Ich glaube nicht an die Schuld

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#191 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von closs » So 4. Mär 2018, 13:57

Janina hat geschrieben: Was keine Auswirkung hat, muss nicht beschrieben werden.
Moment: Es ist ein Unterschied zwischen "keine Auswirkung haben" und "keine Auswirkung erkennen". - NAturwissenschaft ist nur für Letzteres zuständig - aber daraus kann man keine philosophischen Erkenntnisse ableiten.

Ko0nkret: Stell Dir vor, es gäbe Gott und er hätte Auswirkung auf Dich - müsstest Du das merken?

Janina hat geschrieben:Ich hoffte eben gezeigt zu haben, dass die Fortschritte in der Physik uns beigebracht haben, beim Denken auf ein "ontisches Sein" verzichten zu können.
Deine Hoffnung wurde nicht enttäuscht - aber das ändert doch nichts an dem kategorialen Unterschied zwischen "das, was wir beschreiben können" und "das, was der Fall ist" - oder nicht?

Janina hat geschrieben: Letzteres ist entweder falsch, oder mit ersterem identisch.
Warum immer diese Gleichschaltung von methodischer Erkenntnis und "das, was ist"??

Janina hat geschrieben:Falsifizierbarkeit ist Voraussetzung für Aussagekraft.
Wissenschaftlich richtig. - Also wäre Gott NICHT aussagekräftig?

Warum sagt man nicht einfach:
"Wir haben hier die Wissenschaft, mit der wir beschreiben können, was wir als beschreibungsfähig erkennen - darüber hinaus haben wir keine Ahnung, ob und was es sonst noch an Realität/Entität gibt".

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Janina
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#192 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von Janina » So 4. Mär 2018, 17:25

closs hat geschrieben:NAturwissenschaft ist nur für Letzteres zuständig - aber daraus kann man keine philosophischen Erkenntnisse ableiten.
Janina hat geschrieben:Ich hoffte eben gezeigt zu haben, dass die Fortschritte in der Physik uns beigebracht haben, beim Denken auf ein "ontisches Sein" verzichten zu können.
Deine Hoffnung wurde nicht enttäuscht...
Ha ha, und gerade sagst du noch, aus der Physik könnte man keine philosophischen Schlüsse ziehen.
Ich fürchte du hast das erweiterte Denken durch die Erweiterung der gewonnenen Erkenntnisse überhaupt nicht verstanden.

closs hat geschrieben:Ko0nkret: Stell Dir vor, es gäbe Gott und er hätte Auswirkung auf Dich - müsstest Du das merken?
Also wäre Gott NICHT aussagekräftig?
:roll:

Was soll die Frage? Hast du selbst überhaupt was darunter verstanden? Was meinst du mit einer "Aussage Gottes", wenn du sie durch genau diese Formulierung in die Nichtexistenz der Aussage- und damit Bedeutungslosigkeit abdrängen willst?
Oder willst du damit nur das Nachdenken darüber unterbinden?

closs hat geschrieben:Warum sagt man nicht einfach:
"Wir haben hier die Wissenschaft, mit der wir beschreiben können, was wir als beschreibungsfähig erkennen - darüber hinaus haben wir keine Ahnung, ob und was es sonst noch an Realität/Entität gibt".
Genau das tue ich. Und die philosophische Ergänzung, die wir aus der ART und der QM gelernt haben: Worüber man nichts sagen kann, darüber sollte man wenigstens schweigen.

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#193 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von closs » So 4. Mär 2018, 17:52

Janina hat geschrieben:Ich fürchte du hast das erweiterte Denken durch die Erweiterung der gewonnenen Erkenntnisse überhaupt nicht verstanden.
Vielleicht bin ich schon einen Schritt weiter - denn: Dass man es hinkriegen kann, beim Denken auf ein ontisches Sein zu verzichten, ist gut vorstellbar. - Aber trotzdem ist die Basis dieses Denkens das ontische Sein - das kriegt man ja nicht los.

Die Gefahr ist hier groß, dass der Zwerg auf der Schulter des Riesen steht und ruft "Ich bin größer als Du" - siehst Du in einem solchen Denken keine Anthropozentrismus-Gefahr?

Janina hat geschrieben:Worüber man nichts sagen kann, darüber sollte man wenigstens schweigen.
Das ist Wittgenstein und inner-wissenschaftlich richtig. - Aber da gibt es doch noch den Bereich, nachdem man den Wissenschafts-Kittel ausgezogen hat.

Außerdem: Es ist ein Unterschied, ob man erkennt, dass man mit eigenen Mitteln Gott nicht erkennen kann und sich somit "kein Bildnis" macht, oder ob man methodische Regeln der Wissenschaft aufs Privatleben überträgt.

Zudem: Es ist doch ein Unterschied, ob man über "etwas" schweigt (= da ist etwas und ich schweige darüber) oder ob man dieses "Etwas" negiert, weil man methodisch darüber schweigen muss. - Letzteres ist modern.

Janina hat geschrieben:Oder willst du damit nur das Nachdenken darüber unterbinden?
Welchen Sinn hat Nachdenken, wenn man darüber schweigen muss, weil das, was rauskommt, nicht kritisch-rational vermittelbar ist?

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#194 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von Janina » So 4. Mär 2018, 21:36

closs hat geschrieben:Dass man es hinkriegen kann, beim Denken auf ein ontisches Sein zu verzichten, ist gut vorstellbar. - Aber trotzdem ist die Basis dieses Denkens das ontische Sein - das kriegt man ja nicht los.
Mag wohl sein. Aber die Bellsche Ungleichung wird verletzt. Wir haben es bewiesen bekommen, dass es kein Sein-dahinter gibt. Dass wir es uns nicht vorstellen können ist die Beschränkung durch unser unzureichend auf die Welt vorbereitetes Gehirn. Wir wissen dass wir falsch denken, also sollten wir loslassen. Die Mathematik ist richtig, wir liegen falsch. Shut up and calculate.

closs hat geschrieben:siehst Du in einem solchen Denken keine Anthropozentrismus-Gefahr?
Worin läge die?

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Worüber man nichts sagen kann, darüber sollte man wenigstens schweigen.
Das ist Wittgenstein und inner-wissenschaftlich richtig. - Aber da gibt es doch noch den Bereich, nachdem man den Wissenschafts-Kittel ausgezogen hat.
Was inner-wissenschaftlich richtig ist, ist auch nach Feierabend nicht falsch.

closs hat geschrieben:Es ist ein Unterschied, ob man erkennt, dass man mit eigenen Mitteln Gott nicht erkennen kann und sich somit "kein Bildnis" macht, oder ob man methodische Regeln der Wissenschaft aufs Privatleben überträgt.
Der da wäre?

closs hat geschrieben:Es ist doch ein Unterschied, ob man über "etwas" schweigt (= da ist etwas und ich schweige darüber) oder ob man dieses "Etwas" negiert
Ich denke nicht, dass ich "etwas" negiere, ich denke eher, dass es ganz woanders liegt. Vor allem schonmal nicht in unseren Wissenslücken. Und ich kann nicht erkennen, dass Theologie uns in diese Richtung erhellen kann. Menschen, die Gott geschaut haben, haben das nicht dort erlernt.

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#195 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von closs » So 4. Mär 2018, 23:23

Janina hat geschrieben: Aber die Bellsche Ungleichung wird verletzt.
Moment: Das heißt doch nur, dass "das Sein" (zu dem auch "Gott" gehört, wenn es ihn gibt), "nicht lokal" ist - ist das richtig ausgedrückt? - Falls ja: Das heißt doch nicht, dass "das Sein" deshalb ein Produkt des Beobachtenden/Messenden/Interagierenden ist - zumindestens verstehe ich es so nicht. - Mit anderen Worten: Es muss doch etwas "da" sein, damit man es beeinflussen kann - oder nicht?

Janina hat geschrieben:Wir haben es bewiesen bekommen, dass es kein Sein-dahinter gibt.
Moment: Die bellsche Ungleichung gilt doch nur für unser Universum - was "dahinter" sein kann, kann man doch nicht aus einem anderen, also unserem, System "beweisen". - Das geht doch kategorial nicht.

Janina hat geschrieben:Die Mathematik ist richtig, wir liegen falsch.
Als die Chaos-Theorie aufkam, wurde uns in den Philosophie-Vorlesungen gesagt, dass nachgewiesen sei, dass Mathematik an ihren System-Grenzen aufhöre, Mathematik zu sein.

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
siehst Du in einem solchen Denken keine Anthropozentrismus-Gefahr?

Worin läge die?
Dass man die eigene (auch wissenschaftliche) Erkenntnis-Reichweite zum Maßstab dafür macht, was "sein" kann und nicht "sein" kann (das ist über das hinausgehend gemeint, was man christlich "Schöpfung" nennt)

Janina hat geschrieben:Was inner-wissenschaftlich richtig ist, ist auch nach Feierabend nicht falsch.
Soweit es sich um wissenschaftlich Erreichbares handelt, natürlich richtig.

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Es ist ein Unterschied, ob man erkennt, dass man mit eigenen Mitteln Gott nicht erkennen kann und sich somit "kein Bildnis" macht, oder ob man methodische Regeln der Wissenschaft aufs Privatleben überträgt.

Der da wäre?
1) Ich-kann-prinzipiell-nicht-wissen.
2) Was-wissenschaftlich-nicht-wissbar ist, "IST" nicht.

Janina hat geschrieben:Ich denke nicht, dass ich "etwas" negiere, ich denke eher, dass es ganz woanders liegt.
Das klingt gut - aber "woanders" bedeutet doch nicht "Produkt meiner Vorstellung", sondern "Entität". - Was zur Frage zurück führt, ob "Objekte" (?) einer nicht-lokalen Theorie als "Entität" zu bezeichnen sind - was meinst Du?

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#196 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von Janina » Mo 5. Mär 2018, 06:52

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben: Aber die Bellsche Ungleichung wird verletzt.
Moment: Das heißt doch nur, dass "das Sein" (zu dem auch "Gott" gehört, wenn es ihn gibt), "nicht lokal" ist - ist das richtig ausgedrückt?
Nein. 1. kommt Gott darin nicht vor, und 2. bedeutet es gerade, dass das verborgene Sein dahinter nicht nur vor uns verborgen ist, sondern nicht existiert. Es ist ein Nichtexistenzbeweis dessen was wir für lediglich verborgen hielten.

closs hat geschrieben:2) Was-wissenschaftlich-nicht-wissbar ist, "IST" nicht.
Ja, das ist tatsächlich eine neue Entdeckung.

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#197 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von closs » Mo 5. Mär 2018, 07:09

Janina hat geschrieben:bedeutet es gerade, dass das verborgene Sein dahinter nicht nur vor uns verborgen ist, sondern nicht existiert.
Aber das gilt doch nur INNERHALB unseres Universums.

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
2) Was-wissenschaftlich-nicht-wissbar ist, "IST" nicht.

Ja, das ist tatsächlich eine neue Entdeckung.
O.o. - lass es mich weiterführen: Und da "Geist" ein Produkt von Materie sei, gibt es nur DEN Geist, der natur-wissenschaftlich wissbar ist. - Richtig?

Das würde manches Selbstberwusstsein aus naturalistischer Warte klären.

Janina hat geschrieben:kommt Gott darin nicht vor
Muss ja nicht extra genannt werden. - Wenn Gott Teil des Universums wäre, müsste er auch ohne besondere Erwähnung wissenschaftlich wissbar sein - nicht wahr? - Wo siedelst Du Gott an: Als Teil des Universums oder "woanders"?

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#198 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von Janina » Mo 5. Mär 2018, 09:30

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
siehst Du in einem solchen Denken keine Anthropozentrismus-Gefahr?

Worin läge die?
Dass man die eigene (auch wissenschaftliche) Erkenntnis-Reichweite zum Maßstab dafür macht, was "sein" kann und nicht "sein" kann
Ja jetzt, und?
Willst du einen besseren Maßstab vorschlagen?

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:bedeutet es gerade, dass das verborgene Sein dahinter nicht nur vor uns verborgen ist, sondern nicht existiert.
Aber das gilt doch nur INNERHALB unseres Universums.
Ja, auch wenn dir das ein wenig klein scheinen mag. :lol:

closs hat geschrieben:Wo siedelst Du Gott an: Als Teil des Universums oder "woanders"?
Vielleicht ist Teil das falsche Wort, denn dadurch definierst du ihn schon dadurch, wo er NICHT ist.

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#199 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von Pluto » Mo 5. Mär 2018, 09:45

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Hast du nicht.
Hier ist es nochmal:
Ps. 8,6, Elberfelder
5 Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du dich um ihn kümmerst?
6 Denn du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und Pracht krönst du ihn.
Ist das nun ein Widerspruch in er Bibel?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wo soll ich das behauptet haben.
Was behauptest Du anderes?
Ich sage, die naturalitische Welt ist die einzige die wir wahrnehmen können.

closs hat geschrieben:Was ist "wahrscheinlicher"? Dass es Gott gibt oder nicht gibt?
Da es keine empirischen Beobachtungen gibt, existiert er wohl eher nicht.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:All unser Wissen ist Glaube.
Richtig - wobei "Glaube" ja nicht heißt, dass etwas "Fantansie" ist.
Wie unterscheidest du? Wie entscheidest du was wahr, und was Fantasie ist in deinem Glauben?

closs hat geschrieben:"Endogen" hieße das Gegenteil: Die Krankheit kommt "von innen" - wobei in der Psychiatrie manches als "endogen" bezeichnet wird, weil man keinen äußeren Grund findet - kann also Lückenbüßer-Funktion haben. - "Reaktiv" verwendet man (hat man zu meiner Zeit verwendet), wenn die Ursache psychischer Natur ist - bspw. Kindesmissbrauch, etc mit Psychosen als Folge.
In allen diesen Fällen sind vermutlich Erkrankungen des Gehirns die Ursache. Wir haben einfach noch zu wenig Daten um die Krankheit eindeutig zu lokalisieren, also heißt es weiterforschen.

closs hat geschrieben:Psycho-Trauma --- Seelen-Störung --- Niederschlag auf den Körper (Neuronen, etc.) --- Symptome. - Andersrum: Glaubst Du, dass es psychische Krankheit OHNE jegliche Abbildung im Hirn geben kann?
Nein.

closs hat geschrieben:Da wurde Descartes falsch rezipiert.
Das glaube ich weniger. Das brisante dabei ist, dass Elisabeth von der Pfalz genau dasselbe Verständnis von seinem Postulat hatte wie die moderne Wissenschaft. Sie hat Descartes die Frage gestelt, "Wie wechselwirken Geist und Körper?" Die antwort blieb ihr Descartes sein ganzes Leben lang schuldig.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die überwiegende Mehrheit ist inzwischen davon überzeugt, dass die Ursache immer im Somatischen liegt.
Das kann ich mir nicht vorstellen
Dann solltest du mal einige Psychiater fragen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Denn in der Philosophie ist Materialismus ganz anders definiert als bedingungsloser Glaube an Geld- und Sachwerte
So klingt für mich der Wiki-Text gar nicht
- ich denke, es ist gemeint im Sinne von: Alles, was ist, wird auf Materie zurückgeführt. - Und da passt dann auch der Naturalismus wieder rein.[/quote]Dann kommt die Frage auf, Warum zwei Begriffe? Was ist deiner Meinung nach, der Unterschied zwischen Materialismus und Naturalismus?

closs hat geschrieben:Die interpretativen Ebenen sind das Problem.
Diese interpretativen Ebenen gibt es mit ziemlicher Sicherheit gar nicht.

closs hat geschrieben:Wissenschaft ist kategorial keine Weltanschauung - genau das ist aber der naturalismus.
Der Naturalismus ist der Glaube an die Natur und das Funktionieren der Welt entsprechend den Naturgesetzen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:und zeigen dass res cogitans und res extensa getrennt sind.
Wie das logisch geht, hat spätestens Descartes gezeigt.
Das hat er nicht. Schon Elisabeth von der Pfalz fiel auf, dass bei einer Aufspaltung in res cogitans/extensa man die Wechselwirkung nicht erklären kann.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Nach Meinung der heutigen Fachwelt ist NUR der Körper sicher.
So ist es - auf dieser Basis hat Ryle agiert. - Er hat also nachgewiesen, dass es keinen Dualismus gibt, wenn der Körper sicher ist. - Da mag er recht haben.
Ganz meine Meinung.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das "cogito" steht hier außen vor, weil Descartes zu jenem Zeitpunkt in seinem Leben noch nicht differenzierte.
Wahrscheinlich hat er MEHR differenziert, weil er sich BEIDE Möglichkeiten angeguckt hat.
Das hat er sehr wahrscheinlich nicht. Das ' "cogito" hat Descartes als junger Soldat entdeckt. Daran ist auch nicht das Geringste auszusetzen. Aber sein (viel später) postulierter Dualismus basiert auf fehlerhaften Grundlagen.


closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: bayesschen Wahrscheinlichkeit
Aber das müsste Dir doch eigentlich zuwider sein - oder nicht?
Warum?
Unser Wissen ist immer Vermutung. Jedem Datum an Information können eine Wahrscheinlichkeit zuordnen. Wenn die Vermutung eine Wahrscheinlichkeit nahe 100% erreicht, nennen wir es für praktische Zwecke Wissen. "Wissen" ist also ein praktischer Alltagsbegriff.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#200 Re: Ich glaube nicht an die Schuld

Beitrag von Pluto » Mo 5. Mär 2018, 10:09

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben: Was keine Auswirkung hat, muss nicht beschrieben werden.
Es ist ein Unterschied zwischen "keine Auswirkung haben" und "keine Auswirkung erkennen".
Dann liegt es an dir zu zeigen, dass es die von dir behauptete Auswirkung gibt.

closs hat geschrieben:NAturwissenschaft ist nur für Letzteres zuständig - aber daraus kann man keine philosophischen Erkenntnisse ableiten.
Im Alltag sind die Komponenten der Materie bekannt. Sicher kann es weitere Teilchen oder Kräfte geben, die wir nicht kennen, aber...
(a) Die Teilchen sind sehr kurzlebig — sie zerfallen zu schnell als das wir sie messen können.
(b) die Kräfte die die Teilchen sind so schwach (vgl. Dunkle Materie), dass sie im Alltag keine Wirkung haben.
(c) Die Teilchen wechselwirken nicht (oder kaum) mit den alltäglichen Komponenten, sodass sie vernachlässigbar sind. Jede Sekunde durchqueren Milliarden von Neutrinos deinen Körper. Wann hast du sie jemals bemerkt?

closs hat geschrieben:Konkret: Stell Dir vor, es gäbe Gott und er hätte Auswirkung auf Dich - müsstest Du das merken?
Wie sonst sollen wir wissen ob es ihn gibt?
Natürlich könnte er zu einer der drei erwähnten Kategorien gehören. Aber dann wäre seine Existenz im Alltag irrelevant.

closs hat geschrieben:aber das ändert doch nichts an dem kategorialen Unterschied zwischen "das, was wir beschreiben können" und "das, was der Fall ist" - oder nicht?
Beschreibe doch bitte mal den Unterschied im Detail.

closs hat geschrieben: Also wäre Gott NICHT aussagekräftig?
Schlimmer... Er könnte irrelevant sein.

closs hat geschrieben: Warum sagt man nicht einfach:
"Wir haben hier die Wissenschaft, mit der wir beschreiben können, was wir als beschreibungsfähig erkennen - darüber hinaus haben wir keine Ahnung, ob und was es sonst noch an Realität/Entität gibt".
Genau das sagt man ja. Allerdings fallen diese Phänomene in eine der drei von mir beschriebenen Kategorien (s.o.) und sind für uns Menschen somit nicht relevant.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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