Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#1361 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Fr 2. Dez 2016, 18:52

sven23 hat geschrieben:Dass die leibliche Auferstehung stattgefunden hat, wird ja auch von manchenTheologen bezweifelt.
Stimmt - auch in der Theologie gibt es ein weites Feld - vor allem in der protestantischen. - Aber die Frage ist immer noch nicht beantwortet: Wie würde die HKM damit umgehen, wenn sich diese Auferstehung als historisch erweisen würde?

sven23 hat geschrieben:Auch Sicht eines nicht-Gläubigen ist die Theodizee ein Scheinproblem der Theologie. Denn wo kein Gott, da auch keine Anklage gegen ihn.
Stimmt - wenn man später einsteigt, erspart man sich manche Fragen.

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sven23
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#1362 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Fr 2. Dez 2016, 19:59

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dass die leibliche Auferstehung stattgefunden hat, wird ja auch von manchenTheologen bezweifelt.
Stimmt - auch in der Theologie gibt es ein weites Feld - vor allem in der protestantischen. - Aber die Frage ist immer noch nicht beantwortet: Wie würde die HKM damit umgehen, wenn sich diese Auferstehung als historisch erweisen würde?
Wenn es Wunder gäbe, müßte man sie auch anerkennen. Da dies aber heute nirgendwo beobachtet werden kann, ist es unwahrscheinlich, dass es früher anders war. Alle Religionen müssen für sich Singularität beanspruchen, um ihr Konstrukt rechtfertigen zu können. Sie haben alle eins gemeinsam: ihre Behauptungen liegen in einer nicht mehr überprüfbaren Vergangenheit.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Auch Sicht eines nicht-Gläubigen ist die Theodizee ein Scheinproblem der Theologie. Denn wo kein Gott, da auch keine Anklage gegen ihn.
Stimmt - wenn man später einsteigt, erspart man sich manche Fragen.
Das kann man so nicht sagen. Es gibt ja auch Gläubige, die bestreiten, dass es überhaupt ein Theodizee-Problem gibt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1363 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Fr 2. Dez 2016, 20:49

sven23 hat geschrieben:ihre Behauptungen liegen in einer nicht mehr überprüfbaren Vergangenheit.
Eigentlich nicht "in der Vergangenheit", sondern grundsätzlich. - Eben weil geistige Behauptungen nur geglaubt werden können, weil sie prinzipiell nicht naturalistisch nachgewiesen werden können. - Und zwar deshalb, weil das Objekt geistiger Behauptungen immer im Geist, also im Nicht-Naturalistischen liegt ("Geist" hier nicht im naturalistisch veränderten Sinn, sondern im spirituell-ursprünglichen Sinn).

sven23 hat geschrieben:Es gibt ja auch Gläubige, die bestreiten, dass es überhaupt ein Theodizee-Problem gibt.
Das geht dann, wenn man das Problem gelöst hat - da müsste man deren Lösung hören.

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#1364 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Fr 2. Dez 2016, 21:15

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dass die leibliche Auferstehung stattgefunden hat, wird ja auch von manchenTheologen bezweifelt.
Stimmt - auch in der Theologie gibt es ein weites Feld - vor allem in der protestantischen. - Aber die Frage ist immer noch nicht beantwortet: Wie würde die HKM damit umgehen, wenn sich diese Auferstehung als historisch erweisen würde?
Ich wiederhole mich: Würde sich die Auferstehung Jesu als unumstößliche Tatsache erweisen, würde die historisch-kritische Bibelwissenschaft dieses geschichtliche Ereignis selbstverständlich zur Kenntnis nehmen und bei ihren historischen Erforschun-
gen entsprechend berücksichtigen.


Die Dogmatik wäre dann außen vor.

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#1365 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Fr 2. Dez 2016, 21:53

Münek hat geschrieben:Würde sich die Auferstehung Jesu als unumstößliche Tatsache erweisen, würde die historisch-kritische Bibelwissenschaft dieses geschichtliche Ereignis selbstverständlich zur Kenntnis nehmen und bei ihren historischen Erforschungen entsprechend berücksichtigen.
Was müsste passieren, dass die HKM es als unumstößlich anerkennen würde? - Dass es alle Texte so schreiben würden?

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#1366 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Fr 2. Dez 2016, 23:41

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Würde sich die Auferstehung Jesu als unumstößliche Tatsache erweisen, würde die historisch-kritische Bibelwissenschaft dieses geschichtliche Ereignis selbstverständlich zur Kenntnis nehmen und bei ihren historischen Erforschungen entsprechend berücksichtigen.
Was müsste passieren, dass die HKM es als unumstößlich anerkennen würde? - Dass es alle Texte so schreiben würden?
Es müsste alles das vor unseren Augen passieren, was Jesus seinen Jüngern in seiner Endzeitrede kurz vor seinem Tod zugesichert hat.

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#1367 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Fr 2. Dez 2016, 23:57

Münek hat geschrieben:Es müsste alles das vor unseren Augen passieren, was Jesus seinen Jüngern in seiner Endzeitrede kurz vor seinem Tod zugesichert hat.
Wie könnte die leibliche Auferstehung Jesu vor unseren Augen passieren? - Gälte in diesem Fall die Quellen, die davon berichten, NICHT?

Die Frage lautet: Falls meinetwegen die älteste Quelle "Q" auftauchen würde, indem im Brustton der Überzeugung des Verfassers von Jesu leiblicher Auferstehung die Rede wäre: Würde dann Kubitza sagen: "Gut - dann ist er wirklich leiblich auferstanden" ---???---

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#1368 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 3. Dez 2016, 00:47

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es müsste alles das vor unseren Augen passieren, was Jesus seinen Jüngern in seiner Endzeitrede kurz vor seinem Tod zugesichert hat.
Wie könnte die leibliche Auferstehung Jesu vor unseren Augen passieren? - Gälte in diesem Fall die Quellen, die davon berichten, NICHT?
Jesus hatte in seiner Endzeitrede den Jüngern NICHT seine Auferstehung angekündigt, sondern das Kommen des richtenden Menschensohnes und des Reiches Gottes verbunden mit irdischen und kosmischen Katastrophen - und das noch zu Lebzeiten
einiger der Jünger.


closs hat geschrieben:Die Frage lautet: Falls meinetwegen die älteste Quelle "Q" auftauchen würde, indem im Brustton der Überzeugung des Verfassers von Jesu leiblicher Auferstehung die Rede wäre: Würde dann Kubitza sagen: "Gut - dann ist er wirklich leiblich auferstanden" ---???---
In der Quelle "Q" steht nichts von einer Auferstehung Jesu; sie enthält lediglich Worte und Aussprüche des historischen Jesus. Über die Auferstehung als solche wird in den kanonischen Evangelien nichts berichtet - nur vom leeren Grab und angeblichen Erscheinungen Je-
su, die von der Bibelforschung allerdings als Legenden abgetan werden.

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sven23
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#1369 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Sa 3. Dez 2016, 06:42

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:ihre Behauptungen liegen in einer nicht mehr überprüfbaren Vergangenheit.
Eigentlich nicht "in der Vergangenheit", sondern grundsätzlich. - Eben weil geistige Behauptungen nur geglaubt werden können, weil sie prinzipiell nicht naturalistisch nachgewiesen werden können. - Und zwar deshalb, weil das Objekt geistiger Behauptungen immer im Geist, also im Nicht-Naturalistischen liegt ("Geist" hier nicht im naturalistisch veränderten Sinn, sondern im spirituell-ursprünglichen Sinn).
Natürlich immer da, wo es nicht überprüfbar ist. :roll: Trotzdem soll ja alles "wirklich historisch Geschehenes" sein, laut Ratzinger und Co.
Im übrigen ist es keine geistige Behauptung, wenn jemand von den Toten auferstanden sein soll, denn er ist ja angeblich körperlich auferstanden.
Aber das ist und bleibt literarische Fiktion.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es gibt ja auch Gläubige, die bestreiten, dass es überhaupt ein Theodizee-Problem gibt.
Das geht dann, wenn man das Problem gelöst hat - da müsste man deren Lösung hören.
Aber nicht weil sie eine Lösung anbieten können, sondern aus mangelnder Empathie, Uneinsichtigkeit, Vogel-Strauss Haltung oder weil der "sündige" Mensch eh an allem selber schuld ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#1370 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Sa 3. Dez 2016, 09:13

Münek hat geschrieben:Jesus hatte in seiner Endzeitrede den Jüngern NICHT seine Auferstehung angekündigt
Manche interpretieren das so - meine Frage war grundsätzlicher Natur: "Was müsste passieren, dass die HKM Jesu leibliche Auferstehung als unumstößlich anerkennen würde? - Dass es alle Texte so schreiben würden?

Münek hat geschrieben:In der Quelle "Q" steht nichts von einer Auferstehung Jesu;
Davon abgesehen, dass diese Logienquelle ein hypothetischer Text ist (also nicht vorliegt), geht es mir auch hier um eine Frage grundsätzlicher Natur:
"Falls meinetwegen eine älteste Quelle "QQ" auftauchen würde, indem im Brustton der Überzeugung des Verfassers von Jesu leiblicher Auferstehung die Rede wäre: Würde dann Kubitza sagen: "Gut - dann ist er wirklich leiblich auferstanden" ---???---

sven23 hat geschrieben:Natürlich immer da, wo es nicht überprüfbar ist.
Das ist wirklich prinzipiell so - auch wenn von Jesu Auferstehung in den Quellen unisono berichtet werden würde - samt neutralem Text von Römern - , dass Jesus auferstanden wäre: Wie würde die HKM damit umgehen? - Wo es doch naturwissenschaftlich nicht vorgesehen ist?

sven23 hat geschrieben:Im übrigen ist es keine geistige Behauptung, wenn jemand von den Toten auferstanden sein soll, denn er ist ja angeblich körperlich auferstanden.
Lassen wir es so stehen und stellen uns vor, römische Soldaten würden darüber berichten ("Countdown, Start, Beschleunigung, etc"). - Historisch-kritisch akzeptabel - selbst wenn es WIRKLICH so gewesen wäre?

sven23 hat geschrieben:Aber nicht weil sie eine Lösung anbieten können, sondern aus mangelnder Empathie, Uneinsichtigkeit, Vogel-Strauss Haltung oder weil der "sündige" Mensch eh an allem selber schuld ist.
Ach so - ja: Da bin ich bei Dir. - Das kommt davon, wenn der Anthropozentrismus auch in der Theologie Einzug nimmt.

Denn hier passiert genau das, wofür "die Freunde Hiobs" stehen: "Was ich nach menschlichem Maß nicht verstehe, muss menschlich verständlich gemacht werden". - Alias: "Es gibt kein Theodizeeproblem, weil der Mensch selber dran schuld ist". - Da sind viele christliche Denominationen noch nicht weit genug in ihrer eigenen Erkenntnis-Geschichte.

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