Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
Pluto
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#11 Re: Theodizee

Beitrag von Pluto » Do 1. Sep 2016, 14:07

Ska'ara hat geschrieben:Ich frage mich, ob sich die Hoffnung durch ein positives Weltbild am Ende des Lebens durch evtl. erlebtes Leid potenzieren lässt. Stirbt es sich leichter nach einem angenehmen Leben?
Weiß ich nicht, und ich habe keine Lust es auszuprobieren.

War das jetzt zu zynisch?

Jedes Lebewesen (auch wir Menschen) strebt immer nach seinem eigenen Eigennutz. Bitte NICHT mit dem menschlichen Egoismus verwechseln, der ein Extremfall von Eigennutz darstellt. Die Evolution hat die Lebewesen so entstehen lassen, dass die Leid möglichst aus dem Weg gehen und Quellen des Wohlbefindens anstrebt. Das ist selbst bei einer Amöbe, die gar kein Gehirn besitzt, zu beobachten.

Ska'ara hat geschrieben:Woher nimmt man die Hoffnung? Belügt man sich dann selbst?
Braucht man denn Hoffnung?
Wie Richard Dawkins einst bemerkte: Man ist weitaus länger tot als lebendig.
Ich habe keine Angst vor dem Tod; vom Prozess des Sterbens allerdings schon. Dafür hat uns die Evolution nicht vorbereitet.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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ProfDrVonUndZu
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#12 Re: Theodizee

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Do 1. Sep 2016, 14:35

Pluto hat geschrieben:Die Obdachlosen, die scheinbar nichts zu verlieren haben, trifft es meistens sogar am Schlimmsten.
Das hängt natürlich vom persönlichen Bild ab, das man von Obdachlosen hat. Theoretisch wären sie frei zu gehen, wohin sie wollten. Was hält sie in den Städten ? Die Aussicht auf Bettelgut.

Unter einem Obdachlosen sollte man sich vielleicht nicht nur einen potentiellen Kandidaten zur Reintegration in die Gesellschaft vorstellen, sondern jemanden der da gar nicht mit machen will. Es gibt natürlich beide Sorten, aber von letzteren will ja erst recht keiner was wissen.

Bei der Theodizee Frage an den Gott der Bibel sollte man natürlich erst mal mit einbeziehen, welche Art Lebensführung Gott von einem Christen erwartet. Die Antwort dürfte aber allen bekannt sein. Natürlich möchte sich keiner den Schuh anziehen bzw. ausziehen in ärgster Armut zu leben.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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Halman
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#13 Re: Theodizee

Beitrag von Halman » Do 1. Sep 2016, 14:41

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Nun, ich habe "Verstärkung" mitgebracht, weil ich mich alleine nicht traue - nicht mit Volldampf. Bitte hört Euch doch den Vortrag von Prof. Siegried Zimmer an und teilt mir mit, was ihr darüber denkt.
Zimmer ist, wie wir wissen, ein großartiger und auch sehr geschickter Redner.
Was mich stört, ist, dass alle seine Beispiele auf die angebliche Boshaftigkeit von Menschen zurückzuführen sind (z.B. die Frau die wochenlang in Mexiko gefoltert wurde).
Er umgeht aber elegant die Folgen der großen Naturkatastrophen, die uns heute treffen.
Wirklich?

Pluto hat geschrieben:Das sind alles aus meiner Sicht bedeutungslose Entschuldigungen im Nachhinein. Wenn es einen Schöpfer gibt, warum hat er den Menschen auf eine so labile Erde gesetzt? Wenn wir schon Gott danken, dass er den einen oder anderen verschont hat, warum verschließen wir uns der Frage, wieso mussten so viele Menschen sterben? Seien wir doch ehrlich, liegt das nicht auch in der Verantwortung Gottes?
Diese Fragen stellen sich und die darf man auch nicht verbieten. Es sind wichtige Fragen, aber leider so schwer, dass ich sie nicht zufriedenstellend zu beantworten vermag.
Wie kann Gott das Leid zulassen? Mit dieser Frage hatte sich Nathalie Schöps in ihrer Jahresarbeit beschäftigt. Darin ist auch eine Umfrage zu diesem Thema enthalten.

Vermutlich kann sich zu diesem Thema am Besten jemand äußern, der selbst Leid erfahren hatte. Da denke ich an die Texte von Dietrich Bonhoeffer, seine Briefe an einen Freund, insbesondere seine Aufzeichnungen aus der Haft im Gefängnis in Tegel vom 16.7 und 18.7 1944, die eine ganz andere Perspektive aufzeigen:
Zitat von Dietrich Bonhoeffer (16.7.44 aus Tegel):
... Gott als moralische, politische, naturwissenschaftliche Arbeitshypothese ist abgeschafft, überwunden; ebenso aber als philosophische und religiöse Arbeitshypothese (Feuerbach!). Es gehört zur intellektuellen Redlichkeit, diese Arbeitshypothese fallen zu lassen bzw. sie so weitgehend wie irgend möglich auszuschalten. Ein erbaulicher Naturwissenschaftler, Mediziner etc. ist ein Zwitter.
Wo behält nun Gott noch Raum?, fragen ängstliche Gemüter, und weil sie darauf keine Antwort wissen, verdammen sie die ganze Entwicklung, die sie in solche Notlage gebracht hat. Über die verschiedenen Notausgänge aus dem zu eng gewordenen Raum habe ich Dir schon geschrieben. Hinzuzufügen wäre noch der salto mortale zurück ins Mittelalter. Das Prinzip des Mittelalters aber ist die Heteronomie in der Form des Klerikalismus. Die Rückkehr dazu aber kann nur ein Verzweiflungsschritt sein, der nur mit dem Opfer der intellektuellen Redlichkeit erkauft werden kann. Er ist ein Traum nach der Melodie: »O wüßt ich doch den Weg zurück, den weiten Weg ins Kinderland.« Diesen Weg gibt es nicht - jedenfalls nicht durch den willkürlichen Verzicht auf innere Redlichkeit, sondern nur im Sinne von Matth. 18,3, d.h. durch Buße, d.h. durch letzte Redlichkeit.
Und wir können nicht redlich sein, ohne zu erkennen, daß wir in der Welt leben müssen - »etsi deus non daretur«. Und eben dies erkennen wir - vor Gott! Gott selbst zwingt uns zu dieser Erkenntnis. So führt uns unser Mündigwerden zu einer wahrhaftigen Erkenntnis unserer Lage vor Gott. Gott gibt uns zu wissen, daß wir leben müssen, als solche, die mit dem Leben ohne Gott fertig werden. Der Gott, der mit uns ist, ist der Gott, der uns verläßt (Markus 15,34)! Der Gott, der uns in der Welt leben läßt ohne die Arbeitshypothese Gott, ist der Gott, vor dem wir dauernd stehen. Vor und mit Gott leben wir ohne Gott. Gott läßt sich aus der Welt herausdrängen ans Kreuz, Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns und hilft uns. Es ist Matth. 8,17 ganz deutlich, daß Christus nicht hilft kraft seiner Allmacht, sondern kraft seiner Schwachheit, seines Leidens!
Hier liegt der entscheidende Unterschied zu allen Religionen. Die Religiosität des Menschen weist ihn in seiner Not an die Macht Gottes in der Welt, Gott ist der deus ex machina. Die Bibel weist den Menschen an die Ohnmacht und das Leiden Gottes; nur der leidende Gott kann helfen. Insofern kann man sagen, daß die beschriebene Entwicklung zur Mündigkeit der Welt, durch die mit einer falschen Gottesvorstellung aufgeräumt wird, den Blick freimacht für den Gott der Bibel, der durch seine Ohnmacht in der Welt Macht und Raum gewinnt. Hier wird wohl die »weltliche Interpretation« einzusetzen haben.

Zitat von Dietrich Bonhoeffer (18.7.44 aus Tegel):
Ob wohl durch die Münchener Angriffe manche Briefe verloren gegangen sind? Bekamst Du den mit den beiden Gedichten? Er war gerade abends unterwegs und enthielt noch einiges Vorbereitende zum theologischen Thema. Das Gedicht über »Christen und Heiden« enthält einen Gedanken, den Du hier wiedererkennen wirst. »Christen stehen bei Gott in seinem Leiden«, das unterscheidet Christen von Heiden. »Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?« fragt Jesus in Gethsemane. Das ist die Umkehrung von allem, was der religiöse Mensch von Gott erwartet. Der Mensch wird aufgerufen, das Leiden Gottes an der gottlosen Welt mitzuleiden.
Er muß also wirklich in der gottlosen Welt leben und darf nicht den Versuch machen, ihre Gottlosigkeit irgendwie religiös zu verdecken, zu verklären; er muß Â»weltlich« leben und nimmt eben darin an dem Leiden Gottes teil; er darf »weltlich« leben, d.h. er ist befreit von den falschen religiösen Bindungen und Hemmungen. Christsein heißt nicht in einer bestimmten Weise religiös sein, auf Grund irgendeiner Methodik etwas aus sich machen (einen Sünder, Büßer oder einen Heiligen), sondern es heißt Menschsein, nicht einen Menschentypus, sondern den Menschen schafft Christus in uns. Nicht der religiöse Akt macht den Christen, sondern das Teilnehmen am Leiden Gottes im weltlichen Leben.
Das ist die »Metanoia«, nicht zuerst an die eigenen Nöte, Fragen, Sünden, Ängste denken, sondern sich in den Weg Jesu Christi mithineinreißen lassen, in das messianische Ereignis, daß Jes. 53 nun erfüllt wird! Daher: »glaubet an das Evangelium« bzw. bei Joh. der Hinweis auf das »Lamm Gottes, das der Welt Sünden trägt« (Joh. 1,29). (Nebenbei: A. Jeremias hat kürzlich behauptet, »Lamm« sei im Aramäischen auch durch »Knecht« zu übersetzen. Ganz schön im Hinblick auf Jes. 53!)
Dieses Hineingerissenwerden in das messianische Leiden Gottes in Jesus Christus geschieht im Neuen Testament in verschiedener Weise: durch den Ruf der Jünger in die Nachfolge, durch die Tischgemeinschaft mit den Sündern, durch »Bekehrungen« im engeren Sinne des Wortes (Zachäus), durch das (ohne jedes Sündenbekenntnis sich vollziehende) Tun der großen Sünderin (Luk. 7), durch die Heilung der Kranken (s. o. Matth. 8,17), durch die Annahme der Kinder. Die Hirten wie die Weisen aus dem Osten stehen an der Krippe, nicht als »bekehrte Sünder«, sondern einfach, weil sie, so wie sie sind, von der Krippe her angezogen werden (Stern). Der Hauptmann von Kapernaum, der gar kein Sündenbekenntnis ablegt, wird als Beispiel des Glaubens hingestellt (vgl. Jairus). Den reichen Jüngling »liebt« Jesus. Der Kämmerer (Apg. 8), Cornelius (Apg. 10) sind alles andere als Existenzen am Abgrund. Nathanael ist ein »Israelit ohne Falsch.« (Joh. 1,47); schließlich Joseph von Arimathia, die Frauen am Grabe. Das einzige, ihnen allen Gemeinsame, ist das Teilhaben am Leiden Gottes in Christus. Das ist ihr »Glaube«.
Nichts von religiöser Methodik, der »religiöse Akt« ist immer etwas Partielles, der »Glaube« ist etwas Ganzes, ein Lebensakt. Jesus ruft nicht zu einer neuen Religion, sondern zum Leben. Wie sieht nun aber dieses Leben aus? Dieses Leben der Teilnahme an der Ohnmacht Gottes in der Welt? Davon schreibe ich das nächste Mal, hoffentlich.
Heute nur noch dies: Wenn man von Gott »nichtreligiös« sprechen will, dann muß man so von ihm sprechen, daß die Gottlosigkeit der Welt dadurch nicht irgendwie verdeckt, sondern vielmehr gerade aufgedeckt wird und gerade so ein überraschendes Licht auf die Welt fällt. Die mündige Welt ist gottloser und darum vielleicht gerade Gott-näher als die unmündige Welt.
Verzeih, es ist alles noch furchtbar schwerfällig und schlecht gesagt, ich spüre das deutlich ... Wir stehen hier fast allnächtlich um halb 2 Uhr auf. Das ist eine schlechte Zeit und beeinträchtigt die geistige Arbeit etwas.
Wie denkst Du über diese Gedanken?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Rembremerding
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#14 Re: Theodizee

Beitrag von Rembremerding » Do 1. Sep 2016, 14:44

Pluto hat geschrieben: Braucht man denn Hoffnung?
Wie Richard Dawkins einst bemerkte: Man ist weitaus länger tot als lebendig.
Das ist Unsinn von Dawkins. Zum einen, weil Hoffnung wahrzunehmen/wahrnehmen zu wollen im Menschen angelegt ist, zum anderen, weil man als Christ länger lebendig, als in der Sünde tot ist.
Ich habe keine Angst vor dem Tod; vom Prozess des Sterbens allerdings schon. Dafür hat uns die Evolution nicht vorbereitet.
Die Evolution des Leibes nicht, aber die Evolution des Geistes durch Gott.
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Janina
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#15 Re: Theodizee

Beitrag von Janina » Do 1. Sep 2016, 15:09

Pluto hat geschrieben:Wie Richard Dawkins einst bemerkte: Man ist weitaus länger tot als lebendig.
Und Mark Twain hat ergänzt: Und es hat ihn nicht sonderlich traumatisiert.

Pluto
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#16 Re: Theodizee

Beitrag von Pluto » Do 1. Sep 2016, 19:31

Rembremerding hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Braucht man denn Hoffnung?
Wie Richard Dawkins einst bemerkte: Man ist weitaus länger tot als lebendig.
Das ist Unsinn von Dawkins.
Wie kannst du so sicher sein? :shock:

Rembremerding hat geschrieben:Zum einen, weil Hoffnung wahrzunehmen/wahrnehmen zu wollen im Menschen angelegt ist, zum anderen, weil man als Christ länger lebendig, als in der Sünde tot ist.
Auch das ist nur eine Vermutung.

Rembremerding hat geschrieben:Die Evolution des Leibes nicht, aber die Evolution des Geistes durch Gott.
Welche Evolution welchen Geistes?
Wenn dr Leib tot ist, stirbt der Geist mit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#17 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Do 1. Sep 2016, 20:09

Halman hat geschrieben:Theodizee
Die Theodizee-Frage ist nicht beantwortbar, wenn man nicht auf die Grundlagen der Genesis zurück geht. Bspw.: Wofür steht der sog. "Sündenfall"?

Der "Sündenfall" ist Chiffre dafür, dass der Mensch aus dem Ideal des Vereinigtseins mit Gott (man möge hilfsweise "Mensch als Embryo" und "Gott als Mutter" verstehen) herausgeht ("Geburt") in ein Feld, das getrennt ist vom Heil des Ideals ("Heil" verstanden im Dreifachsinn von "heilen", "whole" - das Ganze - und "heilig"), also demnach unheil ist. - Indikator für diese Trennung ist Leid (was erklärt, warum Jesus nicht einfach gestorben, sondern leidvoll gestorben ist). - "Erlösung" ist in diesem Sinne die Rückführung des Unheilen in das ursprüngliche Heil.

Warum aber dieser Weg übers Unheil? Könnte man sich doch sparen, wird mancher denken. - Geht aber leider nicht. - Denn:
Im Heil (als "Embryo") kann der Mensch nicht selbst erkennen, was eigentlich das Heil (das Ganze/Heile) ist, da er ja Teil davon ist. - Erkennen geht also nur aus der Distanz zum Objekt. Distanz steht aber damit auch als Synonym für Getrenntheit vom Objekt - man ist nicht mehr Teil davon.

Eigen-Erkenntnis geht also nur wegen des "Sündenfalls" - ansonsten blieben wir "ewig" bewusstseins-lose geistige Embryos. - Da Gott aber will, dass er von seiner "ebenbildlichen" Schöpfung bewusst erkannt wird, lässt er den Menschen diesen Weg gehen und geht ihn selbst in Jesus mit ("Wo war Gott in Auschwitz?" - "Am Kreuz").

Die naturalistische Welt SOLL also nicht ideal sein, weil der Mensch nur im Spannungs-Verhältnis von "heil" ("gut") und "unheil" ("böse") erkennen kann, wo's wirklich langgeht. - Dieser Weg beinhaltet Leid (als Indikator für das Getrenntsein des Menschen vom "Heil").

Ist Leid meßbar? Aus meiner Sicht letztlich NICHT. - Natürlich wird man neurowissenschaftliche Indikatoren dafür finden - aber wie der Mensch letztlich seelisch/geistig drauf ist, weiß nur der Mensch (und Gott). - Wenn ich daran denke, wie beschissen schmerzhaft entzündende Zahnwurzeln sein können, kann ich es vermutlich nicht vergleichen mit einem, der seit Jahren ge-water-boarded wird. - Vergleichen soll man eh nie. - Wer leidet "mehr"? - SUBJEKTIV gemeint. ---???---

Unterm Strich zur Theodizee-Frage:
WARUM es Leid gibt, ist aus meiner Sicht leicht erklärbar, wenn nicht sogar auf der Hand liegend. - Wie es beim Einzelnen komparativ zum anderen zu messen ist, wird nie jemand objektivieren können. - Das heisst auch: Wir dürfen streng genommen nicht behaupten, "dem" gehe es unterm Strich leidmäßig "besser" oder "schlechter" als dem anderen.

Pluto
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#18 Re: Theodizee

Beitrag von Pluto » Do 1. Sep 2016, 20:49

closs hat geschrieben:Die Theodizee-Frage ist nicht beantwortbar...
Stimmt!
closs hat geschrieben:...wenn man nicht auf die Grundlagen der Genesis zurück geht.
Selbst dann nicht.

closs hat geschrieben:Warum aber dieser Weg übers Unheil? Könnte man sich doch sparen, wird mancher denken.
Ganz genau! :thumbup:

closs hat geschrieben:Im Heil (als "Embryo") kann der Mensch nicht selbst erkennen, was eigentlich das Heil (das Ganze/Heile) ist, da er ja Teil davon ist.
Woher können wir denn wissen, dass das Heil nicht bloß Einbildung (Illusion) ist?

closs hat geschrieben:Erkennen geht also nur aus der Distanz zum Objekt.
Besorg dir ein Mikroskop. Dann merkst du, dass Erkennen auch ganz nah geht.

closs hat geschrieben:Eigen-Erkenntnis geht also nur wegen des "Sündenfalls" - ansonsten blieben wir "ewig" bewusstseins-lose geistige Embryos.
Das ist biologisch so gut wie ausgeschlossen.

closs hat geschrieben:Die naturalistische Welt SOLL also nicht ideal sein, weil der Mensch nur im Spannungs-Verhältnis von "heil" ("gut") und "unheil" ("böse") erkennen kann, wo's wirklich langgeht. - Dieser Weg beinhaltet Leid (als Indikator für das Getrenntsein des Menschen vom "Heil").
Eine hübsche Hypothese die du da aufstellst, aber woher wollen wir wissen, dass sie stimmt?

closs hat geschrieben:WARUM es Leid gibt, ist aus meiner Sicht leicht erklärbar, wenn nicht sogar auf der Hand liegend.
Merkwürdig, dass es keinen einzigen Theologen auf der Welt gibt, der diese Meinung teilt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#19 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Do 1. Sep 2016, 21:46

Pluto hat geschrieben:Selbst dann nicht.
Ich denke schon - Anlässe zum Überdenken liegen vor.

Pluto hat geschrieben:Woher können wir denn wissen, dass das Heil nicht bloß Einbildung (Illusion) ist?
Mit "wissen" in Deinem Sinne ist hier kein Blumentopf zu gewinnen. Hier geht es nicht um methodische Wahrnehmungs-Zertifizierung, sondern ein Stückchen tiefer.

Pluto hat geschrieben:Besorg dir ein Mikroskop. Dann merkst du, dass Erkennen auch ganz nah geht.
Nein - das ist dasselbe. - Denn selbst ein Photon kannst Du erst dann als ein Photon erkennen, wenn Du nicht Teil davon bist.

Pluto hat geschrieben:Das ist biologisch so gut wie ausgeschlossen.
Die Theodizee-Frage ist nicht biologisch gestellt und auch nicht biologisch beantwortbar.

Pluto hat geschrieben:Eine hübsche Hypothese die du da aufstellst, aber woher wollen wir wissen, dass sie stimmt?
S.o.: Hier geht es nicht um methodische Wahrnehmungs-Zertifizierung, sondern ein Stückchen tiefer.

Pluto hat geschrieben:Merkwürdig, dass es keinen einzigen Theologen auf der Welt gibt, der diese Meinung teilt.
Meines Wissens ist das con variazione theologischer Alltag. - Allerdings müsste ich da mal den Status Quo nachfragen. - Wie auch immer: Man kann die Theodizee-Frage nicht grundlegend beantworten, wenn man nicht in die Grundlagen der menschlichen Existenz hineingeht - geistig gemeint, nicht biologisch.

Hemul
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#20 Re: Theodizee

Beitrag von Hemul » Do 1. Sep 2016, 22:47

Meine Güte wat fürn Jammer? :roll:
Satanus hat vor Zeugen behauptet alles besser zu machen oder besser machen zu können als es der Schöpfer selbst kann. Der Schöpfer hat dem 1.Rebellen des Universums Gelegenheit gegeben seine verleumderische Behauptung zu beweisen. Und dieser hat bewiesen, dass er fast die gesamte Menschheit samt Pluto&Co becirct hat. Zum Glück aber nur "fast". Deshalb hat er ausgespielt und bekommt in naher Zukunft den Lohn der ihm gebührt. :clap:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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