Ist Gott überzeitlich ?

Rund um Bibel und Glaube
PeB
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#271 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von PeB » Mi 6. Jun 2018, 14:52

Andreas hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben:Aus diesem Grund ist diese Darstellung
PeB hat geschrieben:Es geht ausschließlich um zwei unterschiedliche Ausgangsprämissen:
- Deine: es gibt keinen Gott
- Unsere: es gibt einen Gott
als Gleichsetzung nicht korrekt, denn aus dem puren Skeptizismus bezüglich einer Gottesexistenz ergibt sich noch längst nicht automatisch die Gewissheit:"Es gibt keinen Gott". Dir ist offensichtlich entgangen, dass die "Ausgangsprämisse": "Es gibt einen Gott" die aktive Position ist, während der Zweifel daran grundsätzlich erst mal eine passive Position ist.
Dieses Argument mit dem Zweifel finde ich jetzt sehr spannend. Die Frage ist nur, was man voraussetzt an dem gezweifelt wird. Das ist unter Umständen so eine Huhn und Ei Problematik.
Ich finde Detlefs Bewertung nicht richtig. Es handelt sich bei der von ihm beschriebenen Aktiv-/ Passivrolle um ein rein sprachliches Problem. Der Bejaher ist demnach in der aktiven, der Verneiner in der passiven Rolle. Abgesehen davon, was das hinsichtlich der Prämissen bedeuten soll, könnte man die Vorzeichen auch umdrehen, indem man beispielsweise sagt:
1. Prämisse: die Welt ist ausschließlich dinglich
2. Prämisse: die Welt ist nicht ausschließlich dinglich
(oder andere Formulierungen)
Dann wäre der Atheist in der aktiven Rolle, der Gläubige in der passiven.

Andreas hat geschrieben:Mir erscheint es plausibel, dass die Idee von Göttern aus dem Zweifel daran entstanden ist, dass es in der Umwelt des urzeitlichen Menschen mit (ge-)rechten Dingen zugeht.
Ich halte diese landläufige Interpretation nicht für richtig. Der "Herr Wissenschaftler", wie ich gerne abfällig hier tituliert werde, ist Prähistoriker und Archäologe, also Geisteswissenschaftler. Ich habe Kenntnis über zumindest die materielle Kultur der Menschen vor Jahrtausenden und wenigstens diese spricht keinesfalls dafür, dass die früheren Menschen fellbehangene Volldeppen waren, die sich die Natur nicht besser als durch "Märchen mit sprechenden Tieren" erklären konnten. Vielmehr ist mein Eindruck ein völlig anderer:
der Mensch hat sich im Laufe seiner Existenzgeschichte in den vergangenen paarhunderttausend Jahren sehr tiefsinnige und hintergründige philosophische Gedanken über sich selbst, die Umwelt und seine Rolle darin gemacht. Was uns bei der schriftlichen Überlieferung so scheinbar naiv anmutet, ist der Umstand, dass in vergangenen Zeiten Ideen und Gedanken zunächst mündlich tradiert werden mussten, da es noch keine Schrift gab. Mündliche Tradition ist sehr stark, sie bedarf aber einer starken bildhaften und einprägsamen Sprache, damit sie möglichst vollständig erinnert werden kann.

Ein Beipiel ist das Nibelungenlied: eine sagenhafte Erzählung mit Drachen und Zwergen, aber sie überliefert - nicht nur im Kern, sondern sehr vollständig - historisch belegbare Ereignisse, sofern man die bildhafte Sprache lesen kann.

Der Mensch in der Vergangenheit war nicht dumm; er war nicht dümmer als wir heute. Und wir sind schon gar nicht in den vergangenen knapp 300 Jahren schlagartig auf quasi magische Weise klüger geworden durch den Rationalismus - nach vorherigem mutmaßlich 100000jährigem intellektuellem Stillstand. Das wäre eine grenzenlos überhebliche Mutmaßung.
Am Rande: der (wissenschaftliche) Rationalismus war ein geeignetes Instrument, um die Erkenntnisgebiete sauber voneinander zu trennen. Dummheit ist hingegen zu glauben, dass das Abgetrennte deshalb nicht existiert.

Oder bildhaft: die Naturwissenschaften haben zunächst die Randsteine des Puzzles zusammengelegt, um einen Rahmen zu bekommen. Die übrigen Steine liegen noch unberührt in der Kiste. Nur Dumme behaupten, dass sie nicht existieren, weil sie nicht am Rand abgelegt werden können.

Andreas hat geschrieben:Ich sehe keine vernünftigen Gründe dafür, das Irrationale im Menschen zu verurteilen.
Dabei gebe ich dir recht, obwohl du es vielleicht anders meinst als ich. Rationalität erschließt einen Teil der Wirklichkeit, aber ein anderer Teil bleibt ihr verschlossen und öffnet sich nur anderweitig. Wenn ich verliebt bin, kann das völlig irrational sein - aber trotzdem wahr und richtig.

Andreas hat geschrieben:So unlogisch Allmacht, Allwissenheit, Allgüte und die daraus abgeleiteten Eigenschaften Gottes, wie beispielsweise die Schöpfung aus seiner Überzeitlichkeit auch sein mögen - in solch religiöser und poetischer Sprache, die sich dem Verstand entziehen muss, stecken der Trost und die Geborgenheit, die der Mensch - neben aller Vernunft - braucht. Ohne Glaube, Hoffnung und Liebe kann der Mensch im Angesicht einer wert- und sinnfreien Natur verzweifeln. Ich meine, der Mensch sollte beides respektieren
Das ist genau mein Plädoyer hier: wir brauchen Beides. Diejenigen, die eines zugunsten des anderen ablehnen, schränken sich selbst unnötig ein.

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Andreas
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#272 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Andreas » Mi 6. Jun 2018, 15:40

PeB hat geschrieben:Ich halte diese landläufige Interpretation nicht für richtig. Der "Herr Wissenschaftler", wie ich gerne abfällig hier tituliert werde, ist Prähistoriker und Archäologe, also Geisteswissenschaftler. Ich habe Kenntnis über zumindest die materielle Kultur der Menschen vor Jahrtausenden und wenigstens diese spricht keinesfalls dafür, dass die früheren Menschen fellbehangene Volldeppen waren, ...
Wo habe ich das denn behauptet? Das ist halt wie mit der Expansion des Universums und dem zurückgerechneten Urknall - Emotionen gab es sicher vor dem Menschen (und seinen Vorfahren) und nach und nach kamen seine Intellektuellen Fähigkeiten dazu. Anfangs waren diese noch nicht besonders ausgeprägt, entwickelten sich aber stetig weiter.

Du als Archäologe und Prähistoriker kannst mir vielleicht bestätigen, was ich mal irgendwo aufgeschnappt habe, dass der Mensch ca. 500.000 Jahre brauchte für diesen einen Erkenntnisschritt von der Bewahrung und Erhaltung des Feuers hin zum bewussten Feuermachen. Seine philosophischen Denkfähigkeiten werden weder aus naturwissenschaftlicher noch aus geisteswissenschaftlicher Sicht schlagartig vom Himmel gefallen sein. Es muss also eine mehr oder weniger kontinuierliche Entwicklung dahin gegeben haben.

PeB hat geschrieben:... die sich die Natur nicht besser als durch "Märchen mit sprechenden Tieren" erklären konnten.
Ich halte auch solches für eine höchst anerkennungswürdige geistige Leistung der Menschen. Ohne all die herrlichen Mythen, Sagen, Legenden und Märchen, wären wir nie dahin gekommen, wo wir heute sind. Seltsam, dass du meinen Beitrag den urzeitlichen Menschen derart abwertend verstanden hast. Da muss ich wohl an meiner Ausdrucksweise noch vieles verbessern.
PeB hat geschrieben:Der Mensch in der Vergangenheit war nicht dumm;
Wo habe ich denn so etwas behauptet? Der Mensch war zu allen Zeiten eine Intelligenzbestie, der letzte Schrei der Natur, die aktuellste Innovation, die weltweit schnellste Datenverarbeitungseinheit (+ emotionalem Unterbau)!
PeB hat geschrieben: er war nicht dümmer als wir heute.
Er war sicher noch nicht so intelligent wie wir heute, Sprache und Schrift anfänglich noch wenig differenziert und ausgereift. Was hast du nur immer mit diesem abwertenden Begriff der Dummheit, den ich nirgends gebraucht habe?
PeB hat geschrieben:Dabei gebe ich dir recht, obwohl du es vielleicht anders meinst als ich. Rationalität erschließt einen Teil der Wirklichkeit, aber ein anderer Teil bleibt ihr verschlossen und öffnet sich nur anderweitig. Wenn ich verliebt bin, kann das völlig irrational sein - aber trotzdem wahr und richtig.
Genau so meinte ich das.
Zuletzt geändert von Andreas am Mi 6. Jun 2018, 18:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Josi
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#273 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Josi » Mi 6. Jun 2018, 16:14

Tja, wenn es mal darum gehen soll, Butter bei die Fische zu bringen, geht es zwar recht holbrig zu, aber ein Bisschen was scheint sich doch zu bewegen.
Schön!
Dazu mir zunächst ins Auge fällt, wie Closs hier vorredend für PeB der Frage ausweicht:
Wenn Gott denn tatsächlich der Urheber der Welt sein sollte, dann gilt das auch für alle moralischen Kriterien (nicht morden, rauben, vergewaltigen, lügen etc. etc. etc.).
Und genau um diese Kriterien geht es, denn; sind diese auch dem lieben Gott übergeordnet?

So weit, so gut, meint also Closs, dass Gott nichts mit "Gut & Böse" bzw. die damit verbundenen Kriterien am Hut hat.
Mich interessieren aber keinerlei von Closs daherimprovisierten Theologiebasteleien, sondern möchte diese recht spezielle Frage von PeB beantwortet haben, zumal er zu verstehen gibt, dass er Wissenschaftler sei und deswegen bereits bestens beurteilen kann, was existenziell tatsächlich der Fall ist, und was nicht - schließlich sei ihm der liebe Gott ebenso vertraut, wie seine Eltern (zudem bin ich ein nicht weniger konsequenter Empiriker).
Wenn ich also in diesem Sinne PeB bitten darf, so sei an dieser Stelle schon mal dafür gedankt.

In Punkto "Nachweispflicht" hat PeB allerdings in sofern recht, dass niemand um eigene Glaubensinhalte nachzuweisen braucht, steht es immerhin jedem Menschen im Ramen soweit allgemeingültiger Selbstbestimmungsrechte zu, zu glauben, woran man möchte.
So ist sogar jedem Menschen zugestanden, auch alle Momente lang an etwas Anderes zu glauben, oder auch nicht mehr zu glauben.
Und was im Ramen soweit allgemeingültiger Selbstbestimmungsrechte bis Dato definiert und durchgesetzt werden konnte, nehmen auch Gottglaubende für sich entschiedenst in Anspruch, obwohl es sich interessanterweise um keine von Gott, sondern um eine von Menschen entwickelte Regelung handelt!

Bedenklich hingegen ist, wenn jemand meint, man könne bzw. dürfe aus seinen persönlichen bzw. individuell zusammengestellten Glaubensinhalten etwas Allgemeingültiges ableiten (res privata vs. res publica).
Und genau um diesen Kampf geht es!
Ich will und wollte diesen Kampf bzw. Krieg zu keiner Zeit führen, ganz gleich ob mit Waffen, oder mit bloßen Worten, oder wie auch immer sonst, ist er uns aber ALLEN! Hüben wie Drüben meist von primären und sekundären Psychopathen, Soziopathen und Narzissten aufgezwungen worden.
F. Nietzsche fasste diesen Wahnsinn mit dem von ihm begründeten Begriff der Sklavenmentalität zusammen und raumzeitlich nicht weit davon entfernt beklagte J. Most im Zuge seiner Betroffenheit die von ihm bezeichnete Gottespest.
Also nix da mit "Bediene Dich deinem eigenen Verstand!", wie unser gottessüchtiger Closs mit Verweis auf I. Kant meint, führt er sich selber nur zu oft als Schleimlecker eines totalitären Herrschaftssystems unter dem Label "Katholizismus" (Ratzinger lässt grüssen!) vor.
Aber nicht nur Closs vergewaltigt und missbraucht neben sonstigen Gottesfantasten den Gottesbegriff als gleichsam Universalargument zur Befriedigung eigener Triebe, bemerkt er gefangen in genau dieser inneren Unruhe noch nicht mal mehr, wie viele echte Mittel er dafür verplempert.
Aber warum auch sollte er sich um Reales sorgen, zumal sich die meisten und soweit noch verbliebenen Eigenleistungen ohnehin um eine bessere - wenn auch nicht nachweisliche - Welt drehen?
Aber egal - ist eh nicht von Bedeutung...

Erstere Frage ist es und zu keiner Anderen erhoffe ich mir eine weitgehenst schlüssige Antwort zu bekommen - und das vorzugsweise von PeB.

Also denn...
:wave:
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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#274 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von closs » Mi 6. Jun 2018, 17:14

Josi hat geschrieben:meint also Closs, dass Gott nichts mit "Gut & Böse" bzw. die damit verbundenen Kriterien am Hut hat.
In seinem Wesen hat er das NICHT, da "gut" und "böse" definiert ist im Verhalten im Verhältnis zu ihm hin. - Gott ist buchstäblich "jenseits von gut und böse".

Nun hört man natürlich gelegentlich "Gott ist gut". - Das ist auch nicht falsch, beschreibt aber Gott aus Sicht des Menschen - im Sinne von: "Die Richtung zu Gott hin und der Endpunkt des Guten ist gut". - Allerdings: Diese Unterscheidung zwischen "Wesen Gottes" (also von Gott aus gesehen) und "Gute Orientierung zu Gott hin" (also vom Menschen aus gesehen) ist sprachlich sehr herausfordernd. - Wichtig wäre, dass der Gedanke verstanden wird - für den unphilosophischen Hausgebrauch kann man sagen "Gott ist gut".

Josi hat geschrieben:Also nix da mit "Bediene Dich deinem eigenen Verstand!", wie unser gottessüchtiger Closs mit Verweis auf I. Kant meint, führt er sich selber nur zu oft als Schleimlecker eines totalitären Herrschaftssystems unter dem Label "Katholizismus" (Ratzinger lässt grüssen!) vor.
Da bist Du ideologisch verblendet - die Musik läuft ganz woanders.

Josi hat geschrieben:Erstere Frage ist es und zu keiner Anderen erhoffe ich mir eine weitgehenst schlüssige Antwort zu bekommen - und das vorzugsweise von PeB.
Da wirst Du ganz sicher eine kluge Antwort bekommen - aber nimm zur Kenntnis, dass Du ziemlich aggressiv reagierst, wenn man Dir mit Schwachpunkten Deines Systems auf die Pelle rückt.

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#275 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von PeB » Mi 6. Jun 2018, 19:41

Andreas hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Ich halte diese landläufige Interpretation nicht für richtig. ...
Wo habe ich das denn behauptet?
Nein, du nicht. Ich sprach von der "landläufigen Interpretation".

Andreas hat geschrieben:Du als Archäologe und Prähistoriker kannst mir vielleicht bestätigen, was ich mal irgendwo aufgeschnappt habe, dass der Mensch ca. 500.000 Jahre brauchte für diesen einen Erkenntnisschritt von der Bewahrung und Erhaltung des Feuers hin zum bewussten Feuermachen.
Das betrifft die Vorläufer des heutigen Menschen. Ich spreche vom Homo Sapiens Sapiens, dem gegenwärtigen Menschen, der - je nach Forschungsmeinung - vor 100.000 bis 300.000 Jahren auf den Plan trat. Dieser war uns nicht nur ähnlich, sondern gleich. Soweit das überhaupt aufgrund von Fossilien nachvollzogen werden kann, hatte der Mensch vor 100.000 Jahren die gleichen Fähigkeiten, wie wir heute. Anders ausgedrückt: in die heutige Zeit teleportiert könnte er prinzipiell den Führerschein machen und Quantenphysik studieren.

Andreas hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Seltsam, dass du meinen Beitrag den urzeitlichen Menschen derart abwertend verstanden hast. Da muss ich wohl an meiner Ausdrucksweise noch vieles verbessern.
Alles gut. :)
Ich kritisiere die "landläufige Meinung", nicht deine. Offenbar muss ich meine Formulierungen eindeutiger wählen. ;)

Andreas hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Der Mensch...war nicht dümmer als wir heute.
Er war sicher noch nicht so intelligent wie wir heute,
Ich meine doch. Was ihm fehlte, waren die Erfahrungswerte aus Kultur- und Technologiegeschichte. Aber intellektuell wäre er dazu fähig gewesen, unseren Gedanken zu folgen.

Andreas hat geschrieben:Sprache und Schrift anfänglich noch wenig differenziert und ausgereift.
Bei den Hominidenvorfahren wird das so gewesen sein. Aber unsere Homo Sapiens Vorfahren vor 100.000 Jahren haben sicherlich eine vollständig ausgebildete Sprache besessen. Sie waren uns ebenbürdig. Die Schrift allerdings kam erst sehr, sehr viel später - vor 5000 Jahren. Chinesischen Angaben einer früheren Schrift misstraue ich. ;)

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Andreas
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#276 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Andreas » Mi 6. Jun 2018, 20:06

PeB hat geschrieben:Das betrifft die Vorläufer des heutigen Menschen. Ich spreche vom Homo Sapiens Sapiens, dem gegenwärtigen Menschen, der - je nach Forschungsmeinung - vor 100.000 bis 300.000 Jahren auf den Plan trat. Dieser war uns nicht nur ähnlich, sondern gleich. Soweit das überhaupt aufgrund von Fossilien nachvollzogen werden kann, hatte der Mensch vor 100.000 Jahren die gleichen Fähigkeiten, wie wir heute. Anders ausgedrückt: in die heutige Zeit teleportiert könnte er prinzipiell den Führerschein machen und Quantenphysik studieren.
Okay, jetzt verstehe ich, wie du das gemeint hast. Ich habe den Begriff "Mensch" nicht so exklusiv für den Homo Sapiens Sapiens gemeint. Ist diese wissenschaftliche Taxonomie nicht lediglich den relativ spärlichen Fossilienfunden, und unserer Art diese in Gruppen aufzuteilen, geschuldet? Gehst du denn nicht von einer relativ kleinschrittigen Entwicklung unserer Vorfahren bis zu dem Homo Sapiens Sapiens aus, welche eben auch einen relativ kleinschrittigen Anstieg des IQ im Gepäck gehabt haben müsste? Ich meine, ab einem gewissen IQ wäre es dann möglich geworden, religiös bzw. spirituell zu denken. Grabbeigaben gibt es doch nicht erst seit "uns" sondern schon viel früher, wenn ich mich nicht irre?

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#277 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Josi » Mi 6. Jun 2018, 20:25

closs hat geschrieben:In seinem Wesen hat er das NICHT, da "gut" und "böse" definiert ist im Verhalten im Verhältnis zu ihm hin.
Du kannst über das Wesen Gottes gar nichts aussagen, weil das a) eine derartige Existenz und b) dessen Erkennbarkeit / Eingrenzbarkeit / Identifizierbarkeit (s. Empirie) voraussetzt.
Darum fürchte ich, dass Du dir eine neue Taktik ausdenken musst, um Land und Leute erfolgreicher beschwindeln zu können.
closs hat geschrieben:Nun hört man natürlich gelegentlich "Gott ist gut".
Na nu? Warum so zurückhaltend? Was heißt denn hier "gelegentlich"? Gibt es dazu statistische Anhaltspunkte? Und wenn ja, wie wurden diese realisiert? Denn irgendwie musst Du ja auf das Ergebnis "Gelegentlich" gekommen sein.
Nö, Closs, Gott ist alles, was einem in den Sinn kommt - so war es früher und so blieb es bis heute; ein Universalargument - alles- und nichtssagend zugleich.
Und wie kam es zu diesem idiotischen Universalargument?
Ich kann es Dir sagen; weil sich auf diese Weise Dinge erklären lassen, von denen man absolut keine Ahnung hat.
Solltest Du also mal gefragt werden, warum jedes Jahr so viele Vögel gegen Fensterscheiben fliegen, brauchst Du nur zu antworten: "Weil Gott über deren Sehfähigkeiten bestimmt (hat)!"
Wozu da noch Naturwissenschaft betreiben, finden sich doch alle Antworten in einer nur für Closs einsehbaren Überzeitlichkeit?
Fehlt nur noch eine Tracht mitsamt Riesenhut, ist doch hinlänglich bekannt, dass nicht nur abstruse Ideen, sondern auch themenbezogene Kostüme "Leute" machen.
Nur gehen immer weniger Leute diesem Zirkus auf den Leim, was wir nicht nur zunehmenst präzisierter Forschungsarbeiten zu verdanken haben, werden neuerdings neben Quantitätsfragen auch Qualitätsfragen wiederentdeckt.
Und zu letzterem Anliegen siehst Du neben bereits längst verstorbenen Vordenkern, wie bspw. Epikur, ungleich älter aus, als ein im sterben liegender Zombie.
Deswegen erzähle mir nicht, was Gott nach Deinem Gutdünken sein soll, sondern richte ihm doch einfach aus, dass er mit mir selber reden soll - damit würdest Du zumindest wenige Augenblicke Deines Lebens sinnvoller nutzen, als im Vergleich dazu hier im Forum mit bloßen Behauptungen Land und Leute zu vergackeiern.

Oder sollen wir Beide uns mal gemeinsam mit dem Mann unterhalten, welcher in folgender Doku die Hauptrolle spielen durfte?
Denn der gute Mann wird mit 100 +1 %iger Sicherheit nicht weniger kritisch rational denken und argumentieren, wie Du und sämtliche Anhänger des im Video gezeigten Ex-Polizisten.
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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#278 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von PeB » Mi 6. Jun 2018, 21:16

Andreas hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Das betrifft die Vorläufer des heutigen Menschen. Ich spreche vom Homo Sapiens Sapiens...
Okay, jetzt verstehe ich, wie du das gemeint hast. Ich habe den Begriff "Mensch" nicht so exklusiv für den Homo Sapiens Sapiens gemeint.
Das sehen manche Anthropologen so wie du, andere sehen es anders. Ich verwende den Begriff "Mensch" für den Gegenwartsmenschen (Homo S. S.), weil ich damit die lästige Frage der Menschwerdung umgehe. ;)
War der Australopithecus bereits ein Mensch? An welchen Merkmalen macht man das fest?
Das Problem ist, dass - je weiter man zurück geht - auch die Quellelage immer dürftiger wird. Es ist also kaum möglich, aus dem Fragment eines Unterkieferknochens aussagekräftige Indizien dafür abzuleiten, ob das Wesen ein Mensch war.
Aber das ist das Fachgebiet der Anthropologie, das ich nur ansatzweise überschaue. Mein Fach ist die Archäologie, die sich im Wesentlichen mit dem Zeitraum der menschlichen Zivilisation - womit ich die Zeit seit der Neolithisierung vor etwa 10.000 Jahren benenne - beschäftigt. :)

Andreas hat geschrieben:Ist diese wissenschaftliche Taxonomie nicht lediglich den relativ spärlichen Fossilienfunden, und unserer Art diese in Gruppen aufzuteilen, geschuldet?
Nicht ganz. Die Taxonomie der Hominiden ringt immer mit dem Problem der spärlichen Fossilienfunde (siehe oben). Vom Homo Sapiens Sapiens gibt es dagegen sehr viele Hinterlassenschaften und diese belegen eine nahezu identische Ausstattung. Was die älteren Hominiden betrifft, da würde ich zustimmen, dass die Einteilung weitgehend unserem Bedürfnis geschuldet ist - einzuteilen. ;)
Andererseits unterscheiden sich diverse Hominiden ganz maßgeblich voneinander, so dass sie auch unterschieden werden müssen.

Andreas hat geschrieben:Gehst du denn nicht von einer relativ kleinschrittigen Entwicklung unserer Vorfahren bis zu dem Homo Sapiens Sapiens aus, welche eben auch einen relativ kleinschrittigen Anstieg des IQ im Gepäck gehabt haben müsste?
Sehe ich nicht. Wenn man beispielsweise den oben genannten Australopithecus als frühen Ahnen nimmt, dann schließen sich 4 Millionen Jahre Entwicklungszeit an. Das ist schon eine Menge Zeit. Die Trennung zwischen Menschenaffen und Hominiden nimmt man vor ca. 5 Millionen Jahren an.

Andreas hat geschrieben:Ich meine, ab einem gewissen IQ wäre es dann möglich geworden, religiös bzw. spirituell zu denken. Grabbeigaben gibt es doch nicht erst seit "uns" sondern schon viel früher, wenn ich mich nicht irre?
Nein, die gibt es erst bei uns. Dem Neanderthaler werden sie gelegentlich unterstellt. Da gibt es beispielsweise eine Bestattung mit Blütenpollen, was man gerne als Mitgabe von Blumen interpretiert. Aber es ist ebenso denkbar, dass beim Aushub der Grube dort gewachsene Blumen unbeabsichtigt in die Grube gekommen sind.
Auch das Bestatten von Toten ist nicht grundsätzlich ein Indiz für ein Glaubenssystem, sondern kann auch pragmatische, hygienische Gründe haben.

Nach meiner Beobachtung erscheinen drei wesentliche, menschliche Ausdrucksweisen erst mit dem modernen Menschen: Kunst (beispielsweise in Form figürlicher Darstellungen aus Knochen und Elfenbein), Musik (mit primitiven Musikinstrumenten) und Religion (Bestattungsrituale). Das ist durchaus bemerkenswert. Man könnte dabei an göttliche Inspiration denken. ;)

Und daran könnte man - wenn man wollte - die Frage der Menschwerdung anschließen: wann wird dieses Wesen zum Menschen? Indem es sich anatomisch dem heutigen Menschen annähert? Oder nachdem es die unverwechselbar menschlichen Eigenschaften (Kunst, Musik, Religion) entwickelt? :)

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Josi
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#279 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Josi » Mi 6. Jun 2018, 21:55

closs hat geschrieben:[...] - aber nimm zur Kenntnis, dass Du ziemlich aggressiv reagierst, wenn man Dir mit Schwachpunkten Deines Systems auf die Pelle rückt.
Bitte doch deinen Gott um Hilfe? Oder mag Gott nicht mitreden?
Und was bitteschön meinst Du mit "meines Systems"?

Dazu mal was Grundsätzliches:
Gottgläubige meinen ständig, zwei Thesen gegenüberstellen zu müssen, um auf diese Weise ermitteln zu können, welche davon richtig ist.
Bestes Beispiel hier im Forum: Atheismus vs. Christentum (nicht zu verwechseln mit "Theismus"!).
PeB gab bereits nach seiner Logik zu verstehen, in einer nicht vorhandenen Haarpracht (Unglaube) auch eine Frisur deuten zu können.
Aber noch unterlässt PeB im Vergleich zu Closs die Absicht, alles Untersuchbare und nicht Untersuchbare auf eine nicht mehr zu unterscheidende Erkenntnisstufe zu stellen.
Mir ist zwar schleierhaft, warum sich noch immer sehr viele Wissenschaftler schwer damit tun, sich zirkelfrei zu halten, scheint mir zur Erklärung dieses Phänomens bislang die damit verbundene emotionale Befangenheit am plausibelsten.
Diesen Umstand hat PeB auch nicht geleugnet, mochte er aber selbige Kritik nur mir anlasten, statt sich selbst in selbiger Strenge kritisch zu hinterfragen.

Was mich betrifft, wehre ich mich gegen den immer wieder und wieder wiederholten Schwachsinn, bestehend aus Zirkelschlüssen, tradierte Beleidigungen (Un- und Andersgläubige = wie Staub / Dreck auf den Füssen, um nur mal was noch recht Sanftes zu nennen) u.s.w. u.s.f..
Und diesem Treiben soll man dann noch mit Hochachtung und Höflichkeit begegnen?
Dabei wird doch gerade Letzteres schamlos ausgenutzt!
Denn wer sich ruhig stellen lässt, hat nach Plan religiöser Drahtzieher bereits mit und ohne Worte verloren.
Und nichts Anderes erleben wir jeden Tag seit Unmengen an Jahren - und das nicht nur zu religiösen Themen, schreien zur Zeit immer mehr Leute in der Gegend umher "Wir müssen unsere Umwelt retten!", und doch ändert sich nichts an beklagten Umweltschändungen.
Sogar im Gegenteil! Immer mehr Leute wollen mit immer größeren Autos ihre Kinder zur Schule fahren und in sonstigen Annehmlichkeiten "wachsen".
Zudem werden lukrative Kriegstreibereien eh nur von Verschwörungstheoretikern bejammert, darum die meisten Leute davon nichts wissen wollen, so sie es denn lieber vorziehen ihr aufgetischtes Essen zu fotografieren und in facebook zu veröffentlichen.
Wer will da noch das deutsche Volk als überaus kluges Volk bestreiten wollen?
Fehlt nur noch zu sagen: "God bless Germany! - Wir sind Amerika und Mama Merkel, die ohnehin Obernaturwissenschaftlerin!"

"Überzeitlich..." Da lachen ja die Hühner, sind die noch nicht mal ansatzweise so "unterzeitlich" drauf, wie Closs und Co., Merkel, Trump und viele weitere nebenzeitliche, hinterzeitliche und sonstwie zeitliche Asse "unserer Zeit (?)"!
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

janosch
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#280 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von janosch » Mi 6. Jun 2018, 21:56

@ PeB
Wieso macht ihr eure Glauben Diskussion nicht im Evolution Thread weiter?? :roll:

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