Savonlinna hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Dazu gibt es wissenschaftliche Termini. Freud und vor allen Jung versuchten diese tiefere Schicht des Menschen zu erkennen und auszuformulieren. So kam es zum "Über-Ich", zum "Es" etc.
Genau.
Ich habe DARUM geschrieben, dass die Psychologie nicht ausreicht, um das, was als "Gotteserleben" bezeichnet wird, zu erkunden, weil ich zum einen von der heute gängigen Psychologie ausgegangen bin, zum anderen, weil es die Individualpsychologie sprengt. Es würde auch andere Wissenschaften hinzuziehen müssen. Jungs "kollektives Unbewusste" - unabhängig davon, ob er damit umfassend Recht hat - ist letztendlich kein psychologischer Begriff mehr; Jung hat dazu Märchen und Zeichnungen hinzugezogen, und wir können nicht wirklich wissen, ob gewisse Archetypen, die Jung für allgemeinmenschlich hält, nicht durch den Einfluss abendländischen Denkens in unsere Träume gekommen sind.
Die Spur selber aber halte ich für fruchtbar.
Diese Spur ist bereits ein Pfad, der wissenschaftlich begangen wird, so etwa in der Ethnopsychologie. Ebenso kann ich Dir aus Erfahrung berichten, dass anhand von Studien in Onomastik (Flurnamen) und den lokalen Sagen erfolgreich archäologische Funde durchgeführt wurden. Gerade dieser Pfad der Träume, des Unterbewussten geht universal durch alle Menschen und drängt in ähnlichen Erzählungen in den Alltag und das Leben. Das beweist aber noch lange nicht, dass dies im Menschen angelegt ist. Er kann genauso Empfänger für etwas ganz anderes sein, da muss man vorsichtig mit vorschnellen Zuordnungen sein.
Ich kann das auch genauso gut anders beschreiben: da unsere Psyche - und damit unser Unbewusstes - in Form von Bildern arbeitet, versucht die Kunst, diese Bilder einzufangen und mit Hilfe des Bewusstseins zu repräsentieren.
Um mal kurz "biblisch" zu werden: Bilder sind der Urstoff der Gleichnisse in der Hl. Schrift und besonders in der Apokalypse. Jesus und Johannes waren sich dessen bewusst, dass Bilder unverfälschter Wahrheiten weitergeben, als Buchstaben. Zudem: es geht hier um Bilder der
jüdischen Kultur!
Jedenfalls wäre der Antrieb zur Kunst in dem Fall das, was eben im Menschen angelegt ist und nach Ausdruck verlangt.
Eben nicht. Wenn es ausschließlich im Menschen angelegt ist, hätte jeder Mensch einen Zugang zur Kunst. Was ist Inspiration und wozu und durch was entsteht sie? (Das sind übrigens einfach nur offene Fragen und keine Suggestivfragen)
Ist die Eigenschaft des Projizierens - man projiziert seine eigenen negativen Seiten auf andere (oft zu Unrecht) und geißelt sie DORT anstatt bei sich -, die ja von der Psychlogie anerkannt ist,
Deshalb erhalten wir hier auch von anscheinenden Atheisten ein Gottesbild (von Christen sowieso), denn man kann seine negative Seite auch auf einen Gott projizieren. Dieses Gottesbild wird auch manchmal von Gleichgesinnten nur übernommen. Dabei entsteht das Paradox, dass man zwar dieser seiner Seite oberflächlich gleichgültig gegenübersteht, aber eine tiefere Schicht es doch dadurch verarbeiten muss, indem sie es mit Leiden-schaft belegt, also in Leid verwandelt, eben in Zorn, Herabsetzung etc.
Die Geschichte zeigt nicht nur die Verletzung der "Geschwisterlichkeit" zwischen Menschen, sondern auch die Sehnsucht nach Realisierung dieser Geschwisterlichkeit.
Gerade weil diese Sehnsucht vorhanden ist, ist sie im Menschen angelegt.
Seine Zerrissenheit ist Teil von ihm, und seine Sehnsucht nach Aufheben dieser Zerrissenheit ebenfalls.
Und da stellt sich doch die tiefere Frage: Wozu, woher diese Sehnsucht? Wozu Durst, wenn es kein Wasser gäbe. Durst ist ein Beweis dafür, dass es Wasser gibt. Sehnsucht nach Liebe ist ein Beweis dafür dass es ... ja, was denn gibt? Der Mensch braucht Wasser zum Leben, deshalb hat er Durst. Der Mensch braucht Liebe zum Leben, deshalb hat er Sehnsucht danach. Doch woher stammt das Wasser und die Liebe? Diese Frage ist philosophisch, ein Naturwissenschaftler "weiß" natürlich die Antwort.
Der Mensch ist von vornherein durch zwei Eigenschaften gekennzeichnet:
er ist Invidiuum, das sich von der Gemeinschaft abhebt, und er ist Teil der Gemeinschaft.
Diese Tatsache erklärt mir letztlich alles ->
Damit erklärst Du die Dreieinigkeit. Beziehung und Person. Individuum und Gemeinschaft. Wir sind das Ebenbild. Der dritte Teil ist quasi der "Kitt", die Liebe. Licht ist Welle und Teilchen zugleich. Das dritte ist die Beziehung beider zueinander.
Er ist darum einerseits empfänglich für Ideologien, die darauf setzen: "Du bist ein Teil der Gemeinschaft."
In dem Fall löscht er seine individuellen Impuse aus und marschiert mit der Gemeinschaft mit, denkt wie sie, empfindet wie sie.
Gut gehen kann das auf die Dauer nicht, weil ihn das seelisch krank machen wird, denn er ist nun einmal AUCH Inviduum.
Richtig. Und der Mensch wird erfüllt durch das Du, zu dem einem der andere erst machen kann. Gott schöpfte den Menschen einzigartig und wertvoll. Durch das Du des anderen wird diese Einzigartigkeit zur Beziehung. Dies ist die Ausgewogenheit Gottes, weil sich Individualität und Beziehung über Gott definiert. In diesem Ideal gibt es weder Ideologie noch Vereinsamung, Depression. Der Mensch bleibt ganz, heil, weil der das zuviel abgeben kann und das zuwenig aus Gnade erhält.
Eine Abspaltung eines der beiden Teile als "Gott" oder "Satan" halte ich für grundfalsch.
In der Sprache des Neuen Testamentes: "ganz Mensch und ganz Gott". Nie nur das eine.
Deshalb kam Gott ins Fleisch: damit die Abspaltung, die der Mensch vollzieht, beendet wird. Jesus Christus brachte keine heile Welt, keine Leidlosigkeit, er brachte einzig allein viel mehr, ja alles: Er brachte Gott! Christsein ist eine Lebensschule, nicht nur eine NGO oder eine moralische Genossenschaft. Jesus Christus ist der Heiland, der Heiler. Unter diesem Gesichtspunkt musst du auch das Sakrament der Beichte (Versöhnung) sehen.
Savonlinna hat geschrieben:Rembremerding hat geschrieben:Ohne Gott musst Du einen anderen Begriff für Gnade finden und den Ort entdecken, wo sie im Menschen biologisch angelegt ist.
BIOLOGISCH angelegt ist?
Das war mein Hinweis, dass die Naturwissenschaft hier an ihre Grenze stößt. Ein Christ weiß, wer und wozu ein Mensch ist.
Servus
