Ist Gott überzeitlich ?

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Josi
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#21 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Josi » Di 29. Mai 2018, 17:53

Zippo hat geschrieben:Ich glaube nicht, daß Gott schon alles bis ins Kleinste weiss.
In dem Fall wäre Gott austricksbar - was nicht heißt, dass das im Ramen unserer derzeitigen Fähigkeiten liegt, wäre das aber zumindest theoretisch möglich.
Nur, würde dieser Gott dann überhaupt noch dieser Bezeichnung gerecht?
Klingt nicht unbedingt nach einer guten Stellung, oder?
Nicht weniger übel für Gott wäre aber auch, dass wenn er denn tatsächlich existieren und sehr wohl allwissend wäre, er sich unbeschreiblich furchtbar langweilen müsste, gäbe es in dem Fall für ihn unmöglich mal was Neues.
Mir scheint, dass es völlig egal ist, wie es um Gott bestellt ist, kommt er so, oder so nicht gut weg.
Stimmts? ;)
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

closs
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#22 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von closs » Di 29. Mai 2018, 17:58

1Johannes4 hat geschrieben:Allerdings wird in dieser Diskussion dergleichen bestimmt von denjenigen abgelehnt werden, die eine ultimative Freiheit des menschlichen Willens behaupten - eine Vorkenntnis Gottes würde nach deren Meinung also einer solchen Freiheit widersprechen bzw. diese als eine subjektiv-menschliche Freiheit eingrenzen (da wird dann gerne der Mensch rhetorisch zur Marionette degradiert um eine Ablehnung solcher Ansichten zu provozieren).
Was aber eine Denkfehler wäre. - Denn wenn Gott in seiner Allpräsenz das weiß, was in der Zeit am geschehen sein wird, spricht dies nicht gegen "freien Willen".

Ein Verständnisbild: Wenn wir heute einen realen Kriegsfilm von der Front sehen und feststellen, dass der Soldat x in Film-Minute y tödlich getroffen wird, und uns den Film nochmal anschauen, werden wir von Anfang an wissen, dass dies geschehen wird. - Bis dahin begleiten wir diesen Menschen, wie er dieses oder jenes "frei entscheidet", bis er halt dann in Minute y tödlich getroffen wird. - Haben wir ihn beeinflusst? Nein -- Hat das was mit Determination zu tun? Nein.

Natürlich hinkt dieser Vergleich (wie alle Vergleiche) - aber vielleicht versteht man damit, dass Vorher-Wissen keine Einflussnahme sein muss.

Janina hat geschrieben: Die Zukunft ist unbestimmt. Makroskopisch ist sie chaotisch, mikroskopisch echt indeterminiert.
Na und? - Was haben naturalistische Gesetze mit Gott zu tun?

Ruth hat geschrieben:Insofern habe ich also doch nicht so unrecht, wenn ich immer mal behaupte, dass Gott nicht existiert, weil er IST.
Das "IST" würde ich als Ausdruck jeglicher Gegenwart in allen Zeiten verstehen. - Aber was der Unterschied zwischen "Existenz" und "Sein/IST" sein soll, verstehe ich nicht.

Zippo hat geschrieben:Aber die Zeit gab es schon immer , sie wurde nicht erst geschaffen, sonst würde es nicht heißen, daß 1000 Jahre für Gott, wie ein Tag für uns Menschen wäre.
Selbst in der Kosmologie entsteht die Zeit erst mit dem Urknall - insofern darf man Gott schon als überzeitlich verstehen. -

Dass biblisch "1000 Jahre versus 1 Tag" gegenübergestellt werden, ist nicht wörtlich zu verstehen, sondern als bildliche Ausdrucksform - so wie es woanders "Himmel der Himmel der Himmel" heißt. - In beiden Fällen ist es das sprachliche Ringen um etwas ganz Weites oder ganz Großes - so wie Kinder sagen: "Das war gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaz viel".

Zippo hat geschrieben:Er ändert auch schon mal seine Absichten.
Aus Sicht des Menschen!!! - Dazu als Beispiel Gen. 22,11:
"Denn jetzt habe ich erkannt, daß du Gottes fürchtig bist"
Damit ist NICHT gemeint, dass Gott erst jetzt checkt, dass Abraham gottsfürchtig ist, sondern dass Abraham sich so weit entwickelt hat, dass er sozusagen auf Augenhöhe ist - es könnte genauso dastehen: "Jetzt habe ich Dich da, wo Du gebraucht wirst".

Mit anderen Worten: Veränderungen auf der Offenbarungs-Ebene ("Der Mensch sieht, dass das Verhältnis Gott sich ändert") sind keine Überraschung für Gott, sondern "eingepreist" und ihm "seit den Vor-Tagen" (2.kön. 19,25) bekannt.

Ruth
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#23 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Ruth » Di 29. Mai 2018, 18:16

closs hat geschrieben:
Ruth hat geschrieben: Insofern habe ich also doch nicht so unrecht, wenn ich immer mal behaupte, dass Gott nicht existiert, weil er IST.
Das "IST" würde ich als Ausdruck jeglicher Gegenwart in allen Zeiten verstehen. - Aber was der Unterschied zwischen "Existenz" und "Sein/IST" sein soll, verstehe ich nicht.

Ich verstehe unter "Existenz" das Bewusstsein und das Wahrnehmen von anderen Menschen. Das ist Gott, meiner Meinung nach, nicht, weil er in einer ganz anderen Sphäre ist - er ist 'über' dem Bewusstsein. Er hat das Bewusstsein erst geschaffen.
Ich denke ja, dass auch das, was im Menschen lebt und überlebt, vorher schon in der Sphäre Gottes war. Weil man dort aber nicht existiert, sondern einfach ist, erinnert man sich daran nicht.

... naja - alles natürlich auch Spekulation. ;)
Zuletzt geändert von Ruth am Di 29. Mai 2018, 18:21, insgesamt 1-mal geändert.

Ruth
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#24 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Ruth » Di 29. Mai 2018, 18:19

Josi hat geschrieben:
Ruth hat geschrieben:Gott ist über die Logik hinaus.
Um das mit Recht sagen bzw. beurteilen zu können, müsstest Du ebenso wie Gott "über die Logik hinaus" denken können.
Weil Du aber aus 3 bestimmten Gründen nicht ebenso denken kannst, wie dieser angeblich existierende Gott, empfiehlt sich ohnehin von selbst, sich mit solchen Behauptungen etwas zurück zu halten.
Oder? ;)

Nö, denke ich nicht. Ich sage ja nur meine Meinung, so wie ich denke, dass es sein könnte. Das ist keine Behauptung. (s.auch meine Signatur) ;)

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Josi
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#25 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Josi » Di 29. Mai 2018, 18:40

Ruth hat geschrieben:Ich sage ja nur meine Meinung, [...]
Klar, deswegen sie ja auch als ungeprüfte, oder nicht überprüfbare Aussagen, nichts bedeuten.
Aber ok, ebensogut hättest Du auch ein Liedlein pfeiffen können, um irgendwas zu tun - das ergibt sich nunmal aus der Tatsache, dass man halt da ist.
Ich selbst hingegen gebe mich mit bloßen Meinungsbildungen nicht zufrieden, zumal es dann auch nicht möglich wäre herauszufinden, welche Früchte genießbar sind, und welche nicht.
Verstehst? ;)
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#26 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Ruth » Di 29. Mai 2018, 19:47

Josi hat geschrieben:
Ruth hat geschrieben:Ich sage ja nur meine Meinung, [...]
Klar, deswegen sie ja auch als ungeprüfte, oder nicht überprüfbare Aussagen, nichts bedeuten.
Aber ok, ebensogut hättest Du auch ein Liedlein pfeiffen können, um irgendwas zu tun - das ergibt sich nunmal aus der Tatsache, dass man halt da ist.
Ich selbst hingegen gebe mich mit bloßen Meinungsbildungen nicht zufrieden, zumal es dann auch nicht möglich wäre herauszufinden, welche Früchte genießbar sind, und welche nicht.
Verstehst? ;)

Nein, verstehe ich nicht ...

... denn ich glaube nicht, dass irgendein Mensch mehr, als nur seine eigene Meinung, sein eigenes Empfinden, zu dieser Frage bringen kann.
Gott lässt sich nicht berechnen oder begreifen. Man KANN nur seine eigene Erfahrung mit ihm mit den Erfahrungen und Meinungen anderer Menschen austauschen und vergleichen und sich ein Bild von Gott machen. Aber jedes noch so durchdachtes Bild kann bestenfalls ein kleines Stück von der ganzen Wahrheit über Gott darstellen.

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#27 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von closs » Di 29. Mai 2018, 19:55

Ruth hat geschrieben:Ich denke ja, dass auch das, was im Menschen lebt und überlebt, vorher schon in der Sphäre Gottes war.
Von der Sache her stimme ich Dir zu - Deine Unterscheidung von "Existenz" und "Sein" könntest Du nochmal überdenken - das versteht keiner so wie Du.

Josi hat geschrieben:deswegen sie ja auch als ungeprüfte, oder nicht überprüfbare Aussagen, nichts bedeuten.
Falsch - ob eine Aussage etwas bedeutet, entscheidet sich nicht daran, ob sie von unserem Spatzenhirn überprüft werden kann, sondern ob sie wahr ist. - OB sie wahr ist, wissen wir natürlich nicht - aber man kann manches sehr gut begründen, was nicht überprüfbar ist.

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#28 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Ruth » Di 29. Mai 2018, 20:08

closs hat geschrieben:
Ruth hat geschrieben:Ich denke ja, dass auch das, was im Menschen lebt und überlebt, vorher schon in der Sphäre Gottes war.
Von der Sache her stimme ich Dir zu - Deine Unterscheidung von "Existenz" und "Sein" könntest Du nochmal überdenken - das versteht keiner so wie Du.

Okay - mache ich. :geek:

Hatte sowieso schon beschlossen, nicht mehr so auf das Wort "Existenz" im Zusammenhang mit Gott zu reagieren. Nur meistens wird die Behauptung, Gott existiert oder existiert nicht, von solchen Leuten aufgestellt, die den Absolutheitsanspruch stellen, Gott begriffen zu haben - oder eben genau zu wissen, dass es ihn nicht gibt.

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#29 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von PeB » Di 29. Mai 2018, 20:28

Zippo hat geschrieben:Auch, wenn überhaupt keine Schöpfung da wäre, würden die Ereignisse doch in einer gewissen Reihenfolge ablaufen. Das ist doch nicht abhängig von der Schöpfung , ob es Zeit gibt.
Doch!
Und zwar sowohl in religiöser Hinsicht als auch in wissenschaftlicher.

Religiös gefragt: meinst du, die Zeit sei vor Gott gewesen? Also ist Gott nicht Schöpfer von allem, sondern nur von allem außer der Zeit? Dann wäre die Zeit größer und mächtiger als Gott. Das sehe ich nicht.

Wissenschaftlich: was ist Zeit anderes als ein menschliches Konzept für die Einordnung der Dinge in Kausalketten und Enthropie? Selbst aus wissenschaftlicher Sicht enstand die Zeit erst im Moment der "Schöpfung" - des Urknalls.

closs
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#30 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von closs » Di 29. Mai 2018, 20:45

PeB hat geschrieben:Selbst aus wissenschaftlicher Sicht enstand die Zeit erst im Moment der "Schöpfung" - des Urknalls.
Richtig - ich würde sogar soweit gehen, dass Zeit und Materie Zwillinge sind. - Zeit gibt es nur da, wo Materie ist - und umgekehrt. - Nach meinem Verständnis ist die Eigenzeit des Photons "null".

Mit anderen Worten: Die Schöpfung ist das Heraustreten aus der Überzeitlichkeit Gottes in die Zeit. - Offenbarungen sind übrigens dasselbe. - Gott in seinem Wesen ist es NICHT.

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