PeB hat geschrieben:Die wissenschaftliche Methodik nach der eine Fachwissenschaft legitimerweise ausschließlich Aussagen über den eigenen Forschungsgegenstand tätigt. Was für eine Frage!
Du hast ursprünglich von „der Wissenschaft“ gesprochen, um nun auf „Fachwissenschaft“ einzuschränken.
„Wissenschaft“ ist ja im grunde sehr flexibel, denn sobald sich ein neuer Forschungsgegenstand auftut, wird eine neue Fachwissenschaft gegründet.
Vom Prinzip her gibt es damit keinen Forschungsgegenstand, der nicht von einer Wissenschaft erfasst wird.
Es kommt also auf das
Vorliegen eines Forschungsgegenstandes an.
Bei allem, was ausserhalb dieser grundsätzlichen Anforderung liegen soll, kann es sich also nur um das
Nicht-Vorliegen eines Forschungsgegenstandes drehen.
Wenn also von der „wissenschaftlichen Methodik“ als „nur einem möglichen Vorgehen“ gesprochen wird, dann zielt „das andere mögliche Vorgehen“ auf das Aufbauen eines Verhaltens, einer Einstellung,
ohne Forschungsgegenstand ab – man sollte dies schon optisch eindeutig präsentieren, samt aller Konsequenzen.
PeB hat geschrieben: Phantasie" entspringt dem Verstand und besitzt zumindest informellen Charakter inhaltlicher Natur.
Das ist ein poetisch klingender Satz.
Kannst du ihn auf eine funktionale Basis bringen (z.B. in Bezug auf die Vorgänge im Gehirn)?
(oder anders gefragt: weisst du, was du da sagst?)
PeB hat geschrieben:Grund genug, sich damit zu beschäftigen. Nicht seitens der Naturwissenschaften, sondern seitens der Geisteswissenschaften.
Wieso Geisteswissenschaften?
Ich würde sagen sie scheitern bereits bei „Information“, denn sie können nicht sagen, wie „Bedeutung“ zustande kommt.
Was denkst du, wie „Bedeutung“ zustande kommt?
PeB hat geschrieben:Auch hier wieder: wenn ich als Prähistoriker eine alte Überlieferung, einen Mythos erhalte und lese, kann ich natürlich sagen: Phantasie - weg damit! Klüger ist es aber, sich damit zu beschäftigen und zu fragen, was kann ich daraus in Bezug auf mein Fachgebiet an Information entnehmen?
Wie läuft der Vorgang des „Entnehmens einer Information“ deiner Meinung nach ab?
Da du es ja anscheinend durchführst, müsstest du es genau sagen können.
Zitat-PeB:
Natürlich kann das die Naturwissenschaft nicht, denn sie hat einen anderen Forschungsgegenstand.
Naja, mal sehen in wie weit in deiner Erklärung die Vorgänge im Gehirn eine Rolle spielen.
Falls dies nicht ausreichend der Fall ist, gibt es ja noch die Neurowissenschaften und eine gehörige Portion Informatik.
PeB hat geschrieben:Nein, fehlende Aussagen heißt "fehlende Aussagen".
Naja, nicht ganz so schnell, denn aus was sind „Aussagen“ bzw. was läuft dabei genau ab?
PeB hat geschrieben:Denn sonst müsste ich annehmen, dass ein Bereich der Wirklichkeit solange nicht existent sei, bis es eine wissenschaftliche Aussage darüber gibt.
Das ist nicht korrekt, denn ohne Zusammenhang ist ein Existenz-Urteil sinnlos.
Es wäre eigenartig auffällig, wenn sich jemand hinstellen und sagen würde „es existiert!“, nur um auf die Rückfrage „was existieren soll“ zuzugeben: „das weiss ich nicht“.
(vor diesem Hintergrund:
du bist bestimmt von der Existenz „Gottes“ überzeugt.
=> Was soll da existieren?)
PeB hat geschrieben:Deine Stoßrichtung ist schon klar: du willst hier darlegen, dass nichts wirklich sein könne, worüber es keine naturwissenschaftliche Aussage gibt.
Nein, da hast du mich nicht verstanden, ich sage:
es ist nicht angebracht eine Wirklichkeit von „etwas“ zu behaupten, wenn man nicht sagen kann, worum es bei „etwas“ gehen soll.
Wenn jemand z.B. ein 2m grosses Kaninchen an seiner Seite behauptet, dann ist es relativ einfach Zusammenhänge darüber zu ermitteln, was er da an seiner Seite erkennen können will.
Wenn aber jemand das „Nicht-Matrerielle“ an seiner Seite behauptet, dann wirst du sehr leicht nachvollziehen können, dass plötzlich nichts mehr da ist, um ein Existenz-Urteil abzugeben.
PeB hat geschrieben:Das gestehe ich den Naturwissenschaften gerne zu. Deshalb müssen sie sich nicht mit Goethe's Faust auseinandersetzen. Ich aber schon. Und ein Literaturwissenschaftler tut das sogar wissenschaftlich. Ich behaupte jetzt mal ganz starrsinnig: Goethe's Faust existiert, auch wenn er kein naturwissenschaftlicher Forschungsgegenstand ist.
Du wirst mir bestimmt zustimmen, dass „Goethes Faust“ ein Begriff ist, der auf einen Überblick auf all die Zusammenhänge, die rund um dieses Werk eine Rolle spielen, abzielt.
Du behauptest also, dass der Überblick existiert.
(du wirst es nicht leicht nachvollziehen können, aber wir sind hier mitten in der Frage „wie kommt Bedeutung zustande“)
Wie soll dieser Überblick existieren…
1…bei einem Menschen, der nicht weiss, dass es sich um einen Text handelt?
2…bei einem Menschen, der weiss, dass es sich um einen Text handelt, der über diesen Text aber nichts aussagen kann?
3…bei einem Menschen, der den Text in und auswendig kennt?
Da du dich ja damit auseinandersetzt, bin ich auf deine Antworten gespannt.
(Tipp: die Vorgänge des Gehirns sollten auch hier im Zentrum stehen – wie passen „Gehirnaktivität“ und „Überblick“ zusammen?)
PeB hat geschrieben:Meinst du jetzt: ohne naturwissenschaftliche Zusammenhänge? Oder gestehst du auch beispielsweise literaturwissenschaftliche Zusammenhänge zu?
Ich spreche von Wahrnehmung, also von dem grundlegenden Umgang mit Zusmamenhängen.
Ohne Zusammenhänge gibt es keinen Anlass von „entsprechendem Gegenstand“ zu sprechen.
Wenn jemand von „Nicht-Materiell“ spricht, dann liegt kein Zusammenhang vor, um was es gehen soll - er spricht also eigentlich über gar nichts.