Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Rund um Bibel und Glaube
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Münek
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#11 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von Münek » Do 6. Nov 2014, 22:45

Bastler hat geschrieben:Thema abgetrennt aus: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?


Pluto hat geschrieben:Ich bin sprachlos und entrüstet zugleich. ;)
Kommst daher, und erklärst perfekt die historisch-kritische Exegese, und sagst dann dass du nicht dran glaubst. :roll:
Pfui! :D
Die historisch-kritische Exegese hat einen grundlegenden Fehler: Sie kann uns nur Wissen geben, aber keinen Glauben.

Nee, mein Lieber,

da liegst Du völlig daneben. Du kannst doch nicht im Ernst der "historisch-kritischen Exegese"
als grundlegenden Fehler anlasten, dass sie als streng-wissenschaftliche Diziplin "keinen Glau-
ben zu geben vermag." :o

Dafür ist sie schlicht nicht zuständig. Wenn Du das von ihr einforderst, verlangst Du gleichzeitig,
sie solle nicht genehme Wahrheiten verschweigen und möglichst weit in den hintersten dunklen
Keller verbannen. Nee, soooo geht es nun wirklich nicht.

Immer wieder begegne ich hier im Forum unterschwellig der Auffassung, man müsse es um des
Glaubens willen
mit der WAHRHEIT nicht immer so genau nehmen (weggucken, bloß nicht zur
Kenntnis nehmen, ausblenden, nicht so genau hinhören, besser die Ohren auf Durchzug stellen).

Was ist das für ein merkwürdig-schwacher GLAUBE, der historische Wahrheiten scheut wie der
Teufel das Weihwasser? Fakt ist allerdings auch, dass viele Menschen doch irgendwann mal den
Durchblick gewinnen
und sich endgültig vom Glauben verabschieden (als sog. Abtrünnige :devil: :devil: :devil:
diffamiert ). Wie ist so etwas möglich? Jetzt komme mir bloß nicht mit der mythologisch-christlichen Gestalt des Satan. :devil: :devil: :devil:

closs
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#12 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von closs » Fr 7. Nov 2014, 00:30

Münek hat geschrieben: Du kannst doch nicht im Ernst der "historisch-kritischen Exegese" als grundlegenden Fehler anlasten, dass sie als streng-wissenschaftliche Diziplin "keinen Glauben zu geben vermag."
Ihr habt beide recht: Historisch-kritische Exegese hat nichts mit geistigen Dingen zu tun - da ist Bastler zuzustimmen. - Dies kann man der historisch-kritischen Exegese nicht anlasten - da ist Dir zuzustimmen.

Der Grund: Das eine hat mit dem anderen substatiell nichts zu tun.

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sven23
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#13 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von sven23 » Fr 7. Nov 2014, 07:00

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Du kannst doch nicht im Ernst der "historisch-kritischen Exegese" als grundlegenden Fehler anlasten, dass sie als streng-wissenschaftliche Diziplin "keinen Glauben zu geben vermag."
Ihr habt beide recht: Historisch-kritische Exegese hat nichts mit geistigen Dingen zu tun - da ist Bastler zuzustimmen. - Dies kann man der historisch-kritischen Exegese nicht anlasten - da ist Dir zuzustimmen.

Der Grund: Das eine hat mit dem anderen substatiell nichts zu tun.

Ich würde es eher umgegehrt sehen: Glaubst du noch, oder denkst du schon?
Die historisch kritische Betrachtung der Bibel ist eine Notwendigkeit, um etwas mehr Licht in dunkle Mythen bringen zu können. Wieveil ist Wahrheit, wieviel ist Mythos oder Dichtung. Allerdings gibt es auch Leute, die das aus ideologischen Gründen gar nicht wissen wollen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#14 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von closs » Fr 7. Nov 2014, 07:26

sven23 hat geschrieben:Die historisch kritische Betrachtung der Bibel ist eine Notwendigkeit
Zumindest ist es sehr interessant herauszufinden, welche Passagen historisch belegbar sind und welche nicht.

sven23 hat geschrieben:um etwas mehr Licht in dunkle Mythen bringen zu können
Das eigentliche Ziel wäre, das Licht der Bibel erkennbar zu machen - deshalb wurde sie geschrieben und zusammengestellt.

sven23 hat geschrieben:. Wieveil ist Wahrheit, wieviel ist Mythos oder Dichtung.
Die Gegenüberstellung von "Wahrheit" und "Mythos" ist typisch neuzeitlich falsch - das ist so, als würde man fragen: "Wieviel ist Köln, wieviel ist BMW" - Kategorienfehler.

Wir sollten wieder lernen, beides, Historie und Mythen, als Transportmittel für geistige Wahrheit oder Unwahrheit zu erkennen. - Darum geht es eigentlich.

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sven23
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#15 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von sven23 » Fr 7. Nov 2014, 08:08

closs hat geschrieben:Zumindest ist es sehr interessant herauszufinden, welche Passagen historisch belegbar sind und welche nicht..

Oder welche widerlegt sind, oder im nachhinein so verändert wurden, daß der Eindruck einer erfüllten Prophezeiung entsteht.


closs hat geschrieben: Das eigentliche Ziel wäre, das Licht der Bibel erkennbar zu machen - deshalb wurde sie geschrieben und zusammengestellt..

Für das Licht hätten auch ein paar Seiten genügt. Der Rest ist Schatten.

closs hat geschrieben: Die Gegenüberstellung von "Wahrheit" und "Mythos" ist typisch neuzeitlich falsch - das ist so, als würde man fragen: "Wieviel ist Köln, wieviel ist BMW" - Kategorienfehler.

Überhaupt kein Kategorienfehler. Es ist doch gerade das Anliegen der historisch-kritischen Betrachtung zu unterscheiden zwischen dem, was historisch passiert ist, und dem was mythologisch dazu gedichtet worden ist.
Wenn man mit Mythen irgendwelche Botschaften vermitteln will, ist das doch auch in Ordnung, aber man sollte nicht so tun, als seien sie mit historischen Gegebenheiten deckungsgleich. Da muß man halt doch unterscheiden, was Wahrheit und Mythos ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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ThomasM
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#16 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von ThomasM » Fr 7. Nov 2014, 09:06

sven23 hat geschrieben: Ich würde es eher umgegehrt sehen: Glaubst du noch, oder denkst du schon?
Wie wäre es mit: Oder glaubst du schon, du würdest denken?

Too stupid to understand science? Try Religion.
Too stupid to understand Religion? Try Atheism.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#17 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von closs » Fr 7. Nov 2014, 09:21

sven23 hat geschrieben:. Es ist doch gerade das Anliegen der historisch-kritischen Betrachtung zu unterscheiden zwischen dem, was historisch passiert ist, und dem was mythologisch dazu gedichtet worden ist.
Nicht "dazu" - mythologische/geistige/gleichnishafte/etc. Ausführungen werden nicht zur Historie "dazu" gedichtet, sondern haben einen eigenen Charakter.

Richtig ist allenfalls, dass es Schreiber gab, die geistige Aussagen historisch verkleidet haben. Aus meiner Sicht ist dies kontra-produktiv, jedoch verständlich, wenn man bedenkt, dass man wohl zu allen Zeiten in Historischem oder historisch Erscheinendem mehr Wahrheit gewähnt hat als in Sinnbildern - es scheint wohl immer so gewesen zu sein, dass der Mensch "Wahrheit" am liebsten handfest in Gestalt von Historie goutiert hat. - Insofern ist historische Gestalt eine besonders akzeptierte Form der Chiffre. - Aus meiner Sicht ist das schwach - aber der Mensch scheint in der Masse wohl so zu sein.

Hältst Du das Buch Hiob für ein historisch gemeintes Buch?

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sven23
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#18 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von sven23 » Fr 7. Nov 2014, 09:35

closs hat geschrieben:Hältst Du das Buch Hiob für ein historisch gemeintes Buch?

Auf keinen Fall, es ist geradezu ein Paradebeispiel für eine mythologische Erzählung. Allerdings ist die Botschaft, die hier transportiert werden soll, mal wieder symptomatisch für die Bibel insgesamt: Glaube und gehorche, was immer geschieht. Stelle keine kritischen Fragen, zweifle nicht, sondern glaube und gehorche, dann wirst du belohnt werden, sogar noch im Dasein.
Zum Inhalt: Daß Gott hier zum Anstifter und Mittäter für Mord wird, ist ein mythologischer Totalschaden, der den Bibelschreibern wohl nicht so richtig bewußt war.
Psychologisch ist es hochinteressant, daß Gläubige selbst heute noch fieberhaft nach Gründen suchen, wie man dieser Geschichte noch irgendwas Positives abgewinnen kann.
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JackSparrow
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#19 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von JackSparrow » Fr 7. Nov 2014, 09:42

Die Grundlage für Hiob war ein Theaterstück aus Mesopotamien, man davon diverse Tontafeln gefunden. Die Israeliten mussten bloß noch schöne Prosa draus machen.

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sven23
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#20 Re: Weißt Du noch? Oder glaubst Du schon?

Beitrag von sven23 » Fr 7. Nov 2014, 09:51

JackSparrow hat geschrieben:Die Grundlage für Hiob war ein Theaterstück aus Mesopotamien, man davon diverse Tontafeln gefunden. Die Israeliten mussten bloß noch schöne Prosa draus machen.

Das ist interessant. Wie so oft griffen die Bibelschreiber auf alte Mythen zurück, deren copyright bei anderen lag.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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