Andy hat geschrieben:Naqual hat geschrieben:Ein Widerspruch taucht auf durch den Umstand „zerschlagen“. Jesus war durchbohrt, aber nicht zerschlagen, nicht einmal seine Beine wurden mit ein Schlag zerschlagen.
Jesus ist nicht durch die Nägel gestorben sondern durch ein zerschlagenes Herz.
Psalm 51,17 hat geschrieben:Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.
Jesus ist nicht an einem zerbrochenen Herzen gestorben, rein biologisch schon nicht. Zudem steht in Jesaja 53 nichts von "Herzen". Sondern wirklich zerschlagen.
Naqual hat geschrieben:Was umfasst das „Volk“? Jesus ist für alle gestorben, oder nur für sein Volk Israel?
Wir alle gehören zum Volk Israel. Siehe Weinstock, Reben und die Aufgepfropften.
Jesaja wusste genau von diesem Sachverhalt nichts, der nur bei einem 800 Jahre später lebenden Paulus später erwähnt wird, also kann er es auch nicht so gemeint haben. Oder er schrieb Dinge, die er selbst nicht verstand.
Aus dem gesamten Kontext ist jedoch ersichtlich, dass das Volk Israel gemeint ist und nicht eine Weltweite Gemeinschaft von Gottgläubigen.
Naqual hat geschrieben:In sich widersprüchlich. Grab bei Gottlosen und Gruft bei Reichem.
Wo widersprüchlich? Hing er nicht am Kreuz neben Verbrechern und hat er nicht ein Grab in einer Gruft bekommen welches sich nur reiche Menschen leisten konnten? Im Grundtext steht übrigens als Grab hebr. "scheol". Die Bedeutung ist hier nicht ausschließlich das Grab als Gegenstand bzw. Ort sondern kann auch den Zustand beschreiben wenn Dich der Begriff Grab stört.
Im Grundtext steht nicht "scheol", sondern "qeber" und das war im Sprachgebrauch schlicht ein ganz materielles Grab bzw. Bestattungsstätte. Golgatha war der Hinrichtungsort, nicht das Grab. Hier zum Harmonisieren deswegen auf den Hinrichtungsort gedanklich zu springen, obwohl Grab da steht, halte ich für wenig zweckmäßig.
Naqual hat geschrieben:Es fehlt, warum es dem Herrn gefiel. Der konkrete Zweck der „Zerschlagung“.
Es steht sehr wohl da. Nur leider interessiert niemanden mehr die Stiftshütte unter dessen Licht dieser Vers hergibt was Du nicht siehst.
Der Knecht bei Jesaja wird "um unserer Sünde willen zerschlagen". Da steht nichts von Stifthütte, da steht nichts von stellvertretener Strafübernahme, noch etwas von einem Hingerichteten. All dies wird später durch Christen in den Text hineingelegt.
Es ging mir um die Frage, ob der Text eindeutig auf Jesus beziehbar ist ohne (siehe ursprüngliche Fragestellung von Pluto) dass andere Interpretationsmöglichkeiten vorliegen. Diese gibt es aber zu Hauf. Das ist das Problem. Alleine, dass man assoziativ auf diverse andere Bibeltexte zurückgreifen muss, die sich gar nicht auf Jesaja 53 beziehen, zeigt dies deutlich.
Jes 53 5-6 hat geschrieben:Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Nachkommen[6] sehen und seine Tage verlängern; und das Vorhaben des Herrn wird in seiner Hand gelingen.
Naqual hat geschrieben:Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit (hier taucht das Wort Krankheit im Hebräischen eindeutig auf). Er war so verachtet, dass man das Gesicht vor ihm verbarg. - Das trifft bei Jesus schlicht nicht zu.
In meiner Übersetzung steht nichts von Krankheit. Poste mal was Du zu Krankheit im Hebräischen gefunden hast.
In der Lutherübersetzung wird mit Krankheit übersetzt, auch die "Hoffnung für alle", Schlachter 2000,
Und alle, die diese Übersetzungen verwenden, sehen hier keinen Widerspruch zur Situation Jesu und zur Situation in Jesaja 53. Schlicht, weil es nur gläubig abgelesen wird ohne jede Prüfung.
Das Hebräische Wort ist allerdings vielseitiger, weil es alles mögliche heißen kann: Trauer, Leid, Angespanntsein, etc.
Genau damit wird aber bereits der hebräische Text zu ungenau für eine Prüfung, also eine detailgenaue Prophezeiung liegt hier überhaupt nicht vor. Es gibt einfach zu viele möglichen Sachverhalte wo jemand entweder in Trauer ist, oder Leid erfährt, oder krank ist, oder angespannt ist, usw. Tatsächlich gibt es keinen einzigen Menschen der dies noch nicht in seinem Leben erfahren hätte. Und dieser Sachverhalt soll jetzt eindeutig sich auf Jesus beziehen? (Selbst wenn in Verbindung mit anderen "Ungenauigkeiten" bei Jesaja 53)
Ist Dir eigentlich schon aufgefallen, dass der Text in der Vergangenheitsform geschrieben steht? Also 800 vor Christus schrieb man den beschriebenen Sachverhalt schon in der Vergangenheitsform. Soll es sich hier überhaupt um eine Prophezeiung handeln? In Jesaja stehen ja nicht nur Prophezeiungen bekanntlich. Der Satz "und durch seine Wunden SIND wir geheilt" steht dann wieder in der Gegenwart. Also in der Gegenwart des Jesaja gegenüber seinen jüdischen Zeitgenossen. Jesaja nimmt hier Bezug auf die historische Situation seiner Zeit und die damals jüngste Vergangenheit, die den Leuten noch deutlich vor Augen ist.
Und dies wiederum spricht für die Deutung Plutos (die auch die jüdische ist): der Knecht steht für das Volk Israel.
Zudem verwendet Jesaja selbst den Begriff "Knecht" an vielen anderen Stellen für das Volk Israel, ohne dass Jesus hier gemeint sein könnte. Das kann man nicht einfach ignorieren und dem Autor mal diesen und jenen Sprachgebrauch unterstellen.
Zumindest eins kann man unwiderlegbar sagen: die "Prophezeiung" (?) bei Jesaja 53 ist alles andere als eindeutig und nicht nur auf Jesus beziehbar. Und genau das war die ursprüngliche Aussage, gegen die ich argumentiere. Damit ist aber auch die Beweiskraft schlicht weg.
Oder etwas salopper ausgedrückt: Jesaja 53 auf Jesus zu beziehen ist genauso wenig eindeutig wie Nostradamus-Interpretationen im 20. und 21. Jahrhundert auf Ereignisse der jüngsten Geschichte. Machen kann man viel, vor allem mit Assoziationen und Gedankenspielen.