Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#201 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mi 14. Sep 2016, 13:24

Pluto hat geschrieben:Nicht den Boten bestrafen...
Der Bote wird nicht kritisiert, wenn er SEINE Methodik durchzieht, sondern wenn er (ideologisch) beansprucht, SEINE Methodik sei der einzige "redliche" Weg zu "dem, was vor 2000 Jahren historisch der Fall war".

Pluto hat geschrieben:Nicht ich mache diese Regeln.
Ich auch nicht - das machen die jeweiligen Methodiker. Der eine zieht eine kritisch-rationale Methodik vor und begründet es - der andere zieht eine hermeneutische Methodik vor und begründet es. - Wer von beiden in welchen Fragestellungen in Bezug, "was diesbzüglich der Fall ist" (also konkret, was damals WIRKLICH passiert ist), die Nase vorne hat, ist vollkommen offen.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#202 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mi 14. Sep 2016, 13:47

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ideologisch ist indes die Kirche
Aus einem einfachen Grund ist diese Aussage falsch - denn: Die Kirche spricht nicht universal ("Du, Atheist, musst das glauben"), sondern nur für diejenigen, die an den christlichen Gott glauben.
Eine Ideologie verliert doch nicht dadurch ihren ideologischen Charakter, dass ihr nicht alle zustimmen.

closs hat geschrieben:Naturalistische Weltanschauler sind da gefährdeter: Sie meinen, ihre "Wahrheiten" seien universal und Nicht-Jünger ihrer Weltanschauung seien "unredlich". - Siehst Du den Unterschied?
Der Naturalismus kennt keine "Wahrheiten". Das solltest Du eigentlich wissen. Und als "unredlich" würde man niemanden bezeichnen, der beispielsweise glaubt, die Erde stehe still und wird von der Sonne umkreist - höchstens als "unterbelichtet". :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Und der Theologieprofessorin Ranke-Heinemann wurde von der katholischen Kirche die Lehrbefugnis entzogen, weil sie das Dogma der immerwährenden Jungfräulichkeit Marias in Zweifel zog.
Wie soll sie innerhalb der Kirche lehren, wenn sie deren Dogmen nicht anerkennt? Sie kann doch überall sonst lehren.
Sie hat mit guten Gründen ein einzelnes Dogma in Frage gestellt. Das durfte sie nicht. Hinterfragen ist absolut verboten und wird streng geahndet.

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#203 Re: Theodizee

Beitrag von 2Lena » Mi 14. Sep 2016, 15:18

Münek hat geschrieben:Hinterfragen ist absolut verboten und wird streng geahndet.
Vielleicht ist es das "wie"?
Die Bücher von Ranke-Heinemann sind sehr einfühlsam geschrieben und sprechen daher besonders an. Und bei ihrem Namen war das gefährlich. Sie lebte danach sehr isoliert und unglücklich. Ihre Position war eine schwierige. Als eine der ersten weiblichen Theologinnen (oder überhaupt die erste?) war sie gefragt und war intelligent. "Natürlich" kann ein heutiger "aufgeklärter" Mensch das Dogma nicht verstehen. Doch man darf eben nicht "heutiges Aufgeklärtsein" das als "Maß aller Dinge" verstehen. Nicht nur, dass sich menschliche Ansichten oft genug als verkehrt erwiesen haben, es lag auch eine Missachtung der Kirchentradition vor.
Die redlichen Überlieferer ungewohnter Nachrichten wurden zu "Dummis" abgestempelt,
was sie wirklich nicht waren.

Dort hätte die Recherche losgehen sollen. Dazu war Ranke-Heinemann im Alter nicht mehr bereit, da entmutigt ... Der "Mob" der "Aufgeklärten" auf der einen Seite, meinte sie vielleicht und die Theologen auf der anderen - schien ihr aussichtslos, und dann blieb alles stecken. Während es doch so richtig wäre: Die Theologen sind glücklich über die richtige Aufklärung. Sie können nun ihr Dogma erklären und es bestätigen. Der "Mob", der ohnehin nicht glaubt, gewinnt wieder Achtung vor ihnen und vor dem Geheimnis und schließlich - wegen der Überwindung - hat sie alle Freunde wieder.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#204 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mi 14. Sep 2016, 16:36

Münek hat geschrieben:Eine Ideologie verliert doch nicht dadurch ihren ideologischen Charakter, dass ihr nicht alle zustimmen.
Nein - aber dadurch, dass sie nur für diejenigen gilt, die es freiwillig genauso erkennen. - Ein Atheist wird seitens der christlichen Theologie/Exegese nicht als "unredlich" bezeichnet, weil von ihm ein adäquater Erkenntnis-Stand nicht erwartet wird.

Münek hat geschrieben:Der Naturalismus kennt keine "Wahrheiten".
Warum bezeichnet dann Metzinger Vertreter anderer Weltanschauungen als unredlich?

Münek hat geschrieben:Sie hat mit guten Gründen ein einzelnes Dogma in Frage gestellt. Das durfte sie nicht.
Doch - das darf sie. - Die darf ihre Zweifel nur nicht im Dienst als Lehrmeinung kundtun.

Das ist wie bei homosexuellen Geistlichen:
Wenn sie sich dazu bekennen, passiert ihnen nichts - wenn sie es als Lehrmeinung propagieren, verlieren sie ihre Venia Legendi.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#205 Re: Theodizee

Beitrag von JackSparrow » Mi 14. Sep 2016, 20:02

closs hat geschrieben:Naturalistische Weltanschauler sind da gefährdeter: Sie meinen, ihre "Wahrheiten" seien universal
Aber nein. Naturalisten beobachten und messen mit irgendwelchen Methoden irgendwelche Dinge und sagen dann Sätze wie: Folgende Dinge haben mit Hilfe folgender Methode beobachtet und gemessen. Deswegen sind sie redlich.

und Nicht-Jünger ihrer Weltanschauung seien "unredlich". - Siehst Du den Unterschied?
Aber ja. Sprüche wie "Jesus lebt!" oder "Am Anfang schuf Elohim die Himmel und die Erde" sind vollkommen unredlich. Es sei denn der Verfasser wäre persönlich dabei gewesen.

Besonders schlimm sind Aussagen wie "ich bin Zeuge Jehovas". Dieser Mensch hat Jehova ja niemals gesehen und ist somit per definitionem ein Betrüger.

Sogar Moses teilt meine Meinung: "Du sollst kein falsches Zeugnis abgeben wider deines Nächsten". Gibt es auch nur einen einzigen Christen auf der Welt, der noch nicht gegen dieses Gebot verstoßen hat?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#206 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mi 14. Sep 2016, 21:03

JackSparrow hat geschrieben:und sagen dann Sätze wie: Folgende Dinge haben mit Hilfe folgender Methode beobachtet und gemessen. Deswegen sind sie redlich.
Das ist in der Theologie nicht anders: "Folgende Zusammenhänge haben wir aufgrund unseres historisch-kritischen oder kanonischen Ansatzes beobachtet".

Das ist nicht das Problem - das Problem ist, wenn man die eigene Beobachtung als redlich bezeichnet und andere nicht. - Wir sprechen hier von Geistes-Wissenschaften (historisch-kritische Wissenschaften/Philosogie/etc.) - bei Naturwissenschaft ist es etwas anders.

JackSparrow hat geschrieben:Sprüche wie "Jesus lebt!" oder "Am Anfang schuf Elohim die Himmel und die Erde" sind vollkommen unredlich.
Es sind Glaubens-Aussagen. - So wie Sprüche wie "Geist ist Folge von Materie" Glaubens-Aussagen sind. - Beides ist redlich.

Aber dieses Thema sollten wir in den dafür vorgesehenen Threads besprechen.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#207 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Do 15. Sep 2016, 07:08

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Eine Ideologie verliert doch nicht dadurch ihren ideologischen Charakter, dass ihr nicht alle zustimmen.
Nein - aber dadurch, dass sie nur für diejenigen gilt, die es freiwillig genauso erkennen.
Das ist nicht dein Ernst!? Welche Freiwilligkeit? In welcher Realität lebst Du?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der Naturalismus kennt keine "Wahrheiten".
Warum bezeichnet dann Metzinger Vertreter anderer Weltanschauungen als unredlich?
Ich wiederhole: Deine Unterstellung, der Naturalismus spräche von "Wahrheiten", ist Blödsinn. Also lenke nicht wieder ab.

Von ewig-gültigen, absoluten Wahrheiten spricht niemals die Wissenschaft, sondern nur die römisch-katholische Kirche. Dass Du
diese eklatante Macke nicht erkennst, ist ein Zeichen für Deinen "spirituellen Tunnelblick". :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Sie hat mit guten Gründen ein einzelnes Dogma in Frage gestellt. Das durfte sie nicht.
Doch - das darf sie. - Die darf ihre Zweifel nur nicht im Dienst als Lehrmeinung kundtun.
Das hat sie NICHT getan. Du redest mal wieder von Sachen, von denen Du keine Ahnung hast. Aber allein die Tatsache, dass man kirchliche Dogmen nicht hinterfragen darf, ist schon der big Hammeran sich.

Das ist der schlagende Beweis für die Ideologie der Kirche. Das ist ein Gefängnis.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#208 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Do 15. Sep 2016, 13:01

Münek hat geschrieben:Welche Freiwilligkeit?
FRage mal die Christen hier auf dem Forum, ob sie unfreiwillig glauben.

Münek hat geschrieben:Ich wiederhole: Deine Unterstellung, der Naturalismus spräche von "Wahrheiten", ist Blödsinn.
Meinetwegen - aber viele Vertreter des Naturalismus bezeichnen das als "unredlich", was nicht ihrer Pfeife folgt. - Wo ist da der Unterschied?

Münek hat geschrieben:Das hat sie NICHT getan.
Aha - sie hat also lediglich gesagt, dass sie persönliche Zweifel hat? :angel:

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#209 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Do 15. Sep 2016, 14:57

2Lena hat geschrieben: Die Theologen sind glücklich über die richtige Aufklärung.
In welcher Welt lebst Du? Die Vertreter der Amtskirche fürchten Aufklärung wie der Teufel das Weihwasser. :devil:

Schon mal was vom "Antimodernisteneid" gehört? Als Papst Pius X. 1910 diesen Eid von den Klerikern verlangte, löste er eine jahrelang andauernde Polemik aus. Der liberale Protestantismus, die Leben-Jesu-Forschung, ganze Schulen der Bibelwissenschaft sowie der Darwinismus wurden scharf abgelehnt; wer dem Papst darin nicht folgen wollte, musste seine kirchliche Tätigkeit einschränken oder sogar einstellen. Einige Priester wurden exkommuniziert.

Gegner sahen in diesem Eid zu Recht eine anstößige Verletzung der wissenschaftlichen Freiheit.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#210 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Do 15. Sep 2016, 15:17

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Welche Freiwilligkeit?
FRage mal die Christen hier auf dem Forum, ob sie unfreiwillig glauben.
Der Glaube ist freiwillig. Das Unterworfensein unter kirchliche Dogmen ist unfreiwillig, ist Zwang.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich wiederhole: Deine Unterstellung, der Naturalismus spräche von "Wahrheiten", ist Blödsinn.
Meinetwegen - aber viele Vertreter des Naturalismus bezeichnen das als "unredlich", was nicht ihrer Pfeife folgt. - Wo ist da der Unterschied?
So einen Blödsinn habe ich noch nie gehört. Das ist mal wieder eine Deiner berühmten closs`schen unbelegten Behauptungen.

Antworten