Münek hat geschrieben:So steht auch im Mittelpunkt von Conzelmanns Hauptwerken die Erkenntnis, dass in den Schriften des Neuen Testaments nicht vom historischen Jesus die Rede ist, sondern von einer theologischen Kunstfigur der biblischen Autoren.
Warum hätten sich die biblischen Autoren überhaupt auf einen historischen Jesus bezogen, wenn man diesen für eine theologische Kunstfigur nicht braucht?
Man hat den Eindruck, als würde der Kreis um Bultmann so vermittelt, als wollten sie das Christentum pulversieren - das passt aber überhaupt nicht zu Bultmanns Bekenntnis zur sogenannten "Dialektischen Theologie", die nach heutigem Wort-Verständnis alles andere als "aufgeklärt" genannt werden könnte, sondern im Gegenteil als neo-orthodox verstanden wird (und im englischen Sprachraum in der Tat "neoorthodoxy"genannt wird). -
Das passt nicht zur religions-kritischen Attitüde, in der Bultmann ständig zitiert wird - wie auch nicht zu folgendem Zitat (ex wik): „Keineswegs will er <Bultmann>, wie der Begriff ‘Entmythologisierung’ anzeigen könnte und wie man ihn oft mißverstanden hat, den Mythos eliminieren; der Mythos müsse vielmehr interpretiert, also verstanden, der biblische Mythos also auf die in ihm intendierten Glaubensgedanken hin verstanden werden.“ (Walter Schmithals).
Gleichzeitig sagt Bultmann - und das passt wieder nicht zu diesem Zitat von Schmithals "„Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben. Und wer meint, es für seine Person tun zu können, muß sich klar machen, daß er, wenn er das für die Haltung des christlichen Glaubens erklärt, damit die christliche Verkündigung in der Gegenwart unverständlich und unmöglich macht.“ (ex wik)
Mein Eindruck ist, dass Bultmann versucht hat, das NT säkular-wissenschaftlich zu vermitteln UND gleichzeitig im Sinne der von ihm favorisierten Dialektischen Theologie eine Theologie „von oben“ betrieben hat, die ein menschliches Erkennenkönnen Gottes strikt ablehnte und so jedwede Annäherung des Gläubigen der vorausgehenden Offenbarung Gottes unterordnete. (wik) - Beides KANN nicht zusammengehen - man muss es getrennt halten.
Entweder Bultmann hat das unterschätzt und ist diesbezüglich gescheitert - oder er hat es gewusst und würde sich verwahren, so verwendet zu werden, wie dies heute die Regel zu sein scheint. - Im letzteren Fall wäre er mir besonders sympathisch, weil er dann Glaubens-Substanz und historisches Nebenwerk strikt getrennt sehen wollte. - Ich habe meine Zweifel, ob dies alles von seinen Zitierern so reflektiert wird.