Unterschieden werden in der HKM die Ostergeschichten und das Osterkerygma. Die Kerygma sind die verbindlichen öffentlichen Bekenntnisformeln, die feierlich in den ersten Gemeinden verkündet wurden (Lk 24:34; Apg 10:40; 1Tim 3:16; 1Kor 15:3-5). Paulus hat sie bereits vorgefunden und sie sind bereits Ende der 30er Jahre entstanden.closs hat geschrieben:Manche interpretieren das so - meine Frage war grundsätzlicher Natur: "Was müsste passieren, dass die HKM Jesu leibliche Auferstehung als unumstößlich anerkennen würde? - Dass es alle Texte so schreiben würden?
Die Ostergeschichten findet man am Ende der vier Evangelien. In ihnen wird auch von der Erscheinung des Herrn berichtet, aber nicht formelhaft, sondern ausladend. Beide stimmen nicht miteinander überein. In den Ostergeschichten erfahren wir aber vom leeren Grab.
Die Frage zu diesen Ostergeschichten lautet also: Findet sich darin ein historischer Kern? Jedenfalls hat der Osterglaube mit der Entdeckung des leeren Grabes begonnen.
Zunächst muss man feststellen, dass es sich bei den Ostergeschichten in den Evangelien nicht um eine historische Berichterstattung im heutigen Sinn handelt. Dabei überliefert uns Markus den ältesten Bericht, welche von den anderen Evangelisten aufgegriffen wurde. Zieht man von seinem Bericht seine bekannten Stilmittel ab, kommt man zum marcinischen Traditionsstück. Primär verkündet er nicht das Leersein des Grabes, sondern die Auferstehung und das Grab als Zeichen des Glaubens. So wird sein Bericht ein Zeugnis des Glaubens, formgeschichtlich also am ehesten zu einer Kultätiologie. Die jüdische Umwelt kannte die Verehrung der Gräber angesehener Männer und so wird auch die Jerusalemer Gemeinde das leere Grab des Herrn verehrt haben und sich zu einer kultischen Versammlung getroffen. Hier wurde das Evangelium von der Auferstehung verkündet und als Zeichen dafür auf das leere Grab hingewiesen.
Eine Historizität erlangt der Bericht, weil er sich nicht so lange in Jerusalem hätte halten können, wenn das Leersein des Grabes nicht als Tatsache für alle Beteiligten festgestanden hätte. Die spätere jüdische Polemik greift deshalb die christliche Auferstehungsbotschaft niemals an.
Prüft man wissenschaftlich korrekt in der HKM, was sich prüfen lässt, also allein den ältesten Osterbericht, dann muss man den Bericht vom leeren Grab historisch so stehen lassen. Weiter als bis zur Feststellung einer sehr alten Tradition, die man als sehr wahrscheinlich historisch bezeichnen muss, kommt man in der HKM selbstverständlich nicht. Aber bei anderen Traditionen kommt man auch nicht weiter.
Die Tatsache der Auferstehung kann von der HKM mit den Ostergeschichten nicht erörtert werden. Hier setzen nun die Osterkerygma, die Traditionen ein, die wohl in Galiläa bekannt waren. Markus war der erste, der die Jerusalemer Traditionen vom leeren Grab mit denen aus Galiläa von der Erscheinung des Herrn zu verknüpfen begann, bis Johannes sie vollends verband. Für die Urkirche spielten nicht die Grabesgeschichten, sondern die bekenntnishaften Zeugnisse von den Erscheinungen des Auferstandenen die Hauptrolle. Bei all den Unterschieden kommt die HKM zu folgender Kernbotschaft: Jesus ist nach dem Tod bestimmten Jüngern erschienen, er hat sich als lebendig erwiesen und er ist als von den Toten auferstanden verkündet worden. Um diese Mitte kreisen alle Traditionen. Dabei erkennt man, dass es sich bei der Auferstehung nicht allein um ein einmaliges und abgeschlossenes, feststellbares Faktum der Vergangenheit handelt, sondern um eine gegenwärtige, den Zeugen damals wie heute bestimmende Realität.
Da dies kein Auferstehungsthread ist, sie hier geendet. Die Betrachtungen der HKM über die galiläischen Traditionen lassen ebenso historische Kerne erkennen. Es gibt nämlich noch weitere gewichtige Indizien, welche die Historizität der Berichte auch und gerade im Licht der HKM wahrscheinlich machen. Würde es bei der Vielzahl an Indizien nicht um Glaube und Gott gehen, sondern um Napoleon oder Karl Marx, würde die HKM von einer Tatsache sprechen, aber unter ihrem atheistischen Einfluss darf sie es halt nicht.
Servus
