Nicht von Zwangsumsiedlung, nur von Umsiedlung ab 103 schreibt Willibald Bösen: "Galiläa als Lebensraum und Wirkungsfeld Jesu", Freiburg im Breisgau, 1985, S. 148. Vielleicht waren es jene jüdischen Siedler, die der Makkabäer Simon 164 aus Sicherheitsgründen von Galiläa nach Judäa holte. Unter Antiochos IV. gab es auch heidnische "Militärsiedler", die zusammen mit jüdischen Parteigängern 168 enteignetes Land in Judäa erhielten, dass sie 164 wieder verloren. Damals wurden die Besitzverhältnisse mehrmals umgekrempelt (siehe Dan 11:39; 1Makk 3:36). Die wieder enteigneten jüdischen Parteigänger der Seleukiden beklagen dies in 1Makk 6:23-24.Raiauer hat geschrieben:Hallo Rembremerding...wow du lieferst ja wirklich tolle Infos....ein Danke schön dafür....Ich habe hier die Info vorliegen, dass es um 100 v.Chr. eine Zwangsumsiedlung für Juden nach Galiläa gab. Hast du dazu Hintergrundinfos?
Die Makkabäer brachten die Nachfolgeregelung der Hohepriester von Jerusalem durcheinander. Die Oniaden mussten fliehen, Onias IV. ging nach Ägypten und erhob dort den Anspruch den Jahwe-Kult fortzusetzen, weil er in Jerusalem illegitim war. Selbst die Essener in Qumran könnten eine solche Protestbewegung gegen die Makkabäer gewesen sein, da diese weltliches und priesterliches Amt zusammenführten. Damals entzweiten sich die Juden in Sadduzäer, welche den Makkabäern nahe standen und zuvor schon den Seleukiden, und den Pharisäern (vormals "Gemeinschaft der Frommen"), welche die Tora-Observanz beanspruchten und für die ein Königtum hellenistischen Typus ein Greuel waren. Erstere waren mit den Hasmonäern in Partei, letztere hatten bei der Bevölkerung ansehen. Die bewarfen den König einmal zum Laubhüttenfest mit Zitronen, worauf er 8000 töten ließ. Kurzum: Um Jerusalem herrschte ein ziemlicher politischer Trubel, während es in Galiläa verhältnismäßig friedlich war, warum sollten also die Vorfahren von Maria und Josef wieder zurück?Die Frage ist nur, warum sie nicht schon früher wieder nach Bethlehem umzogen? Was änderte sich beim Zensus, dass Joseph und Maria planten nach Bethlehem umzuziehen? Beide hatten Grundbesitz in Bethlehem. Warum erst jetzt Pläne Richtung Bethlehem? ....LG Rainer
Als Herodes unter Schutz Roms das Land für Rom erobern sollte, fand er in Galiläa nur geringe Unterstützung. Es kam zu Aufständen und Herodes als König herrschte mit militärischer Macht. Die einst friedlichen Verhältnisse in Galiläa änderten sich also.
Warum zieht die Familie jetzt nach Betlehem?
Zum einen, auf die Hl. Schrift basierend: Maria wusste, dass ihr Sohn vom Hl. Geist ist. Natürlich sollte er im Tempel seinem Vater dargebracht werden.
Weniger belastbare Quellen lassen Maria eine Tempeljungfrau in Jerusalem sein. Ihre Eltern gaben sie dem Tempel, weil sie nach Gebeten von Gott erhört wurden und die Tochter ihm darbrachten. Nach der 1. Menstruation endet ihr Dienst und sie kehrt nach Nazareth zurück. Aber sie bleibt natürlich mit dem Tempel innig verbunden, so dass es selbstverständlich ist, dass sie dorthin mit dem Kind unter ihrem Herzen zurückkehrt.
Eine einfache Begründung: Wie heute, kehrt man dann zu Verwandten zurück, wenn eine Erbschaft fällig wird. Maria und Josef könnten also im Rahmen des Zensus ihren Anspruch auf Land ihrer Vorfahren geltend gemacht haben, die um 100 v. Chr. nach Galiläa gingen, also nur 1 oder 2 Generationen vor Josef.
Alles Spekulationen, jedoch geistig betrachtet mag das Weltgeschehen von Gott so gefügt sein, damit der Messias in Betlehem zur Welt kommt.
Dieser historische Hintergrund macht aber auch verständlich, warum Jesus in seiner Glaubenspraxis weder den Sadduzäern noch den Pharisäern nahe stand. Eher den Essenern, aber nur, was ihre apokalyptische und politische Sichtweise betrifft. Jesus hatte als Galiläer einfach keine Parteigänger in Jerusalem, war weder politisch noch religiös festgelegt.
Ich konnte das nur vage aus der Erinnerung schreiben, weil ich es kaum brauche. Ich hatte mal irgendwo ein Vorlesungsprotokoll der Uni gespeichert, welches über die sozio-politischen Verhältnisse in Palästina zur Zeit Jesu handelte, vielleicht finde ich es noch.
Servus
