Wie geht es Gott?

Rund um Bibel und Glaube
Novas
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#131 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Novas » Di 31. Jan 2017, 13:02

Andreas hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Theologisch besteht die Herausforderung, diese beiden Texte zusammen zu bringen.
Genau das halte ich für einen großen Irrtum, weil die Phrase "Die Bibel ist Gottes Wort" falsch verstanden wird. Das stimmt schon, aber ich verstehe es anders. Ich werde von Gott mittels der Bibel angesprochen. Das Wort stellt mich oft vor die Wahl, ist oft Frage und nicht Antwort. Auch für die Bibel gilt, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden in der Erkenntnis der Liebe. Ich werde von Gott vor die Frage gestellt: Was wählst du - 1. Kor. 3, 11-15 oder Off. 20, 10, 13-15 - für wen hältst du mich? Die Antwort fällt mir - mittlerweile (!) - leicht. Das war aber nicht immer so, denn Glaube entwickelt sich nach und nach. Ich habe erkannt, dass ich die Bibel nicht "im Gehorsam, dass alles wahr sei", lesen muss, sondern dass ich sie in Liebe lesen darf und dass mich diese Liebe auffordert, liebevoll zu unterscheiden, mich zu entscheiden - im Sinne der Liebe und nur so. Die Liebe hat oberste Priorität, ist der einzig wahre Maßstab. Die Bibel offenbart sich in mir beim Lesen, erwacht in mir zum lebendigen Wort. Die Autoren sind tot. Der Buchstabe ist tot. Die Bibel ist ein Buch, ein Print-Medium-des-Geistes. Der Geist lebt in mir auf, Jesus ersteht in mir auf als Christus

:thumbup: ich versuche dem GEIST treu und gehorsam zu sein. Er ist es auch, der die Spreu vom Weizen trennt. Im Inneren all der Menschen, welche die biblischen Texte verfasst haben und auch heute in uns.
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Andreas
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#132 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Andreas » Di 31. Jan 2017, 13:05

ThomasM hat geschrieben:Dieser Gedanke ist ganz und gar nicht extrem, wenn man bedenkt, wie hart man sich selbst oft verurteilt, wie sehr mein Gewissen mich verfolgt, selbst wenn mir Vergebung von außen schon zugesprochen wurde.
Als Baptist könnte dich meine Sichtweise der Taufe möglicherweise interessieren, denn genau in die Richtung, welche du hier ansprichst, geht meine Auslegung von Mk 1,4-13.

ThomasM
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#133 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von ThomasM » Di 31. Jan 2017, 13:05

Andreas hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Theologisch besteht die Herausforderung, diese beiden Texte zusammen zu bringen.
Genau das halte ich für einen großen Irrtum, weil die Phrase "Die Bibel ist Gottes Wort" falsch verstanden wird. Das stimmt schon, aber ich verstehe es anders.
Ich habe meine Aussage auch keineswegs als "Die Bibel ist Gottes Wort" gemeint, sondern als "theologisch".
Das ist ein weitaus größerer Ansatz, denn zur Definition seiner Theologie gehört auch, die Maßstäbe offen zu legen, die ich an den Text lege.

Deine Maßstäbe hast du dargelegt und ich habe auch keine Probleme, dir prinzipiell zuzustimmen. Ich denke in vielen Punkten ähnlich.
Allerdings sehe ich eines, was ich bei dir nicht explizit genug sehe:

Ich bin auch nur ein Mensch und ich brauche vor allem immer auch einen Abstand zu mir selbst. Das soll verhindern, dass ich zu stark in meine eigene Gedankenwelt abdrifte, dass ich alleine nur mich selber als Maßstab anlege.
Meine Methode ist, dass ich alle Texte der Bibel ernst nehme, auch und gerade die, die mir zutiefst widerstreben, so z.B. die Offenbarung oder so manchen AT Text. Ich sage mir "diese Texte mag ich nicht. Warum ist das so? Was stört mich daran? Kann ich diese Texte vielleicht anders verstehen und mit mir versöhnen?".

Der Ansatz hat mich in vielen Details sehr weit kommen lassen und ich habe Schätze entdeckt, die ich vorher nicht gesehen habe. Sie machen mich auch fähig, den Ausgrenzern, den Gesetzes-Liebhabern, den Gott-bringt-die-Feinde-um Denkern inhaltlichen Widerstand zu leisten.
Und zwar einen Widerstand, der weitergeht als einfach zu sagen "diesen Text ignoriere ich jetzt"
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Rembremerding
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#134 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Rembremerding » Di 31. Jan 2017, 13:16

Es gehört zur Nachfolge des Herrn auch seine Sohnes-Sendung des Gehorsams nachzuvollziehen. Jesus war gütig und demütig. Und er war gehorsam bis zum Tod.
Lässt man seinen sündhaften Stolz, ist dies keine Begrenzung meiner Person, sondern gerade das Leben in der Würde, die Gott mir gibt.
Gehorsam heißt hinhören, Demut Mut zu dienen und gütig sein, Gottes Liebe weiterzuschenken an den Nächsten. Das nimmt mir nichts, sondern gibt mir etwas, was ich in der Welt niemals erhalten kann, einen Wert, weil es in den Augen Gottes geschieht und nicht in meinen eigenen oder anderer Menschen.
Und tatsächlich gelangt man so zu der Freiheit eigentlich überall, in jeder Gemeinde zu Hause zu sein, wo der Herr angebetet wird. All das kämpfen geht vorüber und wird zur Gelassenheit, zur Geborgenheit im Herrn. Sein Wort wird in der Demut, dem Gehorsam und der Güte/Liebe als Ganzes eine Offenbarung, der Text kann ausnahmslos zu einer Entwicklung meiner führen und so kehrt auch hier Frieden und Gelassenheit ein.
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Novas
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#135 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Novas » Di 31. Jan 2017, 13:18

Novalis hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Theologisch besteht die Herausforderung, diese beiden Texte zusammen zu bringen.
Genau das halte ich für einen großen Irrtum, weil die Phrase "Die Bibel ist Gottes Wort" falsch verstanden wird. Das stimmt schon, aber ich verstehe es anders. Ich werde von Gott mittels der Bibel angesprochen. Das Wort stellt mich oft vor die Wahl, ist oft Frage und nicht Antwort. Auch für die Bibel gilt, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden in der Erkenntnis der Liebe. Ich werde von Gott vor die Frage gestellt: Was wählst du - 1. Kor. 3, 11-15 oder Off. 20, 10, 13-15 - für wen hältst du mich? Die Antwort fällt mir - mittlerweile (!) - leicht. Das war aber nicht immer so, denn Glaube entwickelt sich nach und nach. Ich habe erkannt, dass ich die Bibel nicht "im Gehorsam, dass alles wahr sei", lesen muss, sondern dass ich sie in Liebe lesen darf und dass mich diese Liebe auffordert, liebevoll zu unterscheiden, mich zu entscheiden - im Sinne der Liebe und nur so. Die Liebe hat oberste Priorität, ist der einzig wahre Maßstab. Die Bibel offenbart sich in mir beim Lesen, erwacht in mir zum lebendigen Wort. Die Autoren sind tot. Der Buchstabe ist tot. Die Bibel ist ein Buch, ein Print-Medium-des-Geistes. Der Geist lebt in mir auf, Jesus ersteht in mir auf als Christus

:thumbup: ich versuche dem GEIST treu und gehorsam zu sein. Er ist es auch, der die Spreu vom Weizen trennt. Im Inneren all der Menschen, welche die biblischen Texte verfasst haben und auch heute in uns.

Das Wort wirkt wie ein Kaleidoskop. Das ist ein "optisches, in seiner Form an ein Fernrohr erinnerndes Spielzeug, bei dem durch mehrfache Spiegelung von bunten Glassteinchen im Innern, die sich durch Drehen jeweils anders zusammenfügen, wechselnde geometrische Bilder und Muster erscheinen" (Duden).



:wave:
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#136 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Andreas » Di 31. Jan 2017, 13:19

ThomasM hat geschrieben:Ich habe meine Aussage auch keineswegs als "Die Bibel ist Gottes Wort" gemeint, sondern als "theologisch".
Das habe ich dir auch nicht unterstellen wollen. Ich verstehe die Bibel als von Theologen geschrieben und die waren immer schon so. Jeder entwickelt seine Theologie oder auch im Team in Gemeinden und Kirchen. Das ist normal und völlig in Ordnung. Wie könnte es anders sein?

ThomasM hat geschrieben:Ich bin auch nur ein Mensch und ich brauche vor allem immer auch einen Abstand zu mir selbst. Das soll verhindern, dass ich zu stark in meine eigene Gedankenwelt abdrifte, dass ich alleine nur mich selber als Maßstab anlege.Meine Methode ist, dass ich alle Texte der Bibel ernst nehme, auch und gerade die, die mir zutiefst widerstreben, so z.B. die Offenbarung oder so manchen AT Text. Ich sage mir "diese Texte mag ich nicht. Warum ist das so? Was stört mich daran? Kann ich diese Texte vielleicht anders verstehen und mit mir versöhnen?".
Da hast du meine volle Zustimmung. Deswegen schreibe ich hier ja - und ich lese auch aufmerksam, was Du und andere schreiben.
Ich bin viel unterwegs in den unterschiedlichsten Kirchen, aber nirgendwo komme ich zu Wort. Dass ich stundenlang zuhöre wird erwartet, aber mir ist noch keiner begegnet, der mich geduldig anhört. Hier schreibe ich das nieder, was mich im Herzen bewegt. Wer's lesen will, liest es, wer antworten will tut es und ich höre zu. Wenn die Kirchen kaum zu einem Dialog mit ihren Schäfchen fähig sind, ist das bedenklich und in meinen Augen ist das "selbstverliebt".

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#137 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Andreas » Di 31. Jan 2017, 13:25

Novalis hat geschrieben:Das Wort wirkt wie ein Kaleidoskop.
:thumbup:
Diesen Gedanken hatte ich erst kürzlich hier eingestellt.
Andreas hat geschrieben:Die Bibel lesen kommt mir vor, wie ein Blick in ein Kaleidoskop. Die Gottesbilder die ich darin wahrnehme, sind veränderlich, sie hängen auch von meinen Bewegungen, der Art wie ich dieses Kaleidoskop ins Licht halte ab. Ich sehe ein dynamisches Bild, zusammengesetzt aus dem Stückwerk alten Glases und jede bunte Scherbe ist eine Frage nach Gott. Nicht jede dieser bunten Farben ist leuchtend klar, aber der Kontrastreichtum der Bilder lebt auch von den dunklen Tönen. Diese mosaikartigen Bilder sind in meinen Augen wie Multiple-Choice-Antworten auf die Frage nach Gott.
Der Ausdruck "Gottes Wort" beschneidet diese wunderbare Dynamik. Er suggeriert eine Wahrheit, ein unveränderliches Gottesbild und dann versucht man alles unter einen Hut zu quetschen und damit die Menschen einzuengen, zusammenzupferchen wie die Fahrgäste mancherorts von Helfern in überfüllte U-Bahnen gepresst werden. Der zarte Hauch des Geistes wird so zu dicker Luft. Dafür kann aber das AT nichts - das liegt in der Verantwortung des Lesers.

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#138 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Novas » Di 31. Jan 2017, 13:37

Rembremerding hat geschrieben:Und tatsächlich gelangt man so zu der Freiheit eigentlich überall, in jeder Gemeinde zu Hause zu sein, wo der Herr angebetet wird

So ergeht es mir. Formal bin ich katholischer Christ, aber geistig begrenze ich mich nicht darauf. Über das Internet stehe ich mit Menschen von überall aus der Welt in Kontakt: Amerika, Russland, Indien, Afrika, überall in Europa.Vor einer Weile habe ich mir einer Türkin (Muslima) Freundschaft geschlossen. Das ist meine Art, wie ich Jesus nachfolge. Das heißt, meine Gemeinde ist global. :engel:
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ThomasM
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#139 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von ThomasM » Di 31. Jan 2017, 13:37

Andreas hat geschrieben: Ich bin viel unterwegs in den unterschiedlichsten Kirchen, aber nirgendwo komme ich zu Wort. Dass ich stundenlang zuhöre wird erwartet, aber mir ist noch keiner begegnet, der mich geduldig anhört.
Du darfst auch nicht erwarten, dass dir im Rahmen eines Gottesdienstes zugehört wird oder bei dem Kaffee danach.
Fragen und Gedanken, wie du sie hast, können nur in einem vertrauten Rahmen in einem Bibelgesprächskreis oder Hauskreis diskutiert werden. Eine offene Diskussion erfordert, dass man sich kennt und einander zuhört.
Sich kennen erfordert Zeit, sich vertrauen erfordert Zeit. Du wirst das Risiko eingehen müssen, dich zu investieren und an einem Ort längere Zeit zu bleiben und die Menschen näher kennen zu lernen, bevor du mit deinen Anliegen kommen kannst (und eventuell scheiterst)

Meiner Erfahrung nach wirst du in einer Freikirche auch eher Menschen finden, die dich anhören, als in einer Amtskirche. Sowohl bei der katholischen als auch bei der evangelischen Kirche hindert das Amtsverständnis häufig das offene Ohr für theologische Fragestellungen. Aber auch da gibt es Ausnahmen.

In einem Forum wie diesen hast du wiederum die Vertrautheit nicht. Es gibt zu viele, die deinen Gedanken sehr negativ gegenüberstehen, sowohl von der einen Seite, wie von der anderen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#140 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Halman » Di 31. Jan 2017, 14:09

Tyrion hat geschrieben:
Erich hat geschrieben:Nach dem Weltgericht erhalten eben die Gerechten das Ewige Leben und die Ungerechten die Ewige Strafe!

Eine ewige Strafe kann nie gerecht sein. Sie ist das Gegenteil davon.
Hölle lebenslänglich? Das verstehe ich die Bibel aber anders. Aber was weiß ich schon. :wave:
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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