Münek hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 16:50
Und ich rede selbstverständlich von der SETZUNG, auf der die Hermeneutik beruht. Diese ganz konkrete Setzung (siehe oben) ist KEIN wissenschaftlicher Ansatz.
"Ich untersuche Jesus, als sei er nur Mensch" = Wissenschaft ---- "Ich untersuche Jesus, als sei er auch göttlich = NICHT Wissenschaft ----???
Da halte ich es eher mit Thaddäus, wenn sie Wissenschaft als das versteht, was man "mit logischen und begrifflichen Mittel auf Konsistenz und etwaige Widerspräche oder falsche Schlussfolgerungen prüfen" kann. - Das geht bei Beidem.
Aber wie gehabt - man KANN es so definieren wie Du - allerdings mit dem Haken, dass die Wissenschaft nur solche Fälle der Historie untersuchen kann, die in ihr Wissenschaftsverständnis reinpassen - wenn es historisch anders war, geht's halt nicht. - Macht das Sinn?
Münek hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 16:50
Selbsttäuschungen, d. h. das Verdrängen unangenehmer Wahrheiten, sind ein allseits bekanntes psychologisches Phänomen.
Das gibt es sicherlich - aber hier haben wir ein Grundsatzproblem: Welche Art dessen, was der Fall war, ist wissenschaftlich untersuchbar?
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Generell wird der Graben nicht überwunden
Der Graben zwischen "Kuh" und "Sonntag" ebenfalls nicht. - Aber man erklären, dass sowohl "Kuh" als auch "Sonntag" wahr sind.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
der weiß auch nicht, dass Wissenschaft nicht ins Metyphysische hineinblubblern kann
Ach Du liebe Güte. - Heidegger ist Existenzialist und nicht Metaphysiker. - Sven sagt über HEidegger, dass er "blubbere" - Du lässt aber wirklich keinen aus, der Dich überfordert. - Statt mal zu versuchen zu verstehen.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Sag ich doch: verklemmte Sexualmoral und ein negatives Menschenbild. Der Mensch ist so pöhse, weil er Sex im Paradies hatte, und fortan ensteht der Mensch aus "geistiger Unreinheit", laut closs.
Nein - Du hast es nicht verstanden - lies nochmal.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
In der Natur, die ja angeblich Gottes Schöpfung ist, ist dies nicht ausgeschlossen. Bei über 1500 Tierarten wurde Homosexualität nachgewiesen.
Das ist kein Argument - natürlich hat die Natur das alles. - Es geht hier aber um die geistige Begründung, warum Sexualität im Christentum nur zwischen Mann und Frau vorgesehen ist. (Ich sage damit doch nicht, dass ich mich dran halten würde, wenn ich schwul wäre)
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Der Genesis Gedanke ist ja auch old school, als man noch nichts von Evolution wußte.
Das hat damit überhaupt nichts zu tun.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Immer da, wo Glaubensbekenntnisse vorangestellt werden, haben wir es nicht mit Wissenschaft zu tun, sondern mit Glaubensideologie. Sei so gut, und begreife das endlich.
Das ist falsch. - Zumal es nichts mit persönlichen Bekenntnissen, sondern mit "Was-wäre-wenn-Szenarien" zu tun hat. Allerdings kann man darauf bestehen, dass Vorannahmen falsifizierbar sind - dann aber gibt es Wissenschaft im wesentlichen nur noch in den Naturwissenschaften. - Also was nun?
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Mit apriori-Freiheit hast du die Abwesenheit religiöser Glaubensbekenntnisse bezeichnet. Genau das tut die Forschung.
Ja - aber damit sind auch säkular-weltanschauliche Bekenntnisse gemeint (bspw. Bultmann). - Es kann doch nicht sein, dass religiöse Weltanschauungen anders behandelt werden wie säkulare Ideologien. ----- Die Kommission meint im Grunde sach-neutral ohne eine weltanschauliche Hermeneutik davor. - Und genau da sieht sie Handlungsbedarf darauf hinzuweisen, dass solche Kontaminierung NICHT mehr zu echtem Verständnis führt.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Eine "Ergänzung", die alle Ergebnisse ins Gegenteil verkehrt
Wenn sich die HKM im neutralen bereich aufhält ("Bodenplatte") gibt es kein "ins Gegenteil verkehren".
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Im übrigen waren es bisher, auch laut closs, immer religiöse Vorannahmen, auf die sich die apriori-Freiheit bezog.
Stimmt - in Abgrenzung zu methodischen Vorannahmen, die IMMER da sind. - Hier geht es aber nicht um methodische Vorannahmen, sondern um interpretative Parteilichkeiten im Sinne einer Hermeneutik, was sowohl bei Religionen als auch bei säkularen Weltanschauungen die Folge ist. - Da
schiebt die Kommissison einen Riegel vor.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Und die Ratzinger-Exegese ist von Marsmenchen erdacht worden?
Von Amerikanern und dann von ihm aufgenommen - aber sie ist nicht Teil der HKM, sondern Alternative bzw. Ergänzung zu "echten" HKM - siehe Text.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Die ehrliche Aufarbeitung könnte aber auch einen kathartischen Effekt haben und das Thema wäre durch.
Der kathartische Effekt ist seit minimum 5 jahren da - seitdem gibt es (über-)harte Regeln für Geistliche (sie dürfen nicht mal ein Mädchen umarmen, das gerade seine Eltern verloren hat, und jemand anders darum bitten - manche tuns dann trotzdem).
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
So bricht das Geschwür immer wieder auf.
Nur, solange die Medien was draus machen können. - Da wäre eine aufgeklärte Gesellschaft gefragt.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Setzt man diese Fälle ins Verhältnis zur Bevölkerung von 82 Mio, müßte es ca. 440.000 Priester und Geistliche in Deutschland geben. Ich halte dies Zahl für unrealistisch.
Zu Recht.

- Da habe ich falsche Zahlen genommen - also nochmal:
* Sexualstraftaten 2018: 63.800 (Quelle: statista) * Dunkelziffer 20 / 20.000.000 Männer zwischen 25 und 65 = 0,006 = 0,6%
* 1.600 Straftaten/Geistliche (davon ca. 1.000 Einmal-Täter) * Dunkelziffer 20 /45.000 Geistliche (incl. Kloster-Geistliche) zwischen 25 und 65 = 0,01 = 1%
Zu Lasten der Geistlichen ist zur berücksichtigen, dass es andere Statistiken gibt, die bis zu Größenordnung 4% gehen - zu Gunsten der Geistlichen ist zu berücksichtigen, dass es bei den 63.800 pa Bevölkerung um juristisch anerkannte Taten geht, während es bei den allermeisten 1.600 Straftätern der Geistlichen seit 1945 Vermutungen sind, die sich vor allem bei einem Teil der fast zwei Drittel Einmal-Tätern als unbegründet herausstellen könnten, könnte man es untersuchen (solche Fälle gab es in erheblichem Maß in der Diözese, zu der ich Informationen habe).
Dann wären wir bei (Schätzung) 1.100 Straftätern unter Geistlichen (wenn man von den mutmaßlichen Einmal-Tätern nur die Hälfte mitrechnet) - dann käme heraus 0,7%. ---- Mir liegt es fern, mich auf eine Version festzulegen - ich will nur zeigen, wieviele Parameter hier mitschwingen, die schwer objektiv fassbar sind.
Conclusio:
Man kann je nach Modell vertreten, dass die Größenordnung pro Person und Jahr unter 1% in beiden Gruppen liegt - aber auch, dass Geistliche bis zum 4Fachen höher sind. - Das kann man nicht dadurch lösen, dass man einen Mittelwert der Modelle nimmt - es ist einfach offen.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Auch wurden in 110.000 Fällen nur 122 mal seitens der Kirche die Justiz eingeschaltet.
Wieso 110.000 Fälle, wenn es nur um 1.600 aktenkundige mutmaßliche Täter in 74 Jahren geht? - Wenn die Kirche 122 Mal die Justiz eingeschaltet hat, dann bezieht sich das auf diese 1.600 Fälle = 8%. - Vermutlich aber sind das Fälle aus den letzten ca. 10 Jahren, weil vorher (einvernehmlich mit dem Staat) das Kirchenrecht galt. - Das heißt: In 1.600/74 Jahre * 10 Jahre = 216 Fälle wurde 122 Mal die Staatsanwalt eingeschaltet = 56%.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Gut, das wäre dann Pragmatismus auf Grund äußeren Drucks, weniger durch Einsicht.
Es wäre die Einsicht, dass man geistliche Berufe splitten muss - natürlich ist das pragmatisch.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Was willst du bei Göttern, Geistern und Dämonen und Wundern wissenschaftlich untersuchen?
nach wie vor NICHTS - darum geht es nicht und ging es nie.
sven23 hat geschrieben: ↑Mo 29. Jul 2019, 17:13
Trotzdem bestehst du auf der Wissenschaftlichkeit deines Götterglaubens.
Und wenn man dich drauf anspricht, streitest du es ab.
zu Recht. - Es geht nicht und ging nie um die Wissenschaftlichkeit eines Glaubens - genauso wie es nicht um die Wissenschaftlichkeit einer säkularen Weltanschauung geht. - Aber man kann wissenschaftlich untersuchen, was Quellen bedeuten, falls sich die geglaubte Existenz Gottes historisch in Jesus niedergeschlagen hat: Wie ist unter dieser historisch möglichen Konstellation die Quelle auszulegen?
Wenn man Wissenschaft so definieren möchte, dass eine solche historisch mögliche, aber nicht falsifizierbare Konstellation nicht wissenschaftlich untersucht werden kann, muss man eingestehen, dass Historie sein kann, die wissenschaftlich nicht untersuchbar ist. - Nix dagegen - aber das muss dann halt auch schlucken.