Neuzeitliche Exegese der Bibel

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seeadler
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#181 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von seeadler » Do 1. Jan 2015, 08:37

hallo Sven

sven23 hat geschrieben:Sonst würde die Naherwartung in eine Ultra-Kurznaherwartung umgedeutet, die aber der Text nicht hergibt. Denn er meint: wartet ab, ihr werdet es noch zu euren Lebzeiten erleben. Nur dieser Zeithorizont macht im Textzusammenhang einen Sinn.

da du meinen Text offensichtlich nicht liest, versuche ich an dieser Stelle trotzdem einen Einwand :

Wann genau hast du jenen Text gelesen, auf den sich sowohl Closs als auch du beziehst? Und wer wird hier durch diesen Text angesprochen? Du, Sven! Nicht irgendwelche Leute damals, sondern nur du, der du diesen Text jetzt liest! Der Text ist ausschließlich für dich geschrieben.

Und nun versuche dann einmal jenen Text zeitlich zuzuordnen. ;)
Es ist deine Lebenszeit, um die es hier geht.
sven23 hat geschrieben:closs hat geschrieben:

sven23 hat geschrieben:Natürlich nicht, denn es ist doch in dem Sinne gemeint: ihr werdet es noch zu euren Lebzeiten erleben.

Moment - die Frage ist doch, was in dieser Zeit stattfinden soll - und da stehen im Raum:
1) Verklärung
2) Auferstehung
3) Pfingsten
4) Wiederkunft (im Sinne der Offb.)

versuche dies in deinem Leben einzubauen. Es betrifft dich. Wenn nicht, Sven, dann ist es auch vollkommen wurscht, wann und in welchem Zusammenhang dies gesagt und erlebt wurde.
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

closs
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#182 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » Do 1. Jan 2015, 09:23

sven23 hat geschrieben:Niemand würde für ein Ereignis, daß in einigen Tagen oder Wochen erwartet wird, betonen, daß die Anwesenden dann noch leben werden.
Warum nicht? "Liebe Leute, manche von Euch werdes es noch erleben".

Moment: Dann hieße es natürlich AUCH, dass manche es NICHT erleben würden, selbst wenn sie körperlich noch anwesend sind, weil es sie geistig nicht erreicht - das ist die Variante von seeadler. - "Die den Tod schmecken" wären dann diejenigen, die es zu Lebzeiten nicht checken, sondern danach (was im übrigen meiner Allversöhnungs-Überzeugung nahe kommt).

Wir haben also folgende Gemengelage in Sachen "Naherwartung":

a) Einige Textstellen der Bibel sind tatsächlich falsch übersetzt oder falsch zugeordnet.
b) Die Naherwartung bezieht sich auf Verklärung sowie Auferstehung und Pfingsten im Sinne von Seeadlers Ausführungen ("ontogenetisch").
c) Die/viele Jünger meinen wirklich, dass es sich dabei um eine nahe Wiederkunft für die ganze (Daseins-) Welt ("phylogenetisch") handelt.

Und so vermischen sich - wie gewohnt - Irrtum und Wahrheit - erinnere Dich an unseren "Dialektik"-Thread. - Und der Mensch ist jetzt aufgefordert, SELBST zu erkennen, was wahr ist.

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Münek
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#183 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » Do 1. Jan 2015, 10:44

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Natürlich nicht, denn es ist doch in dem Sinne gemeint: ihr werdet es noch zu euren Lebzeiten erleben.
Moment - die Frage ist doch, was in dieser Zeit stattfinden soll - und da stehen im Raum:
1) Verklärung
2) Auferstehung
3) Pfingsten
4) Wiederkunft (im Sinne der Offb.)

Es scheint so, als würden die zitierten kritisch-historischen Verfasser sich nur auf 4) konzentrieren.

Das ist ja auch die einzig logische. Alles was sich nicht auf einen längeren Zeitraum von einigen Jahen oder Jahrzehnten bezieht, macht in diesem Zusammenhang übrhaupt keinen Sinn.
Niemand würde für ein Ereignis, daß in einigen Tagen oder Wochen erwartet wird, betonen, daß die Anwesenden dann noch leben werden.
Sonst würde die Naherwartung in eine Ultra-Kurznaherwartung umgedeutet, die aber der Text nicht hergibt. Denn er meint: wartet ab, ihr werdet es noch zu euren Lebzeiten erleben. Nur dieser Zeithorizont macht im Textzusammenhang einen Sinn.

GENAU. So ist es! :thumbup: :thumbup: :thumbup:

Pluto
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#184 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Pluto » Do 1. Jan 2015, 10:46

closs hat geschrieben:Wir haben also folgende Gemengelage in Sachen "Naherwartung":

a) Einige Textstellen der Bibel sind tatsächlich falsch übersetzt oder falsch zugeordnet.
b) Die Naherwartung bezieht sich auf Verklärung sowie Auferstehung und Pfingsten im Sinne von Seeadlers Ausführungen ("ontogenetisch").
c) Die/viele Jünger meinen wirklich, dass es sich dabei um eine nahe Wiederkunft für die ganze (Daseins-) Welt ("phylogenetisch") handelt.

Und so vermischen sich - wie gewohnt - Irrtum und Wahrheit - erinnere Dich an unseren "Dialektik"-Thread. - Und der Mensch ist jetzt aufgefordert, SELBST zu erkennen, was wahr ist.
Diese Zusamenfassung entspricht ganz und gar nicht derjenigen der Mehrheit der Bibelwissenschaftler, die tatsächlich von einer Naherwartung ausgehen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#185 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » Do 1. Jan 2015, 10:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Niemand würde für ein Ereignis, daß in einigen Tagen oder Wochen erwartet wird, betonen, daß die Anwesenden dann noch leben werden.
Warum nicht? "Liebe Leute, manche von Euch werdes es noch erleben".

Moment: Dann hieße es natürlich AUCH, dass manche es NICHT erleben würden, selbst wenn sie körperlich noch anwesend sind, weil es sie geistig nicht erreicht - das ist die Variante von seeadler. - "Die den Tod schmecken" wären dann diejenigen, die es zu Lebzeiten nicht checken, sondern danach (was im übrigen meiner Allversöhnungs-Überzeugung nahe kommt).

Wir haben also folgende Gemengelage in Sachen "Naherwartung":

a) Einige Textstellen der Bibel sind tatsächlich falsch übersetzt oder falsch zugeordnet.
b) Die Naherwartung bezieht sich auf Verklärung sowie Auferstehung und Pfingsten im Sinne von Seeadlers Ausführungen ("ontogenetisch").
c) Die/viele Jünger meinen wirklich, dass es sich dabei um eine nahe Wiederkunft für die ganze (Daseins-) Welt ("phylogenetisch") handelt.

Und so vermischen sich - wie gewohnt - Irrtum und Wahrheit - erinnere Dich an unseren "Dialektik"-Thread. - Und der Mensch ist jetzt aufgefordert, SELBST zu erkennen, was wahr ist.

a) = Quatsch
b) = Unfug
c) = Richtig: Jesus predigte unmissverständlich: "Die Zeit ist ERFÜLLT - das Reich Gottes ist NAHE - tut Buße. :thumbup:

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#186 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » Do 1. Jan 2015, 11:15

closs hat geschrieben:Und so vermischen sich - wie gewohnt - Irrtum und Wahrheit - erinnere Dich an unseren "Dialektik"-Thread. - Und der Mensch ist jetzt aufgefordert, SELBST zu erkennen, was wahr ist.

Da vermischt sich nix.

Aber es ist in höchstem Maße unseriös und albern, von einem Menschen, der den Inhalt der Bibel
erforschen und prüfen möchte, zu verlangen, er müsse vor Beginn der Lektüre seine "Lederjacke
der Vernunft
" ausziehen und sich die kuschelige "Strickjacke des Glaubens" anziehen.

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#187 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Salome23 » Do 1. Jan 2015, 11:21

[b][color=#4000BF]Münek[/color][/b] hat geschrieben: Die Zeit ist ERFÜLLT - das Reich Gottes ist NAHE - tut Buße. :thumbup:

Ich habe dich vor kurzem schon mal danach gefragt, was du unter dem Reich Gottes verstehst..
Ihr würfelt ja alles durcheinander in dem ihr das Wort "Naherwartung" verwendet für WAS?
Closs hat es ja hier schon aufgezeigt: Naherwartung wovon?

Vielleicht kann ja Müneki mal meine Fragen von hier beantworten, was zu einer eventuellen "Aufklärung" beitragen könnte 8-)

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sven23
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#188 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von sven23 » Do 1. Jan 2015, 11:22

closs hat geschrieben: Wir haben also folgende Gemengelage in Sachen "Naherwartung":

a) Einige Textstellen der Bibel sind tatsächlich falsch übersetzt oder falsch zugeordnet.
b) Die Naherwartung bezieht sich auf Verklärung sowie Auferstehung und Pfingsten im Sinne von Seeadlers Ausführungen ("ontogenetisch").
c) Die/viele Jünger meinen wirklich, dass es sich dabei um eine nahe Wiederkunft für die ganze (Daseins-) Welt ("phylogenetisch") handelt..

Die "Gemengelage" ist eine closssche Erfindung. :lol:

a) auffällig ist, daß die Bibel immer falsch übersetzt ist, wenn sie nicht ins closssche Weltbild paßt
b) Für einen so kurzen Zeitraum ist das nicht plausibel
c) So und nicht anders meinte es Jesus auch

Das paßt nämlich auch wieder zu der Aussage Jesu, nach dem diese Generation das Kommen des Reiches Gottes noch erleben wird.

oder auch:
(Mt 10,23): "Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. Wahrlich, ich sage euch (den Jüngern): Ihr werdet (mit eurer Mission) mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt."

oder auch

„Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind, wenn der Herr kommt, werden den Verstorbenen nichts voraushaben"(1 Thess 4,15 EU)

Und die Aussage von Petrus rundet das Bild ab. Wenn die Naherwartung nicht fester Glaubensbestandteil gewesen wäre, dann würde Petrus Warnung vor kritischen Spöttern überhaupt keinen Sinn machen.

"In einem der jüngsten Texte des Neuen Testaments, dem so genannten Zweiten Petrusbrief wird explizit auf die Verwirrung in der christlichen Gemeinde wegen der ausbleibenden Parusie Bezug genommen: „Sie werden sich über euch lustig machen und sagen: Er hat doch versprochen wiederzukommen! Wo bleibt er denn? Inzwischen sind unsere Väter gestorben, aber alles ist noch so, wie es seit Beginn der Welt war... ""
Quelle: Wikipedia

Petrus Aussage ist doch eindeutig und beweist, daß die Naherwartung von Jesus selbst gepredigt wurde.

closs hat geschrieben: Und so vermischen sich - wie gewohnt - Irrtum und Wahrheit - erinnere Dich an unseren "Dialektik"-Thread. - Und der Mensch ist jetzt aufgefordert, SELBST zu erkennen, was wahr ist.

Nein, die Vermischung haben jene zu verantworten, die aus ideolischen Gründen die Texte in ihrem Sinn umdeuten wollen. Ein durchschaubarer Versuch, der zum Scheitern veruteilt ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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seeadler
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#189 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von seeadler » Do 1. Jan 2015, 11:31

Salome23 hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: "Nachdem aber Johannes gefangen gelegt war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das
Evangelium Gottes
Was ist denn das "Evangelium Gottes"?

Münek hat geschrieben:... und sprach: Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen]...

Jesus sandte später 70 seiner Jünger zu Missionszwecken in die judäischen und galiläischen Städte und Dörfer aus (Lk. 10, 1 ff.).
Dort sollten sie den Menschen verkündigen (Vers 9):
"Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen."
Was ist das "Reich Gottes", welches nahe zu ihnen gekommen ist?

Es muss jedenfalls etwas sein, was schon vorhanden war, weil lt.Bibel Jesus zu denn Bautleuten(Hohepriestern und Pharisäern) sagt:

Mt 21,43 Deswegen sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einer Nation gegeben werden, die seine Früchte bringen wird.

das ist der Schlüssel! Doch wer von den Postern hier hat dazu das passende Schloss? Ich sehe und erkenne bis jetzt keines!

Wie schon Angelus Silesius sagte : "Wäre Christus tausend mal in Bethlehem geboren aber kein einzigstes mal in dir, dann wärst du auf ewig verloren!" Wer den Satz versteht, erkennt, warum man hier in der vorliegenden Form der Diskussion nicht zu einem Ergebnis kommen kann.
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

closs
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#190 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » Do 1. Jan 2015, 11:37

Pluto hat geschrieben:Diese Zusamenfassung entspricht ganz und gar nicht derjenigen der Mehrheit der Bibelwissenschaftler, die tatsächlich von einer Naherwartung ausgehen.
Du kannst damit die historisch-kritischen Bibelwissenschaftler meinen, die spirituelle Aspekte anscheindend ausblenden. - Ist Dir zufällig bekannt, wie der historisch-kritische Ansatz mit den Stichworten "Verklärung"/"Erlösung"/Pfingsten" umgeht? (Ich weiss es leider nicht, habe aber den Eindruck, dass man gar nicht damit umgeht).

Münek hat geschrieben:a) = Quatsch
b) = Unfug
c) = Richtig: Jesus predigte unmissverständlich: "Die Zeit ist ERFÜLLT - das Reich Gottes ist NAHE - tut Buße
c) kann nur dann die einzig richtige Antwort sein, wenn man vorher a) und b) programmatisch ausklammert.

c) macht Sinn, wenn man a) und b) kapiert.

Münek hat geschrieben:er müsse vor Beginn der Lektüre seine "Lederjacke der Vernunft" ausziehen und sich die kuschelige "Strickjacke des Glaubens" anziehen
Es ist eine der Anmaßungen des Eigenmaßes zu glauben, der menschliche Horizont sei "Vernunft" und das Darübergehende deshalb NICHT "Vernunft" - das wusste spätestens Kant. - "Glaube" ist bei weitem nicht immer, jedoch im Idealfall nicht Ausschaltung der Vernunft, sondern Erhöhung der Vernunft ("Aufhebung").

sven23 hat geschrieben: auffällig ist, daß die Bibel immer falsch übersetzt ist, wenn sie nicht ins closssche Weltbild paßt
Bei weitem nicht immer, aber in manchen Fällen schon. - Das fängt beim "es reute ihn" (statt "es war ihm Leid") bei Noah an und hört bei "Generation" (statt "Geschlecht/Volk") beim Thema Naherwartung auf.

sven23 hat geschrieben:Für einen so kurzen Zeitraum ist das nicht plausibel
Für das, was Jesus an kommenden Weltläuften voraussagt, ist umgekehrt die Naherwartung nicht plausibel. - Wir sollten "Phylogenetisches" und "Ontogenetisches" unterscheiden - d.h.: Es gibt Aussagen in der Bibel, die sich auf die Heilsgeschichte als Ganzes beziehen ("Phylogenese"), es gibt andere Aussagen, die auf die Heilsgeschichte des Einzelnen beziehen ("Ontogenese").

sven23 hat geschrieben:So und nicht anders meinte es Jesus auch
Bei differenziertem Verständnis der Bibel ist diese Behauptung mindestens anfechtbar.

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