Religion vs. Glauben

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#11 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von closs » Sa 5. Apr 2014, 21:29

Münek hat geschrieben:Kirchlicherseits gewollte "Vorprägung"! Das heißt für mich schlicht frühkindliche Indoktrination ... (lat. doctrina = Belehrung)
Stimmt - mit allen Vor- und Hinter-Teilen. - Was wäre die Alternative? Meinst Du, dass der säkulare Mensch heute besser "belehrt" wird?

Pluto
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#12 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von Pluto » Sa 5. Apr 2014, 21:53

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Kirchlicherseits gewollte "Vorprägung"! Das heißt für mich schlicht frühkindliche Indoktrination ... (lat. doctrina = Belehrung)
Stimmt - mit allen Vor- und Hinter-Teilen. - Was wäre die Alternative? Meinst Du, dass der säkulare Mensch heute besser "belehrt" wird?
Belehrung (Indoktrination) ist IMO der falsche Weg. :!:

Einem Kind soll möglichst neutral Wissen vermittelt werden. In manchen Bereichen ist das nicht möglich (Bsp. Grammatik) aber in der Religion wäre das schon machbar.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Samantha

#13 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von Samantha » Sa 5. Apr 2014, 22:12

Abischai hat geschrieben: Und dieses "Für-wahr-halten" erfolgt bei vielen nur daraum, weil sie zu faul sich Gedanken zu machen sind oder die Stellungnahme scheuen, warum es nicht wahr sein sollte. Es ist ein bequemes Schwimmen im Strom mit geringstmöglicher Selbstverpflichtung gegenüber Gott und Menschen.
So bequem ist das gar nicht, zumindest nicht bei mir. Ist man etwa verantwortungslos, wenn man nicht alles glaubt? Falls es einen Gott gibt, ist man ihm gegenüber vielleicht verpflichtet bis zu einem gewissen Grad, egal ob man will oder nicht. Und die Menschen sind nicht meine Götter - sie machen Fehler und oft muss man sich vor ihnen schützen.

Gerade Atheisten und Gläubige sind beide in ihrem Extremismus zu träge, um andere Gedanken zuzulassen.

closs
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#14 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von closs » Sa 5. Apr 2014, 22:53

Pluto hat geschrieben:Belehrung (Indoktrination) ist IMO der falsche Weg.
Man kann "Indoktrination" auch ganz anders benennen - Aristoteles nennt es "mimesis".

Da fängt es aber schon wieder an, philosophisch zu werden: Denn damit ist NICHT die "imitatio" gemeint - also das blinde Nachahmen - , sondern die Übertragung dessen, was Platon "ewige Realität/Entität/Universalien") nennt - und der spirituell ausgerichtete Mensch "Geist" nennt - auf die eigene Existenz (= Teilhabe am Ganzen, also con-sciencia). - Das setzt allerdings eine spirituelle Ausrichtung voraus, weil es sonst ja nichts zu übertragen gibt.

Pluto hat geschrieben:Einem Kind soll möglichst neutral Wissen vermittelt werden.
Wo ist das jemals geschehen? - Unsere säkulare Gesellschaft ist nicht weniger indoktrinär als die die Kirchen im Mittelalter.

Abischai
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#15 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von Abischai » Sa 5. Apr 2014, 23:22

Das mit der Vorprägung und der "Wiege" sehe ich auch so. Diese Prägung ist nun mal da, und auch bei mir war die eigentlich sehr angenehm (aus damaliger Sicht). Ich habe mich in dem kirchlichen System "gefunden" und behauptet und meine ersten apologetischen Gefechte gewonnen (und einige verloren). Aber ich lehne das heute völlig ab, denn solche Erstkontakte mit irgendwelchen "christlichen" Inhalten sind nicht nötig, im Gegenteil, sie blockieren die Wahrheit. Sie sind besser als gar nichts, aber gut sind sie nicht.

Samantha hat geschrieben:...Gerade Atheisten und Gläubige sind beide in ihrem Extremismus zu träge, um andere Gedanken zuzulassen.
Das sehe ich anders. Ich zumindest lasse gerne auch andere Gedanken zu, jedoch bringt die Erfahrung mit sich, daß man das Fahrrad nicht erneut erfinden muß.
Wenn ich von der Toxizität mancher Dinge fest überzeugt bin, muß ich sie nicht erneut zulassen und ausprobieren.
So ist es auch mit vielen "anderen Gedanken". Es ist keine Trägheit/Faulheit, sondern es ist wohlüberlegter Widerstand, zumindest bei mir.

Und wir haben auch nicht unbegrenzt Freiraum, alles erst mal auszutesten, dazu ist das Leben zu kurz. Wir alle haben einen Drall, eine Bahngeschwindigkeit mit verschiedenen Vektoren. Und wir trimmen uns untereinander durch Ratschläge und Vorbilder. Komplett umkehren läßt sich niemand so leicht, wäre ja auch ein Zeichen völliger Instabilität.
(So verstehe ich das mit dem Zulassen anderer Gedanken auch.)
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Samantha

#16 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von Samantha » So 6. Apr 2014, 03:56

Abischai hat geschrieben:Und wir trimmen uns untereinander durch Ratschläge und Vorbilder. Komplett umkehren läßt sich niemand so leicht, wäre ja auch ein Zeichen völliger Instabilität.
(So verstehe ich das mit dem Zulassen anderer Gedanken auch.)
Also ich habe meine eigenen Gedanken, bin nicht labil oder instabil im Sinne von manipulierbar. Ich lasse auch mal scheinbar unmögliche Vorstellungen zu, ohne mich verunsichern zu lassen.

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Münek
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#17 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von Münek » So 6. Apr 2014, 06:23

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Kirchlicherseits gewollte "Vorprägung"! Das heißt für mich schlicht frühkindliche Indoktrination ... (lat. doctrina = Belehrung)
Stimmt - mit allen Vor- und Hinter-Teilen. - Was wäre die Alternative? Meinst Du, dass der säkulare Mensch heute besser "belehrt" wird?

Das fragst Du ernsthaft? Was interessiert mich der "säkulare Mensch" von heute?

Es geht um Kinder!

Die Alternative wäre, Kinder mit solchen teils erschreckenden, teils unverständ-
lichen Bibelgeschichten
schlicht nicht zu behelligen! Die Kirche soll die Kinder ge-
fälligst in Ruhe lassen!

Ich nenne mal einige Schlagworte:

Erbsünde, Sintflut, Gott sieht alles, Himmel, Engel, Hölle, Sühnetod Christi, Dämo-
nen und Teufel, ewiges Leben, ewige Verdammnis, Gehorsam, Demut, Essen des Lei-
bes und Trinken des Blutes Christi im sonntäglichen Gottesdienst, Erlösung, ewige Höl-
lenqualen im Feuersee...

Wenn Kinder Erwachsene werden, können sie selbst entscheiden, ob sie so etwas wie
den christlichen Glauben annehmen wollen oder sich abwenden. Sie sind dann nicht mehr
hilf- und kritiklos den Manipulationen von Kirchenvertretern ausgesetzt.


Frühkindliche Indoktrinationen jeglicher Art sind immer schlecht und in keinem denkba-
ren Fall zu akzeptieren! :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown:

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kamille
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#18 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von kamille » So 6. Apr 2014, 09:18

Münek hat geschrieben:
kamille hat geschrieben:Diese Vorprägung wird nicht zu löschen sein, davon bin ich fest überzeugt.

Hallo kamille,

ja leider; das ist ja gerade das Schlimme...

Kirchlicherseits gewollte "Vorprägung"! Das heißt für mich schlicht frühkindliche
Indoktrination
! Was gibst denn da zu "jubeln"?! :shock:
Hallo münek.
Nein, darüber juble ich nicht, aber die Vorprägung ist meistens doch nicht so gravierend wie du meinst. Es bleibt ja nicht alles hängen was man hört, denn als Kind kann man noch nicht so konzentriert zuhören wie als Erwachsener, obwohl ich zugeben kann, das viele Kinder auch in Angst versetzt werden können.
Aber ein einfühlsamer Religionslehrer wird über die Hölle so sprechen, das auch ein Kind das richtig verstehen und einordnen kann, besonders heutzutage, denn früher war das Lehrpersonal (auch allgemein ) nicht so einfühlsam.
Meine Veranlagung war/ist, dass ich nur behalte, was mein Geist momentan braucht, was speziell meine Fragen beantwortet inbezug auf Religion/Gott, und da übergehe ich vieles andere, dass für mich dann nur eine Randbedeutung hat.
Ich meine auch, dass es vielen Kindern/Erwachsenen so geht, das ich da kein Sonderfall bin.

So gesehen ist die Vorprägung keine so gefährliche Sache wie du meinst.

Ich war z.B. ein sehr verträumtes Kind, introvertiert, hab alles innerlich mit Gott oder meinem Schutzengel besprochen, was sich leider in späteren Jahren verlor.

Die Vorprägung also ist schon etwas bleibendes, aber man kann es schaffen, dass sie nur noch als Erinnerung in einem haften bleibt, also ohne Macht über mein denken und empfinden und natürlich handeln hat.

Gruß von kamille
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

closs
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#19 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von closs » So 6. Apr 2014, 10:52

Münek hat geschrieben:Es geht um Kinder!
Ja - und ich hatte 4 Schulkinder, die im Religions-Unterricht überhaupt nicht indoktriniert wurden, weil sie ihn durch die Bank ungeheuer langweilig fanden. - Nachdem ich einige geistliche Religionslehrer (kath und ev) gut kenne, haben wir uns oft darüber unterhalten - es liegt wohl daran, dass die Lehrpläne so sind, wie sie sind, UND dass unsere Kirchen tatsächlich Probleme haben, ihre Botschaft substantiell zu vermitteln, weil sie noch zu sehr in irgendwelchen nachhallenden kirchengeschichtlichen Entwicklungen stecken. - Ein drängendes Thema.

Nein - die Kirche ist seit mindestens 2 Generationen viel zu schwach, um Kinder maßgeblich zu indoktrinieren. - Die Kinder-Indoktrination kommt heute aus den Medien - und diese Einflüsse sind ganz sicher nicht kirchen-freundlich.

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Demian
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#20 Re: Religion vs. Glauben

Beitrag von Demian » Do 10. Apr 2014, 07:25

Magdalena61 hat geschrieben:Auf dieser Webseite, da oben.... steht "4religion.de". Für viele Christen ist das ein Grund, die Nase zu rümpfen und zu spekulieren, das hier sei so eine Art Forum zweiter Klasse, ein Pool für alle möglichen spirituellen Aktivitäten, aber letztlich nichts für "wahre Gläubige", da "antichristlich".

CHRISTUS heißt übersetzt so viel wie "der Gesalbte" - und womit war Jesus gesalbt? Mit Energie - und zwar der Agape-Liebe, der selbstlosen, göttlichen Liebesenergie. Ob etwas "christlich" ist, würde ich davon abhängig machen, mit welchem GEIST / BEWUSSTSEIN und mit welcher ENERGIE etwas gesagt und getan wird. Darum würde ich Dir Recht geben: entscheidend ist der Inhalt oder die Substanz von Begriffen und Handlungen. Nur zu oft machen Christen das aber nicht von der geistigen Energie, sondern von der Redeweise und den Meinungen abhängig ( was dann eigentlich ironischer Weise antichristlich ist - im Sinne von "nicht im richtigen GEIST und von der richtigen ENERGIE "gesalbt" ) ;)

Die passende Antwort auf das Thema gibt Goethe mit dem FAUST:

„Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsglut.“


Da Begriffe nur der Orientierung dienen, nicht aber identisch mit der Substanz sind, mag ich "Religion" und "Glaube" nur ungern gegeneinander setzen, auch wenn ich den Antrieb Bonhoeffers verstehen kann, ein "religionsloses Christentum" zu begründen, um somit die direkte und unmittelbare Botschaft Jesu ins Zentrum zu rücken (und somit die üblichen theologischen Begriffs-Spielereien zu umgehen und die ENERGIE der Botschaft zu vermitteln) - wenn man daraus aber wieder Begriffspinnereien macht, dann ist dieser Ansatz verfehlt. :)

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