SamuelB hat geschrieben: ↑Do 21. Mär 2019, 16:16
Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten,
17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.
(1.Mose 2, 16-17)
Was ist mit dem Sterben gemeint? Tatsächlich tot umgefallen sind sie (später beide, hier ist nur der Mann angesprochen) immerhin nicht.
Ich sehe es - kurz gesagt - als das erste 'Blutopfer' für das Böse. Die Unschuld ist verloren. --> Spaß kostet.
Ich sehe es anders.
Die Fragestellung und die Darstellung sind stark verkürzt und vereinfacht. Eigentlich müsste zuerst einmal die Frage geklärt werden, was mit dem "Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" gemeint ist, bevor man die Frage der Konsequenzen angeht. Man sollte sich auch Gedanken darüber machen, was das Paradies ist - sicherlich nicht bloß
irgendein Ort. Dann sollte man über die Schlange nachdenken - zu sagen, sie sei Satan, ist zu kurz gegriffen.
Ich versuche es mal mit einem Kurzabriss der Heilsgeschichte
Das Paradies ist die geistige Welt der Nähe zu Gott ("Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war." 1. Mose 3,8). Innerhalb des Paradieses schafft Gott den Garten Eden, einen besonderen Ort, in den er den Menschen einsetzt. Der Mensch lebt dort quasi "engelsgleich" - ohne die Optionen "Gut und Böse", aber auch ohne Willensfreiheit. Es gibt im Garten Eden eine Versuchsanordnung: einen einzelnen roten Knopf mit der Aufschrift "KEINESFALLS DRÜCKEN" ("aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!" 1. Mose 3,3) und eine Schlange, die dem Menschen eindringlich rät, den roten Knopf zu drücken. Die Schlange symbolisiert hierbei den egoistischen Eigenwillen.
Es passiert, was passieren muss: der rote Knopf wird gedrückt (denn der egoistische Wille und die Fähigkeit zur Willensentscheidung setzen sich durch). In diesem Sinne symbolisiert das "Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" die eigentliche Menschwerdung. Diese Erkenntnis - die Ethik - unterscheidet den Menschen vom Tier. Die Ethik, respektive die Entwicklung von Moralvorstellungen, trennen den Menschen aber auch von Gott, weil die Erkenntnis der "bösen Tat" eine Selbstbezichtigung und Selbstverurteilung bewirken, die von Gott abtrennen - symbolisch hier dargestellt mit dem Feigenblatt zur Überdeckung der Nacktheit und mit dem Umstand, dass Adam und Eva sich - ob ihres schlechten Gewissens - vor Gott verstecken.
Ein Einwand wäre jetzt tatsächlich, dass Adam und Eva NICHT gestorben sind, nachdem sie vom Bau der Erkenntnis gegessen haben. Insofern wäre der Einwand von Münek, die Schlange habe nicht gelogen, als korrekt zu bezeichnen.
Aber: Adam und Eva wurden
sterblich.
Wie ist das Sterben nun zu verstehen - durchaus im Zusammenhang mit der Vertreibung aus dem Paradies?
Einen Schritt zurück: eine
echte Erkenntnis von Gut und Böse - also die Entwicklung moralischer Grundlagen - kann es NICHT geben, wenn es keine Konsequenzen für die böse Tat in Form einer Strafe gibt. Wenn keine Strafe folgt, erkenne ich meine Tat nicht als eine böse. Insofern ist der Tod die angekündigte Konsequenz des Verstoßes gegen die Anordnung Gottes.
Theoretisch hätte Gott auch anordnen können: ihr dürft den englischen Rasen nicht betreten, sonst lauft ihr blau an. Aber es ist leicht einzusehen, dass eine solche Anordnung - zumal die daraus resultierende Konsequenz - keine nachhaltige Wirkung auf den Menschen gehabt hätte. An eine blaue Gesichtsfarbe kann man sich schnell gewöhnen, wenn sie normal ist. Daraus resultiert dann KEINE Einsicht in Gut und Böse.
An den Tod kann man sich nicht gewöhnen - dieser überkommt jeden von uns zur Unzeit und ist immer unangenehm.
Also: nun sind Adam und Eva nicht sofort gestorben. Es handelt sich bei der "Vertreibung aus dem Paradies" um eine Begnadigung zu einer Bewährungsstrafe unter Bewährungsauflagen. Der Mensch wurde aus der (realen) geistigen Welt in der Umgebung Gottes in eine Blaupausen-Welt auf materieller Grundlage entlassen, in der das Sterben zum Normalfall gehört. Die Aussicht - bei Bewährung - ist die Rückkehr zur (realen) geistigen Welt Gottes - landläufig "Himmel", "Jenseits", "neues Jerusalem"...
Die Bewährung erfolgt durch die Einhaltung der Gesetze Gottes - denn der Verstoß bestand im Bruch eines ersten Gestzes ("Esst nicht vom Baum...")
Die Bewährungsauflagen im "Straflager materielle Welt" waren sowohl pauschal als auch individuell:
- pauschal: der Mensch als Spezies bewährt sich im Laufe der Generationenfolgen,
- individuell: der Mensch als Individuum bewährt sich im Laufe seiner Lebenszeit.
Die gute Nachricht (respektive: "die Gute Nachricht") zuerst:
- die pauschale Bewährungsauflage wurde bereits erfüllt; der Mensch als Spezies ist bereits erlöst; und zwar als Jesus dieses am Kreuz mit den Worten konstatierte: "Es ist vollbracht!"
Die schlechte Nachrift für diejenigen, die sich jetzt zurücklehnen:
- die individuelle Bewährungsauflage muss von jedem Einzelnen immer noch erbracht werden.
So weit in Kürze.