SilverBullet hat geschrieben: ↑Di 30. Apr 2019, 12:06
“sven23“ hat geschrieben:Die Forschung sieht Jesus als Heiler und Exorzisten, wobei wir ja nicht wissen, wie nachhaltig seine Heilungen wirklich waren.
Es sind Theologen, die sich „weitgehend darüber einig sind“, dass es einen „Jesus“ als Ausgangspunkt gegeben haben müsste.
Das ist richtig, bis auf die Radikalkritik, die meint, dass Jesus eine rein literarische Figur ist.
Für seine Existenz spricht z. b. die Naherwartung, die im Zentrum seiner Verkündigung stand. Da sie sich schon bei Abfassung der Evangelien als Irrtum erwiesen hat, hätte sie schwerlich erfunden werden können.
Oder die Sündentaufe durch seinen "Lehrer" Johannes, die später zu Irritationen in den Urgemeinden führte. Da mußten sich die Schreiber dann was einfallen lassen.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Di 30. Apr 2019, 12:06
Ich habe deshalb versucht herauszufinden, was in der Geschichtswissenschaft (also nicht-theologisch!) gesagt wird.
Da findet man in der Tat kaum etwas, außer die Erwähnung in einem Nebensatz oder nachträglichen Fälschungen. Das muss aber nicht zwangsläufig gegen seine Existenz sprechen, sondern kann auch einfach nur heißen, dass er zu Lebzeiten ein kleiner, unbedeutender Wanderprediger unter vielen war.
Über Paulus, den Initiator der posthumen Jesusbewegung, gibt es sogar überhaupt keine außerbiblischen Erwähnungen, was ja auch schon seltsam genug ist.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Di 30. Apr 2019, 12:06
Von einer „weitgehenden Einigung“ der Forscher kann hierbei (aus meiner Sicht)
keine Rede sein.
In vielen Punkten herrscht seit David Friedrich Strauss ein breiter Konsens.
z.B.
- der Irrtum der Naherwartung.
- Jesus wollte keine Heidenmissionierung
- Jesus wollte keine neue Religion gründen und schon gar keine christliche Kirche
- Jesus verstand sich nicht als leiblicher Sohn Gottes
- Jesus sah seinen Tod nicht voraus, schon gar nicht als Sühnetod für die Menschheit
SilverBullet hat geschrieben: ↑Di 30. Apr 2019, 12:06
Man geht den Theologen vollständig auf den Leim, sie als Forscher zu bezeichnen, und am Ende auch noch die „damaligen Handlungen der Bibelfiguren“ einschätzen zu wollen.
Das gilt für alle Exegesen, die auf Glaubensbekenntnissen beruhen, da kann man von "Forschung" in keinster Weise sprechen.
Für die historisch-kritisch arbeitenden Theologen trifft es noch am ehesten zu, wenngleich eine unabhängige Forschung immer vorzuziehen wäre.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Di 30. Apr 2019, 12:06
Mich würden die Meinungen von Geschichtswissenschaftlern (nicht-theologisch, nicht-religiös) zu den theologischen Aktivitäten interessieren, bin aber nicht wirklich fündig geworden - genau dieser Umstand macht mich stutzig, denn dahinter könnte sich (kirchliche) Motivation befinden.
Die Kirche steht immer noch im Gegensatz zur historisch-kritischen Forschung, weshalb der Satz von Konzelmann auch heute noch Gültigkeit hat.
"Die Kirche lebt faktisch davon, daß die Ergebnisse der wissenschaftlichen Leben-Jesu-Forschung in ihr nicht publik sind"
Ein Albert Schweitzer schrieb:
Der Jesus der Evangelien hat nie existiert.
Nach allem, was wir wissen, hatte er wohl recht damit.