Novalis hat geschrieben:und "Werte" heißt auch: ich versuche zwischen dem Guten und Bösen zu unterscheiden. Wo ich das nicht mehr tue, hat das Böse bereits gewonnen - denn was ist das Böse, wenn nicht die Wertlosigkeit?
Das ist ein vielschichtiges Thema, Novalis.
Ich habe ein Beispiel gebracht, siehe ein wenig weiter oben im Thread, wo, wenn man die Einzeltat nimmt - Raub als Beispiel -, sie mit Recht als gesetzwidrig einstuft. Nehme ich den ganzen Menschen, in seinem ganzen Zusammenhang - und darum bemüht sich die Verbrechens
psychologie, dann wird die Tat in die Entwicklung eines Menschen eingeordnet, und sie KANN als negatives Ergebnis einer Selbstbefreiung gewertet werden:
Befreiung von dominanten Eltern, geldlos, Drogenszene, Geldraub wegen der Drogen.
Man muss da immer zwei Dinge abwägen: die Gesellschaft, die vor Raub geschützt werden muss - und der Einzelmensch, der nicht gebrochen werden darf, selbst wenn er Verbrecher geworden ist.
Mit anderen Worten: man versucht, den Verbrecher herauszuhelfen aus seinem Verbrechertum.
Die Tat ist also nach wie vor gesetzwidrig, aber was "böse" ist, weiß ich darum noch immer nicht.
Ich habe durchaus die Tendenz, Menschen, die knallharte Folterer sind, als "böse" zu bezeichnen, einfach, weil ich es sonst nicht in den Griff kriege.
Aber im Grunde meines Herzens weiß ich, dass jeder Mensch letztlich ein Heilsein anstrebt. Aber dass er, um dieses Heilsein zu erlangen, genau in das Gegenteil fallen kann, und zwar
wegen seiner Selbstbefreiung, so wie bei meinem Beispiel.
Da käme dann Deine "Heilsgeschichte" vielleicht mit rein, und "das Prinzip Hoffnung". Auch die schlimmste Tat, so möchte ich formulieren, ist vermutlich ein Schrei nach Heilsein.