EaYggdrasil hat geschrieben: ↑Di 23. Jul 2019, 21:02
Muss Glaube überzeugend sein? Ich denke nein.
Zumindest versuche ich niemanden von meinem Glauben zu überzeugen. Dasselbe erwarte ich von anderen. Ob Andersgläubige oder Nichtgläubige.
Und bitte lese dich in die Rituale von Heiden ein. Denn wenn dein Wissen nur aus Schwitzhütten und psychedelischen Substanzen besteht, dann weist dein Wissen erhebliche Lücken auf. Denn in einer Schwitzhütte war ich noch nie.
Es ehrt dich, dass du niemanden missionieren willst. Ich will das schon. Ich will zur Philosophie missionieren.
Und ich will Folgendes zum Ausdruck bringen:
Es gibt wahnsinnig viele Menschen, die nach Sinn und Erleuchtung suchen - von ganzen Herzen, weil es sie wahrhaftig umtreibt. Sie finden ihn - aus eher guten Gründen - NICHT mehr in der christlichen Religion.
Also suchen sie im Buddhismus und Hinduismus und buchen Besinnungswochenenden in indischen Aschrams oder indianischen Schwitzuhütten. Oder sie fahren nach Stonehenge und hoffen dort auf heidnische Erleuchtung, vor allem, weil die nicht christlich verseucht ist. ALLE suchen irgendwo nach Sinn für ihr Leben und Ruhe und Gleichmut und Verbundenheit mit einer Natur, derer sich die Menschen entfremdet haben, - aber eben, weil der Mensch kein Natur-, sondern ein
Kulturwesen ist.
Die Beziehung des Menschen zur Natur ist immer schon gebrochen. Weil er nicht anders kann, als sich als etwas anderes zu entdecken, - als eben nicht in die Natur integriert wie ein Tier. Weil er etwas ist, das nicht die Natur ist. Sie ist etwas anderes als er, er etwas anderes als sie.
Ich glaube nicht, dass jemand, der nicht Hindi oder Sanskrit spricht und in Indien aufgewachsen ist, sich in ein hinduistisches Lebensgefühl und in hinduistische Religion wirklich einfühlen kann.
Ich glaube nicht, das jemand, der nicht Navajo spricht und in dieser Kultur aufgewachsen ist, ein Lebensgefühl wie ein Navajo-Indianer nachempfinden kann. Auch nicht in ein Sioux-Lebensgefühl oder das irgendeines anderen nord- mittel- oder südamerikanischen Indianers.
Ich bin Argentinierin und verehre Evita Péron. Jeder Nicht-Argentinier hält das für verrückt,- und vielleicht ist das korrekt. Aber sie können meine Verehrung letztlich nicht verstehen, weil sie nicht in meiner Kultur und in meinem Land und meiner Stadt Buenos Aires aufgewachsen sind. Auch weil sie niemals einen richtigen Tango getanzt haben.
Ihre Kritik an meiner Verehrung verstehe ich und sie relativiert meine Verehrung, denn ich bin ja keine Idiotin. ich vermag mich krtiisch zu sehen und zu beurteilen.
Du hast keine Chance, dich jemals authentisch so zu fühlen, wie ein heidnischer, antiker Polytheist. Es geht nicht. Es ist unmöglich.