Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Rund um Bibel und Glaube
Rembremerding
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#21 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von Rembremerding » Sa 29. Nov 2014, 15:14

Hallo und einen schönen Tag an alle Foristen! :)

Dass allein der Glaube an den Herrn heilsnotwendig ist und nicht an die Hl. Schrift wird wohl hinlänglich bekannt sein. Gott liebt uns Menschen und sandte uns seinen Sohn und nicht ein Buch.
Dennoch ließ Gott uns nicht allein in der Welt, als der Herr zu ihm zurückkehrte. Nun ist der Hl. Geist unser Wegbegleiter und natürlich die von Gott inspirierte Hl. Schrift, die er der Kirche schenkte. So hat die Kirche die Hl. Schrift nicht erfunden, aber gefunden mithilfe des Hl. Geistes.

In dieser Gesinnung kann die Hl. Schrift niemals gegen Gott und seine Kirche verwendet werden, geschieht es doch, liegt allein menschliche Interpretation zu Grunde. Der Mensch kann durch die Hl. Schrift etwas über sich selbst erfahren, weil sie seine menschliche Ebenbildlichkeit im Kontext zum Wesen Gottes stellt, der die Liebe ist. Indem ich Gott durch die Hl. Schrift kennenlerne, lerne ich mich als Mensch kennen, wie ich geplant bin: Aus der Liebe, für die Liebe. Komme ich in meinem Leben oder in der Interpretation der Hl. Schrift zu einem anderen Ergebnis, kann nur Egoismus und Stolz Ursache dafür sein, letztendlich eben die Absonderung von Gott, bekannt als Sünde.

Doch auch in ihr ließ uns Gott nicht allein und es schließt sich der Kreis: Nicht die Hl. Schrift erlöst den Menschen von Sünde, sondern allein Christus Jesus, unser Herr. Er wird es tun, wenn wir es wollen, indem wir glauben: Ja, Gott liebt uns! Und Zeichen dafür ist in der Welt auch seine Kirche, sie ist sein mystischer Leib, in der alle auf seinen Namen Getaufte zur Einheit aufgerufen sind und der Herr das Haupt ist.

Karl Rahner hat in seinem Buch "Vom Glauben inmitten der Welt", Herder-Bücherei Band 88, 1961, S. 38 geschrieben:

Ich kann die Kirche nicht meistern wollen, indem ich ihr die Schrift entreiße, die ihr gehört, und diese gegen sie ins Treffen führe. Sie beugt sich der Schrift. Dass sie es aber tut, dafür ist Bürgschaft nicht meine Kontrolle, in die ich mich außerhalb der Kirche versetze, um zu messen, ob sie es auch wirklich tut. Dafür ist ihr eigener Geist Bürge. Wollte ich die Schrift für sich allein zur konkreten Anwesenheit des gehorsamfordernden Wortes Gottes an mich machen, so würde ich entweder (ob ich es weiß oder nicht) ein Buch mir gegenüberstellen, das sich nicht wehren kann, das meiner Auslegung keinen Widerstand entgegenzusetzen vermag, demgegenüber ich schließlich doch der Herr bliebe, oder ich muß an den Geist des Herrn appellieren, der dieses Buch lebendig macht und verteidigt. Aber dann wäre wiederum die Frage zu erheben und zu verneinen, ob es tatsächlich so sei, dass dieser Geist zuerst und zuletzt auf das Buch gefallen sei und nicht auf die Menschen, die er gesandt hat, seine Botschaft zu reden und so auch erst zu bezeugen, das, was sie schrieben, von ihm selbst eingegeben sei.

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michaelit
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#22 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von michaelit » Mi 3. Dez 2014, 14:47

So toll ist die Kirche aber nicht als Zeichen. Und die Schrift ist auch nicht so besonders. Das fängt bei der Sintflutgeschichte an und hört bei der Höllenstory auf. Das ganze Gottesbild der Bibel ist vielerorten falsch. Es gibt gute und schöne Aussagen, aber auch mächtigen Unsinn.

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Andreas
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#23 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von Andreas » Mi 3. Dez 2014, 15:04

michaelit hat geschrieben:Das fängt bei der Sintflutgeschichte an und hört bei der Höllenstory auf.
Vielleicht solltest du mal die Märchen aus 1001 Nacht lesen. Ich meine das ernst. Vielleicht hilft dir das, dich anzunähern an die altorientalische Mentalität und Art Geschichten zu erzählen. Da steckt viel Poesie drin. Das ist ein wenig so wie mit Wild-West-Romanen. Die sind auch voller Gewalt. Wenn man in die Bibel - diese Wild-Ost-Geschichte - eintaucht, muss man 2000 Jahre Zeitunterschied einkalkulieren. Das ist auch ein Kulturschock.

In diesen Gebieten ist es heute noch üblich, maßlos zu übertreiben, wenn man sich präsentiert. Da meinst du, da steht ein Großunternehmer vor dir und wenn er dir dann seinen Betrieb zeigt, ist es ein kleiner schmuddeliger Laden. Andere Länder, andere Sitten.

michaelit
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#24 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von michaelit » Mi 3. Dez 2014, 15:33

Ja, da hast du Recht, Andreas, es ist ein Kulturschock.

Ich glaube auch daß die Bibel zumindest teilweise gefälscht ist. Nur so kann man verstehen wieso die Bibel oft einander widersprechende Aussage macht. (Siehe Stammbaum Jesu und andere Stellen). Ich stütze mich also gar nicht wirklich auf die Bibel. Nur eben glaube ich trotzdem an Jesus, wegen dem Kreuz und wegen einigen meiner spirituellen Erlebnisse.

Ich könnte vielleicht sagen, in meinem Herzen bin ich ein Fideist (jemand der zum Glauben und Vertrauen neigt), in meinem Kopf bin ich aber eher Agnostiker. Ich sage ich glaube an Gott und an seine Liebe, so genau wissen tue ich das aber auch nicht. Das Ganze ist mir aber trotzdem noch lieber als völlige Bibeltreue, denn leben kann ich mit dem Gott der Bibel nicht so einfach. Mit dem lieben Gott geht es aber.

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Andreas
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#25 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von Andreas » Mi 3. Dez 2014, 15:47

michaelit hat geschrieben:Ich glaube auch daß die Bibel zumindest teilweise gefälscht ist.
Ach, so weit würde ich nicht gehen. Ich würde sagen, sie ist gewachsen. Sie wurde über die Jahrhunderte immer wieder überarbeitet, es kam neues dazu, geschichtliches und neue Erfahrungen mit Gott, der sich nur scheibchenweise offenbart. In den heutigen Bibeln sind die Bücher nicht nach ihrer Entstehungszeit geordnet, sondern nach anderen Kriterien.

Volksmärchen wachsen auch und beinhalten gerade deswegen auch so viele Wahrheiten. Es kommt neues dazu und weniger gutes wird beim Erzählen oft vergessen. Ich will damit aber nicht sagen, dass die Bibel ein Märchenbuch wäre.

Was auch oft empfohlen wird, ist sich zuerst mit den leichteren Teilen der Bibel zu befassen und das Schwierige vorerst außer acht zu lassen. Allein mit den vier Evangelien kann man sich sehr lange beschäftigen. Das AT tut dir momentan mehr schaden als nützen. Das glaube ich, aus deinen Beiträgen heraus zu hören.

michaelit
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#26 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von michaelit » Mi 3. Dez 2014, 16:01

Hallo Andreas, ach ich bin jetzt schon bald 14 Jahre als Christ oder zumindest als christlich geprägter Theist unterwegs. Da habe ich die Bibel schon mehrfach durchgelesen. So wie ein Bollwerk der Wahrheit erscheint sie mir nicht, dazu handelt Gott viel zu primitiv in ihr. Man muß der Bibel ständig widersprechen um irgendwohin zu kommen. Deswegen berufe ich mich auch nicht gerne auf sie und mache lieber meinen eigenen Kram. Ich versuche mich mehr an modernen Schriften wie dem Grundgesetz zu orientieren. Bevor ich Christ war, gab es mich ja auch schon und ich finde sogar daß ich früher ein angenehmerer Mensch war als heute. Das Leben hat mich schon ganz schön geschliffen. Meistens versuche ich im normalen Leben zu bleiben und der Theologie nicht zuviel Raum beizumessen. Dann und wann wie in letzter Zeit aber finde ich viel was mich theologisch beschäftigt. So ist etwa vor 4 Jahren mein atheistischer Vater gestorben und es gab Christen die mir allen Ernstes Glauben machen wollten daß er nun in der Hölle, zumindest aber nicht bei Gott sein könnte. Das ist dann für mich schon ziemlich totalitär und gefühllos und kalt. Daher versuche ich Gott einfach prinzipiell anders zu sehen als es von den Menschen der Bibel so betrieben wird. Daß Gott eben nicht unser Richter ist sondern unser Freund. Daß das Nachleben für jeden gilt. Daß das Kreuz wirklich nur ein Zeichen von Vergebung und Güte ist. Daß Gott sich jedes Menschen annimmt. Aber so gut diese Glaubensartikel auch sind, ich begegne aber auch manchen Abgründen im Menschen und auf der Welt. Gott ist gut, also warum ist die Welt so durcheinander und teilweise böse? Gott ist gut, aber ich habe nun keinen Vater mehr und brauche ihn aber immer noch. Gott ist gut aber meine Mutter ist auch schon alt und es kann sein daß ich bald Waise bin. Gott ist gut, aber ich leide an der Krankheit Schizophrenie und sie geht nicht einfach fort. Das ist es was mich umtreibt. Die Bibel hilft mir da nicht viel.

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Andreas
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#27 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von Andreas » Mi 3. Dez 2014, 16:12

Ja, so ist es. Gott ist gut und ich bin schon verwaist. Gott ist gut und ich bin krank. Gott ist gut und es gibt Abgründe im Menschen - in mir, in dir, in allen. Darum gehts und die beste Antwort die ich kenne ist Liebe, zu mir, zu den Menschen und zu Gott. Wir werden das Kind schon in trockene Tücher bringen - alle zusammen und mit vereinten Kräften. Das wird schon, aber leicht ist es nicht - für keinen. ;)

ThomasM
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#28 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von ThomasM » Mi 3. Dez 2014, 16:24

michaelit hat geschrieben: Daher versuche ich Gott einfach prinzipiell anders zu sehen als es von den Menschen der Bibel so betrieben wird.
Hallo Michael

Wenn du die Bibel als ein Bericht glaubender Menschen siehst, dann wirst du Wertvolles daraus ziehen können. Genauso, wie du aus der Sichtweise deiner Brüder und Schwestern heute Wertvolles ziehen kannst. Wenn du siehst, dass die Menschen damals auch ihre Fehler, ihre Engstirnigkeiten, ihre Schwächen hatten und dass man das in der Bibel findet, kann man ganz entspannt mit all dem umgehen.

Und Gott hat Humor. So hat er mich den entscheidenden Schritt zum Glauben entdecken lassen durch einen Menschen, dessen Meinung und Darstellung zu bestimmten Themen ich damals vehement abgelehnt habe und heute immer noch ablehne. Aber mit ihm damals zu diskutieren und meine Ablehnung zu formulieren hat mich den entscheidenden Sprung machen lassen.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#29 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von Lena » Mi 3. Dez 2014, 16:28

michaelit hat geschrieben:Die Bibel hilft mir da nicht viel.

Wenn wir die guten Worte wörtlich nehmen und sie anwenden, erfahren wir Gott und seine Hilfe und Kraft.

Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben.
Mat. 11,28
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

2Lena
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#30 Re: Die Bedeutung der Bibel für den Glauben

Beitrag von 2Lena » Do 4. Dez 2014, 22:52

Liebe Lena, zwar gebe ich dir bei den trostreichen Worten Recht - aber leider ist eben so viel unsicher, weshalb dann die Unsicherheiten und Glaubenszweifel auch auftauchen.

Karl Rahner: Ich kann die Kirche nicht meistern wollen, indem ich ihr die Schrift entreiße, die ihr gehört, und diese gegen sie ins Treffen führe.
Heißt das: "Ich habe den Antimodernisteneid geleistet (war bis 196x irgendwas), bin meinem Arbeitgeber verpflichtet, mit bestimmter Moral erzogen, mit Kenntnissen katholischer Literatur." Sagt der Satz dazu auch: "Ich habe keinen blassen Schimmer, wie eine Kirche mit dieser Grundlage lebt, aber die (die anderen) wissen es - vielleicht."

Das ist das Vorgehensweise, die beinah alle Pfarrern und Professoren haben, die Wiederholung von gut gemeinten Worten, denen die wirkliche Erklärung jedoch fehlt. Kaschiert wird mit einer großen Portion Gutwilligkeit und so geschickt formuliert, als käme hervorragende Moral und Gerechtigkeitsempfinden heraus. Früher war ich "beeindruckt", in den unteren Rängen, wegen dem studierten Ausdruck. Vom Bauchgefühl her kam aber die Empfindung: Absolute Ratlosigkeit. Was macht man sonst damit?

... und der arme Münek wird aus christlichen Foren ausgeschlossen, weil er ehrlich schreibt - was in der Bibel steht, Kritik bringt und partout nicht Hebräisch lernen will
;) ...

Michaelit: So toll ist die Kirche aber nicht als Zeichen. Und die Schrift ist auch nicht so besonders. Das fängt bei der Sintflutgeschichte an und hört bei der Höllenstory auf. Das ganze Gottesbild der Bibel ist vielerorten falsch. Es gibt gute und schöne Aussagen, aber auch mächtigen Unsinn.
So bringen es "Christen" vor, die atheistisch erzogen wurden, rein nach einer Art "Vernunft" gehen, deren Gleichung nicht aufgeht. Diese Gruppe hat die Bibel als Lektüre. Was dort vorzufinden ist, wird im eigenen Stil interpretiert. So geht es aber nicht, denn es fehlt ein erheblicher Teil der Ausbildung.

Rembremberding: Nicht die Hl. Schrift erlöst den Menschen von Sünde, sondern allein Christus Jesus, unser Herr. Er wird es tun, wenn wir es wollen, indem wir glauben: Ja, Gott liebt uns! Und Zeichen dafür ist in der Welt auch seine Kirche, sie ist sein mystischer Leib, in der alle auf seinen Namen Getaufte zur Einheit aufgerufen sind und der Herr das Haupt ist.
Das wäre alles richtig, lieber Rembi, wenn da nicht so viel wäre, was ein weiterdenken nicht ermöglicht. Ohne dir deinen Glauben madig machen zu wollen: Das Gerüst hängt in der Luft. Weder kannst du den Beweis liefern, wie ein Mensch von einer Sünde erlöst wird, noch wie die Kirche zu der widersprüchlichen Bibel kam, sich darauf beruft und so tut, als gäbe es die Probleme dort nicht. Drei Gleise gehen so - und wo ist die Abweichung?

1) Hl. Schrift, gesehen von Münek und Michaelit ergibt keine erbauliche Literatur. Das übernimmst du ebenso, ein "bisschen" ungläubig, weichst dann auf Jesus aus, mit religiösen Brimborium. Soll denn ein weiser und hervorragender Herrscher für jeden persönlich eine maßgeschneiderte "Sündenvergabe" bauen. Es sieht in der Welt eher nach Chaos aus.

2) Die Hl. Schrift enthält die Gesetze Jesu und auch seine Geschichte - aber man kennt sie nicht! Diese Gesetze - wenn sie angewandt werden - schaffen eine gute Welt.
Doch geht das mit 1)? - geht das mit 3)?

3) Die Einheit der Kirche hat sich zersplittet. Es wird über Privatoffenbarungen gerungen. Es SOLLTE - lieber Rembi - eine Einheit herrschen. Wer oder was soll das alles Eurer Meinung nach richten?

Andreas, ebenfalls ungläubig, tritt in die Fußstapfen zahlreicher Medien: Ach, im Orient übertreiben die mit Erzählungen maßlos... und, welche Ausbildung haben die Leute hier, dass ihnen nicht einmal der Grundstein ihrer eigenen Kultur bekannt ist?
Nirgendwo, weder in der säkularen Wissenschaft und auch nicht im kirchlichen Bereich sind die "Anliegen Jesu" zu finden.

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