Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#211 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Do 15. Sep 2016, 15:19

Münek hat geschrieben:Die Vertreter der Amtskirche fürchten Aufklärung wie der Teufel das Weihwasser. :devil: Schon mal was vom "Antimodernisteneid" gehört?
Das war der vergebliche und übrigens auch überflüssige Versuch, geistige Aufklärung gegen anthropozentrische Aufklärung zu behaupten. - Es gibt nicht "die" Aufklärung.

Münek hat geschrieben:Die Vertreter der Amtskirche fürchten Aufklärung wie der Teufel das Weihwasser.
GANZ im Gegenteil. - Aber es kommt halt auf die Definition von "Aufklärung" an.

closs
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#212 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Do 15. Sep 2016, 15:21

Münek hat geschrieben: Das Unterworfensein unter kirchliche Dogmen ist unfreiwillig, ist Zwang.
Wieso denn DAS? Jeder kann sich jederzeit vom Christentum distanzieren, ohne Sanktionen erwarten zu müssen.

Münek hat geschrieben: Das ist mal wieder eine Deiner berühmten closs`schen unbelegten Behauptungen.
Wenn das letzte Jahr "Forum" KEIN Beleg ist, weiß ich nicht, was ein "Beleg" ist. :lol:

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Münek
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#213 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Do 15. Sep 2016, 15:56

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das hat sie NICHT getan.
Aha - sie hat also lediglich gesagt, dass sie persönliche Zweifel hat? :angel:
Richtig. Nicht im Hörsaal vor ihren Studenten, sondern in einer Sendung des WDR-Fernsehens aus dem Marienwallfahrtsort Kevelar äußerte sich diese aufrechte Theologin zu einer entsprechenden Frage folgendermaßen:

"Viele Juden sind umgebracht worden, weil sie nicht an die Jungfrauengeburt glauben konnten. Und ich kann das auch nicht."


In ihrer Auffassung, dass die Jungfrauengeburt nicht biologisch, sondern theologisch zu verstehen sei, sah diese Theologin sich durch Aussagen der Theologen Karl Rahner und Joseph Ratzinger bestätigt und berief sich auf diese in einer späteren Fernsehsendung des West 3-Magazins "Gott und die Welt". Sie verwies auf Rahners Bezeichnung der Jungfrauengeburt als "legendären Midrasch" und auf folgende Passage aus Ratzinger Buch "Einführung in das Christentum":


"Die Gottessohnschaft Jesu beruht nach christlichem Glauben nicht darauf, dass Jesus keinen menschlichen
Vater hatte; die Lehre vom Gottsein Jesu würde nicht angetastet, wenn Jesus aus einer normalen mensch-
lichen Ehe hervorgegangen wäre. Denn die Gottessohnschaft, von der der Glaube spricht, ist KEIN biologi-
sches, sondern ein ontologisches Faktum
; kein Vorgang in der Zeit, sondern in Gottes Ewigkeit."

(Quelle: Wiki)

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#214 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Do 15. Sep 2016, 16:07

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Das Unterworfensein unter kirchliche Dogmen ist unfreiwillig, ist Zwang.
Wieso denn DAS? Jeder kann sich jederzeit vom Christentum distanzieren, ohne Sanktionen erwarten zu müssen.
Es geht nicht um die Distanzierung vom Christentum, sondern von einzelnen kirchlichen Dogmen. In der Tat müssen Christen heutzutage keinen brennenden Scheiterhaufen mehr befürchten, wenn sie beispielsweise zwecks Verhütung Kondome benutzen. :)

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#215 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Do 15. Sep 2016, 16:13

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Vertreter der Amtskirche fürchten Aufklärung wie der Teufel das Weihwasser. :devil: Schon mal was vom "Antimodernisteneid" gehört?
Das war der vergebliche und übrigens auch überflüssige Versuch, geistige Aufklärung gegen anthropozentrische Aufklärung zu behaupten. - Es gibt nicht "die" Aufklärung.
Klar doch - die Verteufelung der Evolutionstheorie war volle Kanne "geistige Aufklärung".
Wirklich schade, dass sie sich nicht durchgesetzt hat....


:lol: :lol: :lol:

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#216 Re: Theodizee

Beitrag von 2Lena » Do 15. Sep 2016, 18:08

Münek hat geschrieben:Die Vertreter der Amtskirche fürchten Aufklärung wie der Teufel das Weihwasser.
Das Wort heißt "Veränderung".
Aufklärung hätten sie gern ...

Ich habe schon über den Antimodernisteneid geschrieben ...
Die Kluft in den Weltanschauungen geschah mit zunehmender Abweichung der Bibelauslegung. Als Martin Luther's Übersetzung und der Buchdruck der breiten Bevölkerung einen Zugang ermöglichte, kam erst Recht der Druck. Das "Wörtliche Verständnis" war nun ungleich der Überlieferung. Der Reformation folgte die Säkularisierung. Aus der Ecke konnte dann auch rein gar nichts kommen. Welcher "Gegner" kümmert sich schon um die Ausbildung des Anderen, deren Ansicht er von Vornherein ablehnt?

Nun ist es mit dem Standpunkt bei der Schieflage recht schwer.
Wie du mit deinen Schreiben zeigst, wackeln zahlreiche durch so viele Aufklärung - auch (oder gerade) Theologen.

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#217 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Do 15. Sep 2016, 18:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Natürlich gibt es auch innerhalb der Forschung unterschiedliche Bewertungen in Einzelpunkten oder sogar große Kontroversen. Die Naherwartung gehört allerdings nicht dazu.
Wie erklärst Du Dir dann, dass die Theologie im Großen und Ganzen NICHT von einer Naherwartung ausgeht? - Und zwar aufgrund ihres Bibel-Verständnisses.
Das ist bekannt, gilt aber nicht für die in der historisch-kritischen Forschung arbeitenden Theologen, sondern für die Glaubensdogmatiker und eine große Zahl von Mitläufern.

closs hat geschrieben: Könntest Du DIch mit dem Gedanken anfreunden, dass die Annahme einer Naherwartung Jesu folgerichtig im Sinne der HKM sein kann (nicht einmal sein MUSS), aber bei anderen Auslegungs-Perspektiven der Bibel nicht? - Und dass der Jesus, wie er wirklich vor 2000 Jahren gedacht hat, einmal über Rezeption (HKM) und einmal systematisch erschlossen wird? -
Was ein Mensch, der vor 2000 Jahren gelebt hat, "wirklich gedacht" hat entzieht sich jeder seriösen Untersuchung. Wir können uns nur an die Quellen halten, die zwar größtenteils Rezeption sind, aber auch authentisches enthalten können. Kanoniker wollen diese Unterscheidung gar nicht treffen, weil für sie die Rezeption die Wahrheit repräsentiert, da sie ja vom Heiligen Geist inspiriert ist. Im Gegensatz dazu hinterfragt die Forschung die Quellen kritisch.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#218 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Do 15. Sep 2016, 19:07

Ska'ara hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Natürlich gibt es auch innerhalb der Forschung unterschiedliche Bewertungen in Einzelpunkten oder sogar große Kontroversen. Die Naherwartung gehört allerdings nicht dazu.
Bist du dir da sicher? Und wenn, warum eigentlich nicht? Ist die Naherwartung ein so einfaches Thema und schon klar definiert?
Ziemlich sicher, weil es in der Forschung einen großen Konsens darüber gibt.
Man muß auch bedenken, dass es nicht irgendwelche Wald- und Wiesen Theologen sind, die diese Ansicht vertreten, sondern theologische Schwergewichte wie Bultmann, Rahner, Küng, Theissen usw.
Theissen fasst in seinem Werk "Der historische Jesus- Ein Lehrbuch", das sich zu einem Standardwerk etabliert hat, den Stand der Forschung zusammen und schreibt zur Naherwartung:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“

Damit gibt er den Stand der Forschung wieder.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#219 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Do 15. Sep 2016, 19:19

Münek hat geschrieben:diese aufrechte Theologin
Vielleicht ist sie wirklich "aufrecht" - aber ist jemand deshalb "aufrecht", weil er/sie andere Meinungen vertritt als ihre Kirche? - Das allein ist doch kein Prädikat.

Münek hat geschrieben:"Viele Juden sind umgebracht worden, weil sie nicht an die Jungfrauengeburt glauben konnten. Und ich kann das auch nicht."
Diese Verknüpfung ist marktschreierisch: "Ich Arme bin eine Verfolgte wie damals die Juden".

Münek hat geschrieben:In ihrer Auffassung, dass die Jungfrauengeburt nicht biologisch, sondern theologisch zu verstehen sei, sah diese Theologin sich durch Aussagen der Theologen Karl Rahner und Joseph Ratzinger bestätigt
So ist es ohnehin gemeint - Biologisches ist nur Chiffre für geistige Inhalte.

Offenbar meint die Theologin, dass es deshalb NUR geistig sei, während Ratzi meint, dass das Biologische Ausdruck einer primären geistigen Aussage ist. - Ranke-Heinemann müsste dies als katholische Theologin intellektuell nachvollziehen können, also unterscheiden können.

Münek hat geschrieben: Denn die Gottessohnschaft, von der der Glaube spricht, ist KEIN biologisches, sondern ein ontologisches Faktum
Genau so - das habe ich damit gemeint.

Persönlich bin ich kein großer Freund der Jungfrauengeburt, verstehe aber den geistigen Kontext. Wenn dieses nicht-falisifzierbare Phänomen Bestandteil der christlichen Theologie ist, ist es
a) gut nachvollziehbar,
b) genauso "wahrscheinlich" wie Heinemanns Ansatz,
c) Glaubens- und nicht WIssens-Sache (da gibt es nichts zu wissen, sondern nur zu verstehen).

Ich gehe davon aus, dass R.-H. lange genug auf breiter Front rumgemotzt hat, bis sie einen Tritt in den Allerwertesten gekriegt hat - sie deshalb als besonders "aufrecht" zu heroisieren, ist unredlich.

Münek hat geschrieben:die Verteufelung der Evolutionstheorie war volle Kanne "geistige Aufklärung".
Auch die Kirche hat Zeit gebraucht, bis sie naturalistisches und geistiges Denken strikt getrennt hat - und natürlich war das 19. Jh. ein "Kampfjahrhundert" zwischen Staat und Kirche (siehe "Kulturkampf"). - Da hat sich keiner mit Ruhm bekleckert.

Die heutige Situation, in der sich naturalistische und geistige Fragestellungen nicht mehr in die Quere kommen, finde ich allerdings in der Tat außerordentlich aufgeklärt - da war ich wirklich überrascht, als ich mal im Katechismus geblättert habe. Da ist die RKK inzwischen aufgeklärter als der Naturalismus.

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#220 Re: Theodizee

Beitrag von JackSparrow » Do 15. Sep 2016, 19:19

closs hat geschrieben:Das ist in der Theologie nicht anders: "Folgende Zusammenhänge haben wir aufgrund unseres historisch-kritischen oder kanonischen Ansatzes beobachtet".
Die beobachten überhaupt nichts von dem Zeug, das sie behaupten. Das denken sie sich aus, während sie betend und meditierend in ihrer Privatkapelle sitzen und sich dabei einbilden, sie würden sich mit Göttern und Geistern unterhalten.

Das ist nicht das Problem - das Problem ist, wenn man die eigene Beobachtung als redlich bezeichnet und andere nicht.
Das Problem ist, wenn man nichts beobachtet hat und sich aus Prestige-Gründen trotzdem irgendwie wichtig machen will.

Es sind Glaubens-Aussagen. - So wie Sprüche wie "Geist ist Folge von Materie" Glaubens-Aussagen sind. - Beides ist redlich.
Ich glaube, in meinem Keller befinden sich kleine außerirdische lilafarbene Elfen. Ich hab zwar noch keine gesehen, aber die Indizienlage ist absolut überwältigend: Ich habe einen Keller ,und manche Menschen haben bereits über Elfen berichtet. Deshalb darfst du mich als einen redlichen Zeugen der Elfen betrachten.

Aber dieses Thema sollten wir in den dafür vorgesehenen Threads besprechen.
Theozidee sollte überhaupt kein Thema sein für Leute, die der Bibel glauben. Wo doch Jahwe selbst zugibt, für alles Unheil verantwortlich zu sein.

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