Magdalena61 hat geschrieben:Ja, ALLE werden Jesus erkennen und ihre Knie vor Ihm beugen. Aber die Böcke werden dann etwas weniger glücklich sein
Magdalena61 hat geschrieben:Die Klausel "... die Ihn lieben" ist nicht gegenstandslos. Nur wer Gott liebt (was in der Praxis bedeutet, die Gebote Gottes zu respektieren und zu halten/ dem Sohn zu gehorchen,1. Joh. 2, 4-6) bleibt dauerhaft mit Gerechtigkeit bekleidet Mt. 22, 11-14.
Ja - wir kommen da in ein Feld rein, das man wertend oder phänomenologisch sehen kann - ich möchte es an Deinem Paulus-Satz erläutern. - Was steht da? Was wird interpretiert?
Es steht (der Spur nach) da: "Gott hat den ihn liebenden Menschen etwas Großes bereitet" oder dasselbe anders: "Ein Mensch, der Gott liebt, darf sich auf etwas Großes freuen". - Interpretiert wird gerne, dass am
Ende (!!!!) zwei Fraktionen übrig bleiben: Solche, die Gott lieben, und solche, die das nicht tun. - Wahrscheinlich kann man das sprachlich tatsächlich auch so verstehen.
Aus dem AT weiß ich inzwischen, dass das Hebräische dazu neigt, einfach Fakten hinzustellen - ohne Interpretation. - Man merkt dann bei der Gegenüberstellung von urtextnaher Übersetzung und gängiger Übersetzung, wie in der gängigen Übersetzung plötzlich Wertungen auftauchen, die im Urtext gar nicht stehen (Beispiele zuhauf). - Wenn man das auf den obigen Paulus-Satz überträgt, ist es gut vorstellbar, dass es in hebräischer Lesart heißen soll (bzw. heißen würde, wenn es hebräisch geschrieben wäre):
"Liebt der Mensch Gott, erhält er Großes": Liebt einer Gott, ist es so - wenn nicht, nicht. Punkt. Nicht mehr. Nicht weniger. Kategorisch so. - Wenn so, dann so - wenn anders, dann anders. - In dieser nüchternen Art wird gar nicht darüber nachgedacht, WARUM der Mensch Gott nicht liebt, und an wem es liegt, dass der Mensch ihn liebt oder nicht liebt. - Nein - isses so, dann so - isses anders, dann anders.
Der individualistisch und wertungs-geil verseuchte Europäer dagegen fragt sich: WARUM liebt der Mensch Gott nicht? Wäre es in seiner Verantwortung, dass er Gott lieben könnte? Liegt es eher am Willen oder an der Gnade, dass er ihn liebt? Gilt das nur für Mitgliedern von Glaubensgemeinschaften oder nicht? - etc.
Im Text steht dagegen nur ein logischer Zusammenhang: WENN der Fall eintritt, dass der Mensch Gott liebt, DANN erlebt der Mensch Großes. - Es ist keine Aussage, ob mit Gott der Name (!)Jahwe oder Jesus gemeint ist oder die Liebe an sich (Gott=Liebe). - Es ist keine Aussage darüber gemacht, was mit den "Böcken" letztlich passiert: Sind sie ausgesondert? Können sie nachziehen, nachdem sie jetzt "erkennen", wo die Schafe stehen? (Beides wäre Interpretation). - Oder ist nicht wertend, sondern phänomenologisch lediglich gemeint: "Dann wird die Zeit kommen, in der die Liebenden da stehen und die Nicht-Liebenden dort stehen" - Punkt. - Ohne weitere Schlussfolgerungen (die ja eh immer nur von Menschen kommen).
Aus Hiob habe ich gelernt, dass der Mensch nicht die Rolle Gottes spielen darf - genau das tun wertende Bibel-Übersetzungen und Exegesen. - Deshalb nochmal zurück auf mein Eisenbahnbild:
Diejenigen, die a) Jesus kennen und b) in lieben (also a) und b) erfüllen), wären in diesem Bild Zugpassagiere, die ein Ticket gekauft haben, das mit dem tatsächlichen Ziel übereinstimmt - wenn der Zug ankommt, kommen sie genau da an, wofür sie ihr Ticket gekauft haben. - Die anderen haben AUCH Tickets gekauft, kommen aber (aus unterschiedlichen Gründen) woanders an, als sie ursprünglich gedacht haben. Überraschung - man hat Sylt gebucht und kommt auf der Zugspitze an.
Diese Fehlbucher ("Böcke") sehen nun, wie den Richtigbuchern ("Schafe") ein Empfang bereitet wird ("Passagiere mit Ticket Kategorie A bitte rechts am Bahnsteig aufstellen - für das leibliche Wohl ist gesorgt") - sie sehen auch, dass sie NICHT als akkreditierte Delegation empfangen werden ("Passagiere mit Ticket Kategorie B - G bitte links am Bahnsteig aufstellen - Ihr Asylantrag wird überprüft"). - Denn um Asyl müssen sie ja bitten, denn es gibt (so will es diese Geschichte) keinen Zug zurück.
Beim individuellen Asylantrag wird "ent-nazifiziert" werden müssen: Warum hattest Du kein Ticket A? Gab's bei Euch keine Ticket-Stelle? Hast Du geglaubt, dass Dein Glaube B - G der richtige sei? - Hast Du nur Dein Ticket E gekauft, weil es das billigste war? etc - Hast Du jetzt kapiert, dass das Ziel nicht Sylt sein kann, sondern nur die Zugspitze?
Oder in Bezug auf eine ganz spezielle Gruppe

: Wir haben festgestellt, dass Dein Ticket A nie bezahlt wurde - Du hast es zwar am Schalter abgeholt, aber nie das Geld dafür überwiesen. - Du musst Dich bei der Kategorie B - G einreihen und Asylantrag stellen: Warum hast Du nicht bezahlt? - Oder hast Du gemeint, das Ticket wäre kostenlos? - Oder hat es Dir jemand geschenkt, obwohl es nicht übertragbar ist? - etc.
Mit anderen Worten: Es gibt selbstverständlich die Gegenüberstellung von Schafen und Böcken. - Und kein Bock wird am Bahnsteig auf der rechten Seite stehen. - Aber über einen geeigneten (und möglicherweise langwierigen) Asylantrag links auf dem Bahnsteig kann man nachträglich ein Einreisevisum bekommen - und wenn man es hat, geht man nicht als Bock auf die richtige Seite, sondern ist selbst ein Schaf. - Somit kommen nur die auf die richtige Seite, die Visum haben/Schaf sind
Zurück zu Paulus: Auch so ist also der Satz von Paulus richtig, dass nur die ins Heil kommen, die Gott lieben. - WIE (und meinetwegen ob) das geht, haben wir nicht zu entscheiden. - Hiob.
Kommt der Versuch, den Unterschied zwischen wertendem und phänomenologischem Bibel-Verständnis zu aufzuzeigen, rüber?