Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Rund um Bibel und Glaube
SilverBullet
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#121 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von SilverBullet » Sa 16. Jul 2016, 09:19

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wie willst du entscheiden können, dass die Bibel irgendetwas Vernünftiges über dich aussagt, wenn dort gar kein Wissen über dich zu finden ist?
Die Bibel ist NICHT das Entscheidende - sie gibt nur das auf eigene Weise wieder, was es in anderen Kulturen auch gibt. - Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus, etc. tun dasselbe auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlicher Qualität - aber es geht um dasselbe.

Dieses "Dasselbe" ist nichts Erfundenes, sondern etwas Empfundenes - wer es nicht empfindet oder sich nicht dafür interessiert, sollte die FInger von Bibel & Co. lassen.
Ach so, jetzt springst du also von konkreten Informationen über Menschen, die es eigentlich geben müsste, wenn diese ominösen Schriften irgendetwas mit Menschen etwas zu tun haben möchten, auf „Dasselbe“, also eine „Schnittmenge aller Kulturen“.

Leider hast du "vergessen" dieses „Dasselbe“ auch nur halbwegs zu beschreiben.
Ist die „Schnittmenge“ leer?

Informationen über das Gehirn hast du anscheinend weder aus den Religionen all dieser Kulturen noch aus den Philosophien all dieser Kulturen ziehen können, denn du verweist explizit darauf, dass die Wissenschaft noch nicht soweit ist, d.h. du suchst noch nicht einmal mehr „in den Kulturen“.

Fassen wir also die von dir angesprochene „Schnittmenge des gesamten kulturellen Wissens der Menschheit“ zusammen und fragen uns: ist da irgendetwas dabei, was die Arbeitsweise des Gehirns in Bezug auf einen „unsichtbaren Hintergrund“ verwertbar erklären würde?

-> Nö!

Es wurde nie irgendein „heiliger Zettel“ geschrieben auf dem eine vernünftige Aussage zum Gehirn enthalten war. Das gesamte Geschreibsel brachte und bringt rein gar nichts, wenn man wissen möchte, wie ein Mensch funktioniert.

Es wurde nie ein „Auserwählter“ geboren, der auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, was er selbst ist. Es gab keinen Propheten der voraussah, dass wir wissen wollen, was ein Mensch ist und deshalb wichtige Hinweise hinterlassen hat.

Es gibt in der gesamten „Schöpfung“ keinen klar verständlichen Hinweis, wie ein Mensch funktioniert und was er sein soll. Die Wissenschaftler müssen mühevoll in den Lebewesen nachschauen und können es nicht auf alten Steintafeln nachlesen.

Aber laut zahlreichen Varianten, die für das „Dasselbe“ herhalten, soll die gesamte Weltshow aufgebaut worden sein, damit Menschen sich mit ihrem Gehirn irgendwie vorstellen sollen, etwas ganz anderes zu sein.
(was die Meister-Suggerierer anschliessend als das „grosse Empfinden“ titulieren)

Sollte einem Menschen daran irgendetwas nicht so „ganz klar“ sein, dann wird es zum „grossen Mysterium“ erklärt, das schon wissen wird, was das Richtige ist.

-> Aufklärung ist, wenn man aus dieser Situation Konsequenzen zieht und den Verantwortlichen mit guten Fragen begegnet.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Trifft vielleicht letztlich das Gehirn, also der Körper die grundlegend notwendige „Glaubensentscheidung“?
Das, was Du "Entscheidung" nennst, geschieht im materiellen Menschen, also via Gehirn - das ist physiologisch so vorgesehen und selbstverständlich. - Wobei das Wort "Entscheidung" irreführend ist: Man sollte sich nicht für etwas "entscheiden", was man nicht erkannt hat - "Entscheidung" ist eine modernes Ersatz-Wort für Nicht-Empfinden - wer empfindet, muss sich nicht entscheiden. - "Entscheidest" Du Dich, etwas zu essen, oder tust Du etwas, weil Du Hunger hast?
Selbstverständlich handelt es sich bei „Empfindungen“ um Entscheidungen.
Bei den „schrägen Linien“ entscheidet das Gehirn, dass eine Schräge zu empfinden ist (ich sage sogar, dass bei der „Überzeugung von einem Empfinden“ nur das Gehirn benötigt wird).

Wenn es anders wäre, könntest du aufhören die „Schräge zu empfinden“ – kannst du aber nicht, weil ein anderer Teil entscheidet: das Gehirn.

Dein „Verständnis“ über die Funktionsweise von Menschen ist nicht korrekt.

Man sieht an diesem Beispiel, dass aus all den religiösen und philosophischen Aktivitäten der Kulturen nichts Brauchbares rund um Menschen zu entnehmen ist.

Wie viele „heiligen Schriften“ und Auserwählte sind für grosse medizinische Errungenschaften verantwortlich, die „das Leiden“ verringern?

0 (das ist zumindest eine sehr überschaubare Anzahl)

closs
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#122 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Sa 16. Jul 2016, 11:53

SilverBullet hat geschrieben:Aufklärung ist, wenn man aus dieser Situation Konsequenzen zieht und den Verantwortlichen mit guten Fragen begegnet.
Insofern bist Du im Rahmen Deiner Weltanschauung ganz sicher "aufgeklärt". - Aber Du bist nicht aufgeklärt, wenn es darum geht, über die Grenzen Deiner Weltanschauung zu sehen, weil ein Teil Deiner Weltanschauung zu sein scheint, dass "Realität" nur das sein kann, was mit menschlicher Wahrnehmung qualifizierbar ist.

SilverBullet hat geschrieben:Selbstverständlich handelt es sich bei „Empfindungen“ um Entscheidungen.
Das wäre jetzt wieder eine Definitions-Sache. - Aus meiner Sicht ist eine Entscheidung ein bewusst-reflektierter Vorgang - ich überlege gerade, ob ich heute eine Radtour machen will oder noch ein paar Äste auf dem Grundstück kappen will. - Dies werde ich in der nächsten halben Stunde "entscheiden".

Wenn mir beim Radfahren jemand unerwartet in einer unübesichtlichen Kurve entgegenkommt, entscheide ich nicht, auszuweichen - das ist ein Reflex. - Das Gehirn macht was automatisch.

SilverBullet hat geschrieben:Wie viele „heiligen Schriften“ und Auserwählte sind für grosse medizinische Errungenschaften verantwortlich, die „das Leiden“ verringern?
Das ist nicht ihr Job.

JackSparrow
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#123 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von JackSparrow » Sa 16. Jul 2016, 12:01

Pluto hat geschrieben:Komplexe Zahlen sind ein Hilfsmittel beim Rechnen — mehr nicht. Sie existieren NUR im Kopf des Mathematikers.
Genau wie jede andere Sorte von Zahlen. Oder Buchstaben. Außer man schreibt sie mit Tinte auf einen Zettel. Dann fangen sie an, auch außerhalb des Kopfes zu existieren.


closs hat geschrieben:Dass sie naturalistisch NICHT existieren, muss ich hoffentlich nicht noch einmal betonen.
Alles existiert naturalistisch. Wenn ich eine Zahl auf dem Bildschirm sehe, dann besteht sie aus realen materiellen Pixeln. Und wenn ich an die Zahl nur denke, dann besteht sie aus realen materiellen synaptischen Verbindungen in meinem Gehirn.

Die Bibel ist NICHT das Entscheidende - sie gibt nur das auf eigene Weise wieder, was es in anderen Kulturen auch gibt.
Jeder Mensch gibt rund im die Uhr auf eigene Weise wieder, was sich in seinem Kopf abspielt. Und wer eine größere Zielgruppe erreichen will, schreibt eben ein Buch drüber.


SilverBullet hat geschrieben:Bei so etwas mitzulaufen, ist die allseits bekannte „selbstverschuldete Unmündigkeit“.
Mündigkeit ist eine Illusion. Schon mal was vom "Priming-Effekt" gehört?

closs
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#124 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Sa 16. Jul 2016, 12:03

JackSparrow hat geschrieben:Alles existiert naturalistisch.
Alles, was wir naturwissenschaftlich wahrnehmen können, existiert naturalistisch. - Alles andere darüber hinaus ist Spekulation.

JackSparrow hat geschrieben:Mündigkeit ist eine Illusion.
Da sind wir uns mal einig.

Pluto
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#125 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Sa 16. Jul 2016, 13:49

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Eine Unterteilung der Welt in "naturalistich" und "spirituell" ist reines Wunschdenken.
Es ist logisch und geistig gut begründbar, aber nicht nachweisbar
Es ist weder nachweisbar, noch rational begründbar.

Übrigens... die Rationalität ist auch ein Verdienst der Aufklärung.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wahrscheinlichkeit ist ein universell verwendbarer Begriff.
Nein - "wahrscheinlich" ist etwas auf Basis einer Kalibrierung auf eine Sichtweise. - Die leibliche Auferstehung Jesu ist naturalistisch unwahrscheinlich, aber spirituell wahrscheinlich - es kommt immer auf den Maßstab an.
Ja. Wenn man den Dogmen glaubt, dann ist es wie du sagst.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn es nur ein Zweitspeicher ist, stellt sich die Frage, warum ein so großes und komplexes Gehirn notwendig ist.
Weil wir uns hier im Dasein vermitteln müssen/sollen/wollen. - Ohne Gehirn geht das nicht.
Das ist ein gutes Argument, aber wozu braucht es dann noch die Spiritualität.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es gibt mehr als eine Art von Bewusstsein. Soll ich sie aufzählen?
Gerne.
Es gibt...
(a) das primäre Bewusstsein (Emotion/Instinkt)
(b) Gefühle (sekundäre Reaktionen auf Emotionen)
(c) das erweiterte Bewusstsein.

(a) Ein primäres Bewusstsein haben alle Tiere mit Neuronen. Seine Aufgabe ist das Vermeiden von Leid (Angriff oder Flucht) Gefahren und die Suche nach Wohlbefinden (Nahrung und Paarung). — Es reagiert auf innere und äußere Umwelteinflüsse.
(b) Gefühle entstehen als Reaktion des Gehirns auf die (primitiven) emotionalen Reaktionen des Individuums.
(c) das erweiterte Bewusstsein ist das eigentliche Denken und ist eine weitere Verarbeitung von Gefühlen und Emotionen.
(d) Erinnerungen

Es gibt hier keine scharfen Trennlinien, sondern fließende Übergänge zwischen den Stufen. Dabei bleiben die primitiven Formen des Bewusstseins erhalten und es wird darauf aufgebaut.

Aus (c) folgen sämtliche kognitive Fähigkeiten. Die meisten Säugetiere haben ein rudimentäres erweitertes Bewusstsein.
Voll entfaltet, ermöglicht das erweiterte Bewusstsein alle Fähigkeiten die der Mensch besitzt, inklusive Kultur. Es ist in der Lage, die Gefühle und Emotionen zu verändern, verbergen oder gar zu unterdrücken.
Auch der Glaube ist nichts weiter als ein solcher Denkprozess des erweiterten Bewusstseins.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Da es etwas anderes nicht gibt, ist die Herkunft des Menschen eindeutig geklärt.
Wenn man dogmatisch davon ausgeht, dass es nichts anderes gibt, ist das so.
Umgekehrt... Die Beweislast obliegt demjenigen der behauptet es gäbe etwas anderes.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es gibt kein "Zurück".
Stimmt - aber es gibt ein Weiter in die ERkenntnis, mit der man dann in den Ursprung gehen kann.
Was meinst du mit "Weiter"? Kannst du es bitte mal beschreiben/definieren?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warum wieder die Unterteilung in "naturalistich" und "spirituell"?
Weil nur so der Unterschied zwischen materieller und geistiger Welt darstellbar ist.
Solche Behauptungen werden durch ständige Wiederholung nicht wahrer.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#126 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Sa 16. Jul 2016, 14:23

Pluto hat geschrieben:Es ist weder nachweisbar, noch rational begründbar.
Es ist nicht nachweisbar, aber sehr gut rational begründbar - es sei denn, man reduziert Rationalität auf Nachweisbares.

Pluto hat geschrieben:Übrigens... die Rationalität ist auch ein Verdienst der Aufklärung.
Nein - Verdienst der Aufklärung ist die methodische Zuwendung zur Natur alias "Naturwissenschaften". - Geistige Rationalität gab es lange zuvor.

Pluto hat geschrieben: Wenn man den Dogmen glaubt, dann ist es wie du sagst.
Wenn man Rationalität mit Nachweisbarkeit gleichsetzt, ist es ebenfalls ein Dogma.

Pluto hat geschrieben:Das ist ein gutes Argument, aber wozu braucht es dann noch die Spiritualität.
Weil der Mensch im Dasein ("Gehirn") über sich selbst hinausdenken und -fühlen kann, WENN es seine Anlagen dazu aktiviert.

Pluto hat geschrieben:Es gibt... (a) das primäre Bewusstsein (Emotion/Instinkt) ...
Kein Widerspruch meinerseits - außer, dass das Wort "Bewusstsein" in der europäischen Kultur-Geschichte nur das meint, was Du "erweitertes Bewusstsein" nennst. - Wir reden also von Unterschiedlichem, wenn wir das Wort "Bewusstsein" verwenden. - Geistes-geschichtlich ist Deine Definition irreführend.

Pluto hat geschrieben:Auch der Glaube ist nichts weiter als ein solcher Denkprozess des erweiterten Bewusstseins.
Ja - das passt.

Pluto hat geschrieben:Umgekehrt... Die Beweislast obliegt demjenigen der behauptet es gäbe etwas anderes.
Das sind formal-methodische Dinge, die nicht zielführend sind. - Das kann man innerhalb einer Methodik machen, die dies vorsieht - ansonsten reicht es nicht.

Pluto hat geschrieben:Was meinst du mit "Weiter"?
Geistige Entwicklung/innere Erkenntnis/Kapieren. - Der ganz normale hermeneutische Prozess.

Pluto hat geschrieben:Solche Behauptungen werden durch ständige Wiederholung nicht wahrer.
Aus Deiner Perspektive verstehe ich Dich - aber damit kann man weder die Bibel aufgeklärt und substantiell lesen, geschweige denn auslegen.

SilverBullet
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#127 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von SilverBullet » Sa 16. Jul 2016, 15:02

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Selbstverständlich handelt es sich bei „Empfindungen“ um Entscheidungen.
Das wäre jetzt wieder eine Definitions-Sache. - Aus meiner Sicht ist eine Entscheidung ein bewusst-reflektierter Vorgang
Nein, man kann die Entscheidungsaktivität des Gehirns während einem „Empfinden“ sogar sichtbar machen (-> Neurowissenschaft).

Wenn man die Entscheidungen des Gehirns manipuliert, kann man „das Empfinden“ beeinflussen.

closs hat geschrieben:Wenn mir beim Radfahren jemand unerwartet in einer unübesichtlichen Kurve entgegenkommt, entscheide ich nicht, auszuweichen - das ist ein Reflex. - Das Gehirn macht was automatisch.
Das Gehirn macht immer „etwas“ automatisch – nämlich die ganze Arbeit.
Es kann keine zusätzliche Wahrnehmungsaktivität festgestellt werden.

„Das Bewusstsein“ ist nicht etwas, das Entscheidungen trifft, es „denkt“ nicht nach.
„Das Bewusstsein“ weiss gar nicht, wie man Entscheidungen trifft, „es“ weiss nicht, wie man nachdenkt.
(es ist sogar falsch von „dem Bewusstsein“ als einer Instanz zu sprechen – aber irgendwie muss man darüber reden und das geht halt am besten mit einem Überblicksbegriff)

Es ist ein Fehler anzunehmen, das Gehirn sei eine Art Werkzeug und im „Hintergrund“ sitzt noch jemand, der die Hoheit hat.

Genau diesen Hoheits-Zusammenhang setzen alle Religionen (+ viele Philosophien) voraus – sorry, aber da liegen sie halt total falsch.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wie viele „heiligen Schriften“ und Auserwählte sind für grosse medizinische Errungenschaften verantwortlich, die „das Leiden“ verringern?
Das ist nicht ihr Job.
Aber sicher wäre das ihr „Job“.
Sich Aufzuplustern und die „grosse Erlösung“ zu suggerieren, wirkt lächerlich, wenn daneben denkende Menschen durch reine Leistung (in Bezug auf die Funktionsweise von Menschen) eine tatsächliche Verbesserung erreichen.

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#128 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Sa 16. Jul 2016, 15:52

SilverBullet hat geschrieben:Nein, man kann die Entscheidungsaktivität des Gehirns während einem „Empfinden“ sogar sichtbar machen (-> Neurowissenschaft).
Ich weiß schon, was Du meinst - aber dafür muss man dann ein anderes Wort als "Entscheidung" verwenden, wenn man "Entscheidung" als bewussten Vorgang bezeichnet. - Aus meiner Sicht ist es KEIN bewusster Vorgang, wenn man auf Eis ausrutscht und sich fangen will.

SilverBullet hat geschrieben:Das Gehirn macht immer „etwas“ automatisch – nämlich die ganze Arbeit.
Meinetewegen - und das nennst Du "Entscheidung" oder "bewusst"?

SilverBullet hat geschrieben:Es ist ein Fehler anzunehmen, das Gehirn sei eine Art Werkzeug und im „Hintergrund“ sitzt noch jemand, der die Hoheit hat.
Das spielt in diesem Kontext keine Rolle - es geht darum, ob man das Wegziehen der Hand, wenn man aus Versehen auf die Herdplatte greift, als "Bewusstseins-Vorgang" bezeichnen möchte.

SilverBullet hat geschrieben:Sich Aufzuplustern und die „grosse Erlösung“ zu suggerieren, wirkt lächerlich, wenn daneben denkende Menschen durch reine Leistung (in Bezug auf die Funktionsweise von Menschen) eine tatsächliche Verbesserung erreichen.
Vollkommenes Missverständnis.

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#129 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Sa 16. Jul 2016, 17:27

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es ist weder nachweisbar, noch rational begründbar.
Es ist nicht nachweisbar, aber sehr gut rational begründbar - es sei denn, man reduziert Rationalität auf Nachweisbares.
Egal wie du es drehen möchtest. Es gibt keine rationale Begründung.

closs hat geschrieben:Verdienst der Aufklärung ist die methodische Zuwendung zur Natur alias "Naturwissenschaften". - Geistige Rationalität gab es lange zuvor.
Davor war das Mittelalter, auch Dunkles Alter genannt, wo der Obskurantismus der herrschenden "Kasten" das Leben der Menschen beherrschte. Ich glabe nicht, dass wir dort hin zurück wollen.

Pluto hat geschrieben:Wenn man Rationalität mit Nachweisbarkeit gleichsetzt, ist es ebenfalls ein Dogma.
Das mag sein, nur... aber wie kommst du darauf? Wo habe ich das getan?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das ist ein gutes Argument, aber wozu braucht es dann noch die Spiritualität.
Weil der Mensch im Dasein ("Gehirn") über sich selbst hinausdenken und -fühlen kann, WENN es seine Anlagen dazu aktiviert.
Kann der Mensch das denn, oder ist es ein Fall für Juliane Werding: Wenn du denkst du denkst dann denkst du nur du denkst?

closs hat geschrieben:Kein Widerspruch meinerseits - außer, dass das Wort "Bewusstsein" in der europäischen Kultur-Geschichte nur das meint, was Du "erweitertes Bewusstsein" nennst.
Die Zeiten ändern sich, und wir lernen dazu. Mindestens seit Freud gibt es mehr als das erweiterte Bewusstsein. Er hat (a) und (b) als Unterbewusstsein definiert.

closs hat geschrieben:Wir reden also von Unterschiedlichem, wenn wir das Wort "Bewusstsein" verwenden. - Geistes-geschichtlich ist Deine Definition irreführend.
Nein. Du redest von veralteten Definitionen, die seit mindestens einem Jahrhundert überholt sind.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Umgekehrt... Die Beweislast obliegt demjenigen der behauptet es gäbe etwas anderes.
Das sind formal-methodische Dinge, die nicht zielführend sind.
Es liegt an dir, Belege azuführen. Belege sind das EINZIGE was wirklich zählt.

closs hat geschrieben:Das kann man innerhalb einer Methodik machen, die dies vorsieht - ansonsten reicht es nicht.
Was schlägst du vor?
Durch den Versuch sie zu begründen, wird Eine Illusion nicht plausibler.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was meinst du mit "Weiter"?
Geistige Entwicklung/innere Erkenntnis/Kapieren.
Ja. Vorstellungen, Ahnungen, Vermutungen aber KEINE Erkenntnis.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Solche Behauptungen werden durch ständige Wiederholung nicht wahrer.
Aus Deiner Perspektive verstehe ich Dich - aber damit kann man weder die Bibel aufgeklärt und substantiell lesen, geschweige denn auslegen.
Das wäre dann Indoktrination. Passt irgendwie zum unaufgeklärten Obskurantismus des Mittelalters.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#130 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Sa 16. Jul 2016, 18:24

Pluto hat geschrieben:Egal wie du es drehen möchtest. Es gibt keine rationale Begründung.
"Mit Rationalität (von lateinisch rationalitas ‚Denkvermögen‘, abgeleitet von ratio ‚Berechnung‘, ‚Vernunft‘, auch ‚Verhältnis‘, ‚(logischer) Grund‘, ‚Rechtfertigungsgrund‘, ‚Begründung‘[1]) wird ein vernunftgeleitetes und an Zwecken ausgerichtetes Denken und Handeln bezeichnet" (wik).

"Der Begriff Vernunft bezeichnet ... die Fähigkeit des menschlichen Denkens, ... universelle Zusammenhänge der Wirklichkeit durch Schlussfolgerung herzustellen, deren Bedeutung zu erkennen, Regeln und Prinzipien aufzustellen und danach zu handeln" (wik).

Passt alles auf spirituelles Denken.

Pluto hat geschrieben:Davor war das Mittelalter, auch Dunkles Alter genannt
Das ist historisch zu erklären und hat nichts mit Fakten zu tun.
"Je nach Region werden verschiedene Zeitabschnitte als „dunkel“ bezeichnet. In Europa gilt dies für Teilabschnitte des Frühmittelalters, wie in der Völkerwanderungszeit, auf Britannien bezogen die Zeit nach dem Abzug der Römer und der anschließenden Landnahme der Angelsachsen im 5./6. Jahrhundert. - Allerdings ist der Begriff „dunkle Jahrhunderte“ bzw. „dunkles Zeitalter“ sehr problematisch, da er etwa in Bezug auf das kulturelle Niveau falsche Assoziationen weckt" (wik).

Pluto hat geschrieben:Ich glabe nicht, dass wir dort hin zurück wollen.
Glaube ich auch nicht - man geht immer nach vorne. - Die Frage ist, was dabei Fortschritt und was Rückschritt ist. - Man kann kann im Vorwärtsgehen etwas verlieren.

Pluto hat geschrieben: Mindestens seit Freud gibt es mehr als das erweiterte Bewusstsein. Er hat (a) und (b) als Unterbewusstsein definiert.
Mit gutem Grund. - Aber das Wort "Bewusstsein" hat es halt in sich, dass sich jemand einer Sache "bewusst ist". - Spirituell ist mit "Bewusstsein" gemeint, dass sich jemand einer Sache reflektierend oder ich-erkennbar fühlend bewusst ist.

Pluto hat geschrieben:Du redest von veralteten Definitionen, die seit mindestens einem Jahrhundert überholt sind.
Meinetwegen - wenn die Gesellschaft sich entscheidet, dass auch Mülleimer ein Bewusstsein haben können, darf das ja auch sein - es geht hier lediglich darum, dass in bestimmtem Kontext die historische, geistes-geschichtlich eingeführte Definition von Bewusstsein ("Cogito") gemeint ist und nicht Mülleimer.

Pluto hat geschrieben:Belege sind das EINZIGE was wirklich zählt.
Was glaubst Du, was in der Theologie alles an Belegen ausgetauscht wird - aber man muss weltanschaulich/spirituell in der Lage sein, sie zu erkennen.

Pluto hat geschrieben:Was schlägst du vor?
Immer wieder meta-materialistische Entwürfe anbieten und schauen was kommt. - Man kann niemanden zwingen, etwas zu verstehen, was er weltanschaulich nicht verstehen kann.

Pluto hat geschrieben:Das wäre dann Indoktrination.
Wenn, dann ist der heutige Trend zur atheistischen Bright-Interpretation eine Indokrination. - Gäbe es eine selbstverschuldete Unmündigkeit, an die ich aus ganz anderen Gründen nicht glaube, wäre unsere heutige Gesellschaft eine der betroffendsten in 2000 Jahren europäischer Kulturgeschichte.

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