1Johannes4 hat geschrieben:Allerdings wird in dieser Diskussion dergleichen bestimmt von denjenigen abgelehnt werden, die eine ultimative Freiheit des menschlichen Willens behaupten - eine Vorkenntnis Gottes würde nach deren Meinung also einer solchen Freiheit widersprechen bzw. diese als eine subjektiv-menschliche Freiheit eingrenzen (da wird dann gerne der Mensch rhetorisch zur Marionette degradiert um eine Ablehnung solcher Ansichten zu provozieren).
Was aber eine Denkfehler wäre. - Denn wenn Gott in seiner Allpräsenz das weiß, was in der Zeit am geschehen sein wird, spricht dies nicht gegen "freien Willen".
Ein Verständnisbild: Wenn wir heute einen realen Kriegsfilm von der Front sehen und feststellen, dass der Soldat x in Film-Minute y tödlich getroffen wird, und uns den Film nochmal anschauen, werden wir von Anfang an wissen, dass dies geschehen wird. - Bis dahin begleiten wir diesen Menschen, wie er dieses oder jenes "frei entscheidet", bis er halt dann in Minute y tödlich getroffen wird. - Haben wir ihn beeinflusst? Nein -- Hat das was mit Determination zu tun? Nein.
Natürlich hinkt dieser Vergleich (wie alle Vergleiche) - aber vielleicht versteht man damit, dass Vorher-Wissen keine Einflussnahme sein muss.
Janina hat geschrieben: Die Zukunft ist unbestimmt. Makroskopisch ist sie chaotisch, mikroskopisch echt indeterminiert.
Na und? - Was haben naturalistische Gesetze mit Gott zu tun?
Ruth hat geschrieben:Insofern habe ich also doch nicht so unrecht, wenn ich immer mal behaupte, dass Gott nicht existiert, weil er IST.
Das "IST" würde ich als Ausdruck jeglicher Gegenwart in allen Zeiten verstehen. - Aber was der Unterschied zwischen "Existenz" und "Sein/IST" sein soll, verstehe ich nicht.
Zippo hat geschrieben:Aber die Zeit gab es schon immer , sie wurde nicht erst geschaffen, sonst würde es nicht heißen, daß 1000 Jahre für Gott, wie ein Tag für uns Menschen wäre.
Selbst in der Kosmologie entsteht die Zeit erst mit dem Urknall - insofern darf man Gott schon als überzeitlich verstehen. -
Dass biblisch "1000 Jahre versus 1 Tag" gegenübergestellt werden, ist nicht wörtlich zu verstehen, sondern als bildliche Ausdrucksform - so wie es woanders "Himmel der Himmel der Himmel" heißt. - In beiden Fällen ist es das sprachliche Ringen um etwas ganz Weites oder ganz Großes - so wie Kinder sagen: "Das war gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaz viel".
Zippo hat geschrieben:Er ändert auch schon mal seine Absichten.
Aus Sicht des Menschen!!! - Dazu als Beispiel Gen. 22,11:
"Denn jetzt habe ich erkannt, daß du Gottes fürchtig bist"
Damit ist NICHT gemeint, dass Gott erst jetzt checkt, dass Abraham gottsfürchtig ist, sondern dass Abraham sich so weit entwickelt hat, dass er sozusagen auf Augenhöhe ist - es könnte genauso dastehen: "Jetzt habe ich Dich da, wo Du gebraucht wirst".
Mit anderen Worten: Veränderungen auf der Offenbarungs-Ebene ("Der Mensch sieht, dass das Verhältnis Gott sich ändert") sind keine Überraschung für Gott, sondern "eingepreist" und ihm "seit den Vor-Tagen" (2.kön. 19,25) bekannt.