Dieses Thema ist ein kontroverses Thema und wird nie unter den Menschen einvernehmlich beanwortet werden - also auch hier nicht.michaelit hat geschrieben:allversöhnung
Alles hängt von der Genesis ab, bei deren Interpretation üblicherweise unterschiedliche Weichen gestellt werden, die zwangsläufig zu unterschiedlichen Interpretationen all dessen führen, was folgt.
Persönlich glaube ich unumstößlich, dass die "geistige Mechanik" der Bibel folgende ist:
* Der Mensch wird durch und in Gott geschaffen ("Paradies") und ist solange "unschuldig", solange er von Gott nicht getrennt ist.
* Mit dem Aufkeimen eigenen Bewusstseins stellt der Mensch unwillkürlich und notwendigerweise eine Ich-Orientierung der Gott-Orientierung gegenüber ("Sündenfall").
* Heilsgeschichte ist der a)weltgeschichtliche ("Weltzeit") und b)individuelle Prozess, in der gewonnenen Ich-Orientierung ("Selbst-Bewusstsein" - "die Augen klärten sich") dieses Ich in Eigen-Erkenntnis wieder in Gott aufheben zu wollen.
* Erlösung ist das notwendige Einschreiten Gottes, weil dies der Mensch alleine nicht kann.
Insofern ist der "Baum der Erkenntnis" die "Schleuse" aus Gott heraus, und der "Baum des Lebens" die Schleuse zurück zu/in Gott - nur dass der Mensch bei diesem "Zurück" inzwischen eigen-bewusst ist. - Dieses Eigen-Bewusstsein des Menschen ist von Gott gewollt, weil er will, dass er keine geistig-bewusstlosen Embryos um sich hat, sondern dass er von seiner "ebenbildlichen" Schöpfung bewusst erkannt wird. - Dies geht nur über den Umweg der Heilsgeschichte/des zwischenzeitlichen Getrenntseins von Gott.
Insofern ist der diesbezügliche Kernbegriff der Heilsgeschichte nicht "Schuld", sondern "Erkenntnis". - "Richten" ist dementsprechend nicht "Rübe ab", sondern so, wie ein Chirurg einen Knochen "richtet". - Genauso übersetzt M.Buber das AT, wenn er "Gericht" als "Bewahrheitung", also Heilung, bezeichnet.
Großer Sprung:
Es sieht so aus, dass diese Interpretation noch nicht heilsgeschichtlich "dran" ist - die heutige Zeit ist noch zu sehr eingebunden in menschliches Interpretieren der "Gerechtigkeit". Insofern stelle ich diese Version ohne Hoffnung auf viel Zustimmung ein.

Ganz nebenbei:
Wiewohl ich den Katholiken aus fundamental-theologischen Gründen am nähesten stehe, hat hier aus meiner Sicht Luther mit seiner Rechtfertigungslehre die Nase vorn.