Das vatikanische Dekret
"PRESBYTERORUM ORDINIS - Über DIenst und Leben der Priester" enthält vielfache Erklärungen über das katholische zölibatäre Leben der Priester.
Ich zitiere hier einmal einige Worte zur Veranschaulichung:
"Der Zölibat ist jedoch in vielfacher Hinsicht dem Priestertum angemessen. Die priesterliche Sendung ist nämlich gänzlich dem Dienst an der neuen Menschheit geweiht, die Christus, der Überwinder des Todes, durch seinen Geist in der Welt erweckt, die ihren Ursprung "nicht aus dem Blut, nicht aus dem Wollen des Fleisches noch aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott" (Joh 1,13) hat. Durch die Jungfräulichkeit und die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen werden die Priester in neuer und vorzüglicher Weise Christus geweiht; sie hängen ihm leichter ungeteilten Herzens an, schenken sich freier in ihm und durch ihn dem Dienst für Gott und die Menschen, dienen ungehinderter seinem Reich und dem Werk der Wiedergeburt aus Gott und werden so noch mehr befähigt, die Vaterschaft in Christus tiefer zu verstehen.
Auf diese Weise bezeugen sie also vor den Menschen, daß sie sich in ungeteilter Hingabe der ihnen anvertrauten Aufgabe widmen wollen, nämlich die Gläubigen einem Mann zu vermählen und sie als keusche Jungfrau Christus zuzuführen; so weisen sie auf jenen geheimnisvollen Ehebund hin, der von Gott begründet ist und im anderen Leben ins volle Licht treten wird, in welchem die Kirche Christus zum einzigen Bräutigam hat. Darüber hinaus sind sie ein lebendiges Zeichen der zukünftigen, schon jetzt in Glaube und Liebe anwesenden Welt, in der die Auferstandenen weder freien noch gefreit werden."
Dass das Zölibat im frühen Europa gepflegt und unterstützt wurde, liegt außerdem daran, dass die katholische Kirche eine besondere Machtstellung im Leben aller Gläubigen spielte. Man verzichtete darauf, um einen Priester, Bischof, Kardinal nicht in einen Gewissenskonflikt zu bringen. Diese machtvollen Positionen könnten dazu führen, dass ein nicht zölibatär lebender Kardinal eine Fürstentochter heiratete und somit ganz schnell Politik mit Religion vermischt werden würde. Daher klingt der freiwillige Verzicht für mich plausibel.
Was nun den Begriff "Priester" angeht, was er bedeutet und ob nun alle Christen (ob Frauen auch oder nicht) Priester seien, ist mir ein wenig zu OT. Aber auch dazu möchte ich ganz kurz einen Denkanstoß liefern:
Im Alten Bund war das gesamte Volk Israel ein Volk aus Priestern. (
2.M. 19,6) Nichtsdestotrotz waren am priesterlichen Dienst im Tempel (!) nur besonders geweihte - und im Alten Bund durch Geburt vorherbestimmte - Männer zugelassen. Hier knüpft meiner Meinung nach auch das Priesterwesen des Neuen Bundes an.