Dogmen

Rund um Bibel und Glaube
closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#121 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Do 4. Aug 2016, 22:26

Pluto hat geschrieben:Welch konkreten Antworten hat denn die Theologie für die großen Fragen der Menschen?
Hier im Forum 2000 Jahre Geistesgeschichte zusammenzufassen, ist eher schwierig. - Ganz grob:

Die Theologie begründet, warum der Mensch aus Geist kommt und in ihn nach dem Dasein zurückgeht.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#122 Re: Dogmen

Beitrag von Pluto » Do 4. Aug 2016, 22:31

closs hat geschrieben:Die Theologie begründet, warum der Mensch aus Geist kommt und in ihn nach dem Dasein zurückgeht.
Und wie begründet sie das?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#123 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Do 4. Aug 2016, 22:53

Pluto hat geschrieben:Und wie begründet sie das?
Zunächst mit dem Umstand, dass der Mensch mehrheitlich daran glaubt, weil er es in sich spürt. - Ansonsten wäre dies eine lange Geschichte.

Denn erstens sind auch Religionen/Theologie auf unterschiedlichen heilsgeschichtlichen = Erkenntnis-Ebenen (also auf unterschiedlichen Etappen zur Wahrheit hin), zweitens ist eine allgemein-philosophische Zusammenfassung davon wirklich schwer verständlich, wenn man nicht drin ist (ich habe es hier im Forum mehrfach ziemlich erfolglos versucht - der eine versteht es auf Anhieb, die meisten können nichts damit anfangen). - Drittens ist Sprache und Denken so angelegt, dass man immer auch das Gegenteil behaupten kann - also läuft es letztlich doch wieder auf die Grundlage hinaus, dass man spürt, ob etwas funktioniert oder nicht.

Es ist kein Zufall, dass die meisten meiner tief-christlichen/spirituellen Bekannte KEINE Akademiker sind. Meine intellektuellen Begründungen werden von ihnen sofort verstanden, WENN ich sie in ihre Sprache übersetze - aber sie verstehen es nur deshalb, weil sie innerlich spüren, wann ich auf dem Holzweg sind und wann nicht. - Intellektuelle UND gleichzeitig spirituelle Menschen gibt es recht selten - leider auch unter Theologen. Das ist doch die Crux.

Wenn ein Außenstehender das Christentum kennenlernen will, sollte er nicht in die Theologie gehen, sondern zu Menschen, die spirituell leben. Das sind NICHT irgendwelche verklärten Heinis, sondern ganz normale Menschen, denen man es nicht ansieht - aber sie haben "es". - Das heisst auch: Niemand sollte Theologie studieren, der "es" nicht hat - denn lernen tut man es dort NICHT. Es ist kein Zufall, dass viele Menschen von ihrem (oberflächlichen) Glauben wegkommen, wenn sie Theologie studieren - ihre Oberflächlichkeit wird dort aufgedeckt (und das ist gut so). - Wer "es" hat, merkt sofort, wenn etwas in der Theologie nicht stimmt - SO ist das Gefälle. - Großes Thema.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#124 Re: Dogmen

Beitrag von Pluto » Fr 5. Aug 2016, 00:05

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Und wie begründet sie das?
Zunächst mit dem Umstand, dass der Mensch mehrheitlich daran glaubt, weil er es in sich spürt.
Denn erstens sind auch Religionen/Theologie auf unterschiedlichen heilsgeschichtlichen = Erkenntnis-Ebenen
Das sagst du immer wieder. Das weiß ich.

Aber was ist die theologische Antwort auf die großen Fragen der Menschheit? Und wie werden diese nun konkret begründet?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#125 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Fr 5. Aug 2016, 01:01

Pluto hat geschrieben:Aber was ist die theologische Antwort auf die großen Fragen der Menschheit?
Ich weiss nicht, wie ich das so sagen soll, dass es säkular verständlich ist. - Machen wir es ganz kurz via Genesis:

Der Mensch hat einen Ursprung und entfernt sich durch sein aufkeimendes Ich-Bewusstsein vom Ursprung. Seitdem ("Sündenfall") ist der Mensch nicht mehr mit diesem Ursprung ("Gott"/"Paradies") eins. Ziel ist es, über ich-bewusstes Erkennen zurück zu diesem Ursprung zu finden ("Heilsgeschichte"). Allein geht dies nicht ohne Hilfe, da der Mensch sich nicht selbst in diese Einheit hinauf aufheben kann ("Münchhausen") - die Hilfe dazu nennt man "Erlösung". - Diese Erlösung erfolgt durch bewusste Selbst-Aufgabe ("Dein Wille geschehe") und durch Leid (= Indikator für die ontologische Differenz zwischen Ursprungs-/Gott-/Seins-Realität) und dessen Überwindung (= Kreuz). - Andere Theologie anderer Kulturen drücken Ähnliches anders aus.

Das versteht natürlich k(aum)eine Sau - und man müsste diese kurzen Sätze mit Tausenden von Seiten kommentieren. Deshalb ist Theologie eigentlich nur etwas für Theologen, von denen heute allerdings sehr viele offenbar extrem un-spirituell sind, was in etwa so ist, als wollte man ohne Hände Klavier spielen.

Deshalb läuft es immer auf ganz Einfaches raus:
Der Mensch merkt, dass er materiell endlich ist, hat aber so viel spirituelles Potential, dass er es überhaupt merken kann. Auch spürt er, dass "da was ist" (zumindest irgendwann). - Der Mensch muss nicht mehr tun, als dieses Spüren zu beobachten und ihm zu folgen, sobald die Zeit dazu da ist.

Dies ist die Mindest-Voraussetzung dafür, um sich überhaupt mit Theologie zu beschäftigen. - Und wenn man dann drin ist, kann man irgendwann zu Sätzen, wie oben geschrieben, kommen, die man aus der organischen Entwicklung von Instinkt, Fühlen, Denken und Studieren versteht, aber auf Anhieb überhaupt nicht verstehen kann.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#126 Re: Dogmen

Beitrag von sven23 » Fr 5. Aug 2016, 07:02

closs hat geschrieben: Der Mensch hat einen Ursprung und entfernt sich durch sein aufkeimendes Ich-Bewusstsein vom Ursprung. Seitdem ("Sündenfall") ist der Mensch nicht mehr mit diesem Ursprung ("Gott"/"Paradies") eins. Ziel ist es, über ich-bewusstes Erkennen zurück zu diesem Ursprung zu finden ("Heilsgeschichte"). Allein geht dies nicht ohne Hilfe, da der Mensch sich nicht selbst in diese Einheit hinauf aufheben kann ("Münchhausen") - die Hilfe dazu nennt man "Erlösung". - Diese Erlösung erfolgt durch bewusste Selbst-Aufgabe ("Dein Wille geschehe") und durch Leid (= Indikator für die ontologische Differenz zwischen Ursprungs-/Gott-/Seins-Realität) und dessen Überwindung (= Kreuz).

Das versteht natürlich k(aum)eine Sau -
Das hätte nicht mal der arbeitslose galiäische Bauhandwerker verstanden, geschweige denn seine Fischerkollegen oder das gesellschaftliche Prekariat, das seine Zielgruppe war. :lol:
Problematisch am Christentum war schon immer die Aufblähung des Sündenbegriffs, den es so in keiner anderen Religion gibt. Aber die per Geburt verordnete Schuld wird benötigt, um den Menschen an den Klerus zu binden. Dieser bietet für das Problem die entsprechenden Lösungen an. (Taufe, Beichte, Absolution...).
Die Idee der Erlösung der ganzen Menschheit, indem Gott seinen unehelichen Sohn durch die Menschen töten läßt, ist vor allem Paulus (bzw. dem Schreiber) zu verdanken, der die Niederlage der Kreuzigung posthum in einen Sieg umdeuten wollte.
Diejenigen, die immer von dem Paradigmenwechsel des NT sprechen, vergessen dabei, dass gerade dieser Opferritus und das Sündenbockmotiv immer noch AT-Denken allerersten Ranges ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#127 Re: Dogmen

Beitrag von 2Lena » Fr 5. Aug 2016, 09:08

Sven23 hat geschrieben:Problematisch am Christentum war schon immer die Aufblähung des Sündenbegriffs, den es so in keiner anderen Religion gibt. Aber die per Geburt verordnete Schuld wird benötigt, um den Menschen an den Klerus zu binden.
Lieber Sven23, auch dich könnte ich von zwei Seiten aus "zusammenpacken" ...
Die eine lautet: ein heilloser Stänkerer, der alles in den Dreck zieht, der sich in absurder Literatur wälzt und dabei noch klug dünkt, wenn er dann falsch zusammenreimt. Oder - ein ehrlich suchender Mensch, der sich beim Eintauchen in eine Forschungsarbeit von keinerlei Schmutzbrühe abschrecken lässt, der jede Rechnung versucht durchzugehen - um letztendlich doch den klaren Durchblick zu erhalten!
Ich weiß nur nicht, ob ich dich bei Fall eins oder Fall zwei einsordnen sollte?
Solange du in der Kloake rumtauchst, ist da nichts als Gestank da ...

Die positive Seite der "Sündenerzählung" ist das Ausrichten einer Balance.
Die negative Seite, das Wenden im Sch.... aus Not um rauszukommen, oder ohne Ahnung wo's nach oben geht.

Ohne Minus und Plus geht keine Mathematik. Sie braucht eine Positionierung.
Gerechnet soll postiv werden, aber manche probieren es auch mit Minus.
Ohne die Erfahrung von "Sünde" kann nicht bewusst werden, was "Positiv" heißt.
Ein Fehler war das Gedonnere. Die Schuldzuweisung global, aller Frauen, weil Eva dem Adam angeblich einen Apfel gab. Das ist ein deutlicher "Unsinn", dem nichts als Unglauben gefolgt ist, eine Übertreibung, die in der Luft hing. Mit irgendwelchen theologischen Spitzfindigekeiten kam es um 400 zum Taufwahn, der bis in 19. Jahrhundert hinein so manche Seelennöte heraufbeschworen hatte.

Tatsache ist jedoch, dass es einen gewaltigen Bruch gab, nachdem "Adam", der erste vollbegabte Mensch, die Regeln Gottes mehrfach brach. Die Entwicklung seines Samens zog dann einige Probleme mit sich - bis heute.

Da waren, wenn du die ägyptische Literatur aus der historischen Zeit liest, sehr große Probleme zu bewältigen. Beinah wäre es mit dem ersten Tempel gelungen, viele der Krankheiten zu heilen. Aber dann kamen Einfälle, Murren und ... naja ein bisschen was an historischer Überlieferung haben wir doch ...

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#128 Re: Dogmen

Beitrag von 2Lena » Fr 5. Aug 2016, 09:10

closs hat geschrieben: Intellektuelle UND gleichzeitig spirituelle Menschen gibt es recht selten
Hat diese treffende Aussage etwas mit den neuesten "Pisa-Studien" zu tun?
Mittlerweile wurde entdeckt, dass ein "Abfüllen" der Kinder mit Lernstoff ihre Entwicklung hemmt, während Herzensbildung diese "aufschließen" kann.

Pluto hat geschrieben: Aber was ist die theologische Antwort auf die großen Fragen der Menschheit? Und wie werden diese nun konkret begründet?
Dass bei dem Lehrstoff an den Universitäten nicht viel mehr herauskam, als "jedermann" mittlerweile durch viele Veröffentlichung und Meinungsäußerungen kennt, brauche ich kaum zu schreiben. Früher ging man den Ruf einzelner "Meister" nach, kam dabei mitunter durch die weite Welt. Heute ist das einfacher. Das Internet gibt viele Auskünfte. Es stehen Bibliotheken zur Verfügung. Gleichzeitig sind viele unterschiedliche Meinungen vorhanden. Es scheint, als müsse man "alles" wissen. Jedoch ist das Gelobte nicht immer die Spitze und manches im Dreck gezogene kommt vielleicht der Wahrheit näher?

Darunter verstehe ich die lange Zeit angefeindeten neuzeitlichen Propheten. Dieser Zugang kann "erfunden" sein, wie manche Kritiker meinten, das sei mit Phantasie entstanden. Oder das ist wirklich wah. Vielleicht wird etwas eingetrübt durch persönliche Vorstellungen, durch eine etwas hilflose Ausdrucksweise wird die Größe oft nicht erfühlt. Es hat wohl mit dem zu tun, was closs sagt: Spirituelles.
Das kann man nicht lernen. Entweder hat man es oder auch nicht.
Begabungen sind nicht durch einen "Nürnberger Trichter" erlernbar.

Jakob Lorber war einer der Seher, die Auskünfte über Jesus Wanderjahre "auf geistigem Weg" darlegten. Er beschreibt, dass manche Seelen durch Gott von Anbeginn geschaffen wurden, andere aber durch die Erde von Stufe zu Stufe in unendlichen Zeiten zu großen Geschöpfen wurden. Etwa in der Art: Der Wurm frisst die Kleinstlebewesen. Ihr "Geist" formt den Wurm, der vom Vogel gefressen in einen anderen Kreislauf zu wirken beginnt und wieder frei werdend neue Formen annimmt, etc. Auf diesem Weg lernt der Mensch "unbewusst" - hat dann auch wenn er falsche Nahrung nimmt, viele Schwierigkeiten (auch mit seiner Seele). Oder, er "schneidet sich ins eigene Fleisch", in Unkenntnis oder in Bosheit bei "unseeligstem" Lebenswandel aller Arten.

Der andere Weg ist, dass Seelen aus den Himmeln, anderen Planeten und Sternen auf die Erde kommen, um zur Gotteskindschaft zu gelangen. Sie gehen sehr oft einen sehr leidvollen Weg, den sie wegen der Erfahrung nicht ausweichen, um "Schöpfer" zu werden, quasi den Eckstein zu setzen, durch diese Erfahrung in Ewigkeit Gutes zu zeigen. Aber das ist nur eine, der unzähligen oft kaum zu verstehenden Arten, die das Leben mit sich bringt. Jesus ging so einen Weg und er machte die Aussagen und zeigte die "Wandlung", die später zu einem wichtigen (aber nicht mehr richtig verstandenen) Ritus in der katholischen Kirche geworden ist.

Wie closs schon sagte, werden die "theologischen Fragen" von manchen Menschen "innerlich" verstanden, und oft klingt dabei unbewusstes "Wissen" an.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#129 Re: Dogmen

Beitrag von Pluto » Fr 5. Aug 2016, 09:27

2Lena hat geschrieben:Mittlerweile wurde entdeckt, dass ein "Abfüllen" der Kinder mit Lernstoff ihre Entwicklung hemmt, während Herzensbildung diese "aufschließen" kann.
Wirklich? :shock:
Von wem stammt diese Erkenntnis?

2Lena hat geschrieben:Früher ging man den Ruf einzelner "Meister" nach, kam dabei mitunter durch die weite Welt. Heute ist das einfacher. Das Internet gibt viele Auskünfte. Es stehen Bibliotheken zur Verfügung. Gleichzeitig sind viele unterschiedliche Meinungen vorhanden. Es scheint, als müsse man "alles" wissen.
Naja... Wenn jemand behauptet die Antworten auf die großen Fragen der Menschheit zu kennen (wie es die Theologie seit mehr als 2 Jahrtausenden tut), dann sollte er/sie diese konkret nennen und auch begründen können.

2Lena hat geschrieben:Jakob Lorber war einer der Seher, die Auskünfte über Jesus Wanderjahre "auf geistigem Weg" darlegten.
Jakob Lorber war ein Spiritist und Träumer.

2Lena hat geschrieben:Er beschreibt, dass manche Seelen durch Gott von Anbeginn geschaffen wurden, andere aber durch die Erde von Stufe zu Stufe in unendlichen Zeiten zu großen Geschöpfen wurden.
Und wie begründet er diese seltsam anmutende Ansicht?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#130 Re: Dogmen

Beitrag von sven23 » Fr 5. Aug 2016, 09:36

2Lena hat geschrieben: Solange du in der Kloake rumtauchst, ist da nichts als Gestank da ...
...
Liebe Lena, die Bibel als Kloake zu bezeichnen, würde ich mir nie erlauben. Du bist ja ganz schön mutig.
Aber es ist nun mal Aufgabe der theologischen Forschung, in dieser "Kloake" zu schwimmen. Und damit das nicht nur ein Fischen im Trüben ist, bedient man sich der historisch-kritischen Methode. Man will wissen, wie diese Brühe entstanden ist, um in deinem Bild zu bleiben. Man ist auch bemüht, die trübenden Schwebstoffe (Mythen und Legenden) vom klaren Wasser (das was historisch ist oder sein könnte) zu trennen, also eine Fraktionierung der Jauche herbeizuführen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Antworten