Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

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Andreas
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#151 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Fr 8. Mär 2019, 17:28

PeB hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 11:11
Andreas hat geschrieben:
Do 7. Mär 2019, 18:51
"Bezeugen" gehört schon mal nicht zu meinem Sprachgebrauch - deshalb die Gänsefüßchen. Sagte ich schon. Diese christliche Polemik des "Bezeugens" wurde zu häufig missbraucht um noch glaubwürdig zu sein.
Zu meinem Sprachgebrauch gehört es schon. "Bezeugen" besagt, dass Jemand eine Zeugenaussage leistet. In diesem Zusammenhang (Papias) habe ich den Begriff bewusst gewählt, denn Papias bezeugt hier ganz ausdrücklich seine Aussage. Das formuliert er so:
Papias hat geschrieben:Ich zögere aber nicht, für dich auch das, was ich von den Presbytern genau erfahren und genau im Gedächtnis behalten habe, mit den Erklärungen zu verbinden, mich verbürgend für dessen Wahrheit.
Das ist ein Zeugnis - ganz objektiv und ohne religiöses Pipapo.
Du gehst mit den Begriffen "Zeugnis" und "Zeugenaussage" ziemlich leichtfertig um.

Böse formuliert weiß Papias das alles nur vom Hörensagen, und wir auch nur vom Hörensagen, weil Euseb den Papias zitiert, der das zitiert, was andere (?) ihm von den Presbytern (Aposteln) erzählt haben.
Neutral formuliert ist unser Wissen das Wissen um eine Kombination von mündlicher und schriftlicher Überlieferung. Das ist ganz was anderes als eine Zeugenaussage des Papias über das was er von den Aposteln gehört hat und mir ist nach wie vor nicht klar, wer hier warum als Zeuge vor welchem Gericht stehen sollte um hier gegen welchen Angeklagten auszusagen. Klär mich doch mal bitte darüber auf wann und wo dieser Prozess stattfinden soll.

Wenn in diesem kirchlichen Christensprech von einem Zeugnis die Rede ist, ist im Vorgriff immer schon ein wahres Zeugnis, eine wahre Zeugenaussage gemeint und niemals ein falsches Zeugnis, oder eine falsche Zeugenaussage. So züchtet man erstens Vorurteile und wehrt zweitens unangenehme Nachfragen schon im Vorhinein ab. Das ist Polemik, und ich kann's nicht mehr ertragen, weil wir Christen das "Zeugnis", das "Bezeugen", das "Zeugnis ablegen" tagtäglich für jeden Quatsch missbrauchen. So auch hier. Es ist doch viel glaubwürdiger, einfach nur von Texten die uns vorliegen wertfrei zu sprechen. Hier steht dies, dort das und da jenes. Wie passt das zusammen, welches Bild ergibt sich daraus, was kann man daraus schließen und was nicht? "Verwerfen" muss man dabei gar nichts, auch nicht das Papias erwähnt die Wahrheit zu sagen.

Stattdessen bin ich schon im Verdacht der Antichrist zu sein, wenn ich nicht sofort das Zeugnis des Papias dankbar im Glauben annehme, und stattdessen auch mein Hirnkastl zu Wort kommen lasse, ob denn etwas allein schon deshalb wahr ist, weil irgendwer bei irgendetwas das er sagt, dazusagt dass es die Wahrheit ist. Erfahrungsgemäß erfolgt dieser Zusatz meist dann, wenn Zweifel unerwünscht sind - und das hat meist ernstzunehmende Gründe, wenn jemand etwas ungefragt beeidet, wie Papias es hier tut. Und prompt verwickelt er sich in Widersprüche, die unter anderem auch dem Eusebius sauer aufstoßen, von dem wir ja auch das überliefert bekommen haben.

PeB hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 11:11
Andreas hat geschrieben:
Do 7. Mär 2019, 18:51
In diesen Antiken Schriften wird sofern sie es korrekt zitieren, Papias Meinung überliefert, mehr nicht.
Damit liegst du eben falsch. Papias äußert hier nicht seine Meinung, sondern er gibt wieder, was er "von den Presbytern" (den Aposteln) erfahren hat:
Papias hat geschrieben:Wenn aber irgendwo jemand, der den Presbytern [Aposteln] nachgefolgt war, kam, erkundigte ich [Papias] mich nach den Berichten der Presbyter: Was hat Andreas oder was hat Petrus gesagt, oder was Philippus oder was Thomas oder Jakobus oder was Johannes oder was Matthäus oder irgendein anderer der Jünger des Herrn; was Aristion und der Presbyter Johannes, (beide) des Herrn Jünger, sagen.
Der letzte Satz deutet hier sogar an ("was...sagen"), dass die letztgenannten noch lebende Zeitgenossen des Papias waren, so dass er sie direkt befragt hat.
Eben nicht. Lies halt mal genau was da steht. Er hat sie nach eigener Aussage eben nicht direkt befragt. Das kommt vermutlich von diesem hirnausschaltenden Christensprech, das du nur noch liest, was du erwartest und alles andere, was dem widerspricht einfach ausblendest.
PeB hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 11:11
Das ist eine ganz starke Zeugenaussage des Papias (durchaus im wissenschaftlich-historischen Sinne"), die man nur dadurch ingnorieren kann, wenn man ihn hier der Lüge bezichtigt (das war der Grund für mein Insistieren bezüglich der Frage einer Lüge) oder wenn man die Zitate des Papias als spätere Erfindungen von "Kirchenvätern" vermutet, wofür es keinen Beweis gibt.
Oder einfach durch schlampiges Lesen, weil bei genauem Lesen durchaus die Wahrscheinlichkeit besteht, dass Papias nie einen dieser Presbyter (Apostel) zu Gesicht bekam, sondern nur etwas nachplappert, was er von "irgendwem" gehört hat, d.h. so wie er es verstanden oder missverstanden hat. Euseb ist nicht von ungefähr der Meinung, dass Papias geistig sehr beschränkt war und auch hier ist nicht klar, wie Euseb das genau meinte - einfach nur deppert oder wenig vom Heiligen Geist umweht. Jedenfalls ist Euseb da wesentlich vorsichtiger als du, was den Papias angeht und so spricht er nicht von den Zeugenaussagen des Papias sondern von den Behauptungen des Papias.

Pap 5,7 nach Euseb v. Cäsarea, HE III 39 hat geschrieben:Auch erklärt der soeben von uns vorgestellte Papias, die Lehren der Apostel zwar von denen empfangen zu haben, die ihnen gefolgt sind, er habe aber, so sagt er, Aristion und den Presbyter Johannes selbst gehört. In seinen Büchern führt er deshalb Überlieferungen von ihnen an, wobei er sie häufig mit Namen erwähnt.

Pap 5,11-13 nach Euseb v. Cäsarea, HE III 39 hat geschrieben:Derselbe hat noch andere Dinge aufgezeichnet, die angeblich aus ungeschriebener Überlieferung zu ihm gelangt sind, sowohl fremdartige Gleichnisse des Erlösers als auch Lehren von ihm und gewisse andere noch legendenhaftere Dinge.
Zu diesen gehört seine Behauptung, daß es nach der Auferstehung von den Toten tausend Jahre geben werde, in denen das Reich Christi in leibhaftiger Gestalt hier auf Erden bestehen werde. Ich meine, daß er diese Ansichten auf die apostolischen Erzählungen gründet, indem er die Aussagen, die sie auf geheimnisvolle Weise in Bildern gemacht hatten, nicht verstanden hat.
Denn er war, wie es scheint, geistig sehr beschränkt, wie man aus seinen Worten schließen kann.
Indes hat er den meisten kirchlichen [Schriftstellern], die sich auf das Alter des Mannes beriefen, nach ihm den Anlaß zu der seiner ähnlichen Lehre geboten, wie es bei Irenäus, und wenn jemand anderes das gleiche gedacht hat, deutlich geworden ist.

PeB hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 11:11
Aus objektiv-wissenschaftlicher Sicht halte ich Papias für ebenso glaubwürdig (deshalb der Vergleich) wie Iulius Caeser bei "de bello gallico".

Ich kann daher eine Anfechtung der Aussagen des Papias nur als ideologisch motiviert verstehen.
Ich habe keinen Degen in der Hand und auch falls ich Papias Zeugnis anfechten sollte, ficht das nicht meinen Glauben an.

Also würdest du aus objektiv-wissenschaftlicher Sicht, welche sich der historisch-kritischen Methode bedient, auch sagen, dass über diese Elche ohne Gelenke in den Beinen und die dementsprechenden Jagdmethoden ein ebenso wahres Zeugnis abgelegt wurde? Also ich war in Schweden an mehreren Elchjagden beteiligt und halte das für Jägerlatein. Aber so wie du die objektiv-wissenschaftliche Sicht verstehst, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dieses Zeugnis zu bezeugen und alle Zweifel wegzuwischen. Verlangst du das ernsthaft von mir? Und falls ich das mit den Elchen doch anföchte, das dann ideologisch motiviert sei? Echt jetzt?

closs
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#152 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Fr 8. Mär 2019, 18:05

Stromberg hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 15:50
Diese Annahme trifft die HKE überhaupt nicht.
Sie verwirft einfach nur jede alberne Behauptung wie die, dass er etwas anderes wäre.
Was soll hier der Unteschied sein?

sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 15:51
Nee, ein Glaubensbekenntnis ist ein KO-Kriterium für historische Forschung. Selbst in der Philosophie ist das ein no go, wie Thäddäus richtig sagte.
Vollkommen falsch - sowohl in der HKE als auch in der Philosophie gibt es hermeneutische Vorannahmen (alias - Sven-Jargon: "Glaubensbekenntisse"). - Wenn Thaddäus das meinte, bezieht sie sich vermutlich auf Philosophien, die naturalistisch gepolt sind - aber genau das ist ebenfalls eine hermeneutische Vorannahme (alias - Sven-Jargon: "Glaubensbekenntis").

sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 15:51
Natürlich ist er Profi, deshalb sagt er doch, dass der historische Jesus dem Glauben im Weg ist.
Er meint damit, WEIL er eben Profi ist, historisch-methodischer Jesus - und da hat er recht: Der von der HKE ermittelte Jesus ist dem Jesus des Glaubens im Weg, weil beide etwas Unterschiedliches unter dem "Jesus vor 2000 Jahren" verstehen.

sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 15:51
Die Wahrscheinlichkeit, dass man in der historischen Forschung mit Glaubensbekenntnissen näher an die historische Wahrheit kommt als mit wissenschaftlicher Methodik, ist eher gering und wohl eher einem ideologischen Wunschdenken geschuldet.
Sehe ich bei "inneren" Fragestellungen zur Historie anders, weil da die historische Methodik gar nicht mithalten WILL.

sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 15:51
Die closssche Fantaywelt ist Grundlage der Geisteswissenschaft?
Falls es diese Welt gibt, war sie hier noch nie Thema. - Du verrennst Dich in Deinen eigenen Wort-Fälschungen.

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sven23
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#153 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Fr 8. Mär 2019, 18:45

closs hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:05
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 15:51
Nee, ein Glaubensbekenntnis ist ein KO-Kriterium für historische Forschung. Selbst in der Philosophie ist das ein no go, wie Thäddäus richtig sagte.
Vollkommen falsch - sowohl in der HKE als auch in der Philosophie gibt es hermeneutische Vorannahmen (alias - Sven-Jargon: "Glaubensbekenntisse"). - Wenn Thaddäus das meinte, bezieht sie sich vermutlich auf Philosophien, die naturalistisch gepolt sind - aber genau das ist ebenfalls eine hermeneutische Vorannahme (alias - Sven-Jargon: "Glaubensbekenntis").
Du verwechselst Philosophie mit Theologie. Den Unterschied hatte dir Thaddäus doch klar gemacht.

closs hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:05
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 15:51
Natürlich ist er Profi, deshalb sagt er doch, dass der historische Jesus dem Glauben im Weg ist.
Er meint damit, WEIL er eben Profi ist, historisch-methodischer Jesus - und da hat er recht:
Nein, er meint den historischen Jesus, so wie er sich uns auf Grund der Quellen darstellt. Was posthum aus ihm gemacht wurde, ist eine ganz andere Geschichte.

closs hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:05
Der von der HKE ermittelte Jesus ist dem Jesus des Glaubens im Weg, weil beide etwas Unterschiedliches unter dem "Jesus vor 2000 Jahren" verstehen.
Nein, weil der historische Jesus sich deutlich von dem verklärten unterscheidet.

closs hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:05
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 15:51
Die Wahrscheinlichkeit, dass man in der historischen Forschung mit Glaubensbekenntnissen näher an die historische Wahrheit kommt als mit wissenschaftlicher Methodik, ist eher gering und wohl eher einem ideologischen Wunschdenken geschuldet.
Sehe ich bei "inneren" Fragestellungen zur Historie anders, weil da die historische Methodik gar nicht mithalten WILL.
Deshalb hält sich die Forschung an die Textquellen und nicht an Glaubensbekenntnisse.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#154 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Sa 9. Mär 2019, 00:47

sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Du verwechselst Philosophie mit Theologie. Den Unterschied hatte dir Thaddäus doch klar gemacht.
Bestimmt NICHT. - Es gibt überall hermeneutische Vorannahmen. - Theologien und Philosophien (es gibt VIELE und höchst unterschiedliche davon) unterscheiden sich eher über ihre Schwerpunkte - so wie sich Physik und Chemie unterscheiden.

sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Nein, er meint den historischen Jesus, so wie er sich uns auf Grund der Quellen darstellt.
Wie er sich BEI HISTORISCH-KRITISCHEM URTEIL über die Quellen darstellt.

sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Nein, weil der historische Jesus sich deutlich von dem verklärten unterscheidet.
1) Natürlich unterscheiden sich historisch-kritisches und theologisches Ergebnis
2) Warum "nein"?

sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Deshalb hält sich die Forschung an die Textquellen und nicht an Glaubensbekenntnisse.
1) Die historisch-kritische Forschung hält sich bei Untersuchung der Quellen an ihre hermeneutischen Vorannahmen/ihren Weg und nicht an die hermeneutischen Vorannahmen/den Weg theologischer Disziplinen - deshalb kommt zur Frage "Was hat jesus vor 2000 Jahren gemeint" Unterschiedliches raus.
2) Warum "deshalb"?

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Münek
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#155 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Sa 9. Mär 2019, 03:43

closs hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 00:47
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Du verwechselst Philosophie mit Theologie. Den Unterschied hatte dir Thaddäus doch klar gemacht.
Bestimmt NICHT.
Klar hat Dir Thaddäus den Unterschied klar gemacht. Kannste nachlesen. Irgendwann ging ihr Dein ausweichendes Gehabe auf die Nerven und sie verließ bedauerlicherweise das Forum.

closs hat geschrieben:Es gibt überall hermeneutische Vorannahmen.
Nein - aber aus Deiner weltanschaulichen Sicht magst Du es irrigerweise tatsächlich so sehen. Die Menschen auf diesem Planeten haben keine "hermeneutischen Vorannahmen".

Die leben ihr Leben.

closss hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Nein, er meint den historischen Jesus, so wie er sich uns auf Grund der Quellen darstellt.
Wie er sich BEI HISTORISCH-KRITISCHEM URTEIL über die Quellen darstellt.
So ist es. :thumbup:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Nein, weil der historische Jesus sich deutlich von dem verklärten unterscheidet.
Natürlich unterscheiden sich historisch-kritisches und theologisches Ergebnis.
Nein - der Unterschied besteht im historischen Menschen aus Nazareth und seiner nachträglichen Erhöhung zum Gottessohn. Der Mann aus Galiläa hat sich nie als "Sohn Gottes" , als präexistentes himmlisches Wesen bezeichnet.

Dieser tiefgläubige Menschenfreund hat lediglich die unmittelbar bevorstehende Gottesherrschaft auf Erden verkündigt, das endzeitliche Eingreifen Gottes in dieser Welt. Das hat er sich sehnlichst gewünscht, das hat er geglaubt.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Deshalb hält sich die Forschung an die Textquellen und nicht an Glaubensbekenntnisse.
Die historisch-kritische Forschung hält sich bei Untersuchung der Quellen an ihre hermeneutischen Vorannahmen/ihren Weg.
Als wissenschaftliche Diziplin wird sie sich hüten, sich auf irgendwelche Vorannahmen (Setzungen) zu stützen.

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sven23
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#156 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Sa 9. Mär 2019, 06:11

closs hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 00:47
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Du verwechselst Philosophie mit Theologie. Den Unterschied hatte dir Thaddäus doch klar gemacht.
Bestimmt NICHT. - Es gibt überall hermeneutische Vorannahmen. - Theologien und Philosophien (es gibt VIELE und höchst unterschiedliche davon) unterscheiden sich eher über ihre Schwerpunkte - so wie sich Physik und Chemie unterscheiden.
Nee, sie unterscheiden sich durch Glaubensbekenntnisse.

closs hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 00:47
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Nein, er meint den historischen Jesus, so wie er sich uns auf Grund der Quellen darstellt.
Wie er sich BEI HISTORISCH-KRITISCHEM URTEIL über die Quellen darstellt.
Richtig, also bei Anwendung einer wissenschaftlichen Methodik. Das unterscheidet die Forschung von Kanonikern, die ein Glaubensbekenntnis voranstellen. Damit ist steht das Ergebnis schon von vorne herein fest. Es ist, wie Thäddäus richtig sagt, ein klassischer Petitio Principii.

closs hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 00:47
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Nein, weil der historische Jesus sich deutlich von dem verklärten unterscheidet.
1) Natürlich unterscheiden sich historisch-kritisches und theologisches Ergebnis
Warum natürlich? Eigentlich sollte hier Deckungsgleichheit bestehen, schließlich ist das die Basis des Christentums. Im Grunde gesteht man ja ein, dass das Christentum mit historischem Geschehen nicht viel zu tun hat, sondern alles Legende ist.

Wie Lindemann sagt:

Es geht nicht darum, ob Jesus der Sohn Gottes war, sondern um das Bekenntnis, dass er der Sohn Gottes ist.


sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 18:45
Deshalb hält sich die Forschung an die Textquellen und nicht an Glaubensbekenntnisse.
1) Die historisch-kritische Forschung hält sich bei Untersuchung der Quellen an ihre hermeneutischen Vorannahmen/ihren Weg und nicht an die hermeneutischen Vorannahmen/den Weg theologischer Disziplinen [/quote]
Eben, im Gegensatz zu diesen benötigt sie keine Glaubensbekenntnisse, die sie dann zirkelreferent bestätigt findet.
Wer so etwas benötigt, hat mit historischer Forschung nichts am Hut.

Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.
Quelle: Wikipedia

Das ist die Basis der kanonischen Exegese.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#157 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Sa 9. Mär 2019, 09:41

sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Nee, sie unterscheiden sich durch Glaubensbekenntnisse.
Klar - sie haben unterschiedliche hermeneutische Grundlagen - sogar innerhalb von Philosophie und Theologie.

sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Richtig, also bei Anwendung einer wissenschaftlichen Methodik.
Das sind nicht dasselbe. - "HKE" weist auf hermeneutische Grundlagen hin, "Methodik" auf die Art der Wegbeschreitung.

sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Es ist, wie Thäddäus richtig sagt, ein klassischer Petitio Principii.
Das hat sie so gelernt - es ist aber falsch. - Vergiß nicht, dass Th. im Sinne des späten 20. Jh. denkformatiert ist.

sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Im Grunde gesteht man ja ein, dass das Christentum mit historischem Geschehen nicht viel zu tun hat, sondern alles Legende ist.
Das redest Du Dir ein, so wie ein Alkoholiker sich sein Beruhigungs-Fläschchen einflößt - im Klartext: Nein, das gesteht "man" nicht ein - "man" denkt ganz anders.

sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Eben, im Gegensatz zu diesen benötigt sie keine Glaubensbekenntnisse, die sie dann zirkelreferent bestätigt findet.
Dito - was Du sagst, hat Schlummer-Trunk-Charakter.

PeB
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#158 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Sa 9. Mär 2019, 09:42

Andreas hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 17:28
PeB hat geschrieben:
Fr 8. Mär 2019, 11:11
Andreas hat geschrieben:
Do 7. Mär 2019, 18:51
In diesen Antiken Schriften wird sofern sie es korrekt zitieren, Papias Meinung überliefert, mehr nicht.
Damit liegst du eben falsch. Papias äußert hier nicht seine Meinung, sondern er gibt wieder, was er "von den Presbytern" (den Aposteln) erfahren hat:
Papias hat geschrieben:Wenn aber irgendwo jemand, der den Presbytern [Aposteln] nachgefolgt war, kam, erkundigte ich [Papias] mich nach den Berichten der Presbyter: Was hat Andreas oder was hat Petrus gesagt, oder was Philippus oder was Thomas oder Jakobus oder was Johannes oder was Matthäus oder irgendein anderer der Jünger des Herrn; was Aristion und der Presbyter Johannes, (beide) des Herrn Jünger, sagen.
Der letzte Satz deutet hier sogar an ("was...sagen"), dass die letztgenannten noch lebende Zeitgenossen des Papias waren, so dass er sie direkt befragt hat.
Eben nicht. Lies halt mal genau was da steht. Er hat sie nach eigener Aussage eben nicht direkt befragt. Das kommt vermutlich von diesem hirnausschaltenden Christensprech, das du nur noch liest, was du erwartest und alles andere, was dem widerspricht einfach ausblendest.
Also gut, bleiben wir beim Papias, weil das so ziemlich das einzige Konkrete ist, worüber wir hier reden. Ansonsten halten wir offenbar ein Schaugeplänkel ab - das sollten wir lassen (selbstkritisch).
Ich korrigiere:
Der letzte Satz deutet hier sogar an ("was...sagen"), dass die letztgenannten noch lebende Zeitgenossen des Papias waren, so dass er sie direkt befragt haben könnte.
Ich gebe aber zu, dass es dafür keinen Beleg gibt.
Papias schreibt hier, dass er Nachfolger nach den Aussagen der Presbyter gefragt hat; im letzten Satz erklärt er, dass er (wen auch immer) danach gefragt hat, was Ariston und Johannes sagen (Präsenz). Er KÖNNTE sie also selbst befragt haben, statt nur ihr Umfeld. Und hätte er hier etwas Falsches gesagt, könnten Ariston und Johannes noch zu Lebzeiten widersprechen.
Aber gut, sei dahingestellt.

Ich halte fest:
Eusebius zitiert Papias; die Quelle Papias war ihm also zugänglich und konnte überprüft werden, was ihm eine Fälschung schwer gemacht haben sollte.
Nach Eusebius erklärt Papias, er habe Informationen aus zweiter Hand über die Apostel erhalten und er beschwört, dass er die Wahrheit darüber widergibt.
Das, was Papias widergibt, ist vor allem die Benennung der Autoren der Evangelien.

Bei allem Zweifel bezüglich Hörensagen und Überlieferung durch Eusebius: wo steht die Gegenaussage geschrieben, die Papias widerlegt, sofern du seinen Worten nicht vertrauen willst?

Sollte er also etwas Falsches oder falsch Verstandenes geäußert haben oder von Eusebius falsch zitiert worden sein, sollte irgendwo auch eine Gegendarstellung zu lesen sein. Nach meiner Kenntnis gibt es die nicht.

Nach meiner Kenntnis stehen sich hier einfach nur zwei Aussagen gegenüber:
1. Papias (über Umwege), der die Autoren benennt,
2. die moderne Wissenschaft (nicht pauschal, aber in Person einzelner Wissenschaftler), die das bestreitet.

Warum also 2. den Vorzug geben?

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#159 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Sa 9. Mär 2019, 09:45

Münek hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 03:43
Klar hat Dir Thaddäus den Unterschied klar gemacht.
Sie hat IHRE Auffassung dazu referiert - das ist doch was ganz anderes.

Münek hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 03:43
Die Menschen auf diesem Planeten haben keine "hermeneutischen Vorannahmen". Sie leben ihr Leben
Die Tiere auf diesem Planeten reden nicht über Biologie. Sie leben ihr Leben.

Münek hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 03:43
Dieser tiefgläubige Menschenfreund hat lediglich die unmittelbar bevorstehende Gottesherrschaft auf Erden verkündigt, das endzeitliche Eingreifen Gottes in dieser Welt. Das hat er sich sehnlichst gewünscht, das hat er geglaubt.
"Und hat sich getäuscht", hast Du vergessen. - Ja - das ist eine Version, zu der man bei entsprechenden Grundlagen kommen kann.

Münek hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 03:43
Als wissenschaftliche Diziplin wird sie sich hüten, sich auf irgendwelche Vorannahmen (Setzungen) zu stützen.
Verständnis-Fehler

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sven23
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#160 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Sa 9. Mär 2019, 10:41

closs hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 09:41
sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Nee, sie unterscheiden sich durch Glaubensbekenntnisse.
Klar - sie haben unterschiedliche hermeneutische Grundlagen - sogar innerhalb von Philosophie und Theologie.
Wäre mir neu, dass Philosophie Glaubensbekenntnisse fordert. :roll:

closs hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 09:41
sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Richtig, also bei Anwendung einer wissenschaftlichen Methodik.
Das sind nicht dasselbe. - "HKE" weist auf hermeneutische Grundlagen hin, "Methodik" auf die Art der Wegbeschreitung.
Die historisch-kritische Methode ist die Methodik. Hermeneutik wird benötigt, um die Verfasserintention und das historische Umfeld besser verstehen zu können. Verwende die Begriffe doch endlich mal korrekt, so wie es Theißen macht.

closs hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 09:41
sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Es ist, wie Thäddäus richtig sagt, ein klassischer Petitio Principii.
Das hat sie so gelernt - es ist aber falsch. - Vergiß nicht, dass Th. im Sinne des späten 20. Jh. denkformatiert ist.
Ach so, jetzt lehrt die Theologie ihren Studenten auch noch was falsches. :roll: Kannst du diese Behauptung auch belegen?

closs hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 09:41
sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Im Grunde gesteht man ja ein, dass das Christentum mit historischem Geschehen nicht viel zu tun hat, sondern alles Legende ist.
Das redest Du Dir ein, so wie ein Alkoholiker sich sein Beruhigungs-Fläschchen einflößt - im Klartext: Nein, das gesteht "man" nicht ein - "man" denkt ganz anders.
Die Glaubensideologen mit Sicherheit. :lol:
Aber Lindemann steht mit seiner Aussage gar nicht mal alleine da:

Es geht nicht darum, ob Jesus der Sohn Gottes war, sondern um das Bekenntnis, dass er der Sohn Gottes ist.

Im Grunde sagte schon Bultmann das gleiche, wohlwissend, dass aus dem historischen Jesus nicht mehr rauszuquetschen ist.
Der historische Jesus wurde im Laufe der Zeit völlig von Legenden überwuchert.

closs hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 09:41
sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Mär 2019, 06:11
Eben, im Gegensatz zu diesen benötigt sie keine Glaubensbekenntnisse, die sie dann zirkelreferent bestätigt findet.
Dito - was Du sagst, hat Schlummer-Trunk-Charakter.
Dann träum schon weiter von deinem Glaubens-Wonderland. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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