Spice hat geschrieben:Nein ich meine die Psychologie, etwa im Gefolge C.G. Jungs.
C.G.Jung finde ich gut - übrigens auch Viktor Frankl. - Und dessen Logotherapie.
Spice hat geschrieben:Aber ich habe mich selbst auch intensiv mit dieser Problematik auseinandergesetzt, und da bleibt dann von allen vermeintlichen "Besetzungen" kein bewusst agierendes Wesen übrig.
Diese Schlussfolgerung geht mir zu weit, weil auch Jung erklären müsste, wie eigentlich Archetypen begründet sind: Naturalistisch oder transzendent?
Ich glaube, es ist Jung, der Transzendenz auch über das "Genie" begründet - er nimmt dazu Michelangelo, der wie jedes wahre Genie sowohl in seiner Zeit wirke als auch "von darüber" in diese Zeit hineinwirke. - Wieso dieses Beispiel hier? - Weil "Dämonen", so es sie gibt, geistige Größen sind, also nicht Schöpfungen unserer spezifischen Zeit sind. - Oder anders: Wenn die Welt nicht nur naturalistisch ist, dann sind "Dämonen" möglich.
Spice hat geschrieben:Ich persönlich halte den Dämonenglauben für sehr gefährlich, weil dadurch die Menschen abgehalten werden eine wirkliche Lösung für ihre Konflikte zu suchen.
Das sehe ich anders - und somit zu Frankl.
Frankls Logotherapie ist sehr lösungs-orientiert UND wird komischerweise oft von Christen ausgeübt - wahrscheinlich, weil Frankl gerade NICHT reduktionistische Psychologie-Modelle verfolgt, sondern - heute würde man vielleicht sagen - "ganzheitlich" denkt. - Geistige Probleme sind für Frankl nicht nur psychologistisch zu lösen, sondern eben auch - ähm - geistig. - Mit anderen Worten: Er würde Geistigem eine eigene Dynamik zuordnen, die NICHT psychisch begründabr sein muss. - Jetzt wäre noch die Frage, ob "Geistiges" ein "bewusst agierendes Wesen" sein kann - die mindestes Antwort darauf ist, dass wir es nicht wissen.
Die Logotherapeuten arbeiten also mitnichten nach dem Motto "Oh - ein Dämon - können wir nichts machen", sondern gerade - in Verknüpfung mit christlichem Denken "Oh - ein Dämon oder auch keiner - egal: Da können wir was machen". - Ich hatte das Vergnügen, einer guten logotherapeutischen Freundin als Versuchskaninchen zu dienen, die mir dann ihre Therapie-Schritte auch erläutert hat (habe das meiste vergessen
). - Erinnerlich ist mir, dass es letztlich auf folgendes hinausläuft:
1) Durchschaue Deine Probleme (egal ob diese von Dämonen oder psychisch begründet sind).
2) Kläre, was Du eigentlich willst.
3) Stimme dies ab mit Deinen Verantwortlichkeiten.
4) Entscheide.
5) Wichtig: Sei Dir gewiss, dass ALLES am Ende gut wird, auch wenn es durch den Tod ist (ob das primär logotherapeutisch oder ein christlicher Appendix war, weiß ich nicht).
Wie auch immer: Das war bei aller Offenheit geistigen Phänomenen gegenüber sehr lösungsorientiert.
Spice hat geschrieben:Wenn wir von einer christlichen Weltanschauung ausgehen, dann ist eben alles Unheil eine Folge der Sünde bzw. bestimmter Einzelsünden.
Sorry - das stimmt nicht. - In "Hiob" wird dargestellt, dass es das gerade NICHT so ist. - Allerdings hast Du insofern recht, dass es gerne so dargestellt wird - aus meiner Sicht hat dies damit zu tun, dass die Kirchen/Glaubensgemeinschaften lange Zeit (und leider oft bis heute) die Menschen mit Drohgebärden unter Kontrolle halten woll(t)en.
Spice hat geschrieben:In solchem Fall muss aufgedeckt werden, weshalb Verdrängung erfolgte.
Auch da gibt es andere Strategien - bspw. dass man zwar anamnetisch in die Vergangenheit geht ("Das könnte es gewesen sein"), aber nicht mit dem Anspruch, die Vergangenheit zu heilen, sondern mit Vergangenheitslasten frei für die Zukunft umzugehen. - Denn - christlich gesehen - sind auch Traumata des Lebens individuell heilsgeschichtliche Phänomene, die in die Zukunft gelenkt werden möchten. - Also besiegen statt klären.
Spice hat geschrieben:Zum Beispiel gibt es Fälle, wo sich eine Schizophrenie entwickelte, weil die Betroffenen in der Kindheit sexuellen Missbrauch erlebten.
Oja - mir ist ein Fall bekannt, bei der eine Frau buchstäblich Gefühle veranlassen musste ("Spice lacht, also ist es lustig, also lache ich auch und versuche dabei etwas zu fühlen"), weil die Vergewaltigungen aus Selbstschutz zu einer Abkopplung der Gefühle von der Existenz geführt haben. - Und das dann wieder zusammenzukriegen ..
Aber auch hier ist die Frage "Dämon ja oder nein" schwierig, weil die Tatsache, dass eine Ursache eindeutig naturalistischer Genese ist ("Vergewaltigung"), nichts darüber aussagt, ob der Vergewaltiger "dämonisch" besetzt war - das eine schließt also das andere nicht aus. - Das ist ein sehr umfassendes Thema.