GanzBaff hat geschrieben:[
Aber ich schrieb meine Kritik dahingehend, dass viele Christen behaupten, die biblische Weltsicht bzw. die 10 Gebote seien maßgeblich für Menschenrechte.
Es stimmt historisch: die ersten Aufklärer wurden alle in christlichen Schulen erzogen und beriefen sich durchaus auf christliche Werte wie die Nächstenliebe. Allerdings hatten sie nie den Anspruch, dass jedes einzelne Wort der Bibel massgeblich für sie sei - sondern die Essenz.
Da orientierten sie sich eher an Jesus, der den Glauben eines Offiziers der römischen Besatzungsmacht über allen Klee lobte, ohne dass er von diesem verlangte, seine Religion zu ändern - was für Jesus als Juden sowieso absurd gewesen wäre, sowas zu verlangen.
Ich weiss nicht welche Gebote Du gelesen hast, ich lese daraus, dass GOTT jene bestraft, die nicht an ihn glauben und zwar in Form der Sippenhaftung.
Es geht nicht um ethisch korrekt oder nicht. Es geht darum: es beschreibt, was in Familien tatsächlich passiert.
Ein Gesetz, das so unverrückbar ist wie das Gravitationsgesetz. Niemand fragt dich, ob es dir gefällt oder nicht; aber wenn du es kennst, und dich darauf einstellst, so lebst du besser. Es gelingt dir zB einfacher, dich von deiner Familiengeschichte zu emanzipieren, besonders von den schwierigen Seiten.
Interessante Sicht, dann sind sämtliche Priester und Propheten der Bibel im Grunde Gotteslästerer und Paulus ist dann der Größte unter ihnen.
nun nein, die hatten ein offizielles Amt, und Paulus wurde gerufen und explizit zu seiner Meinung gefragt. Das ist was Anderes als Zwangsbeglückung.
Aber auch unter den Geistlichen von damals gab es vieles zu kritisieren, wenn wir Jesus glauben dürfen.
Findest Du also in Ordnung das Gebot?
ich bin jetzt immer davon ausgegangen, es gelte für alle. (die Tante, der Grossvater und der Haushund werden schliesslich auch nicht explizit erwähnt).
Es geht hier nicht um misshandelte Eltern, sondern um misshandelte Kinder.
ja, ich schrieb: misshande
lnde Eltern.
Wie kann man jemanden ehren dessen Verhalten man nicht gutheisst?
"ehren" ist hier nicht im Sinne gemeint, ihnen eine Verdienstmedaille und einen Lorbeerkranz zu schenken. Ehren meint hier schlicht: anerkennen. Ich kann den Einfluss anerkennen, der zB mein Idiot von Chef, der mir entliess damals, auf mein Leben hatte - einen grossen - er hat mich befreit, und das ohne es zu wollen.
Eltern bzw Erziehungsberechtigte tragen viel dazu bei, uns zu dem zu machen, was wir sind - im Guten wie im Schlechten. Und wer diese Einflüsse kennt, kann sich emanzipieren zu gegebener Zeit. ("Ein Mensch wird Vater und Mutter verlassen und sich eine/n PartnerIn suchen und mit ihm/ihr ein Fleisch werden")
Du meinst also allen Ernstes: Das missbrauchte Kind soll seiner Peiniger ehren?
ich mein allen Ernstes: ein Mensch, der von Eltern misshandelt wurde, soll sich bewusst werden, was die Eltern alles taten und was nicht, was sie erreichten und was nicht. Wie das alle andern Menschen auch sollen.
Demnach ist nämlich die Anwendung körperlicher Gewalt (Rute) durch die Bibel und damit auch durch die 10 Gebote legitimiert.
Ja, Gewalt gegen Kinder ist heute glücklicherweise bei uns verpönt. Mal schauen, wie lange dies anhält - es ist schliesslich auch bei uns eine relativ neue Entwicklung. Noch kein Jahrhundert alt.
Es werden die Zückerchen aus der Bibel herausgepickt und über das Drumherum wird Stillschweigen bewahrt.
Manche tun das, aber längst nicht alle.
Zu bedenken ist: im Wesentlichen funktionieren Menschen heut gleich wie in der Bronzezeit. Wir müssen essen, trinken, atmen, schlafen, wir brauchen Geborgenheit und Sicherheit und Wärme, wir brauchen Gemeinschaft, eine Wohnung, Kleider.
Die Bibel hat viele zeitlose Dinge gesagt, die sowohl damals wie heute gelten, und die wohl auch noch in 5000 Jahren gelten werden. Die 10 Gebote zähle ich dazu. Das Liebesgebot auch.
Nicht dazu zähle ich die detaillierten Gesetze, die auf ein nomadisches Viehzüchtervolk zugeschnitten sind, da ich nun mal keine nomadische Viehzüchterin bin, sondern modern, urban, sesshaft in der heutigen Zivilisation, was ganz andere Umstände und Notwendigkeiten mit sich bringt.
Menschen aufgrund ihres Glaubens oder ihrer ethnischen Herkunft zu ermorden ist alles andere als ethisch korrekt.
Das sagst du in deiner Eigenschaft als Mensch im 21. Jahrhundert.
Aber sag mal, wann hast du denn das letzte Mal Fleisch gegessen, oder Käse, oder ein Ei? Und wie sehr hast du dich um die Ethik deiner Nahrungsmittelaufnahme Gedanken gemacht? (ich brauch die Antwort nicht zu wissen; ist nur eine Frage zu deiner eigenen Ethik, die du dir selbst beantworten kannst)
"Es ist ja nicht alles schlecht"... dass ist nur ein Scheinargument, wenn die negativen Aspekte überwiegen, dann kann man nicht an etwas festhalten nur weil "nicht alles schlecht" ist.
Ich halte vieles in der Bibel für sehr gut. Nicht alles - und ich betrachte sie nicht als wörtlich diktiertes Wort Gottes - aber sehr wohl in grossen Teilen als inspiriert.
Insbesondere dann, wenn die Menschheit sich weiterentwickelt und alte Dogmen abstreift.
nun, seien wir froh, wenn die Entwicklung zum Besseren geschieht... Immerhin hat auch die Tradition der Aufklärung ihre Schattenseite nun gezeigt: Kapitalismus, der ganze Nationen ins Elend stürzt, Egoismus, keine gegenseitige Hilfe, Vereinsamung, psychische Krankheiten, zerfallende Familien... Wenn wir mal das Spiel "wir sehen nur das Schlechte" auf unsere eigene Gesellschaft anwenden statt auf die Bibel, kommt da auch viel Unschönes raus.
Da, wo die Religion jedoch alle Zügel fest in der Hand hat, da wird auch die Auslegung der heiligen Schriften extrem betrieben.
Das stimmt. Was gegen diese besondere Form der Auslegung spricht, nicht gegen die Bibel (oder den Koran, das Tao Te King, die Tora...) als solche.
"Wer ohne Sünde ist..." heisst nichts anderes als: "Halt die Klappe"
ja, das heisst es. Allerdings mit dem Zusatz "und denk drüber nach, ob du wirklich so überlegen und tugendhaft bist, wie du jetzt tust"
Das interpretierst Du da rein, weil es anders nicht zu Deinem Gewissen passt, das steht aber nicht in der Bibel.
nein, das interpretiere ich nicht; in meiner Bibel steht bei den 10 Geboten es in dieser Form "du sollst nicht ein falsches Zeugnis ablegen über deinen Nächsten". Das "du sollst nicht lügen" ist eine Verdrehung, wo sie denn geschieht.
Und auch erklärst Du damit nicht, warum z.B. Paulus die Lüge für Gott gutheißt.
nein, ich kenne diese Stelle nicht. Was ich nicht kenne, beurteile ich nicht.
Warum also ändern was sich so lange bewährt hat oder wie?
Weil sich die Umstände ändern. Zum Beispiel, dass die Frauen via Pille die Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit erhalten haben.
Also entweder ist die Bibel Gottes Wort und hat für alle Zeit Gültigkeit oder sie ist es nicht, dann ist sie beliebig interpretierbar und damit wertlos.
ja, und es gibt nur zwei Farben, nämlich schwarz und weiss.....
nein, das stimmt natürlich nicht. Es gibt immer Nuancen, Zwischentöne, Buntheit, Differenziertheit. Nicht nur entweder-oder. Sondern auch "sowohl-als auch". und "kommt darauf an". Die Welt ist immer vielfältiger, als wir es uns vorstellen.
Andersherum: Warum richtet man sich gegen Gottes Meinung?
Erstens müsste man davon ausgehen, dass das, was in der Bibel steht, tatsächlich Gottes Meinung sei. Diese Ansicht teile ich nicht; die Bibel ist Menschenwerk. Und die kritisiere ich, wie ich anderes Menschenwerk auch kritisiere.
Wenn ich mir nicht sicher bin, dann bete ich und frage Gott selbst um seine Ansicht. Wie Jesus sagte: schliess dich in deine Kammer ein, allein, und dann sei ehrlich zu dir selbst. und höre auf die Antwort.
Na ich finde Todestrafe für Homosexualität, Ehebruch oder auch für ungehorsame Kinder alles andere als maßvoll.
Mit den ganzen Umständen, wie viel Zeugen versammelt werden müssen etc, kommen diese Strafen höchst selten zur Anwendung.
Wieso eigentlich immer das Argument "das war halt damals so"?
Andere Zeiten, andere Umstände.
Dass Du als Christin "nur dem Gesetz der Liebe verpflichtet" bist glaube ich Dir, ist aber nicht biblische Sicht.
Jesus fügte hinzu zum Doppelgebot "daran hängt das ganze Gesetz und die Propheten" - also anders gesagt: alles leitet sich aus dem Gebot der Liebe ab. Das ist die Lehre von Jesus, und die ist für mich relevant.
5. Gebot: wer seinen Eltern flucht, verleugnet seine eigene Existenz - sowohl genetisch wie sozial. Das kann ja nicht gut gehen. Damit nimmt sich ein Mensch selbst den Boden unter den Füssen weg; dazu braucht's noch nicht mal einen strafenden Gott.
Und im Zweifelsfall ist die Liebe wichtiger als die davon abgeleiteten Details, bei denen auch immer mal fraglich ist, wann man sie anwenden muss und wann nicht. Jesus Jünger pflückten Ähren am Sabbath, hielten sich nicht an die übliche Fastenzeit, und Jesus riet, auch am Sabbath ein Schaf zu retten, das in einen Brunnen fällt, und damit nicht zu warten...
grüsse, barbara