closs hat geschrieben:
Denn egal, welches halbwegs anspruchsvolle Thema wir hier haben: Über kurz oder lang scheitert i.d.R. dessen Diskussion aufgrund unterschiedlicher Grundlagen - man kann also nur selten auf gleicher Ebene sprechen. Und meistens ist es bei theologischen Fragen der Gegensatz zwischen spiritueller und historisch-kritischer Deutung der Bibel.
Wenn man jeden Therad flutet, werden die Fische sich zwar darin wohl fühlen, aber, was fliegen bedeutet, werden sie dadurch auch nicht besser verstehen.
Indes ziehen die Vögel zu den guten Plätzen weiter.
Ganz so ist es nicht - ich habe jahrelang selber literatur-wissenschaftlich mit der HKM gearbeitet und weiss, was HKM vor 30 Jahren war. - Was HKM heute ist, wird ganz anders dargestellt.
Ach @closs, es war mir klar, dass jener, der sich am wenigsten angesprochen zu fühlen braucht, dies aus Demut und innewohnender Selbstreflexion am ehesten für sich in Anspruch nehmen möchte.
Die HKM wird hier oft aus rein ideologischer Sichtweise anders, nein, absichtlich oder unabsichtlich falsch dargestellt. Im Grunde ist es eine missbrauchte und eine zurückgebliebene HKM, die den Gegenstand, den sie untersuchen will, verneint. Meist wird sie nur mehr von Atheisten be- und getrieben.
Du bist schon noch auf einem guten HKM-Stand, was die wissenschaftliche Methodik anbelangt, denn die sollte sich ja nie ändern.
Seit Ratzinger und Kasper gibt es eine neue Hauptströmung der HKM, die nicht auf katholische Theologen beschränkt ist. Man hat erkannt, dass dort, wo die HKM und mit ihr die Theologie nur noch Interpretation von überlieferten Formeln und Begriffen ist, zu Scholastik im schlechten Sinn wird. Aus Lehrformeln werden Leerformeln.
Vereinfacht gilt nun wieder das Bekenntnis der kirchlichen Gemeinschaft als Ausgangspunkt der Christologie (denn um diese geht es ja im Grunde).
Sie hat dadurch einen zweiteiligen Aufbau: 1. Geschichte und Geschick Jesu Christi; 2. Das Geheimnis Jesu Christi.
Ratzinger formuliert dies als eine historisch-kritische Methode, die sich am Kreuz und der Auferstehung Jesu zu messen hat, von der sie ihre Berechtigung erlangt. Diese Berechtigung wiederum darf sich in das Licht der historisch-kritischen Betrachtung stellen.
Es gibt einen Übergang vom Jesus der Geschichte zum erhöhten Christus des Glaubens, der historisch-kritisch sowie kanonisch erkannt und gewürdigt werden muss.
In der Schrift, die von und für Glaubende überliefert, hat die Christologie ihre Mitte in Kreuz und Auferstehung (was im Grunde den Menschen- und Gottessohn definiert). Von dieser Mitte aus greift sie nach vorne aus nach der Parusie und nach rückwärts zur Präexistenz und zur Inkarnation.
Natürlich treffen wir hier auf ein grundsätzliches Problem des Denkens: Wie ist das Verhältnis von Sein und Zeit?
Nicht allein das Wesen Jesu ist also relevant, sondern auch das christliche Wirklichkeitsverständnis im allgemeinen.