seiner Botschaft dem Volk nahebringen wollte, lässt sich nur historisch-wissenschaftlich erforschen.
Nein - das geht nur geistig. Denn die HKM kann die geistigen Hintergründe gar nicht ermessen, weil es ihre Methodik nicht vorsieht. Die HKM kann beschreiben, was sie an Phänomenen sieht und nachweisen kann - mehr nicht.
Die Neutestamentler orientieren sich an den zahlreichen Aussagen Jesu zur Königsherrschaft Gottes, die sie für historisch-authentisch halten. Auf das Historisch-Authentische kommt es entscheidend an. Persönliche Glaubensannahmen (= geistiger Hintergrund) haben hier nichts zu suchen. Im Gegenteil- der Glaube an Jesus als göttliches Wesen führt nur dazu, dass objektive Erkenntnisse wider besseren Wissens abgelehnt werden.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Diese Wissenschaften deshalb als dogmatisch zu bezeichnen, ist höchst albern und grotesk.
Die methodischen Grundlagen sind aber gesetzt - an diesen Setzungen kommt die wissenschaftliche Arbeit nicht vorbei. - Demnach kann die HKM nicht ermessen, was "Das Reich Gottes ist nah" außer äußerlich bedeuten kann.
Hätte Jesus dem Volk den nahen Anbruch eines "inneren" Gottesreiches verkündet, wäre er von keinem Menschen verstanden worden. Aber dies hat er ausweislich der Quellen ja nicht getan. Selbst der Dogmatiker Ratzinger ist dieser Auffassung.

Antworten