Kann Gott schuldig sein?

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sven23
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#271 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von sven23 » So 23. Nov 2014, 15:03

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn man von Schuld sprechen will, dann war es Jesu Schuld, der die Hoffnung auf das nahe Gottesreich nährte.
Auch hä? :o - Damit hatte er doch gerade recht - aber eben geistig gesehen und nicht mir dem Blick auf die Bahnhofsuhr.

Nix geistig, nahe war in zeitlichem Kontext gemeint, sonst hätte er nicht erwähnen müssen, daß diese Generation das noch erlebt und Paulus und Petrus hätten nicht kleinlaut den Schwanz einziehen müssen. Die ausgebliebene Parusie war doch gerade für die Kritiker die Angriffsfläche.
Heute, 2000 Jahre später, weiß natürlich jeder genau, daß das so nicht gemeint gewesen sein. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#272 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von closs » So 23. Nov 2014, 15:07

sven23 hat geschrieben:sonst hätte er nicht erwähnen müssen, daß diese Generation das noch erlebt
Nicht "diese Generation", sondern "dieses Geschlecht" (also ds Volk Israel).

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sven23
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#273 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von sven23 » So 23. Nov 2014, 15:27

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:sonst hätte er nicht erwähnen müssen, daß diese Generation das noch erlebt
Nicht "diese Generation", sondern "dieses Geschlecht" (also ds Volk Israel).

Auch das wäre ein zeitlicher Hinweis. Aber es steht ja geschrieben:

"So ist es auch, wenn ihr dies alles geschehen seht:7 Dann wisst ihr, dass das Ende unmittelbar bevorsteht.
30 Ich versichere euch: Diese Generation wird das alles noch erleben."

Markus 13,30

Jesus spricht seine Zuhöhrer unmittelbar an. "Wenn ihr dies alles geschehen seht", das heißt, er geht davon aus, daß seine aktuellen Zuhörer das noch erleben werden, insofern die Übersetzung mit Generation im Kontext absolut Sinn macht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Andreas
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#274 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Andreas » So 23. Nov 2014, 15:54

Markus 13,30

"Geschlecht" in:
Luther 1545/1912/1975/1984, Elberfelder 1871/2006, Elberfelder 2003 (Hückeswagen), Zürcher 1931/2007, Menge, Schlachter 1951/2000, Herder aktuell, Grünewalder, Hamp-Stenzel-Kürzinger, FreeBible 2004, Leander von Ess, Textbibel, Abraham Meister NT

"Generation" in:
Einheitsübersetzung, Gute Nachricht, Neue Genfer Übersetzung (Fußnote: Volk)

"Volk" in:
Hoffnung für alle (Fußnote: Generation)

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sven23
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#275 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von sven23 » So 23. Nov 2014, 16:07

Andreas hat geschrieben:Markus 13,30

"Geschlecht" in:
Luther 1545/1912/1975/1984, Elberfelder 1871/2006, Elberfelder 2003 (Hückeswagen), Zürcher 1931/2007, Menge, Schlachter 1951/2000, Herder aktuell, Grünewalder, Hamp-Stenzel-Kürzinger, FreeBible 2004, Leander von Ess, Textbibel, Abraham Meister NT

"Generation" in:
Einheitsübersetzung, Gute Nachricht, Neue Genfer Übersetzung (Fußnote: Volk)

"Volk" in:
Hoffnung für alle (Fußnote: Generation)

Das ist alles richtig, aber es ist ja gerade die crux am Hebräischen, daß ein Wort bis zu einem Dutzend Bedeutungen hat. Sicher ist Geschlecht oder Generation beides als Übersetzung möglich, aber im Kontext einer direkten Ansprache "Ihr werdet das alles noch erleben", macht nur Generation wirklich Sinn.
Ist ja auch verständlich. Wenn ich annehmen darf, daß ich noch zu Lebzeiten von einer Verbesserung meiner Lebensumstände rechnen darf, bin ich doch ganz anders motiviert als bei vagen Versprechungen irgendwann in einigen tausend Jahren. Vor diesem Hintergrund muß man die Aussage Jesu sehen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Andreas
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#276 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Andreas » So 23. Nov 2014, 16:40

Für den individuellen Glauben ist meiner Meinung nach das persönliche Verständnis entscheidend. Da habe ich nichts gegen das Wort "beliebig", weil ich Glauben als eine Bewegung des Lernens, als ein immer tiefer werdendes Verständnis verstehe. Ich verstehe heute vieles anders als früher. Die Schrift offenbart sich so nach und nach und begleitet mich in meinem spirituellen Wachstum. Ich finde das genial an der Bibel. Das macht sie so lebendig. Das sehen viele Christen sicher anders, die an eine absolute unveränderliche Schrift-Wahrheit glauben.

Dann lese ich viele Texte unter zwei heilsgeschichtlichen Aspekten: Kollektiv > Menschheit - Individuell > Mensch, Ich. Wobei mir die kollektive Menschheitsgeschichte nicht so wichtig ist, weil ich mit meiner kurzen Lebensspanne eh nur einen winzigen Teil davon mitkriege.

Individuell auf mich bezogen lege ich diesen Abschnitt auch schlicht auf meinen Tod hin aus. "Nach dieser Trübsal, werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen." Das deute ich ziemlich frei, zugegeben, als poetische Bilder des Sterbens aus subjektiver Sicht und meines "jüngsten Tages" (der Tag an dem man stirbt ist der jüngste Tag im Leben eines Menschen). Dazu passt dann auch "Generation" (ich zwischen meinen Eltern und Kindern).

Ich kann den gleichen Text mit verschiedenen, wechselnden Verständnisbrillen lesen und tue das auch. Das ist wie beim Mikroskopieren. Ich kann die Probe einfärben oder unter polarisiertem Licht betrachten, im Auflicht oder Durchlicht. So werden unterschiedliche Aspekte deutlich und so manches ist dabei sehr lehrreich - manches auch nicht. Ich seh das nicht so verbissen - eher spielerisch.

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#277 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Christof » So 23. Nov 2014, 17:01

sven23 hat geschrieben:Das ist alles richtig, aber es ist ja gerade die crux am Hebräischen, daß ein Wort bis zu einem Dutzend Bedeutungen hat. Sicher ist Geschlecht oder Generation beides als Übersetzung möglich, aber im Kontext einer direkten Ansprache "Ihr werdet das alles noch erleben", macht nur Generation wirklich Sinn.
Ist ja auch verständlich. Wenn ich annehmen darf, daß ich noch zu Lebzeiten von einer Verbesserung meiner Lebensumstände rechnen darf, bin ich doch ganz anders motiviert als bei vagen Versprechungen irgendwann in einigen tausend Jahren. Vor diesem Hintergrund muß man die Aussage Jesu sehen.

Lieber sven,

Jesus war nie an der Verbesserung der Lebensumstände interessiert. Ihn interessierte das Verhältnis der Menschen zu Gott - das wollte er verbessern. Wenn es Ihm um eine bessere "Welt" gegangen wäre, dann wäre er als Herrscher Israels schon damals gekommen - nein, sein Reich ist nicht von dieser Welt und wir sind alle herzlich eingeladen in ein Reich des Frieden, der Liebe und Gerechtigkeit - auch Du.

Zum Übersetzungsproblem: @closs hat es ja schon angedeutet - zum vollen Verständnis der Bibel braucht man den Heiligen Geist. @closs nannte es geistlichen Instinkt o.s.ä. Sonst bleibst Du immer an Buchstaben hängen...und die Idee, die Bibel gegen den Glauben einzusetzen anstatt das zu nehmen was klar verständlich ist, ist der faösche Weg, der auf jeden Fall nicht mit Erkenntnis und Weisheit belohnt wird. Es bleibt AUflehnung...

In Liebe
Christof
"Gott widersteht den Höchmütigen; den Demütigen aber gibt er Gnade."-1.Petr 5,5

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#278 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Andreas » So 23. Nov 2014, 17:11

Christof hat geschrieben:Jesus war nie an der Verbesserung der Lebensumstände interessiert.
:shock: Diese Interpretation der Schrift ist dann selbst mir etwas zu spielerisch. ;)

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Ich nehme mal an, wenn wir das konsequent in der Breite umsetzen würden, würden sich auch die Lebensumstände von vielen drastisch verbessern.

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#279 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Catholic » So 23. Nov 2014, 17:24

Christof,Jesus wollte,dass die Menschen ihre Liebesbeziehung zu Gott wieder in Ordnung brachten und damit einhergehend ihre Beziehung zu den Mitmenschen,was letztlich zu einer Verbesserung der Lebensverhältnisse führt,nicht als vorrangiges Ziel,wohl aber als Folge.

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#280 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Christof » So 23. Nov 2014, 17:27

So gesehn hast Du natürlich Recht, lieber Andreas. Jesus war nie unbarmherzig oder lieblos und wünschte sich veränderte Umstände - aber doch von innen heraus gründlich, durch ein verändertes Herz und Gottesverständnis.

In Liebe
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