Gottes Gegenwart

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Wind
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#141 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von Wind » Fr 21. Mär 2014, 18:21

Salome23 hat geschrieben:Ich begnüge mich damit nicht

Das ist dein gutes Recht, dass dir auch niemand nimmt, oder? Jeder darf oder soll sogar für sich selbst entscheiden, was man annehmen kann oder nicht.

Salome23 hat geschrieben:Woran erkannte Hiob plötzlich, dass Gott alles vermag?

Kann ich auch nicht erklären. Ich kann es mir nur ungefähr vorstellen, weil ich auch Situationen kenne, wo Gott mir sozusagen "Inputs" gegeben hat, die mich überzeugten, obwohl meine Lage nicht so war, wie ich sie mir erwünscht hatte.

Ich würde es so ausdrücken: das passiert, wenn Gott das Herz berührt. Es hat ein wenig Ähnlichkeit mit dem Verlieben zwischen zwei Menschen. Man kann es nicht wirklich erklären. Es wird oft beschrieben, dass es "gefunkt" hat. Auf einmal ist es da. Und es überzeugt den, der den "Funken" abbekommen hat - obwohl das niemand anders nachvollziehen kann.

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Zeus
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#142 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von Zeus » Fr 21. Mär 2014, 19:00

Salome23 hat geschrieben: So mancher Christ würde sich mit dieser Aussage Hiobs begnügen und so wie du sagen: Hiob erkannte eben, dass Gott alles vermag...
Ich begnüge mich damit nicht :mrgreen:
Denn wenn ich an die Story denke, so stellt sich mir die Frage: Woran erkannte Hiob plötzlich, dass Gott alles vermag?
An den Reden Gottes in der Geschichte?
Was ist den an diesen Reden so grossartiges dran-dass so ein Sinneswandel Hiobs stattfand?
Gott hat ihn mMn nur mundtot geredet(zum kuschen gebracht)-mehr nicht ;)

Ich sehe das so: Hiob erkannte, dass Jahveh zu ALLEM fähig war, und er versuchte deshalb, seinen Peiniger zu beschwichtigen. Der arme Mann hatte Angst, dass ihm sonst noch mehr Zeichen der Liebe des Herrn zuteilwerden würden.


Gruß
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#143 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von Zeus » Fr 21. Mär 2014, 21:19

Simplicius hat geschrieben:PS: Ob Ihr mir bitte diese drei Stellen, wohin mich die Links führen sollen, hier mal reinkopieren könnt? Irgendwie komme ich mit der Technik nicht weiter. Ich weiß trotz Links nicht, was genau gemeint ist.

Hier das Wesentliche. Es ging darum, warum Gott so viel Leid zulässt:

1) Das Leiden der Kinder
Der Welthungertag am 16. Oktober erinnert jährlich daran, dass nahezu eine Milliarde Menschen von Hunger betroffen sind - darunter besonders viele Kinder. [...]8,8 Millionen Menschen - darunter hauptsächlich Kinder - sterben pro Jahr aufgrund von Hunger.Quelle

2) Unheilbare Krankheiten.

3) Die nicht durch menschliche Tätigkeiten verursachten Naturkatastrophen.
Insbesondere Erdbeben in weiten Teilen des Globus. Zum Beispiel starben beim großen Erdbeben von Lissabon 30000 bis 100000 Menschen.

4)Das Leiden unserer tierischen Mitbewohner.
Die Natur ist ein grausames Fressen und Gefressen-Werden.
So hat es der Liebe Gott eingerichtet. Was haben die denn Böses getan?


Gruß
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#144 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von Zeus » Fr 21. Mär 2014, 21:49

Zeus hatte geschrieben:
Angesichts schwerstleidender Menschen und Tiere darf man die "Behauptung Gott ist die Liebe"
als ebenso beleidigend finden wie das berüchtigte "Arbeit macht frei" über dem Eingang zu den Konzentrationslagern.

Nelly Noya [...]
closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Nelly Noya
Damit kann man billigen Beifall schinden. - Der Sache wird es nicht gerecht.
Meinst du?
Mir klingen beide Sprüche wie eine Verhöhnung leidender Lebewesen.
Du weißt doch sicher, dass viele Tiere in der freien Natur ihr Leben beenden, lebendig aufgefressen zu werden?
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#145 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von closs » Sa 22. Mär 2014, 08:20

Wind hat geschrieben:Insgesamt frage ich mich schon die ganze Zeit
Liebe Wind, wir leben in einer Zeit säkular-genormter Individualität. - Ich stelle mir auch schon die ganze Zeit eine ganze Menge Fragen und komme zum Ergebnis, dass es in den letzten Jahrzehnten einen extremen spirituellen Kulturbruch gegeben hat, dessen Folgen im Mainstram als Fortschritt verstanden werden. - Ein Tohubahohu.

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#146 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von closs » Sa 22. Mär 2014, 08:32

Salome23 hat geschrieben:Gott lässt also deiner Meinung nach diese beiden betagten Frauen diese "Erfahrung" machen-um das sie klug werden? :o Oder soll der Täter dadurch was lernen oder was?
Die Erfahrung des Menschen bezieht sich nicht nur auf das, was ihm selber geschieht, sondern auch auf das, was anderen geschieht. - Der Ansatz, Gott würde nur denjenigen Leid erleben lassen, die etwas ausgefressen hätten oder die eine besondere Lektion zu lernen hätten, ist deshalb falsch.

Die Erkenntnis ist die Erkenntnis der Unheilheit der Welt an sich.

Salome23 hat geschrieben:Gott hat ihn mMn nur mundtot geredet(zum kuschen gebracht)-mehr nicht
Hiob hat seine Kleinheit erkannt und gibt es auf, als Brötchen mit dem Bäcker zu rechten. - Gleichzeitig unterstreicht es die Größe von Hiob, dass er - im Gegensatz zu seinen Freunden - das Verhältnis zwischen Mensch und Gott ausgereizt hat. - Hiob ist danach näher an Gott als die Freunde.

Wind hat geschrieben: Es wird oft beschrieben, dass es "gefunkt" hat. Auf einmal ist es da.
Sehe ich bei Hiob etwas anders: Hiob sucht in der Tat leidenschaftlich die Nähe zu Gott - insofern ist das "Funken" jederzeit da gewesen. - Aber Hiob versucht es auf partnerschaftlichen Ebene. Und da wird ihm klar (gemacht), dass das der falsche Weg ist.

Die neutestamentarische Sehnsucht besteht darin, dass es den Partner "Jesus" noch nicht gibt.

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#147 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von closs » Sa 22. Mär 2014, 08:40

Zeus hat geschrieben:So hat es der Liebe Gott eingerichtet. Was haben die denn Böses getan?
Nichts. - Vollkommen irrelevante Frage.

Das Böse ist nicht Folge eines bösen Tuns, sondern Folge des sog. "Sündenfalls", seit dem die Welt dialektisch ist und somit von Kraft und Gegenkraft geführt wird. - Dieser Gedanke ist der säkulare Welt, die sich als aufgeklärt versteht, vollkommen fremd. - Insofern sind Deine Gedanken schlüssig im Sinne Deines Systems.

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#148 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von Pluto » Sa 22. Mär 2014, 10:42

closs hat geschrieben:Das Böse ist nicht Folge eines bösen Tuns, sondern Folge des sog. "Sündenfalls", seit dem die Welt dialektisch ist und somit von Kraft und Gegenkraft geführt wird. - Dieser Gedanke ist der säkulare Welt, die sich als aufgeklärt versteht, vollkommen fremd. - Insofern sind Deine Gedanken schlüssig im Sinne Deines Systems.
Und per Induktion, natürlich nicht im Sinne deines Systems. Nun müsste man nur noch feststellen, welches System der Wirklichkeit am Nächsten kommt.
Wie würdest du dabei vorgehen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#149 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von closs » Sa 22. Mär 2014, 14:26

Pluto hat geschrieben:Nun müsste man nur noch feststellen, welches System der Wirklichkeit am Nächsten kommt.
Da müsste man vermutlich "Wirklichkeit" definieren. - Wenn man damit "Wirklichkeit" im säkularen Sinn definiert, wird das säkulare Denk-System dazu das passendere sein. - Definiert man "Wirklichkeit" im geistigen Sinn, wird das geistige Denk-System das passendere sein. - Immer wieder: Es kommt auf die Setzung an.

Pluto hat geschrieben:Wie würdest du dabei vorgehen?
Gemäß meiner Setzung, welche - zur Vermeidung des Wortes "christlich" - platonischer Natur ist - heisst das der Spur nach (in Anlehnung an Mario Livio "Ist Gott ein Mathematiker?"): Der Platonismus setzt eine unveränderliche Realität, die autonom ist gegenüber der vergänglichen Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen - und mehr haben wir ja nicht (lassen wir hier außen vor, ob man geistiges Denken als sinnliche Wahrnehmung bezeichnen kann).

Der Mensch (als sinnlich Wahrnehmender des Daseins) kann also - wie jene Gefangenen in der Höhle des "Höhlengleichnisses" - prinzipiell nicht zwischen Realität und Schatten der Realität (also seiner Wahrnehmung der Realität) unterscheiden.

Umgekehrt (also aus der Perspektive der unvergänglichen Realität) heisst dies, dass jedes mathematische Konzept, und jede objektive Aussage oder die unendliche Zahl an Konzepten und objektiver Aussagen, absolute Enitäten und Universalien sind, die weder geschaffen noch zerstört werden können. - Man findet oder findet nicht.

In diesem Sinne steht - christlich gesehen - "Gott" für die unveränderliche Realität und Mensch für Daseins-Wahrnehmung eben dieser Realität.

Der "Sündenfall" steht in diesem Sinne für die Trennung von Realität und Wahrnehmung, die in Gott vollständig koinzidiert, aber eben nicht im "gefallenen" Menschen. - Deshalb die Diskrepanz.

Gott-Zuwendung ("gut") wäre in diesem Sinne Orientierung an der unveränderlichen Realität, selbst wenn man sie nicht oder nicht vollständig wahrnehmen kann. - Gott-Abwendung ("böse") wäre in diesem Sinne Orientierung am Maßstab der eigenen Wahrnehmung. In diesem Sinne ist die "Aufklärung" seit ca. dem 19. Jh. per Definition "böse".

Erst mal so weit. - Kommt der Gedanke rüber?

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#150 Re: Gottes Gegenwart

Beitrag von Zeus » Sa 22. Mär 2014, 17:38

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:So hat es der Liebe Gott eingerichtet. Was haben die denn Böses getan?
Nichts. - Vollkommen irrelevante Frage.

Das Böse ist nicht Folge eines bösen Tuns, sondern Folge des sog. "Sündenfalls", seit dem die Welt dialektisch ist und somit von Kraft und Gegenkraft geführt wird. - Dieser Gedanke ist der säkulare Welt, die sich als aufgeklärt versteht, vollkommen fremd. - Insofern sind Deine Gedanken schlüssig im Sinne Deines Systems.
Was für ein Sündenfall?
Anscheinend tust du kaltschnäuzig das Leiden der Tierwelt als eine Art Kollateralschaden des angeblichen "Sündenfalls" ab, oder?
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Übrigens hast du, werter Kurt, nur auf den letzten kurzen Satz meines Kommentars :Ursachen großen Leides geantwortet.
Warst du damit schon am Ende deiner Weisheit? ;)
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