Munro hat geschrieben:Da gehe ich mit dir zu 100 Prozent konform.
Für mich als katholisches Kind war das immer ein TRAUERTAG!
Und ich fragte mich, wie man so pervers sein kann, diesen Tag einen FEIERTAG zu nennen.
Na, ja. Die Tage haben sie sich zurecht gerückt, weil es sonst mit Ostern nicht mehr gepasst hätte, was sie ja vereinnahmen wollten.
Man kann die Auferstehung auch heidnisch interpretieren als die (Wieder-)Geburt des Gottes durch die Mutter Erde.
Ein Feiertag ist es, weil man nicht arbeiten muss, außer in gewissen Berufen.
Wieso bist du denn traurig? Ohne die Kreuzigung wäre jetzt jeder für seine Sünden selbst verantwortlich. Das kann man erwachsenen, mündigen Bürgern nicht zumuten
Mein Sohn fühlt übrigens mit dir. Gestern morgen im verhältnismäßig leeren Bus:
Ich starre mit Entsetzen und Faszination zugleich auf die herrliche Schneelandschaft, an der wir vorbeifahren, und frage mich bang, ob ich es noch rechtzeitig zum
wichtigen Meeting schaffen werde, wenn der S-Bahnverkehr evtl. zusammengebrochen ist... Kam ja leider in den letzten Monaten öfter vor...
bei WETTER!
Neben mir motzt mein Sohn, dass er keine Lust auf Kindergarten habe. Inzwischen ignoriere ich solche Infos, doch da ich ihn bereits aggressiv schnaufen höre - klares Anzeichen eines kurz bevorstehenden Wutanfalls -, beschließe ich einzugreifen, indem ich daran erinnere, dass er ja morgen nicht hin muss. Seine Augen werden groß, kugelrund und leuchtend und ein Lächeln erhellt seine Züge. Das ging ja noch mal gut! Ich lächle ebenfalls und richte den Blick erleichtert wieder aus dem Fenster.
Ein Zupfen an meinem Arm ein paar Sekunden später reißt mich aus meiner eigenen Welt. "Aber Papa! Morgen ist doch Freitag!", wendet mein Sohn erschrocken ein, "Müssen wir Freitag nicht los?"
Ich drehe mich zu ihm. "Doch, normalerweise schon", sage ich, "Aber morgen ist ein Feiertag, da brauchen wir nicht. Da ist Karfreitag."
Mit Nennung dieses Feiertages ist seine Neugierde endgültig geweckt und ich denke im Nachhinein, dass der Zeitpunkt für die Erklärung einfach ungünstig war.
Natürlich bohrt der Junge weiter nach und ich beginne mich unwohl zu fühlen. Es kostete mich vor ein paar Monaten große Überwindung, meinem Sohn sachlich die christliche Bedeutung von Weihnachten nahe zu bringen. "An dem Tag ist Jesus gestorben...", antworte ich also und aufgrund seiner gerunzelte Stirn sehe ich mich gezwungen, hinzuzufügen, "Weißt du noch? Der Jesus, der Weihnachten geboren ist, den wir auf dem Weihnachtsmarkt im Stall bei den Tieren gesehen haben... Das Baby!"
Seine Stirn glättet sich. Er weiß, wen ich meine. Doch zum Aufatmen ist es zu früh! Dieses Mal verzieht er das GANZE Gesicht, schlägt mir klatschend auf meinen Daunenjackenärmel und schmeißt sich in seinem Sitz schwungvoll zurück, dass auch meiner durch den Aufprall unangenehm vibriert. "DAS IST BLÖD!", verleiht er seinem Zorn über Jesu' Tod schreiend Ausdruck und fängt an zu schluchzen.
Na, toll!
Die wenigen Leute im Bus starren uns an wie zwei Marsmenschen - als hätten sie noch nie ein Kind weinen sehen - und auf ihren Gesichtern glaube ich zu erkennen, dass sie neugierig auf meine Reaktion warten. Vllt kommt ein so junger Vater mit dem Ausraster des Kindes gar nicht zurecht?
Aber ich komme mit ihnen zurecht. Bin ja geübt und sie werden glücklicherweise schon weniger.
Sachte berühre ich ihn ebenfalls am Ärmel seiner Daunenjacke und nenne bestimmt seinen Namen, fordere ihn auf, mich anzusehen. Ein "Stopp' mal kurz, ich muss dir dazu noch was Wichtiges sagen" schiebe ich hinterher und nach ein paar Versuchen habe ich endlich seine Aufmerksamkeit. Braun-grüne Augen schwimmen in Tränen. Ihre Spuren lassen sich über seine porenlosen Wangen und die Jacke verfolgen. "Jesus war nur zwei Tage tot!", spiele ich meinen Trumpf aus, "Er wurde an Ostern wieder lebendig... Außerdem ist das nur eine Geschichte."
(I'm 35 % done with this day!)
Somit war er erst mal beruhigt. Vor allem, da ihm einfiel, dass er nach Ostern ja endlich wieder seine Freundin besuchen darf. Die Mutter hat bis dahin einen vollen Dienstplan, so dass die beiden sich momentan nur im Kindergarten sehen.
Die restliche Busfahrt und das Abliefern im Kindergarten verliefen unspektakulär. Ich kam 5 Minuten vor Beginn des Meetings an meinem Schreibtisch an und schaffte es sogar noch, ein Glas Karottensaft runterzustürzen. Frühstücken musste ich danach
![Ausruf :!:](./images/smilies/icon_exclaim.gif)
JA, MEINE BAHN IST AUSGEFALLEN!
![Verärgert :x](./images/smilies/icon_mad.gif)