
Dass allein der Glaube an den Herrn heilsnotwendig ist und nicht an die Hl. Schrift wird wohl hinlänglich bekannt sein. Gott liebt uns Menschen und sandte uns seinen Sohn und nicht ein Buch.
Dennoch ließ Gott uns nicht allein in der Welt, als der Herr zu ihm zurückkehrte. Nun ist der Hl. Geist unser Wegbegleiter und natürlich die von Gott inspirierte Hl. Schrift, die er der Kirche schenkte. So hat die Kirche die Hl. Schrift nicht erfunden, aber gefunden mithilfe des Hl. Geistes.
In dieser Gesinnung kann die Hl. Schrift niemals gegen Gott und seine Kirche verwendet werden, geschieht es doch, liegt allein menschliche Interpretation zu Grunde. Der Mensch kann durch die Hl. Schrift etwas über sich selbst erfahren, weil sie seine menschliche Ebenbildlichkeit im Kontext zum Wesen Gottes stellt, der die Liebe ist. Indem ich Gott durch die Hl. Schrift kennenlerne, lerne ich mich als Mensch kennen, wie ich geplant bin: Aus der Liebe, für die Liebe. Komme ich in meinem Leben oder in der Interpretation der Hl. Schrift zu einem anderen Ergebnis, kann nur Egoismus und Stolz Ursache dafür sein, letztendlich eben die Absonderung von Gott, bekannt als Sünde.
Doch auch in ihr ließ uns Gott nicht allein und es schließt sich der Kreis: Nicht die Hl. Schrift erlöst den Menschen von Sünde, sondern allein Christus Jesus, unser Herr. Er wird es tun, wenn wir es wollen, indem wir glauben: Ja, Gott liebt uns! Und Zeichen dafür ist in der Welt auch seine Kirche, sie ist sein mystischer Leib, in der alle auf seinen Namen Getaufte zur Einheit aufgerufen sind und der Herr das Haupt ist.
Karl Rahner hat in seinem Buch "Vom Glauben inmitten der Welt", Herder-Bücherei Band 88, 1961, S. 38 geschrieben:
Ich kann die Kirche nicht meistern wollen, indem ich ihr die Schrift entreiße, die ihr gehört, und diese gegen sie ins Treffen führe. Sie beugt sich der Schrift. Dass sie es aber tut, dafür ist Bürgschaft nicht meine Kontrolle, in die ich mich außerhalb der Kirche versetze, um zu messen, ob sie es auch wirklich tut. Dafür ist ihr eigener Geist Bürge. Wollte ich die Schrift für sich allein zur konkreten Anwesenheit des gehorsamfordernden Wortes Gottes an mich machen, so würde ich entweder (ob ich es weiß oder nicht) ein Buch mir gegenüberstellen, das sich nicht wehren kann, das meiner Auslegung keinen Widerstand entgegenzusetzen vermag, demgegenüber ich schließlich doch der Herr bliebe, oder ich muß an den Geist des Herrn appellieren, der dieses Buch lebendig macht und verteidigt. Aber dann wäre wiederum die Frage zu erheben und zu verneinen, ob es tatsächlich so sei, dass dieser Geist zuerst und zuletzt auf das Buch gefallen sei und nicht auf die Menschen, die er gesandt hat, seine Botschaft zu reden und so auch erst zu bezeugen, das, was sie schrieben, von ihm selbst eingegeben sei.
Servus
