Christinnen und Christen - sprachlich gesehen

Rund um Bibel und Glaube
Lena
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#21 Re: Christinnen und Christen - sprachlich gesehen

Beitrag von Lena » Di 27. Feb 2018, 10:50

Heute wollen viele Weiber/Frauen/Damen als dem Manne gleichwertige Wesen dastehen und so als Person für sich, angesprochen werden.

Wer aus der Bibel gelehrt wurde, die Frau sei dem Manne als Gehilfin geschaffen, hat weniger oder kein Problem. Vor allem die verheirateten empfinden sich mit ihrem Mann eins, so sie lieben und sich geliebt wissen.

Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.
Gal. 3,28


Und somit ist Christ vor allem Kind eines Vaters im Himmel :Herz:.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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ProfDrVonUndZu
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#22 Re: Christinnen und Christen - sprachlich gesehen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Di 27. Feb 2018, 10:57

JackSparrow hat geschrieben: Weil die Verlaufsform, so wie im Englischen, eine gleichzeitig stattfindende Handlung ausdrückt, es jedoch nur sehr wenige Studierende bewerkstelligen können, zur gleichen Zeit sowohl schlafende Studierende als auch studierende Studierende zu sein.
Ist im Deutschen die Verlaufsform dem Partizip Präsens Plural wirklich zu eigen ? Aber selbst wenn, schließt ein bestimmtes Partizip, doch nicht zwingend eine andere Eigenschaft aus. Andere Eigenschaften werden halt in dem Moment nur nicht beschrieben, aber nicht generell verunmöglicht, solange es sich nicht gerade um das Gegenteil handelt. Das substantivierte Partizip ist ausserdem wieder ein eigener Fall.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

JackSparrow
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#23 Re: Christinnen und Christen - sprachlich gesehen

Beitrag von JackSparrow » Di 27. Feb 2018, 12:04

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Ist im Deutschen die Verlaufsform dem Partizip Präsens Plural wirklich zu eigen ?
studierend => Partizip Präsens Aktiv = Partizip 1 = zeitlich andauernde Handlung
studiert = Partizip Präsens Passiv = Partizip 2 = abgeschlossene Handlung

studierende Person = eine Person, die jetzt gerade studiert
studierte Person = Person, die die Tätigkeit des Studierens bereits abgeschlossen hat.

Aber selbst wenn, schließt ein bestimmtes Partizip, doch nicht zwingend eine andere Eigenschaft aus.
Bei einer gerade das Benutzerhandbuch des Toasters studierenden Hausfrau handelt es sich um eine Studierende. Hingegen handelt es sich bei einem Studenten, der gerade schlafend in der Kneipe unterm Tisch liegt, eben nicht um einen Studierenden, sondern um einen Schlafenden und Schnarchenden.

Der Student heißt Student, weil er an einer Hochschule immatrikuliert ist. Der Studierende heißt aber Studierender, weil er jetzt gerade die zeitlich ausgedehnte Handlung des Studierens vollzieht, unabhängig davon, ob er irgendwo immatrikuliert ist.
Zuletzt geändert von JackSparrow am Di 27. Feb 2018, 12:10, insgesamt 2-mal geändert.

Munro
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#24 Re: Christinnen und Christen - sprachlich gesehen

Beitrag von Munro » Di 27. Feb 2018, 12:06

Wie ist es eigentlich dann mit dem Wort "Gott"?

Müssen jene super-mega-politisch-korrekten Ober-Christinnen und Ober-Christen dann nicht von "Göttinnen und Göttern" reden, um auch ja alles richtig zu machen?

Nur mal so gefragt. :)
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

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ProfDrVonUndZu
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#25 Re: Christinnen und Christen - sprachlich gesehen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mi 28. Feb 2018, 07:16

JackSparrow hat geschrieben: Weil die Verlaufsform, so wie im Englischen, eine gleichzeitig stattfindende Handlung ausdrückt, es jedoch nur sehr wenige Studierende bewerkstelligen können, zur gleichen Zeit sowohl schlafende Studierende als auch studierende Studierende zu sein.
Die Gleichzeitigkeit bezieht sich immer auf den Tempus des übergeordnetes Verbs des Satzes.

JackSparrow hat geschrieben:Der Student heißt Student, weil er an einer Hochschule immatrikuliert ist. Der Studierende heißt aber Studierender, weil er jetzt gerade die zeitlich ausgedehnte Handlung des Studierens vollzieht, unabhängig davon, ob er irgendwo immatrikuliert ist.
Das kommt aber doch darauf an, was man mit der Aussage betonen möchte.

Wichtig ist immer der Kontext in einem Satz, und nicht die Betrachtung, ob sich mit einem Partizip sämtliche andere beschreibbare Handlungen ausschließen lassen. Wenn von einem schlafenden Studierenden die Rede ist, dann kann diese Aussage in sich unsinnig sein, aber wenn nur von einem Studierenden die Rede ist, dann spielt die theoretische Unsinnigkeit überhaupt keine Rolle. Wie schon eben gesagt, es kommt auf das übergeordnete Verb des Satzes an. Und zwar nur genau dieses Verb und dessen Sinninhalt, was auch tatsächlich im Satz steht.

Wenn das Partizip I attributiv gebraucht wird, kann es ebenso wie das
Präsens eines finiten Verbs (vgl. Die Erde dreht sich um die Sonne) auch All-
gemeingültigkeit ausdrücken. Daher drückt das Partizip spielend im dem
Satz Es waren spielende Kinder abgebildet nicht aus, dass die Kinder nur zum
Zeitpunkt der Abbildung spielten. Dass ein Partizip Präsens relative Gleich-
zeitigkeit sowie, insbesondere bei attributivem Gebrauch, auch ‚Andauern‘
oder ‚Allgemeingültigkeit‘ ausdrücken kann, ist typisch für diese Verbform
und keine Besonderheit des Deutschen.
Elke Hentschel (Hrsg.) - Deutsche Grammatik, DeGruyter Lexikon, S.222

Der Gebrauch des Partizip Präsens
Das Partizip Präsens (Partizip I) beschreibt einen Vorgang, der sich in dem Augenblick ereignet, der gerade erzählt oder berichtet wird und zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen ist oder der sich kurz zuvor ereignet hat.
S.252

Partizip Präsens (Partizip I, Mittelwort der Gegenwart) beschreibt einen Vorgang oder eine Handlung, die gleichzeitig mit der Handlung des Satzes stattfindet.
S.625
Pons - Die große Grammatik, Deutsch


Der schon genannte Peter Streitenberger schreibt in einem seiner Bücher dies über
alle Arten von Adjek-
tiven, einfache wie abgeleitete sowie insbesondere auch partizipiale (die schreibenden/
Schreibenden; die abgeordnete/Abgeordnete)
.

[...]

Das Substantiv Abgeordneter beispielsweise ist
weitgehend idiomatisiert. Diese Leute sind Parlamentsmitglieder und in der Regel alles
andere als abgeordnet. Daneben hat Abgeordneter aber auch seine ›wörtliche‹ Bedeu-
tung als auf das Adjektiv abgeordnet bezogen.
Peter Streitenberger - Das Wort, Grundriss der deutschen Grammatik, 4. Auflage, S. 281

Das Wort Studierende könnte also ebenfalls idiomatisiert sein. Dies festzulegen, ist kein Naturrecht eines grammatischen Lehrbuchs.
Was wäre eigentlich mit Obdachlose und Obdachlosinnen ?
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piscator
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#26 Re: Christinnen und Christen - sprachlich gesehen

Beitrag von piscator » Mi 28. Feb 2018, 10:15

Wenn man schon von Christen und Christinnen sprechen muss, wäre nicht konsequent, wenn man den Gegensatz Himmel und Hölle überwinden würde und statt dessen vom integrierten Gesamtjenseits sprechen würde? ;-)

Das hätte u.a. den Vorteil, dass man einige Kapitel der Bibel zusammenfassen und somit Unmengen von Papier und Druckkosten sparen könnte.

Ausserdem könnte man entsprechend die Gottesdienste und Andachten kürzen und somit mehr Zeit für die Mission gewinnen ;-)
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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