JackSparrow hat geschrieben: ↑Fr 4. Jun 2021, 15:34
Es erscheint mir durchaus etwas widersprüchlich wie denn jemand, der sich einerseits niemals über irgendwas ärgert, andererseits den ganzen Rest der Menschheit für böse und verdorben halten kann.
Du missverstehst das. Der Mensch selbst ist nach meiner Weltanschauung weder verdorben noch böse. Er ist
unschuldig und wird verdorben in seiner Naivität und Ahnungslosigkeit. Das Böse
hängt uns
allen an, es stellt
uns allen nach, jedem,
ohne Ausnahme. Entscheidend ist, ob und wie wir dem
nachgeben und ob und wie weit wir uns damit
identifizieren. Indem wir dem Bösen in uns nachgeben und uns damit identifizieren, werden wir auch dazu. Das ist aber ein langsamer Prozess.
Damit sollte es hoffentlich geklärt sein, dass ich niemals von mir behaupten würde, mich niemals über etwas zu ärgern noch dass ich den ganzen Rest der Menschheit für verdorben und böse halte.
Sondern: Alle Menschen sind dem Bösen ausgeliefert, werden vom Bösen bedrängt und der Unterschied ist immer nur das Nachgeben und die Identifikation.
Wenn ich mich hier im Forum beteilige, bin ich eigentlich nie aufgebracht, geschweige denn wütend. Aber ich fühle manchmal sehr wohl eine gewisse Aufregung in mir, zB hormonell, oder auch einen Drang, einem Gefühl von Wut nachzugeben, aber ich grenze mich davon ab, das trainiere ich schon seit einer Weile und es funktioniert im Großen und Ganzen ganz gut. Sicher gäbe es reale Situtationen, wo mir das schwer fiele. Wobei ich es im Vorhinein nicht abschätzen kann. Das hängt von verschiedenen Dingen ab. Vor allem aber von meiner Stärke. Wie wach und bewusst ich bin. Je schwächer, müder, unbewusster ich bin, desto geringer ist auch meine Selbstbeherrschung und die Fähigkeit zum Widerstand und auch zur Abgrenzung.
Es ist eine Sache, die Last einer körperlichen "Erregung" oder auch einen inneren emotionalen, mentalen Druck zu erleben aber eine ganz andere Sache, sich damit zu identifizieren oder dem nachzugeben. Du kannst innerlich platzen vor Aufregung, einem unheimlich starken emotionalen, mentalen Druck ausgesetzt sein, so sehr, dass es Dir noch schwer fällt zu atmen, dass Dein Herz rast, Dir der Schweiß ausbricht, dass Du zitterst und weiche Knie hast und kaum noch sinnvolles Zeug reden oder klar denken kannst. Aber
gleichzeitig dennoch
all dem zuwider ganz ruhig, ganz friedlich sein, vernünftig reden, freundlich sein, respektvoll sein und so weiter. So, dass Du Dir selbst Deine Ruhe und Deinen Frieden bewahrst und diesen Sturm von Bösartigkeit in Dir als etwas von Dir getrenntes erlebst, etwas völlig fremdes, dem Du Dich entschieden und mit all Deiner Kraft bewusst widersetzt und dem Du Dich konsequent entgegenstellst und dem Du nicht erlaubst, sich auch nur ein winziges Bißchen auf Dich zu übertragen.
Du kapselst Dich ab von all dem Bösen in Dir, Du wirst zum Auge des Sturms. Der Sturm kann toben aber Du bist im Zentrum und es kann Dich nicht berühren. Du wirst höchstens Probleme damit haben, zu funktionieren, in dem Sinne, dass es keine Auffälligkeiten gibt, zB dass Du anfängst zu stottern, hecheln, schwanken etc.. aber das macht nichts. Du kannst dann einfach sagen: Bitte entschuldige aber mir ist übel, ich muss mich mal hinsetzen und eine Pause machen. Wenn man stark ist, beruhigt es sich dann auch. Das Böse in uns sabotiert uns, und wenn man wachsam ist, können einem solche Dinge auffallen und dann kann man sich auch widersetzen. Wenn man aber alle körperlichen Reaktionen oder Eingebungen für das Eigene hält, ist man natürlich ausgeliefert.