Savonlinna hat geschrieben: Ich sehe keinen Grund, eine Weltanschauung - Atheismus - überhaupt begrifflich in eine Methode hineinzunehmen.
Streng genommen richtig. - Es ist wohl eher aus historischer Notwendigkeit entstanden, da man lange Naturwissenschaft/Naturbeobachtung theologisch verbrämt hat.
Heute besteht diese Gefahr nur noch bei christlichen Spezial-Gruppen - aber um so mehr bei säkularen Weltanschauungen: Man findet oft, dass die Methodik der Naturwissenschaft als Blaupause für Weltanschauung/Philosophie (miss-) verstanden wird.
Savonlinna hat geschrieben:Die Naturwissenschaft hat kein "Bild" von den Dingen. Sondern sie beschreibt nur Teile von den Dingen.
Ja - das ist wirklich eine Nuance. - Prinzipiell einverstanden.
Savonlinna hat geschrieben:Darum taugt Ontologie für mich nicht als Metawissenschaft, denn sie ist stark weltanschaulicher Natur.
Wörtlich übersetzt als "Lehre vom Sein" finde ich das nicht - begriffs-historisch vielleicht schon. - Was wäre eine Alternativ-Benennung für eine Metawissenschaft?
Savonlinna hat geschrieben:"Sein" ist so ein schwammiger Begriff letztendlich, sprachlich auch fragwürdig, dass sie im abendländischen Denken zu einer Unmenge von Scheinfragen geführt hat.
Du sprichst erneut ein schwer lösbares Problem an: Begriffs-Geschichte/Rezeptions-Geschichte.
Wörtlich ist "Sein" das, was unabhängig von Wahrnehmung der Fall ist - in dieser reinen Deutung dürfte es eigentlich keine Probleme geben. - "Ontologie" ist in exakt diesem Sinne die Lehre vom Sein - auch das wäre "meta-fähig". - "Dialektik" ist eigentlich eine Technik, die analog zu Differential-/Integral-Rechnung funzt - auch das wäre ein über-disziplinäres Instrument. - So weit so gut - hätten wir es nicht mit dem Faktum zu tun, dass diese (beispielhaft aufgeführten) drei Begriffe rezeptions-geschichtlich kontaminiert sind. - Und da muss man wirklich aufpassen, dass man nicht aus reiner Resignation in der sprachlosen Sprachphilosophie des 20. Jh. landet.
Savonlinna hat geschrieben:Abstrakte Begriffe sind nur Kürzel, die haben nur sprachliche Realität.
Das wäre der Einstieg in die Frage, ob die "absoluten Entitäten" im Sinne Platons und die "Realien" (= Geist) im mittelalterlichen Universalienstreit nur sprachliche oder auch ontologische Realität sind. - Natürlich sind ALLE Begriffe (auch Bilder) Chiffre und nicht Realität (siehe Magritte "Ceci n'est pas une pipe").
Aber hieße dies, dass "Geist" selber keine Realität im Sinne von "Er ist der Fall unabhängig von unserer Wahrnehmung" ist? - Beim menschlichen Geist mag das so sein, weil er abhängig vom "Cogito ergo sum" ist - aber das, was man "Heiligen Geist" nennt doch nicht - oder?