Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

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Münek
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#111 Re: Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

Beitrag von Münek » So 4. Okt 2015, 14:14

closs hat geschrieben:Das "Hehre" wirst Du bei authentischen Christen nicht finden - all diese "geistigen" Diskussionen findet man in der Regel zwischen unterschiedlichen Kulturen (etwa Christentum versus Agnostizismus), in denen man Denkgebäude aufbauen muss, um etwas zu vermitteln. - In der Praxis ist es anders - da zählt das Tun.

Mal ein bisschen nachdenken, wäre vielleicht auch nicht soooo schlecht!

Gutes tun Atheisten und Agnostiker im Übrigen auch. Das ist kein christliches
Privileg. :angel:

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Queequeg
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#112 Re: Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

Beitrag von Queequeg » So 4. Okt 2015, 14:21

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich verstehe Dein "geistig" in dem Fall so: sich abbrühen gegen den Ekel, wegzuschauen vor Elend und sich stattdessen vorzustellen, dass das doch alles geistig und hehr sei.
Echt daneben. - Wenn, dann ist es umgekehrt: Ekel ertragen, weil er bereits getragen wurde.

Das "Hehre" wirst Du bei authentischen Christen nicht finden - all diese "geistigen" Diskussionen findet man in der Regel zwischen unterschiedlichen Kulturen (etwa Christentum versus Agnostizismus), in denen man Denkgebäude aufbauen muss, um etwas zu vermitteln. - In der Praxis ist es anders - da zählt das Tun.

Ekel! Der Ekel als unerträgliche Belästigung, oder der Ekel als Abwehrmechanismus und Verdrängung gegenüber unserer oft genug bewiesenen Vertiertheit?

Was empfindest du, wenn ein sechs Monate altes Kleinkind von vier betrunkenen Männern vergewaltigt wird?
Was tut sich in dir auf, wenn dieses Mädchen diese bestialischen Torturen auch noch überlebt und die dieses Mädchen behandelnde Ärztin von dem diesem Mädchen bevorstehenden, lebenslangen Martyrium berichtet. Denn dieses kleine Kind trug viel mehr als nur bleibende geistige Schäden davon, viele ihrer inneren Organe wurden auf immer zerstört.

Nur ein Beispiel ungezählter, unvorstellbar grausamer Begebenheiten, die täglich und stündlich auf diesem Planeten geschehen, und dann, dann kommt ein Christ daher und will mir erzählen, das Jesus auch sein Blut für dieses auf immer zerstörte Mädchen vergossen hat?

Wie irrsinnig ist dieser menschenverachtende Blutkult eigenlich noch?

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Andreas
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#113 Re: Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

Beitrag von Andreas » So 4. Okt 2015, 14:30

Rembremerding hat geschrieben:Bin ich hier richtig im Workshop: Wir basteln uns einen eigenen Gott, damit er mir gefällt?
Was wäre so schlimm daran, wenn man Religion im allgemeinen als einen "Workshop" betrachtet? Ein flüchtiger Blick in die Religionsgeschichte zeigt doch genau das. Da entwickelt sich von Anfang an "Etwas" im Menschen - gegen viele äußere Widerstände - aus einer inneren Sehnsucht in eine bestimmte Richtung (Liebe, Frieden, Gott).

Die Frage ist, wie man das begründet (Materie aus "göttlichem" Geist - und hinauf vom Staub zu den "Sternen").
Als die Folge einer gottgegebenen geistigen Anlage - dafür würden im Christentum die "Ebenbildlichkeit" sprechen und die Gleichnisse Jesu über das Reich Gottes > Wachstum des von Gott in den menschlichen "Acker" (Adama, Adam) Gesäten (Sämann, Vom Wachsen der Saat, Senfkorn, der im Acker gefundene Schatz, Vom Unkraut im Acker). In Jesus hat die Saat schließlich hundertfältige Frucht gebracht.

Als ausschließlich profan "gebastelt", wie unsere Neo-Atheisten das gerne glauben machen mögen.
Menschlicher Geist aus sich abkühlender, toter Materie (Vom sinnlosen Nichts über sinnloses Menschsein ins sinnlose Nichts).

Pluto
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#114 Re: Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

Beitrag von Pluto » So 4. Okt 2015, 14:35

Rembremerding hat geschrieben:Der Glaube ist logisch, weil man ihn mit der Vernunft durchdringen kann.
Das verstehe ich nicht...

Z. Bsp. ...
Rembremerding hat geschrieben:Der Mensch hat das Opfer benötigt, Gott hat es angenommen und geregelt.
verstehe ich nicht warum der Mensch Opfer benötigt. War es in der Antike nicht anders herum?

In der Stein- und Bronzezeit war es doch so, dass der Mensch glaubte damit die Götter besänftigen zu müssen; die Menschen glaubten, die Götter wollten das Blutopfer, und wollte ihre Götter nicht enttäuschen.

Rembremerding hat geschrieben:Im Blut ist Leben. Für den Menschen ist es das wertvollste, das Geschöpfe und er besitzen und das ihnen und ihm genommen werden kann...
Das gehört meiner Meinung nach zu den alten Glaubensvorstellungen aus einer Zeit als es noch keine moderne Medizin gab.
Heute wissen wir, dass Herz und Blut einfach ein wichtiges Organ darstellen, indem es die anderen Organe mit Nahrung und Sauerstoff (Energie) versorgt.

Rembremerding hat geschrieben:Indem Gott barmherzig das Blutopfer der Tiere vom Menschen annimmt, kommt er der Würde des Menschen entgegen.
Ich sehe das eher umgekehrt.
Der Mensch glaubt, dass Gott die Blutopfer vom ihm erwartet. Warum haben wohl die alten Azteken jeden Tag ein kleines Mädchen getötet, damit der Sonnengott die Sonne wieder auferstehen ließe?

Rembremerding hat geschrieben:Seine große Barmherzigkeit zeigt er, dass er seinen Sohn gibt, nicht nur um Blutopfer ein für alle mal abzuschaffen, sondern auch um den Grund dafür abzuschaffen:
Sehe ich nicht so. Ein wahrhaftig barmherziger Gott könnte auf ganz andere Weise und ohne Blutvergießen uns unsere Missetaten vergeben.

Rembremerding hat geschrieben:Indem wir darauf vertrauen, dass das Blut Jesu unsere Sünden, unsere Schuld wegnehmen kann, können wir immer wieder unsere Sünde, unsere Schuld ihm unters Kreuz legen...
Das führt auf direktem Wege zu dem was ich das "Mafia" Syndrom nenne. Sünden werden vergeben, so dass man am nächsten Tag wieder unbekümmert sein Leben in Sünde führen kann (ist ja bald wieder Sonntag).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#115 Re: Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

Beitrag von Rembremerding » So 4. Okt 2015, 15:33

Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Der Glaube ist logisch, weil man ihn mit der Vernunft durchdringen kann.
Das verstehe ich nicht...

Z. Bsp. ...
Für sich dem hl. Geist verweigernde etwa mit einem Kontext im Schriftverständnis, der sich über die ganze hl. Schrift hinwegzieht und den Buchstaben darin zuordnet oder archäologische und historische Befunde. Für bereits im hl. Geist entzündende sind logische Verknüpfungen etwa zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit leicht aufzufinden.
C.S. Lewis kam zum Glauben, weil er die Historizität des Erlösers erkannte, die ihn über alle Götzen hinweghob.
verstehe ich nicht warum der Mensch Opfer benötigt. War es in der Antike nicht anders herum?
In der Stein- und Bronzezeit war es doch so, dass der Mensch glaubte damit die Götter besänftigen zu müssen; die Menschen glaubten, die Götter wollten das Blutopfer, und wollte ihre Götter nicht enttäuschen.
Nichts anderes habe ich geschrieben: Der Mensch benötigte das Opfer, nicht Gott. Zuerst wollte der Mensch durch Opfer besänftigen oder bitten, danken, dann erzwingen - und zwar ihre Götzen. Suche in der Hl. Schrift das erste Opfer, das der Mensch darbrachte und du wirst erkennen, dass es Gott nicht forderte.
Das gehört meiner Meinung nach zu den alten Glaubensvorstellungen aus einer Zeit als es noch keine moderne Medizin gab.
Heute wissen wir, dass Herz und Blut einfach ein wichtiges Organ darstellen, indem es die anderen Organe mit Nahrung und Sauerstoff (Energie) versorgt.
Ob das nun "veraltet" ist oder nicht, Blut ist immer noch der "Lebenssaft". Es ist im Bewusstsein des Menschen verankert. Man darf doch nicht so tun, als könnten wir über jahrtausende in unserem Bewusstsein verankerte Symbole und ihre Bedeutung nun naturwissenschaftlich und "aufgeklärt" wegerklären. Es ist egal ob in D aus einem Ampelmännchen nun ein Ampelmädchen wird oder ein gleichgeschlechtliches Genderpaar, wichtig ist, dass man bei Rot stehen bleiben muss.
Ich sehe das eher umgekehrt.
Der Mensch glaubt, dass Gott die Blutopfer vom ihm erwartet. Warum haben wohl die alten Azteken jeden Tag ein kleines Mädchen getötet, damit der Sonnengott die Sonne wieder auferstehen ließe?
Wieder scheinst Du mich nicht zu verstehen, denn ich schreibe doch dasgleiche: Der Mensch glaubt es. Außerdem sprichst du hier von Götzen, vermenge das nicht mit Gott.
Sehe ich nicht so. Ein wahrhaftig barmherziger Gott könnte auf ganz andere Weise und ohne Blutvergießen uns unsere Missetaten vergeben.
Du denkst, es ist nicht barmherzig, wenn jemand einmal freiwillig für deine Verfehlungen stirbt, damit er dann aufersteht und dir die Gnade schenkt, deine Missetaten ihm anzuvertrauen, damit sie hinweggenommen sind? Einer stirbt für alle, damit niemand mehr ewig tot sein muss, wenn er dieses Geschenk annimmt. Aus einer Sehnsucht nach Vergebung, die in jedem Menschen steckt, wird eine konkrete Person, das ist Gottes wunderbare Liebe. :Herz:
Das führt auf direktem Wege zu dem was ich das "Mafia" Syndrom nenne. Sünden werden vergeben, so dass man am nächsten Tag wieder unbekümmert sein Leben in Sünde führen kann (ist ja bald wieder Sonntag).
Das ist einfach nur Käse und es wurde in diesem Forum schon seitenlang widerlegt. Entweder du schreibst das polemisch, um Beifall zu erhalten, oder du brauchst es als Ausrede nicht vertrauen zu müssen.

Servus :wave:
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Hemul
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#116 Re: Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

Beitrag von Hemul » So 4. Okt 2015, 15:45

Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Der Glaube ist logisch, weil man ihn mit der Vernunft durchdringen kann.
Das verstehe ich nicht...
Z. Bsp. ...
Rembremerding hat geschrieben:Der Mensch hat das Opfer benötigt, Gott hat es angenommen und geregelt.
verstehe ich nicht warum der Mensch Opfer benötigt. War es in der Antike nicht anders herum?
In der Stein- und Bronzezeit war es doch so, dass der Mensch glaubte damit die Götter besänftigen zu müssen; die Menschen glaubten, die Götter wollten das Blutopfer, und wollte ihre Götter nicht enttäuschen.
Und ich verstehe es nicht, dass Du es immer noch nicht verstehst? :roll: Denn Grund warum Gott ein makelloses Opfer benötigte-hatte ich Dir mit Hinweis auf 1.Korinther 15:22 u. Galater 3:13 doch schon mehr als einmal aufgezeigt:
22 Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.

13 Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist - denn es steht geschrieben: "Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!" -,
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#117 Re: Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

Beitrag von Rembremerding » So 4. Okt 2015, 15:49

Andreas hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Bin ich hier richtig im Workshop: Wir basteln uns einen eigenen Gott, damit er mir gefällt?
Was wäre so schlimm daran, wenn man Religion im allgemeinen als einen "Workshop" betrachtet?
Natürlich nicht, Glaube und Kirche ist ein Forum und Produkt eines "Workshops" unter Leitung des Hl. Geists. :)
Meine Kritik liegt auf den Worten "damit er mir gefällt". Man kann aus Gott nicht etwas nur "fürs Gefühl" machen. Jesus ist auch der Löwe, der Richter und kein Kuscheltier, das ich nur in die Hand nehme, wenn ich etwas zum trösten brauche. Gottes Geist spricht zu unserem Geist, auf ihn sollen wir hören, gehorsam sein.
der im Acker gefundene Schatz
Hat nichts mir dem Thema zu tun, nur Impuls: Natürlich ist es legitim mit dem Schatz Jesus zu verbinden, denke aber auch mal über das Bild nach, dass unsere Seele der Schatz ist. Der Besitzer des Ackers verkauft alles, gibt seinen Sohn, nur um diesen wertvollen Schatz zu er-halten. Bei der Perle ist es ebenso. Das ist doch ein wunderbarer Gedanke, wie sehr uns Gott liebt, welche Würde wir dadurch erhalten und wie sehr wir ihm vertrauen und gehören (gehorchen) dürfen.
Als ausschließlich profan "gebastelt", wie unsere Neo-Atheisten das gerne glauben machen mögen.
Menschlicher Geist aus sich abkühlender, toter Materie (Vom sinnlosen Nichts über sinnloses Menschsein ins sinnlose Nichts).
Eben. Dahingehend wollte ich dies mit "Bastelecke" auch pointieren. Und: Atheisten schaffen für sich ein Gottesbild, das sie Gläubigen überstülpen, um sie kritisieren und verhöhnen zu können.
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Queequeg
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#118 Re: Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

Beitrag von Queequeg » So 4. Okt 2015, 16:54

Rembremerding hat geschrieben: Eben. Dahingehend wollte ich dies mit "Bastelecke" auch pointieren. Und: Atheisten schaffen für sich ein Gottesbild, das sie Gläubigen überstülpen, um sie kritisieren und verhöhnen zu können.

Ich denke eher, das keiner das Christentum mehr verhöhnt, oder verhöhnen kann, als die Christen selbst.

Selbst nach hunderten von Jahren mehr oder weniger christlicher Gewalt und Terrorherrschaft machte sich der Mensch mündig, befreite sich endlich von den Ketten christlicher Unterdrückung und erkannte die angebliche Religion der Liebe als das, was sie wirklich ist.

Also das Christentum als geistiger Unterdrückungsapparat, das Christentum als willkürliches, auch politisches Machtinstrument, das im Laufe seines Herkommens und Daseins eigentlich kein Verbrechen ausließ, um sich im Stande er Allmacht zu erhalten.

Das Christentum aus seiner Geschichte heraus im heute betrachtet - ein grauenvolles Synonym für alle denkbaren Schandtaten, für Betrug, für Lüge, für Fälschung, für Massenmord, für geistige Bevormung und Unterrückung, für das enthemmte und entmenschte Massakrieren selbst unter den (ketzerischen) Christen und nicht zuletzt für eine der betrügerischten Formen menschenverachtenden Aberglaubens.

Das, das habt ihr, ihr Christen der vielen Christentümer selbst aus eurer Glaubensform gemacht, der Menschheit nun wahrlich zum ewigen Spott und Hohn.

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Naqual
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#119 Re: Das Sühnopfer Jesu

Beitrag von Naqual » So 4. Okt 2015, 18:22

clausadi hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Das jüdische Opfer wurde vom Reuigen selbst dargebracht.
Nein, denn Gott gab den Israeliten Weisung, wie sie Sühnung für ihre Verfehlung erwirken sollten, nämlich indem der Hohepriester am Versöhnungstag das Blut von Tieren auf dem Altar im Allerheiligsten opferte. (3. Mose Kap 16)
Du musst verschiedene Opfer im Judentum unterscheiden. Eine ganz große Rolle nahm die Opfergabe des Räuigen ein. Genau und detailliert wurde geregelt, wer da was zu opfern hat und dafür entsprechend zahlte. Das kann man gar nicht abstreiten, denn da ist das mosaische Recht voll von.
Dein, hm, "Lieblingskapitel" regelt wieder ganz andere Sachen. Einmal wurde der Altar im Tempel mit dem Blut eines Tieropfers "geistlich gereinigt", (passt nun auf Jesus gar nicht, wo der Vorhang im Tempel zeriss - was im jüdischen Denken wohl am ehesten einer Entweihung entspricht), das andere mal, ich hatte es schon geschrieben, ging es NICHT um individuelle Sünden von Einzelnen, sondern um das falsche sündige Tun des Volkes Israel. Ein Volk kann nun nicht in Gänze antreten, sondern braucht einen Vertreter, schlicht den Hohepriester. Gott sollte seinem Volk gegenüber gnädig gestimmt werden. Sogar eine dritte Opferversion kommt in 3. Mose Kap 16 vor. Da wird das Tier nicht tödlich geopfert, sondern einfach in die Landschaft geschickt!


Naqual hat geschrieben:Wirksam in Bezug auf die göttliche Vergebung bzw. Gottes Wohlwollen war aber nicht das Töten des Tieres, sondern die innere Einstellung dessen, der das Tier opferte. Salopp ausgedrückt: er musste sehr zerknirscht sein und seine Besserung wollen.
Wie kommst du auf die Idee, dass aufgrund von Reue ein Straftäter ungestraft bleibt? Lehrt dich das deine Religion?
Denn nicht die Hörer des Gesetzes sind Gerechte bei Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden.
Nönö, ich habe keine Religion die mich das lehrt. Eher Eingebungen. ;) Allerdings lehrt die jüdische Religion, auf die sich das Christentum so gerne beruft, darauf, dass ein Täter, der Gott mit einem Opfer bei rechter Einstellung huldigt, von Gott Gnade erfährt - also ungeschoren davon kommen kann. Und diese Aussagen sind keine phantasievollen Produkte späterer Juden, sondern die lasen das so aus dem AT heraus, dessen Sprache sie bekanntlich fließend beherrschten.

Naqual hat geschrieben:Bei den Blut-Jesu-Theorien gibt aber nicht der Reuige das Opfer. Ganz im Gegenteil, dies tut der Adressat des Opfers (Gott selbst). Nun kann man sich nicht selbst opfern (im doppelten Wortsinn). Das ist eine völlig andere Vorstellung zwischen Blut-Jesu-Opfer und jüdisches Opfer.
Also Jesus hat sich geopfert durch die Darbringung seines Leibes, also seines Blutes, nicht aber Gott!
Eine Frage der Sichtweise. Für die meisten Christen ist er Gott. Wer die Trinität für richtig hält (ich nicht), der kann eigentlich nur sagen, dass Gott am Kreuz starb. Man kann doch nicht mal hüh und mal hott tönen, je nach belieben. Vielleicht so: Jesus war zwar vollumfänglich Mensch und vollumfänglich Gott, aber sein göttlicher Anteil verließ ihn rechtzeitig (mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen) und nur der menschliche Teil verblieb sterbend. Dass Jesus einen nichtgöttlichen Teil und einen göttlichen Teil hat und dann mal das eine oder das andere den Ton angab, ist zumindest dem NT völlig fremd. Aus gutem Grund.
Aber unabhängig davon bleibt meine Aussage ja im Raum: Bei den Blut-Jesu-Theorien gibt der Täter nichts von sich, sondern lässt einen anderen dem Gott opfern. Es bleibt mit einem "fauligen Beigeschmack". Egal ob Jesus sich nun als Gott in Menschengestalt selbst opfert oder ob Gott seinen eigenen Sohn liquidieren muss, weil er nur Vergeltung kennt und keine Gnade.
Im Christentum mit dieser Vorstellung qualifziert man sich nun mit dem Glauben daran für den Himmel. Also mit der eigentlich zutiefst egoistischen Einstellung, dass jemand anders für einen sterben muss.
Ehrenhaft und liebevoll wäre es zu Gott zu schreien: "Herr, lass mich die Strafe tragen für meine Taten und nicht einen Unschuldigen! "
Eigenartig, dass man sich in der christlichen Religion solche Gedanken eher weniger macht.

Denn das Evangelium Gottes ist, dass Christus für unsere Verfehlungen starb gemäß den Geschriebenen; und dass er begraben wurde, und dass er erweckt worden ist in dem dritten Tag gemäß den Geschriebenen.
Ob das Jesus so gesehen hat ist die Frage. Er hat das Evangelium schon gepredigt, als das Kreuz noch gar nicht passiert war. Was war da dann das Evangelium inhaltlich?
Mt 9,35 Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.
Es ging ihm und das Reich Gottes auf Erden. Also wie man im Diesseits Gottes Willen umsetzt. Jedenfalls so im genannten Beispiel.

Naqual hat geschrieben:Also gerade die im Hebräerbrief angesprochenen dürften eine durchaus skeptische Einstellung zu den Ausführungen des Paulus gehabt haben. Rein von ihrem HIntergrund her, der im heutigen christlichen Denken schnell komplett ausgeklammert wird.
So ist es, denn das Wort des Kreuzes ist denen, die verloren gehen, Torheit;
denen aber, die errettet werden – uns – ist es Gottes Vermögenskraft.
Denn weil in der Weisheit Gottes der Kosmos durch die Weisheit Gott nicht erkannte, wohlgefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung die Glaubenden zu retten.
Weil denn auch Juden Zeichen fordern und Hellenen Weisheit suchen, wir aber, wir verkünden Christus als gekreuzigt, so ist es den Juden ein Ärgernis, der Ethnie („Heiden“) aber Torheit, ihnen aber, den Berufenen, Juden außerdem auch Hellenen, verkünden wir Christus als Gottes Vermögenskraft und Gottes Weisheit; da das Törichte Gottes weiser ist als die Menschen, und das Schwache Gottes stärker ist als die Menschen.
Was gibt Dir die Sicherheit, dass die christliche Version nicht die Torheit ist, die Paulus meinte? Das könnten nämlich auch sein.
Die Heiden (Griechen und Römer) hatten mit Menschenopfer und Halbgötter-Opfer absolut kein intellektuelles Problem und hätten es insofern nicht als Torheit bezeichnet. Also die Vorstellung des stellv. Opfertodes kannten die ganz gut. (Brauchst ja nur mal Homer's Götterwelt anschauen)
Lächerlich hätten die es empfunden, dass man als Starker sich ganz schwach macht. Dass man einen Lebenstil predigt, der auch einen Starken durch die Liebe, die er praktiziert, in einen vermeintlichen Schwächling verwandelt.
Gerade die Torheits-Bezichtigung des Paulus in den historischen Kontext gestellt, belegt eher, dass das stellv. Opfertod-System gar nicht gemeint war von den frühen Christen.


Also das Blut ist das Leben allen Fleisches; sein Blut steht für sein Leben!
Und die Lohnzahlungen der Verfehlung sind der Tod.
D. h. der Verfehler (Sünder) muss mit seinem Leben bezahlen (sühnen), also mit seinem Blut, das vergossen wird.
Womit hat Jesus dann gezahlt? Also gestorben wäre er als Mensch sowieso. Ich weiß es klingt frech, aber es ist absolut konsequent:
Jesus ist nach damaliger Lebenserwartung gestorben bei der in der Antike durchschnittlichen Lebenserwartung die zwischen 30 und allerhöchstens 40 Jahren lag.
Auch die stellv. Strafübernahme durch Jesus in anderer Hinsicht befriedigt mich nicht:
Wenn er unsere Strafe (nach kirchenchristlicher Vorstellung die ewige Verdammmnis) übernommen hätte, müsste er jetzt noch in der Hölle sein und als er später den Jüngern und anderen noch einmal erschien, hatte er quasi "Hafturlaub".
Im übrigen stirbt der Mensch so oder so bereits einmal in seinen Leben - so bereits das AT. Dieses begründet die Sterblichkeit ja wegen der Sündhaftigkeit.

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Savonlinna
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#120 Re: Die Botschaft des Kreuzes: "Gott ist für uns da!"

Beitrag von Savonlinna » So 4. Okt 2015, 18:36

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Blut "steht" für uns heute nicht für Leben oder Geist. Blut steht für uns heute für Massenmord.
Chiffren ändern sich - da steht etwas in der Bibel, was folglich heute nicht mehr verstanden wird, wenn man die alte Bedeutung nicht mehr kennt.


Savonlinna hat geschrieben: Ich habe mich ab einem bestimmten Punkt - da war ich noch Schülerin - geweigert, dieses "widerliche Gesöff" (wo der Pfarrer mich aufgefordert hat, mir vorzustellen, dass ich da jetzt Blut trinke) zu mir zu nehmen.
Nicht minder widerlich fand ich, dass ich mir bei der Oblate nun vorstellen sollte, dass ich an einer Leiche knabbere.
Das ist ein Problem - ich war immer dagegen, dass die lateinische Liturgie in die Volkssprache übersetzt wurde. - Denn wenn man plötzlich hört, was es bedeutet UND gleichzeitig die Hintergründe nicht kennt, ist es fatal.

Savonlinna hat geschrieben: Egal, wie oft man versucht, antike Vorstellungen umzudeuten und einem einreden will, dass sei alles überhaupt keine Leidensreligion:
es ist de facto eine Leidensreligion. Überall hängt ein Kreuz.
Natürlich spielt Leiden im Christentum eine große Rolle - aber eigentlich eher als Trost im Leid. - Davon abgesehen, dass auch hier oft nicht eingängig erklärt wird, was eigentlich das Fundament davon ist.

Savonlinna hat geschrieben:Das Klagelied, wir könnten "heute nicht mehr geistig lesen", hast Du, Naqual, mehr oder weniger entkräftigt, als Du aufgezeigt hast, dass da zwei unterschiedliche Kulturen aufeinanderstoßen. - Warum soll man uns zwingen, uns in eine Kultur hineinzuempfinden, die nie unsere war?
Niemand zwingt - noch mehr: Lieber etwas abgelehnt, was man nicht versteht, als Dingen nachäffen, die man NICHT versteht.

Im Übrigen denke ich schon, dass wir in Nachfolge der hebräischen und griechischen Kultur stehen - erst seit ca. 200 Jahren scheinen wir eine davon abgelöste Kultur zu haben. - Aber selbst das würde ich nicht beschwören - denn vieles steckt in einem drin, was man gar nicht mehr bewusst reflektiert, aber trotzdem da ist.

Savonlinna hat geschrieben:Ich verstehe Dein "geistig" in dem Fall so: sich abbrühen gegen den Ekel, wegzuschauen vor Elend und sich stattdessen vorzustellen, dass das doch alles geistig und hehr sei.
Echt daneben. - Wenn, dann ist es umgekehrt: Ekel ertragen, weil er bereits getragen wurde.

Das "Hehre" wirst Du bei authentischen Christen nicht finden - all diese "geistigen" Diskussionen findet man in der Regel zwischen unterschiedlichen Kulturen (etwa Christentum versus Agnostizismus), in denen man Denkgebäude aufbauen muss, um etwas zu vermitteln. - In der Praxis ist es anders - da zählt das Tun.

Das ist wieder so ein post, closs, das ich zwar beantwortet habe, aber die Antwort nicht abschicken werde.
Du kannst Dich nicht einfühlen in das, was ich schrieb.

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