Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
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sven23
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#1101 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Mi 9. Nov 2016, 06:25

Ska'ara hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Wenn ich ihn richtig verstehe, sagt er: " 'Jesus hatte eine Naherwartung' ist eine schlüssige Aussage im Rahmen der HKM.
Jesus vermittelte eine Naherwartung, die auch stattfand.
Nein, die Gottesherrschaft auf Erden, die sich aus dem jüdischen Glauben begründet, kam nicht. Daran änderte auch nichts die Umdeutung und Projektion der Naherwartung auf Jesus. Es blieb nur übrig, die Naherwartung in eine unbestimmte Fernerwartung umzumodeln.
Wie man sieht, hat es ja bei den meisten Gläubigen, die in ihrer Grundstruktur eher unkritisch sind, funktioniert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

2Lena
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#1102 Re: Theodizee

Beitrag von 2Lena » Mi 9. Nov 2016, 08:39

Sven23 hat geschrieben:Nein, die Gottesherrschaft auf Erden, die sich aus dem jüdischen Glauben begründet, kam nicht.
Welch ein Schmarrn!
Gott als Schöpfer der Himmer und der Erde - meinst du sei weg, weil er den Menschen die Welt als "Strafort" zum Expriment des freien Willens gemacht hat?

Die Unglücke hier sind alle hausgemacht. Durch falsche Lebensweise, verkehrte Ernährung - gibt es zahllose Krankheiten. Durch Laster entstehen viele Kriege, etc. Da sollte ein Gott (deiner Meinung nach) dann kommen und ein "Reich Gottes" veranstalten?

Analog zu solcher Einschätzung denkt die Medizinwelt. Das Nehmen von Pillen bei Krankheiten soll sie abstellen, meint jene. Dabei wird nicht das Schwarze unter dem Fingernagel dafür getan, dass die Übel erkannt und abgestellt werden.

closs
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#1103 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mi 9. Nov 2016, 09:02

Münek hat geschrieben:So ist es korrekt formuliert.
Methodisch nachvollziehbar und sogar historisch tatsächlich möglich - aber wie Du weißt, gibt es andere Gründe, es historisch anders zu sehen.

sven23 hat geschrieben:eigentlich geht es in der historischen Jesus-Forschung schon darum, wie glaubwürdig Quellen sind.
"Glaubwürdig" gemessen an was? - Glaubwürdig sind diese Quellen insofern, dass ihre Datierung, etc. ziemlich sicher ist - aber woran willst Du INHALTLICHE Glaubwürdigkeit bemessen?

sven23 hat geschrieben:Die Forschung hat ja gerade die Liebe nicht als Kern der jesuanischen Botschaft herausgearbeitet.
Wenn es aus ihrer Sicht naheliegend ist, hat sie damit eine Hypothese.

sven23 hat geschrieben:Die Naherwartung hat sich aber seit Beginn der historisch-kritischen Forschung immer wieder bestätigt.
Logisch - weil sich die HKM nicht geändert hat. - Das ist ein eigener Weg.

sven23 hat geschrieben:Nein, die Gottesherrschaft auf Erden, die sich aus dem jüdischen Glauben begründet, kam nicht.
DAS wiederum ist gut möglich - es war eben der neue Glaube aufgrund des Paradigmen-Wechsels, auf dessen Basis die Naherwartung erfüllt wurde.

sven23 hat geschrieben:Wie man sieht, hat es ja bei den meisten Gläubigen, die in ihrer Grundstruktur eher unkritisch sind, funktioniert.
Halte Dich fest: So wie die HKM und deren Vertreter hier zitiert wird, halte ich sie für extrem unkritisch in Bezug auf die Reflexion ihrer eigenen Grundlagen - Theißen macht hier (dank Deines Zitats) eine rühmliche Ausnahme. - Im Grunde ist das recht oft Dogmatik in säkularem Gewand.

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Ska'ara
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#1104 Re: Theodizee

Beitrag von Ska'ara » Mi 9. Nov 2016, 09:54

sven23 hat geschrieben:
Ska'ara hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Wenn ich ihn richtig verstehe, sagt er: " 'Jesus hatte eine Naherwartung' ist eine schlüssige Aussage im Rahmen der HKM.
Jesus vermittelte eine Naherwartung, die auch stattfand.
Nein, die Gottesherrschaft auf Erden, die sich aus dem jüdischen Glauben begründet, kam nicht. Daran änderte auch nichts die Umdeutung und Projektion der Naherwartung auf Jesus. Es blieb nur übrig, die Naherwartung in eine unbestimmte Fernerwartung umzumodeln.
Wie man sieht, hat es ja bei den meisten Gläubigen, die in ihrer Grundstruktur eher unkritisch sind, funktioniert.
Doch, die Naherwartung ist für wenige ist vollzogen worden, nicht aber die Gottesherrschaft aller.
Wer die Bibel als Märchenbuch bezeichnet, Jesus als Wanderprediger degradiert und Gott als bösartig darstellt, kann doch gar keine Zusammenhänge mehr erkennen. Die Naherwartung wird umgedeutet, obwohl Jesus nur sagte, dass er wiederkommen würde, was ja auch geschah, wenn auch nur Einzelnen. Wer Jesus einer Lüge bezichtigt oder auch eines Irrtums, kann ihn nicht als Sohn Gottes anerkennen und macht sich unglaubwürdig. Entweder stimmt es, was Jesus sagte, oder aber das Christentum basiert auf einer Lüge.

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Münek
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#1105 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mi 9. Nov 2016, 11:24

Ska'ara hat geschrieben: Entweder stimmt es, was Jesus sagte, oder aber das Christentum basiert auf einer Lüge.
Das Christentum basiert nicht auf einer Lüge, sondern auf zwei Irrtümern. Der erste Irrtum war Jesu Erwartung, dass Gott
seine Herrschaft in Kürze auf Erden errichten werde - noch innerhalb seiner Generation. Der zweite Irrtum war der Glaube
der Urchristen, der auferstandene Jesus würde als der richtende Menschensohn alsbald zur Erde zurückkehren.


Beides ist bekanntlich nicht eingetroffen.

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Ska'ara
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#1106 Re: Theodizee

Beitrag von Ska'ara » Mi 9. Nov 2016, 14:57

Münek hat geschrieben: Das Christentum basiert nicht auf einer Lüge, sondern auf zwei Irrtümern. Der erste Irrtum war Jesu Erwartung, dass Gott
seine Herrschaft in Kürze auf Erden errichten werde - noch innerhalb seiner Generation. Der zweite Irrtum war der Glaube
der Urchristen, der auferstandene Jesus würde als der richtende Menschensohn alsbald zur Erde zurückkehren.


Beides ist bekanntlich nicht eingetroffen.
Was ja eine Missverständnis sein muss, wenn Gott, die Bibel und Jesus noch einen Wert haben sollen. Der Gott, den die Christen verehren, basiert auf der Bibel, und Jesus ist ein Teil dessen.
Die Parusie ist also: Jesus erschien einigen, und die Herrschaft verzögert sich, wie in der Bibel prophezeit wurde. Wenn keine Anerkennung Jesu stattfindet, indem er als wahrhaftig erkannt wird, muss man doch auch nicht mehr diskutieren. Wozu?

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#1107 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mi 9. Nov 2016, 15:13

Ska'ara hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Das Christentum basiert nicht auf einer Lüge, sondern auf zwei Irrtümern. Der erste Irrtum war Jesu Erwartung, dass Gott
seine Herrschaft in Kürze auf Erden errichten werde - noch innerhalb seiner Generation. Der zweite Irrtum war der Glaube
der Urchristen, der auferstandene Jesus würde als der richtende Menschensohn alsbald zur Erde zurückkehren.


Beides ist bekanntlich nicht eingetroffen.
Was ja eine Missverständnis sein muss,
Nein - es liegt kein Missverständnis vor. Die Naherwartung Jesu (Reich Gottes) und die Naherwartung der Urchristen (Parusie Christi) sind in den neutestamentlichen Schriften an zahlreichen Stellen dokumentiert. An diesen Schriftzeugnissen kommst Du nicht vorbei.

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#1108 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mi 9. Nov 2016, 16:15

Münek hat geschrieben:Beides ist bekanntlich nicht eingetroffen.
Stimmt - der erste Irrtum ist eine Unterstellung (man kann locker im Gesamt-Kontext aufzeigen, dass Jesus NICHT so gedacht hat).

Der zweite Irrtum ist korrekt - die Leute haben Jesus damals wirklich nicht verstanden, weil sie alttestamentarisch gedacht haben. Auf diesem Irrtum "basiert" folglich das Christentum ( = NT) NICHT - im Gegenteil hat es schnell kapiert, dass die Urchristen hier schief gewickelt waren.

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sven23
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#1109 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Mi 9. Nov 2016, 16:23

Ska'ara hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Ska'ara hat geschrieben: Jesus vermittelte eine Naherwartung, die auch stattfand.
Nein, die Gottesherrschaft auf Erden, die sich aus dem jüdischen Glauben begründet, kam nicht. Daran änderte auch nichts die Umdeutung und Projektion der Naherwartung auf Jesus. Es blieb nur übrig, die Naherwartung in eine unbestimmte Fernerwartung umzumodeln.
Wie man sieht, hat es ja bei den meisten Gläubigen, die in ihrer Grundstruktur eher unkritisch sind, funktioniert.
Doch, die Naherwartung ist für wenige ist vollzogen worden, nicht aber die Gottesherrschaft aller.
Wer die Bibel als Märchenbuch bezeichnet, Jesus als Wanderprediger degradiert und Gott als bösartig darstellt, kann doch gar keine Zusammenhänge mehr erkennen. Die Naherwartung wird umgedeutet, obwohl Jesus nur sagte, dass er wiederkommen würde, was ja auch geschah, wenn auch nur Einzelnen. Wer Jesus einer Lüge bezichtigt oder auch eines Irrtums, kann ihn nicht als Sohn Gottes anerkennen und macht sich unglaubwürdig. Entweder stimmt es, was Jesus sagte, oder aber das Christentum basiert auf einer Lüge.
Nicht die Forschung ist unglaubwürdig, sondern die Forschungsergebnisse machen die nachträgliche Vergottung des Wanderpredigers unglaubwürdig.
Das ist ein entscheidender Unterschied.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#1110 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Mi 9. Nov 2016, 16:31

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:eigentlich geht es in der historischen Jesus-Forschung schon darum, wie glaubwürdig Quellen sind.
"Glaubwürdig" gemessen an was? - Glaubwürdig sind diese Quellen insofern, dass ihre Datierung, etc. ziemlich sicher ist - aber woran willst Du INHALTLICHE Glaubwürdigkeit bemessen?
Da muss man dann schon ein bisschen den gesunden Menschenverstand nutzen, sonst wird das nichts.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Forschung hat ja gerade die Liebe nicht als Kern der jesuanischen Botschaft herausgearbeitet.
Wenn es aus ihrer Sicht naheliegend ist, hat sie damit eine Hypothese.
Was man mit Sicherheit sagen kann, ist, dass die Schreiber den Schwerpunkt auf das Liebesgebot gelegt haben. Aber dafür wurde man bei den Römern normalerweise nicht gleich gekreuzigt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Naherwartung hat sich aber seit Beginn der historisch-kritischen Forschung immer wieder bestätigt.
Logisch - weil sich die HKM nicht geändert hat. - Das ist ein eigener Weg..
Auch falsch. Die Methoden sind immer verbessert und verfeinert worden.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, die Gottesherrschaft auf Erden, die sich aus dem jüdischen Glauben begründet, kam nicht.
DAS wiederum ist gut möglich - es war eben der neue Glaube aufgrund des Paradigmen-Wechsels, auf dessen Basis die Naherwartung erfüllt wurde...
Der "Paradigmenwechsel" bestand laut Forschung darin, dass Jesus - im Gegensatz zum traditionellen Judentum - die Gottesherrschaft schon als unmittelbar bevorsehend ansah. Wie sein Vorbild Johannes übrigens auch.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie man sieht, hat es ja bei den meisten Gläubigen, die in ihrer Grundstruktur eher unkritisch sind, funktioniert.
Halte Dich fest: So wie die HKM und deren Vertreter hier zitiert wird, halte ich sie für extrem unkritisch in Bezug auf die Reflexion ihrer eigenen Grundlagen - Theißen macht hier (dank Deines Zitats) eine rühmliche Ausnahme. - Im Grunde ist das recht oft Dogmatik in säkularem Gewand.
Theißen ist kein Ausnahme. Das ist Standard in der Forschung. Den oft zitierten Link zur historisch-kritischen Methode hast du auch wieder vergessen, bzw. gar nicht kapiert. :roll:
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