1Johannes4 hat geschrieben:Die Frage war dennoch an Dich gerichtet, denn wer den Boden der Bibel als einzige Autorität verlässt, kann zumindest logisch dergleichen anderen kaum vorwerfen. Oder anders ausgedrückt: das ist ein Türöffner für alle Sorten von Irrlehren.
"Sola scriptura" ist doch
Dein Erkenntnis
dogma. Das müsstest Du erstmal verinnerlichen. Du setzt Deine Maßstäbe, und misst alle anderen daran. Begründet und fundiert ist da nur etwas in Deinem Denkgehäuse. Weil Du selber es so arrangiert hast.
1Johannes4 hat geschrieben:Mittels der Vernunft kann man anhand von Äußerungen aber entscheiden, ob jemand an das Evangelium glaubt, wie es Paulus und die anderen Apostel gelehrt haben oder eben an etwas Anderes. Paulus drückt das besonders deutlich im Galater-Brief aus:
„Aber wenn auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium verkündigte außer dem, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht! Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt außer dem, was ihr empfangen habt: er sei verflucht!“
Auf die Evangelien berufen sich alle Christen. Und auch der Paulus hat in der Interpretation der Guten Botschaft seine Probleme und ändert im Verlaufe der Zeit gewisse "Ausführungsbestimmungen". Das ist übrigens mit unseren staatlichen Gesetzen, weiteren schriftlich fixierten Ausführungsbestimmungen und dem dazugehörigen Konvolut richterlicher Urteile nicht anders. Es lässt sich schwerlich vermeiden. Und warum Überlieferungen mündlicher Art, die nun aus welchen Gründen auch immer, von den 4 Autoren der Evangelien nicht in ihre Texte übernommen wurden, aber als lebendiges Gut in den urchristlichen Gemeinden präsent war, ignoriert werden soll, musst Du mir nochmal darlegen.
â€â€
1Johannes4 hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Und Dein Ansatz, mit der "sola scriptura" ein Fundament zu legen, ist auch leider nur eine -- begründungsmäßig -- letztlich willkürliche Annahme.
Das sehe ich nicht so. Wenn man überprüfen will, ob eine Tür in einen Türrahmen passt, nimmt man einen Meterstab und vergleicht die Maße. Die Vernunft ist in diesem Bild der Meterstab, der eine beliebige Äußerung mit den Äußerungen der Bibel vergleicht. Begründet ist das in der Bibel selbst, beispielsweise dem Verhalten der Beröer.
Nicht die Vernunft ist der Maßstab sondern Dein Glauben an die Erkenntnis durch "sola scriptura" inkl. des Herumwerkelns in Deinen Hirnwindungen.
Hier wird es richtig eingeordnet und beschrieben:
Luther versuchte durch das „sola scriptura“ einen verlässlichen, unveränderlichen Maßstab in der theologischen Auseinandersetzung mit der römisch-katholischen Kirche zu finden, da sich menschliche Urteile im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder als irrig herausgestellt hätten. --
Wiki
Und zudem hat sich ganz intersubjektiv längst durch die förmliche Explosion von divergierenden, inkonsistenten "Erkenntnissen" gezeigt, dass dieser unveränderliche Maßstab nicht zu einer eindeutigen Erkenntnis führt. So wie Du behaupten sie alle, die einzig rechte Erkenntnis durch ihr Bibelstudium gefunden zu haben.
Johannes4 hat geschrieben:Da sprichst Du vermutlich von der angeblichen Tradition der katholischen Kirche, nur sehe ich diese sicherlich nicht in einer Tradition von Paulus und Petrus.
Nu, ja -- nehme ich als Behauptung entgegen.
Johannes4 hat geschrieben:Was hat es denn mit den beiden zu tun, wenn man andere Leute ab dem 4. Jahrhundert wegen Ketzerei hinrichtet? Wie gesagt - man braucht nur zu vergleichen, was Petrus und Paulus lehrten und was die katholische Kirche dann machte.
Das ist aber kein Alleinstellungsmerkmal der RKK. Die "sola scriptura"-Freunde -- wenn natürlich auch zeitlich später -- haben auch die Haufen brennen lassen. Und das nicht zu knapp. Übrigens genauso mit der aus biblischen Texten abgeleiteten Begründung, man wolle ja nur die Sünderseele retten.
Johannes4 hat geschrieben:Ich habe für mich mit dem christlichen Glauben Grund genug, dass ich nicht weitersuchen oder prüfen muss, ob es daneben womöglich noch etwas „Besseres“ geben könnte. Toleranz gegenüber solchen Andersgläubigen bedeutet aber nicht, dass man seinen eigenen Standpunkt nicht mit der Klarheit ausdrücken darf, die man ja auch glaubt - nämlich dass es für diejenigen gemäß der Bibel keine gute Verheißung gibt. Das wird diejenigen normalerweise so wenig interessieren wie es mich interessiert welche Strafen der Koran für mich behauptet.
Völlig korrekt! Nur, dann lebe das auch hier und sage: "
Mein Ansatz ist es, die Erkenntnis in der Bibel direkt zu suchen. Das ist ein Ansatz, der sich historisch im 16. Jahrhundert ausgebildet hat. Daran glaube ich. Aber wenn ich versuche, das vernünftig zu begründen, dann werden meine Argumente auch leider immer mittels vernünftiger Begründungen zerpflückt."
Johannes4 hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Wir kommen immer wieder auf den Punkt, dass Du Dich (oder ich mich) entscheiden muss. Die Berufung auf "sola scriptura" legt bestenfalls ein Fundament, was willkürlich ist. Und aus der Geschichte ist ersichtlich, dass gerade dieses Fundament mit noch mehr divergierendem Verständnis und noch mehr Diversifikation des Christentums in immer weiter auseinander laufende Richtungen korreliert ist. Das ist eine ganz schwerwiegende Problematik des "Sola scriptura"-Ansatzes.
Ähm, nein. Selbstverständlich behaupten viele Leute dem „sola scriptura“-Ansatz zu folgen, aber bei dem von Dir beschriebenen Problem scheint es doch so zu sein, dass jeder sich einen Holzsplitter geschnappt hat und dann behauptet, die ganze Tür in Händen zu halten. Deswegen ist es ja gerade auch wichtig zu prüfen, ob mittels eines Dogmas oder sonstigen Lehre die biblische Botschaft eingeschränkt wird.
Viel Glück auf Deinem Wege. Du selber scheinst ja schon die ganze Tür ins Visier genommen zu haben. Mit 'ner großen von Hemul geklauten Tüte :Smiley popcorn: kann ich ja mal auf bibel.com nachschauen, wie man dort jeweils mit der "Tür" in der Hand "diskutiert".
Johannes4 hat geschrieben:Ich bin übrigens in keiner Denonmination und sehe auch keine als notwendig an, damit Gott darin jemandem seinen Glauben schenkt und bezweifle auch, dass irgendeine Denomination Gott zuverlässig daran hindern kann, dass dieser seinen Glauben einem Menschen gibt.
Um das nochmal zu sagen, ich will Dir weder den christlichen Glauben absprechen, noch Dich von "sola scriptura" und deinen Interpretations- und Erkenntnisergebnissen abbringen. Ich "werbe" nur dafür, dass Du es als Deine Erkenntnis betrachtest, die für Dich vielleicht das genau Richtige ist, um Jesus nachzufolgen. Dass aber die "Richtigkeit für Dich" nicht unbedingt eine "Richtigkeit" für andere ist, und die Erhebung Deines Ansatzes zum allgemeinen, vernünftig begründeten Prinzip nochmal eine ganz andere Klamotte ist.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.