Bezüglich des von Dir vermutlich Gemeintem gebe ich Dir Recht.closs hat geschrieben:In der Funktion als Naturwissenschaftler muss er dem Gebot des methodischen Atheismus folgen - alles andere wäre (buchstäblich) un-diszipliniert. - Sobald er als "nach Feierabend" den Wissenschafts-Kittel auszieht, bildet er sich eine Meinung, die nicht dem Gebot des methodischen Atheismus unterliegt.
Aber mit dem Begriff "methodischer Atheismus" bin ich nicht einverstanden. Ich sehe keinen Grund, eine Weltanschauung - Atheismus - überhaupt begrifflich in eine Methode hineinzunehmen. Ich bin keine Sekunde Atheist - auch nicht methodisch -, wenn ich Brötchen backe - wozu ich selbstverständlich nicht Weltanschauler sein muss - oder wenn ich ein Fernrohr auf den Mond richte - wozu ich auch kein Weltanschauler sein muss.
Ich bin ganz einfach Bäcker oder Wissenschaftler. Es bedarf dazu keines Adjektivs, das einen Atheismus in der Methode betont. Methoden sind eben nie innerhalb der Wissenschaft weltanschaulich.
Auch hier möchte ich auf die semantische Nuance hinweisen, dass in meinen Ohren der Ausdruck "das naturwissenschaftliche Bild" schon zu sehr beeinflusst scheint von weltanschaulichen Diskussionen zwischen Christen und Atheisten bezüglich Bibel-Auslegung.closs hat geschrieben:Kommt er zum Ergebnis, dass das naturwissenschaftliche Bild gleichzusetzen sei mit seinem Weltdeutungs-Bild,
Die Naturwissenschaft hat kein "Bild" von den Dingen. Sondern sie beschreibt nur Teile von den Dingen. Wenn ich den Drucksatz eines Buches untersuche, habe ich damit - hoffentlich - nicht ein Bild von dem Buch, dass der Drucksatz sein Wesentliches ist. Ich muss mich da nicht einmal selber mit dem "methodischen Atheismus" überlisten, damit ich nicht aus Versehen mein Teilgebiet mit dem Ganzen verwechsele.
So formuliert wäre ich damit einverstanden.closs hat geschrieben:ist er Naturalist/Materialist/etc.. - Kommt er aus geistigen Weltdeutungs-Erkenntnissen zum Ergebnis, dass das naturwissenschaftliche Bild nur einen Ausschnitt des Seins/der Realität betrifft, ist er bspw. Christ. - Wärest Du damit einverstanden?
Ja, genau. Ontologie ist ein Bereich der Philosophie, und kein methodischer Bereich, sondern ein inhaltlicher. Darum taugt Ontologie für mich nicht als Metawissenschaft, denn sie ist stark weltanschaulicher Natur. "Sein" ist so ein schwammiger Begriff letztendlich, sprachlich auch fragwürdig, dass sie im abendländischen Denken zu einer Unmenge von Scheinfragen geführt hat.closs hat geschrieben:Bingo. - Ich würde es "Ontologie" nennen - die Lehre vom Sein an sich - ganz wertfrei: "Was kann Sein sein". - Jedenfalls wäre es eine philosophische Disziplin.Savonlinna hat geschrieben:Auf jeden Fall würde ich sie nicht "Naturwissenschaft" nennen...
Das finde ich perfekt.closs hat geschrieben:Sie untersucht, welche Aussage über "Realität" welcher Prämissen bedarf.Savonlinna hat geschrieben:Metawissenschaft ... Sie untersucht die Bedingungen alles dessen, was "erscheint" - vielleicht?

Und da wäre für mich das Absprungbrett auch für die Threadfrage: "Was genau ist denn Geist"`
Obwohl ich da immer - bei allen Fragen, was ein Begriff bedeutet - die sprachliche Untersuchung vorschalten würde:
Ist der Begriff ein abstractum oder konkret?
Bei einem Abstraktum wie "Hilfsbereitschaft" zum Beispiel kann ich nicht fragen, ob Hilfsbereitschaft aus Atomen besteht. Abstrakte Begriffe sind nur Kürzel, die haben nur sprachliche Realität.
"Geist" ist darum für mich auch kein Ding, wo ich fragen kann: Existiert er?
Ich muss erst gucken, wofür dieses Abstraktum steht. Wovon das Wort also abstrahiert.
Deinen Romantik-Exkurs habe ich, glaube ich, in seiner Aussage verstanden, teile so in etwa auch die Beschreibung der Folgen bis in die literaturhistorischen Lösungsversuche und Resignationen.