Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
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Münek
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#1061 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mo 7. Nov 2016, 07:06

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es ist HISTORISCH mehr als naheliegend
Es ist allenfalls historisch-kritisch naheliegend. - Es kann METHODISCH ("historisch-kritisch") naheliegend sein - ob es WIRKLICH ("historisch") naheliegend ist, stellt sich je nach Ansatz unterschiedlich dar. - Die Gleichsetzung von Methodik und Wirklichkeit ist intellektuell nicht redlich.
Dass die neutestamentliche Forschung die in den Evangelien dokumentierte Botschaft Jesu von dem Naheherbeigekommensein des Reiches Gottes als wirklich und authentisch ansieht, ist alles andere als intellektuell unredlich. Da Gott vor 2000 Jahren bekanntlich NICHT seine Königsherrschaft auf Erden angetreten hat, ist die von den theologischen Experten einvernehmlich gezogene Schlussfolgerung, dass sich Jesus hier geirrt hat, unausweichlich.

Nochmals: Diese Schlussfolgerung haben nicht irgendwelche Atheisten gezogen, sondern gläubige renommierte Theologen wie Schweitzer, Grässer, Bultmann, Groos, Kasper, Rahner, Küng, Theißen etc. etc.

closs
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#1062 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mo 7. Nov 2016, 12:22

sven23 hat geschrieben:Deshalb gibt es die Methodik, die subjektive Willkür weitgehend ausschließen soll.
Du hast es nicht verstanden: Das Problem sind nicht die Quellen und deren wissenschafts-technische Erschließung, sondern deren INTERPRETATION.

sven23 hat geschrieben:Was sich aber plausibel auflösen lässt, wenn man die chronologische Entwicklung der Texte berücksichtigt,
Ja - wobei hier eben die übliche Vorgehensweise "Je älter, desto authentischer" nicht funktionieren muss, da es kein geschriebenes Original gibt. Es kann also sein, dass ältere Quellen schlechter verstandene Rezeptionen des Originals Jesus sind als jüngere Quellen. - Gäbe es ein geschriebenes Original, hättest Du recht - denn dann ginge es um Abschreiben, verändern, ergänzen einer klaren Vorlage - hier ist aber die Vorlage das, was Jesus gemeint hat.

sven23 hat geschrieben:Deshalb ist ja die Methodik so wichtig, um willkürliche und glaubensdogmatisch gesteuerte Interpretation auszuschließen.
Du hast es nicht verstanden: Das Problem sind nicht die Quellen und deren wissenschafts-technische Erschließung, sondern deren INTERPRETATION.

sven23 hat geschrieben:Nein, Theißen sagt das nur, um closs hinters Licht zu führen.
Wenn er es ernst meint (was ich eigentlich schon glaube), geht das an Eure Adresse.

Münek hat geschrieben:Dass die neutestamentliche Forschung die in den Evangelien dokumentierte Botschaft Jesu von dem Naheherbeigekommensein des Reiches Gottes als wirklich und authentisch ansieht, ist alles andere als intellektuell unredlich.
Stimmt - das macht die RKK genauso. Es gibt keinen Zweifel am Begriff "Nähe des Gottesreichs".

Münek hat geschrieben:Diese Schlussfolgerung haben nicht irgendwelche Atheisten gezogen, sondern gläubige renommierte Theologen
Sie haben es halt so interpretiert - aus Sicht anderer (auch meiner) haben sie es falsch interpretiert. - Historisch-kritische Untersuchung ist das eine, Interpretation ist das andere.

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#1063 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mo 7. Nov 2016, 13:39

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass die neutestamentliche Forschung die in den Evangelien dokumentierte Botschaft Jesu von dem Naheherbeigekommensein des Reiches Gottes als wirklich und authentisch ansieht, ist alles andere als intellektuell unredlich.
Stimmt - das macht die RKK genauso. Es gibt keinen Zweifel am Begriff "Nähe des Gottesreichs".
Jesus hat zuletzt kurz vor seinem Tod seinen Jüngern das SICHTBARE Kommen des Gottesreiches noch zu deren Lebzeiten zugesagt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Diese Schlussfolgerung haben nicht irgendwelche Atheisten gezogen, sondern gläubige renommierte Theologen
Sie haben es halt so interpretiert - aus Sicht anderer (auch meiner) haben sie es falsch interpretiert. - Historisch-kritische Untersuchung ist das eine, Interpretation ist das andere.
Exegese IST Textinterpretation. Gegenstimmen zum einvernehmlichen Exegeseergebnis gibt es nicht.

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#1064 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mo 7. Nov 2016, 13:48

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deshalb ist ja die Methodik so wichtig, um willkürliche und glaubensdogmatisch gesteuerte Interpretation auszuschließen.
Du hast es nicht verstanden: Das Problem sind nicht die Quellen und deren wissenschafts-technische Erschließung, sondern deren INTERPRETATION.
Ein solches Problem existiert lediglich in Deiner Vorstellung. Dass DU mit der Akzeptanz des einvernehmlichen Exegeseergebnisses (Jesu Irrtum) ein Riesenproblem hast, ist hinlänglich bekannt, aber irrelevant.

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#1065 Re: Theodizee

Beitrag von fin » Mo 7. Nov 2016, 13:58

Münek hat geschrieben: DU mit der Akzeptanz des einvernehmlichen Exegeseergebnisses (Jesu Irrtum) ein Riesenproblem hast, ist hinlänglich bekannt, aber irrelevant.

Münek hat geschrieben:Jesus hat zuletzt kurz vor seinem Tod seinen Jüngern das SICHTBARE Kommen des Gottesreiches noch zu deren Lebzeiten zugesagt.

Hallo Münek,
welche Schlüsse hast du selbst daraus gezogen? Wie haben sich besagte Ergebnisse auf deinen ursprünglichen Glauben ausgewirkt, bzw. welche Position (Glauben) vertrittst du gegenwärtig?

Grüße
fin

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#1066 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mo 7. Nov 2016, 14:31

Münek hat geschrieben:Jesus hat zuletzt kurz vor seinem Tod seinen Jüngern das SICHTBARE Kommen des Gottesreiches noch zu deren Lebzeiten zugesagt.
Genau das wird im Gesamt-Kontext interpretativ bestritten.

Münek hat geschrieben:Exegese IST Textinterpretation.
Dann greift die HKM eben mit ihrer Exegese zu kurz. Die Bibel kann innerhalb der Theologie nur im Sinne interpretiert werden, dass es Gott gibt - wenn man es säkular ohne Gott probiert, geht das auch, gehört aber nicht die Theologie. - Beides ist gerechtfertigt, beides ist WIssenschaft, beides arbeitet mit seinen jeweiligen Setzungen. - Wie oft muss man das eigentlich noch sagen?

Münek hat geschrieben:Ein solches Problem existiert lediglich in Deiner Vorstellung.
Das wäre schlimm. Erinnere Dich an Theißen: Auch er legt Wert auf die Feststellung, dass die HKM nach ihren Regeln das interpretiert, was gewesen sein KÖNNTE. - Aufgabe von Wissenschaft ist, auf intersubjektiv nachvollziehbare Weise darzulegen, warum etwas unter den eigenen Bedingungen/der eigenen Perspektive so gewesen sein KÖNNTE.

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#1067 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mo 7. Nov 2016, 14:41

fin hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: DU mit der Akzeptanz des einvernehmlichen Exegeseergebnisses (Jesu Irrtum) ein Riesenproblem hast, ist hinlänglich bekannt, aber irrelevant.

Münek hat geschrieben:Jesus hat zuletzt kurz vor seinem Tod seinen Jüngern das SICHTBARE Kommen des Gottesreiches noch zu deren Lebzeiten zugesagt.

Hallo Münek,
welche Schlüsse hast du selbst daraus gezogen? Wie haben sich besagte Ergebnisse auf deinen ursprünglichen Glauben ausgewirkt, bzw. welche Position (Glauben) vertrittst du gegenwärtig?

Grüße
fin
Ich bin Atheist. Ich bin davon überzeugt, Götter waren und sind Erfindungen (Projektionen) von Menschen. Nichts Reales.

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#1068 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Mo 7. Nov 2016, 15:05

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Jesus hat zuletzt kurz vor seinem Tod seinen Jüngern das SICHTBARE Kommen des Gottesreiches noch zu deren Lebzeiten zugesagt.
Genau das wird im Gesamt-Kontext interpretativ bestritten.
Natürlich kannst Du das bestreiten. Du kannst auch bestreiten, dass die Erde keine Kugel, sondern eine Scheibe ist. Aber Jesu Zusage an seine Jünger steht nun mal schwarz auf weiß im Evangelientext (z.B. Lk. 21, 25 ff.).

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Exegese IST Textinterpretation.
Dann greift die HKM eben mit ihrer Exegese zu kurz.
Das ist Deine unmaßgebliche Laienmeinung. Sie ist falsch.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ein solches Problem existiert lediglich in Deiner Vorstellung.
Das wäre schlimm.
Dass Du mit Jesu Irrtum ein Riesenproblem hast, muss nicht für andere gelten. Bultmann, Rahner, Küng und Co. sind/waren gläubige Christen. Ihre intellektuelle Redlichkeit gebot es ihnen, Jesu Irrtum zu konstatieren und sich nicht selbst zu belügen.

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#1069 Re: Theodizee

Beitrag von Hemul » Mo 7. Nov 2016, 15:21

Münek hat geschrieben:Ich bin Atheist. Ich bin davon überzeugt, Götter waren und sind Erfindungen (Projektionen) von Menschen.
Du bist aber mit Rheinwasser getauft-gelle? ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#1070 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mo 7. Nov 2016, 15:36

Münek hat geschrieben:Aber Jesu Zusage an seine Jünger steht nun mal schwarz auf weiß im Evangelientext (z.B. Lk. 21, 25 ff.).
Wer die Bibel verstehen will, muss sie im geistigen Kontext verstehen wollen - genau das scheint das moderne Problem zu sein. - Ich sehe, dass so etwas nicht erzwingbar ist.

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