Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#1421 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mo 5. Dez 2016, 19:43

Pluto hat geschrieben:Für Manche schon, aber nicht für die Wissenschaft.
Doch - aber offensichtlich merkt es nicht jeder. - Anders gesagt: Ein Wissenschaftler, der seiner Methodik folgt, ist bereits damit ein guter Wissenschaftler. - Wenn er aber darüber hinaus die Grundlagen seiner Methodik überprüft, erkennt er die damit verbundenen Setzungen. - Dass ein Wissenschaftler INNERHALB seiner methodischen Arbeit nichts setzt, ist klar - da sind wir uns einig.

Pluto hat geschrieben:Wie oft denn noch? — Nein. Die HKM setzt gar nichts.
Natürlich tut sie es - wie mehrfach ausgeführt. - Aber genau hier ist die Mauer.

Pluto hat geschrieben:Genau das müsstest du erklären.
"Reine Sachaussagen" sind:
* Diese Quelle ist aus der Zeit 80 - 120 n.Chr.
* Dieses Wort bedeutet zur Zeit Jesu folgendes: ...
* Dieser Text entstand in Kleinasien im Umfeld arabischer Mythen.
* Der Schreiber des Textes x war Eplieptiker.
* etc.

Pluto hat geschrieben:Deine weltanschauliche Interpretation ist die (völlig unbegründete) Setzung, dass es Gott gibt.
Wenn Du willst, kann ich die Bibel auch so interpretieren, als gäbe es Gott NICHT. - Dann käme vermutlich das raus, was die säkulare HKM sagt.

Davon abgesehen: Ja - Theologie interpretiert und legt die Texte aus, als gäbe es Gott. - Das ist eigentlich der Sinn von "Theologie". - Dies ist deshalb wissenschaftlich, weil in diesem Fall die Setzung deutlich vorangestellt wird: "Wir arbeiten unter dieser Setzung". - Während die (säkulare) HKM sagt: "Wir arbeiten unter der Setzung (nenne es meinetwegen: mit der Grundlage), dass nur Falsifizierbares berücksichtigt wird. Da Gott nicht falsifizierbar ist, kann er nicht berücksichtigt werden. - Ergo interpretiert die (säkulare) HKM, als gäbe es Gott NICHT. - Also exakt die umgekehrte Setzung. - Da kommt man bei sauberen Denken nicht drum rum.

Pluto hat geschrieben:Am Besten setzt man in dieser Situation gar nichts, sonder lässt die Fakten sprechen.
Das nützt doch nichts - dann kommen unterschiedliche "Fakten" raus (die ja meistens keine Fakten sind, sondern Interpretationen).

Pluto hat geschrieben:Du meinst weil DU setzten musst, müssten andere es auch tun.
Dann muss man sich auf reine Sachaussagen beschränken: "Ich beobachte und beschreibe und Punkt."

Pluto hat geschrieben:Warum bestehst du dann darauf, dass man Gott als existent setzt?
Weil nur so die Bibeltexte übers Oberflächliche hinaus verstanden werden können.

Pluto hat geschrieben: Ich glaube die Antwort zu kennen. Weil man ohne eine solche Setzung nicht die Bibel so interpretieren kann, dass am Ende die Existenz Gottes heraus kommt.
Das interessiert doch keinen Theologen. - "Setzungen" kann man nicht beweisen. - Behauptungen ja, aber nicht Setzungen.

Pluto hat geschrieben:Sie präsentiert die Fakten wie sie sind.
Eindeutig NEIN. - Sobald HKM-Ergebnisse geistig interpretiert werden, MUSS eine weltanschauliche Grundlage dahinter stehen. - Was Kubitza und Metzinger machen ist nichts anderes als atheistische Interpretation - das hat nichts mit "Fakten" zu tun.

Pluto
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#1422 Re: Theodizee

Beitrag von Pluto » Mo 5. Dez 2016, 20:04

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Für Manche schon, aber nicht für die Wissenschaft.
Doch - aber offensichtlich merkt es nicht jeder. - Anders gesagt: Ein Wissenschaftler, der seiner Methodik folgt, ist bereits damit ein guter Wissenschaftler. - Wenn er aber darüber hinaus die Grundlagen seiner Methodik überprüft, erkennt er die damit verbundenen Setzungen.
Kannst du mal ein Beispiel für diese außergewöhnliche Behauptung geben?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie oft denn noch? — Nein. Die HKM setzt gar nichts.
Natürlich tut sie es - wie mehrfach ausgeführt.
Ausgeführt, vielleicht.
Mir ist aber nicht bekannt, dass du diese Aussagen auch belegen konntest.

closs hat geschrieben:Reine "Sachaussagen" sind:
* Diese Quelle ist aus der Zeit 80 - 120 n.Chr.
* Dieses Wort bedeutet zur Zeit Jesu folgendes: ...
* Dieser Text entstand in Kleinasien im Umfeld arabischer Mythen.
* Der Schreiber des Textes x war Eplieptiker.
* etc.
ich könnte hinzufügen, Jesus hat laut Markus 13,30-32 gesagt:
Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist. 31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Leider lässt du solche Aussagen nicht stehen, sondern behauptest das Gegenteil.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Deine weltanschauliche Interpretation ist die (völlig unbegründete) Setzung, dass es Gott gibt.
Wenn Du willst, kann ich die Bibel auch so interpretieren, als gäbe es Gott NICHT.
Das sollst du doch gar nicht.
Im Gegenteil, du solltest ergebnisoffen und OHNE Setzungen an die Arbeit gehen.

closs hat geschrieben:Davon abgesehen: Ja - Theologie interpretiert und legt die Texte aus, als gäbe es Gott. - Das ist eigentlich der Sinn von "Theologie".
Das ist völlig in Ordnung, nur sollte die Theologie nicht den Anspruch erheben, ergebnisoffen zu forschen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Am Besten setzt man in dieser Situation gar nichts, sonder lässt die Fakten sprechen.
Das nützt doch nichts - dann kommen unterschiedliche "Fakten" raus (die ja meistens keine Fakten sind, sondern Interpretationen).
Wo denn zum Beispiel?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warum bestehst du dann darauf, dass man Gott als existent setzt?
Weil nur so die Bibeltexte übers Oberflächliche hinaus verstanden werden können.
Ah! Endlich ist die Katze aus dem Sack!
Also ist in der Theologie Setzungen angebracht dass es Gott gibt, damit die Leute am Ende begreifen dass es ihn gibt.
Wenn das kein Zirkelschluss ist... :roll:

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Ich glaube die Antwort zu kennen. Weil man ohne eine solche Setzung nicht die Bibel so interpretieren kann, dass am Ende die Existenz Gottes heraus kommt.
Das interessiert doch keinen Theologen. - "Setzungen" kann man nicht beweisen. - Behauptungen ja, aber nicht Setzungen.
Ach... deshalb greift man zur Setzung?
Ist aber trotzdem ein Zirkelschluss!

closs hat geschrieben:Was Kubitza und Metzinger machen ist nichts anderes als atheistische Interpretation - das hat nichts mit "Fakten" zu tun.
Das behauptest du unentwegt, obwohl dafür kein Iota an Belegen dahinter steht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#1423 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mo 5. Dez 2016, 21:12

Pluto hat geschrieben:Kannst du mal ein Beispiel für diese außergewöhnliche Behauptung geben?
Der Natur-Wissenschaftler lernt sein Handwerk ("Wie gehe ich vor", etc) und macht dann gute Arbeit, indem er etwas untersucht - egal ob in Physik oder Biologie, etc. - Punkt.

Fragt er sich über seine Disziplin hinaus, worauf seine Disziplin beruht, wird er sich mit dem Kritischen Rationalismus, etc. beschäftigen - dann ist er im Grunde in die Wissenschafts-Theorie eingetreten. - Geht er noch einen Schritt weiter, fragt er philosophisch, was "Wissenschafts-Theorie" überhaupt ist und wird auf den Unterschied zwischen Methodik und Philosophie stoßen. - Stößt er darauf, wird er erkennen, dass "Methodik" und "Philosophie" zwei ganz unterschiedliche Größen sind. - Irgendwann wird er dabei auf den Unterschied zwischen "beobachten und beschreiben" und "weltanschaulich interpretieren" stoßen.

Etwa bei Ingenieurs-Wissenschaften sind solche weiterführenden Kenntnisse nicht nötig. Bei der Quanten-Physik sind sie mindestens hilfreich. - Bei Geisteswissenschaften, die kritisch-rational arbeiten, sind sie ein Muss.

Denn dort geht es in aller Regel um Fragestellungen, die - FALLS man über reine technische Sacharbeit hinausgeht - häufig mit Bewertungen verbunden sind. - Wo aber Bewertungen sind, sind i.d.R. auch Weltanschauungen. - Dort muss ein Wissenschaftler wissen, unter welchen Bedingungen er bewertet. - Und dann wird er feststellen, dass seine wissenschafts-theoretischen Grundlagen weltanschauliche Bewertungen enthalten - wie in unserem Beispiel der Kritische Rationalismus, der nur das berücksichtigt, was falsifizierbar ist - was eben im geistenwissenschaftlichen Umfeld oft nicht möglich ist.

Mein Verdacht ist, dass diese reflektierende Arbeit zur eigenen Arbeitsgrundlage nicht immer geleistet wird. - Zumindest wird hier im Forum dieser Eindruck nachhaltig erweckt.

Pluto hat geschrieben:Mir ist aber nicht bekannt, dass du diese Aussagen auch belegen konntest.
Doch - es ist logisch zwingend. - Da kommt keiner drum rum.

Pluto hat geschrieben:Leider lässt du solche Aussagen nicht stehen, sondern behauptest das Gegenteil.
Davon abgesehen, dass man jede Jesus-Rezeption kritisch hinterfragen muss ("Hat der Autor Jesus richtig verstanden?"), liegt hier ein noch viel einfacherer Fall vor: "Geschlecht" steht für "Volk" - also: "Das Volk Israel wird nicht vergehen, ...". - Genauso ist es auch im Jüdischen NT übersetzt - vielleicht woanders auch.

Man kann in diesem Fall also sogar unter historisch-kritischen Gesichtspunkten drauf kommen, dass es hier ganz unterschiedliche Interpretationen gibt: Der eine meint "Diese Generation wird nicht vergehen" (= ca. 30 Jahre), der andere meint "Dieses Volk wird nicht vergehen" (= von null bis 100.000 Jahren).

Pluto hat geschrieben:Im Gegenteil, du solltest ergebnisoffen und OHNE Setzungen an die Arbeit gehen.
Aber die (säkulare) HKM TUT es doch so - sie interpretiert, als gäbe es Gott NICHT.

Pluto hat geschrieben:Das ist völlig in Ordnung, nur sollte die Theologie nicht den Anspruch erheben, ergebnisoffen zu forschen.
Sie forscht ergebnisoffen innerhalb ihrer Setzung - genau wie die (säkulare) HKM, nur umgekehrt.

Pluto hat geschrieben:Wo denn zum Beispiel?
Sven hat ca. 5 Beispiele genannt, die er als Fakten verstanden hat, die aber Interpretationen sind - eines davon war die berühmte Naherwartungs-Sache.

Pluto hat geschrieben:Also ist in der Theologie Setzungen angebracht dass es Gott gibt, damit die Leute am Ende begreifen dass es ihn gibt.
Nein -sie begreifen es schon vorher, weil sie schon vorher glauben. Das Ding ist durch. -- Aber sie begreifen damit die Bibel anders - und eben tiefer.

Pluto hat geschrieben:Ist aber trotzdem ein Zirkelschluss!
Dann beruht auch die HKM auf einem Zirkelschluss. - Denn wie wollte man zum ERgebnis kommen, dass es Gott gibt, wenn man methodisch das, was nicht falsifizierbar ist, nicht beachten kann? - Geht nicht. Also beachtet man die Möglichkeit nicht, dass es Gott gibt, und interpretiert so, als gäbe es ihn NICHT. - Immer wieder dasselbe. - Mann, steckt das tief drin.

Pluto hat geschrieben:Das behauptest du unentwegt, obwohl dafür kein Iota an Belegen dahinter steht.
Wenn man die methodischen Grundlagen der HKM versteht, sieht das ganz anders aus.

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#1424 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 6. Dez 2016, 00:35

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Von welchen Vorgaben sprichst Du?
Wenn Du Quellenerkenntnissen abgleichst mit dem, was aus heutiger Sicht "real" sein kann, ist dies eine philosophische Vorgabe, wenn man "real" im Sinne des Naturalismus setzt.
Nein - es findet ein Abgleich zwischen Quellenangaben und historisch Geschehenem statt. Wenn beispielsweise die Frage untersucht wird, ob die überlieferten Kindheitsgeschichten erbauliche Legenden oder historische Ereignisse sind, dann spielt es keine Rolle, "was aus heutiger Sicht real sein kann".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es kann logischerweise nur etwas wegfallen, was vorhanden ist.
Ja - aber darüber kann doch eine Methodik nichts sagen, die nur kritisch-rational Belegbares berücksichtigt, keine Aussage machen.
Meine Feststellung ist methodenunabhängig und gilt allgemein. Jemand, der etwas sehr Ungewöhnliches behauptet, sich aber außerstande sieht, dies auch nur im Entferntesten belegen oder nachweisen zu können, steht nackt und mit leeren Händen da. Die Nachweis- bzw. die Belegpflicht und die Pflicht zur Glaubhaftmachung obliegt stets dem Behaupter.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - der AUSSCHLUSS müsste explizit-dogmatisch ausgesprochen werden.
Das ist doch Augenwischerei - wenn etwas methodisch rausgekegelt ist, ist es aus dem Wahrnehmungsfeld weg - unabhängig davon, ob es explizit-dogmatisch ausgesprochen wird.
Hier wird überhaupt nichts "rausgekegelt". Im Gegenteil. Die Existenzfrage wird ja bewusst offen gelassen. Nimm einfach mal zur Kenntnis, dass der methodologische Naturalismus überhaupt keine explizite Aussage über die Frage trifft, was in der Welt letztlich existiert und was nicht.

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#1425 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 6. Dez 2016, 02:36

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Leider lässt du solche Aussagen nicht stehen, sondern behauptest das Gegenteil.
Davon abgesehen, dass man jede Jesus-Rezeption kritisch hinterfragen muss ("Hat der Autor Jesus richtig verstanden?"), liegt hier ein noch viel einfacherer Fall vor: "Geschlecht" steht für "Volk" - also: "Das Volk Israel wird nicht vergehen, ...". - Genauso ist es auch im Jüdischen NT übersetzt - vielleicht woanders auch.

Man kann in diesem Fall also sogar unter historisch-kritischen Gesichtspunkten drauf kommen, dass es hier ganz unterschiedliche Interpretationen gibt: Der eine meint "Diese Generation wird nicht vergehen" (= ca. 30 Jahre), der andere meint "Dieses Volk wird nicht vergehen" (= von null bis 100.000 Jahren).
Unabhängig von den unterschiedlichen Übersetzungen des griechischen Wortes ins Deutsche: Mit "Volk" oder "Geschlecht" oder "Generation" kann Jesus nur eines gemeint haben: Die zu seiner Zeit lebenden Landsleute, seine jüdischen Zeitgenossen. Eine andere Interpretation ist unter BEACHTUNG des KONTEXTES ausgeschlossen.

Begründung:

Kurz vor seinem Tod schilderte Jesus einigen seiner Jünger vor den Toren Jerusalems am Ölberg die apokalyptischen irdischen und kosmologischen Katastrophen und Zeichen der Endzeit, die dem Kommen des richtenden Menschensohnes auf einer Wolke des Himmels und damit dem Kommen des Reiches Gottes vorausgehen werden. Er rief seine Jünger auf:

"Wenn all das beginnt, dann richtet EUCH auf und
erhebt EURE Häupter, denn EURE Erlösung ist nahe".

Zum weiteren Verständnis brachte Jesus einen Vergleich mit einem Feigenbaum und anderen Bäumen, an deren Blätteraustrieb seine Jünger erkennen können, dass der Sommer nahe ist. Dann fuhr er fort:

"Genauso sollt IHR erkennen, wenn IHR all dies geschehen seht, dass das Reich Gottes na-
he ist. Amen, ich sage euch: DIESE Generation wird nicht vergehen, bis alles eintrifft.
"


Fazit: Jesus versicherte einigen seiner Jünger, dass das endzeitliche Erscheinen des Menschensohnes und das Kommen des Gottesreiches noch zu ihren Lebzeiten, also innerhalb ihrer Generation (!), für alle sichtbar stattfinden werden wird. Diese Ankündigung war übrigens für seine Jünger nichts neues. Bereits früher hatte er ihnen versichert, dass einige von ihnen nicht sterben werden, bis sie das Kommen des Menschensohnes mit Macht und Herrlichkeit gesehen haben werden. Lieber Kurt, es ist ein "no go", Bibeltexte unter Missachtung ihres Kontextes zu interpretieren.

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#1426 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 6. Dez 2016, 03:06

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Also ist in der Theologie Setzungen angebracht dass es Gott gibt, damit die Leute am Ende begreifen dass es ihn gibt.
Nein -sie begreifen es schon vorher, weil sie schon vorher glauben.
Blödsinn - warum sollte ein Bibelleser schon VOR seiner ersten Bibellektüre "glauben". Befrage doch mal Konfirmanden oder ältere Schüler des Religionsunterrichtes, die zum ersten Mal einen Blick in die Bibel werfen, ob sie schon vorher gläubig waren.

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#1427 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 6. Dez 2016, 03:11

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Im Gegenteil, du solltest ergebnisoffen und OHNE Setzungen an die Arbeit gehen.
Aber die (säkulare) HKM TUT es doch so - sie interpretiert, als gäbe es Gott NICHT.
Was hat die Existenz Gottes mit Jesu Irrtum zu tun? Absolut NICHTS.

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#1428 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 6. Dez 2016, 08:41

Münek hat geschrieben:Nein - es findet ein Abgleich zwischen Quellenangaben und historisch Geschehenem statt.
Das ist der harmlose Fall, über den wir nicht streiten. - Wobei historischer Kenntnisstand immer nur ein Status Quo ist. - Trotzdem: Wenn die historischen Wissenschaften und vielleicht sogar die Archäologie zum ERgebnis kommen, dass die "Grabeskirche" nicht authentisch sein kann, weil sie aufgrund der Verwüstungen Jerusalems (und damit verbundener Aufschüttungen) seit Jesu Zeiten mindestens 15 Meter höher liegt als das damalige Stadtniveau, dann ist das korrekt und übrigens ein klassisches Ergebnis "guter" (also weltanschaulich unbelasteter) HKM.

Münek hat geschrieben:Die Nachweis- bzw. die Belegpflicht und die Pflicht zur Glaubhaftmachung obliegt stets dem Behaupter.
Aber doch nicht, wenn sich der Zuhörer dumm stellt oder einfach nicht besser kann. - Außerdem ist dieser Ansatz an sich schräg: Etwas "ist" unabhängig davon, ob jemand zu doof ist, es überzeugend weiterzugeben.

Es wird hier immer so getan, als sei Realität der Spielball eines Überzeugungs-Wettkampfs. Deshalb zur Erinnerung: Die Existenz Gottes ist komplett unabhängig davon, ob ich etwas richtig erkläre oder Du etwas richtig verstehst.

Münek hat geschrieben:Die Existenzfrage wird ja bewusst offen gelassen.
Bestenfalls formal. -De facto wird sie im Vorfeld ausgeschlossen und dann formal offen gelassen: "Colesterin ist verboten, aber Fleisch wird natürlich nicht ausgeschlossen". :lol:

Münek hat geschrieben:Fazit: Jesus versicherte einigen seiner Jünger, dass das endzeitliche Erscheinen des Menschensohnes und das Kommen des Gottesreiches noch zu ihren Lebzeiten
Nein - Deine Begründung basiert auf Bibelstellen, die auch den kirchlichen Theologien bekannt sind, die sie aber ganz anders auslegen. - Man KANN es so auslegen wie Du, aber mehr auch nicht. - Es ist eine Interpretation, die je nach weltanschaulichem Untergrund unterschiedlich ausfällt.

Münek hat geschrieben:Blödsinn - warum sollte ein Bibelleser schon VOR seiner ersten Bibellektüre "glauben".
Weil im Menschen dessen Ursprung angelegt ist - das ist doch der Grund, warum man in der Steinzeit an die Sonne oder an Wotan, in Indien an Buddha, in Arabien an Allah und in Mexiko an Quetzalcoatl glaubt/geglaubt hat. - Der Grundstock ist da, der dann je nach Kultur gestaltet wird.

Münek hat geschrieben:Was hat die Existenz Gottes mit Jesu Irrtum zu tun? Absolut NICHTS.
Doch - weil unterschiedliche Glaubens-Grundlagen zu unterschiedlichen Interpretationen führen.

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#1429 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 6. Dez 2016, 09:54

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - es findet ein Abgleich zwischen Quellenangaben und historisch Geschehenem statt.
Das ist der harmlose Fall, über den wir nicht streiten. - Wobei historischer Kenntnisstand immer nur ein Status Quo ist. - Trotzdem: Wenn die historischen Wissenschaften und vielleicht sogar die Archäologie zum ERgebnis kommen, dass die "Grabeskirche" nicht authentisch sein kann, weil sie aufgrund der Verwüstungen Jerusalems (und damit verbundener Aufschüttungen) seit Jesu Zeiten mindestens 15 Meter höher liegt als das damalige Stadtniveau, dann ist das korrekt und übrigens ein klassisches Ergebnis "guter" (also weltanschaulich unbelasteter) HKM.
Meines Wissens berichten die Schriften des "Neuen Testaments" nichts von einer "Grabeskirche". Also kein Fall für die HKM. ;)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Nachweis- bzw. die Belegpflicht und die Pflicht zur Glaubhaftmachung obliegt stets dem Behaupter.
Aber doch nicht, wenn sich der Zuhörer dumm stellt oder einfach nicht besser kann
.
:lol: :lol: :lol: Der Witz ist gut. Deinen Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

closs hat geschrieben:Außerdem ist dieser Ansatz an sich schräg: Etwas "ist" unabhängig davon, ob jemand zu doof ist, es überzeugend weiterzugeben.
Von was man nichts wissen kann, darüber sollte man schweigen. Unabhängig davon ist derjenige in der Nachweispflicht, der etwas Ungewöhnliches behauptet. Er muss glaubhaft machen und belegen, dass seine Behauptung "IST".

closs hat geschrieben:Es wird hier immer so getan, als sei Realität der Spielball eines Überzeugungs-Wettkampfs. Deshalb zur Erinnerung: Die Existenz Gottes ist komplett unabhängig davon, ob ich etwas richtig erkläre oder Du etwas richtig verstehst.
Dasselbe gilt für die Nichtexistenz Gottes. Noch so viele fromme Erklärungen und Glaubensgewissheiten vermögen es nicht, die Existenz eines Gottes in die Welt zu zaubern.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Existenzfrage wird ja bewusst offen gelassen.
Bestenfalls formal. -De facto wird sie im Vorfeld ausgeschlossen und dann formal offen gelassen.
Blödsinn. Da wird weder etwas rausgekegelt noch ausgeschlossen. Du hast Dich da verrannt.

Nochmals: Der methodologische Naturalismus macht keine definitiven Aussagen darüber, was existiert und was nicht existiert. Er schließt eben nicht aus, dass ein Gott existiert.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Fazit: Jesus versicherte einigen seiner Jünger, dass das endzeitliche Erscheinen des Menschensohnes und das Kommen des Gottesreiches noch zu ihren Lebzeiten
Nein - Deine Begründung basiert auf Bibelstellen, die auch den kirchlichen Theologien bekannt sind, die sie aber ganz anders auslegen.
Die eindeutigen Zusagen Jesu an seine Jünger können nicht in ihr Gegenteil verkehrt werden. Ich wüsste auch nicht, dass die Kirche dies tut. Das ist mal wieder eine Deiner unbelegten Behauptungen, mit denen Du schnell bei der Hand bist.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Blödsinn - warum sollte ein Bibelleser schon VOR seiner ersten Bibellektüre "glauben".
Weil im Menschen dessen Ursprung angelegt ist - das ist doch der Grund, warum man in der Steinzeit an die Sonne oder an Wotan, in Indien an Buddha, in Arabien an Allah und in Mexiko an Quetzalcoatl glaubt/geglaubt hat. - Der Grundstock ist da, der dann je nach Kultur gestaltet wird.
Ja - das waren noch Zeiten damals. :thumbup: Das hat aber nichts mit Deiner aus der Luft gegriffenen Behauptung zu tun, Menschen seien bereits gottesgläubig, bevor sie ihren ersten Blick in die Bibel werfen.

Münek hat geschrieben:Was hat die Existenz Gottes mit Jesu Irrtum zu tun? Absolut NICHTS.
Doch - weil unterschiedliche Glaubens-Grundlagen zu unterschiedlichen Interpretationen führen.
Die nüchterne Feststellung der Theologen, dass sich der historische Jesus in seiner Naherwartung geirrt hat, hat nichts mit irgendwelchen Glaubensansichten zu tun.

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#1430 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 6. Dez 2016, 10:34

Münek hat geschrieben:Meines Wissens berichten die Schriften des "Neuen Testaments" nichts von einer "Grabeskirche". Also kein Fall für die HKM.
HKM ist doch nicht nur für Evangelien erfunden worden.

Münek hat geschrieben:Von was man nichts wissen kann, darüber sollte man schweigen.
Das ist ein Wittgenstein-Satz mit klarer atheistischer Ausrichtung und kein allgemein gültiger Lehrsatz. - Nähme man diesen Satz ernst, dürfte man nie über eine Frau reden. :lol:

Münek hat geschrieben:Er muss glaubhaft machen und belegen, dass seine Behauptung "IST".
Dieser Ansatz ist schon richtig - aber "müssen" ist etwas übertrieben. - Denn ob etwas "glaubhaft" ist, liegt genauso von der Formatierung des Empfängers ab - und dass man Blinden nur schwer die Farge erklären kann, ist sicherlich eingängig.

Münek hat geschrieben: Noch so viele fromme Erklärungen und Glaubensgewissheiten vermögen es nicht, die Existenz eines Gottes in die Welt zu zaubern.
Korrekt - egal wie rum: Wir können durch unsere Wahrnehmung oder Einflussnahme nichts an dem ändern, was ist. - Wenn Gott "ist", kann man ihn nicht weg-wahrnehmen - wenn Gott "nicht-ist", kann man ihn nicht her-wahrnehmen.

Münek hat geschrieben: Er schließt eben nicht aus, dass ein Gott existiert.
Formal hast Du nach wie vor Recht. - De facto jedoch wird es ausgeschlossen - konkret: Gäbe es Gott, könnte der Naturalismus nicht feststellen, dass es ihn gibt.

Münek hat geschrieben:Ich wüsste auch nicht, dass die Kirche dies tut.
Dann nimm Deinen Wanderstab und klappere mal jedes Bistum und jedes Kloster ab und frage dort nach.

Münek hat geschrieben:Das hat aber nichts mit Deiner aus der Luft gegriffenen Behauptung zu tun, Menschen seien bereits gottesgläubig, bevor sie ihren ersten Blick in die Bibel werfen.
Sie haben das Potenzial dazu, das dann kultur-spezifisch ausgefüllt wird. - So wie der Mensch potenziell Durst hat und da Bier, dort Ziegenmilch und woanders Cola zu trinken bekommt.

Münek hat geschrieben:Die nüchterne Feststellung der Theologen, dass sich der historische Jesus in seiner Naherwartung geirrt hat, hat nichts mit irgendwelchen Glaubensansichten zu tun.
Doch - natürlich. - Es ist eine Interpretation aufgrund eines weltanschaulichen Glaubens, der halt unterschiedlich sein kann.

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